49 - Naiv und brav

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"Baker? Baker!" hörte ich plötzlich und schreckte vom Tisch hoch, auf dem bis gerade eben mein Kopf lag.

Meine Geschichtslehrerin sah mich wütend an und ich konnte es ja auch verstehen. Ich würde niemals freiwillig im Unterricht schlafen, es ist einfach so passiert.
Schließlich bin ich erst kurz nach 4 Uhr Zuhause gewesen.

"Ihre Arbeit?" fragte sie wartend und ich drückte ihr meinen Aufsatz über die Balfour Deklaration in die Hand, bei der Destiny mir gestern noch geholfen hatte.

Ich bin Mrs.Edwards und vielen anderen Lehrern unglaublich dankbar, dass ich Aufsätze und Hausaufgaben bei ihnen abgeben durfte, um an mündliche Noten zu kommen.

Und meine Noten werden es mir danken.

"Okay, ihr könnt gehen. Aber denkt dran, dass wir nächste Woche einen wichtigen Test schreiben. Bitte lernt dafür, es macht viel von eurer Note aus. Verstanden?" beendete sie die Stunde und es ging Gemurmel durch die Reihen.

"Wieso hast du mich nicht geweckt?" fragte ich Nash, als wir das Klassenzimmer verlassen hatten. Ich schlug ihm leicht gegen den Arm, woraufhin er mich sanft schubste.

"Hab ich versucht, aber dass du nicht geschnarcht hast, war Alles. Du hast geschlafen wie ein Stein. Wo hast du dich heute Nacht rumgetrieben?" fragte er lachend.

"Woher weißt du davon?"

"Das war eigentlich nur ein Scherz, aber da ich nun weiß, dass du wirklich unterwegs warst, will ich wissen wo. Vorallem wenn man mit bedenkt, dass Shawn heute nicht in der Schule ist." er zwinkterte mir zu und ich sah ihn vorwurfsvoll an.

Wenn er nur wüsste.

"Ohoh, ich glaube da müssen wir hin!" sagte Nash besorgt, noch bevor ich auf seine Frage hätte antworten können.

Er zog mich durch den Gang, bis wir bei einer Versammlung von Menschen ankamen, die sich um keine Geringeren als Nick und Camila versammelt hatten.

"..deshalb jagst du mir Shawn auf den Hals?" schrie Nick und ging bedrohlich einen Schritt auf die verängstigte Camila zu. Nash stellte sich sofort vor sie.

"Was bist du für eine Schlampe? Wie viele hast du den noch am Start?" fragte Nick lachend und legte sich über die Lippe.

So ein widerlicher Idiot.

Shawn hatte recht, er hatte sich bei Nick wirklich nicht zurück gehalten aber jetzt wo ich live erlebe, was das für ein Arschloch ist, hatte er es noch mehr verdient, als ohnehin.

Was will er überhaupt hier? Er geht nicht auf diese Schule.

"Das sagst gerade du?" warf Camila ihm vor.

Sie schien bisher sehr ruhig, weil sie nicht der Mensch dafür ist, ihre Konflikte vor so vielen Leuten auszutragen, doch dieser Satz schien ihr den Rest gegeben zu haben.

"Wow, wie schlimm. Du dachtest wirklich ich empfinde etwas für dich? Du bist vielleicht ganz nett anzusehen, aber nicht wirklich mein Typ. Du bist viel zu naiv und brav. Aber wisst ihr was? Eure kleine brave Schulsprecherin hat sich von mir ficken lassen! Habt ihr das alle gehört? Camila Cabello ist eine Schlampe!" rief er nun laut durch die Masse, die sich versammelt hat.

"Hast du noch nicht genug Schläge bekommen, du abgefuckter Hohlaffe?" fragte Mahogany stinksauer, ging auf ihn zu und knallte ihm eine in sein Gesicht.

Und ich bin mir absolut sicher, sie hätte genau da weiter gemacht, wenn Camila nicht davon gerannt wäre.

Ich folgte den Beiden zu den Toiletten und schloss Cami in die Arme. Sie weinte bitterlich in meine Schulter und das war schwer zu ertragen.

"Er ist ein Arschloch." zischte Lox und strich Cami über den Rücken.

"Jeder an der Schule weiß, dass er lügt. Du bist keine Schlampe." flüsterte ich und versuchte dabei irgendwie beruhigend zu wirken. Denn wenn mir Jemand sowas vor Allen an den Kopf geworfen hätte, könnte mich nichts beruhigen.

"Ja aber.." begann sie und löste sich von mir. Sie sah uns abwechselnd ins Gesicht und drehte sich dann weg.

"Fuck, Fuck, Fuck!" schrie sie und rutschte an der Wand hinunter. Wir hielten sie schnell und nahmen sie wieder in den Arm.

"Was ist los Camila? Du bist seit Tagen so komisch drauf. Ist noch etwas zwischen euch vorgefallen?" fragte Lox vorsichtig. Also war es nicht nur mir aufgefallen, zum Glück.

"Ich sollte vor über einer Woche meine Tage bekommen." hauchte sie schließlich und es wurde mucksmäuschenstill.

Lox und ich tauschten einen hilfesuchenden Blick aus, doch was zu tun war, wusste trotzdem niemand.

"Könnt ihr wenigstens irgendwas sagen? Wie konnte ich so verdammt dumm sein? Ich hab doch aufgepasst. Es ist überhaupt nicht möglich aber.. scheiße, was soll ich denn jetzt machen?" fluchte sie und weinte schließlich weiter.

"Ganz klar. Wir brauchen einen Test."

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"Camila, komm da raus!" rief Lox und hämmerte gegen die Tür ihres Badezimmers.

Gleich nach der Schule sind wir zusammen in die Innenstadt gelaufen, zur nächsten Apotheke. Zum Glück hatte Mahogany kaum Hemmungen, weshalb sie den Test für Camila besorgte.

Danach sind wir zu Lox nach Hause und haben Camila ins Badezimmer geschickt. Seitdem ist sie da drin. Das ist schon etwa eine halbe Stunde.

"Was dauert denn so lang?" fragte Lox.

"Ich kann nicht." nörgelte Cami.

"Was? Du musst einfach nur auf den verfluchten Streifen pinkeln." erklärte Lox und ich verdrehte die Augen. Ich bin mir sicher, das hatte Camila nicht gemeint.

"Ich muss aber nicht." rief Diese zurück.

"Na schön, dann warten wir." Lox ließ sich an der Tür auf den Boden gleiten und zog ihr Handy aus ihrer Tasche.

"Sag Bescheid, wenn's läuft!" rief sie noch durch die Tür.

"Das ist nicht lustig!" hörte ich Camila's gedämpfte Stimme.

Ich setzte mich ebenfalls im Flur auf den Boden und sah auf mein Handy. Eine Nachricht von Shawn.

"Steht unser Date?" Ich begann zu grinsen.

Ich weiß, ziemlich unpassender Moment. Aber zumindest ist es eine gute Nachricht an diesem Tag, dass es Shawn gut zu gehen schien.

Ich bejahte seine Frage und ließ mein Handy fallen, als ich ein "Oh mein Gott." aus dem Badezimmer hörte. Wir sprangen auf und hämmerten erneut gegen die Tür, bis Cami und rein ließ.

"Schwanger." hauchte sie und schwankte plötzlich gefährlich. Sie blinzelte ein paar Mal und Lox und ich stützten sie schnell, bevor sie ihr Gleichgewicht verlieren konnte.

"Los, wir legen dich hin." sprach Mahogany sanft und wir brachten Cami in Lox Zimmer, wo wir sie auf dem Bett ablegten und sie direkt starr an die Wand sah.

Plötzlich klingelte es an der Haustür und wir sahen uns verwirrt an.

"Na endlich. Ich komm gleich wieder." sagte Lox und verließ den Raum. Somit waren wir alleine und ich setzte mich neben Cami auf das Bett.

"Alles wird gut." flüsterte ich und strich ihr über den Kopf.

"Nichts wird gut." schluchzte sie.

"Wir sind für dich da und schaffen das."

Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, was ich da sagte. Vielleicht wäre es besser gar nichts zu sagen. Ich glaube, sie möchte gerade gar nichts hören.

"Ich bin bei dir." murmelte ich und strich ihr weiter über den Kopf.

"Danke." hauchte sie und mir lief ebenfalls eine Träne durchs Gesicht.

Camila hat sowas nicht verdient. Sie ist der liebste und aufrichtigste Mensch den ich kenne. Und gerade ihr passiert sowas? Wieso ist die Welt so ungerecht?

Die Tür öffnete sich und Shawn kam ins Zimmer.

Halt, in welchem Film bin ich denn jetzt gelandet? Unsere Blicke trafen sich kurz, doch dann wendete er sich Camila zu, die sich direkt aufsetzte und die Arme öffnete, als sie ihren besten Freund erblickte.

"Oh Shawn.." schluchzte sie und er nahm seine beste Freundin fest in seine Arme. Er strich ihr beruhigend über den Rücken.

"Ich hab gehört was in der Schule passiert ist. Bitte sei nicht traurig wegen so einem Idioten. Ich dachte er hätte seine Lektion gelernt." sprach Shawn sanft und hielt Camila fest, die nun noch stärker anfing zu weinen, obwohl ich mir eigentlich sicher war, das wäre nicht möglich.

Sein Blick traf wieder auf meinen und er sah mich fragend an. Ich kratzte mich verlegen am Kopf. Camila sollte es ihm selbst sagen, wenn sie es möchte.

"Shawn.. ich.. bitte hass mich nicht." schluchzte sie und löste sich von ihm. Er schüttelte den Kopf und sah ihr fest ins Gesicht.

"Ich bin schwanger von Nick." murmelte sie leise und wendete ihren Blick ab.

Shawn's Gesichtszüge entgleisten und er nahm Camila sofort wieder in seine Arme.

"Ich bin für dich da. Wir kriegen das hin. Ich kümmer mich um euch." flüsterte er und klang dabei unglaublich ehrlich. Wahrscheinlich hatte ich mich gerade ein zweites Mal in ihn verliebt. Ich lächelte leicht.

Ob ich eifersüchtig war? Nein. Ich war mir absolut sicher, dass zwischen ihnen nie etwas laufen würde.

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Oh man, eigentlich sollte das Kapitel länger werden, aber ich muss zum Sport.. yeahi..

Okay, was sagt ihr zu dieser Wendung?

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