1 - Höllenfahrt

Prolog

Ich kann es nicht fassen.
Ich kann einfach nicht begreifen, wie zwei Menschen die behaupten meine Freunde zu sein, mir sowas antun können. 

Das ist alles Mason's Schuld.
Dieser Mistkerl, am Liebsten würde ich rüber gehen und ihm die saftigste Ohrfeige seines Lebens verpassen. 

Und Lauren?
Ich dachte sie wäre meine beste Freundin, doch anscheinend kann man sich ganz schön in Menschen täuschen. 

Von Lauren hätte ich es vielleicht sogar noch erwartet, aber Mason? Dieser Scheißkerl.

Wie konnte ich ihm vertrauen, diesem miesen, kleinen, dreckigen..

Okay, das wird mir echt zu dumm hier.

Wenn sie endlich aufhören würden, mich alle anzustarren.
Die Schule war ein verdammter Höllenort. 

Hatten sie keine eigenen Probleme über die sie nachdenken konnten?
Woher wussten sie es überhaupt schon wieder?

Ich hasse diesen Ort.

"Was glotzt ihr so blöd?", zischte ich eine Gruppe Mädchen an, die sich über mich zu Unterhalten schienen.
Sie wendeten sich verängstigt ab.

Ich verließ die Schule und lief zum nächsten Supermarkt.

Ich musste meine Aggression loswerden und was könnte da besser helfen als Eiscreme? 

Schnell suchte ich die große Kühltruhe und nahm mir irgendein Becher Eis raus.
Hauptsache es ist Eis. 

Und das werde ich jetzt sofort in mich rein stopfen, scheiß auf die Figur.

Die restlichen Meter nach Hause stampfte ich regelrecht.

Ich hatte meine Wut nicht unter Kontrolle und stand kurz davor zu explodieren.

"Was machst du schon Zuhause?", fragte mich meine Mutter, nachdem ich mit einem lauten Türknall das Haus betreten hatte. 

Ich war direkt in die Küche gegangen, um mir einen Löffel zu schnappen.

Dabei ignorierte ich meine Mutter komplett, ich brauche jetzt ganz dringend dieses Eis.

"Wow, was trampelst du so?" fragte nun mein erkälteter Bruder, der genervt in die Küche kam.

"Halts Maul", zischte ich und stopfte mir den ersten Löffel Eis in den Mund, nachdem ich mich auf einem Stuhl niedergelassen hatte.

"Hey!" mahnte meine Mutter.

"Was denn? Soll er mich nicht nerven!" antwortete ich patzig und aß mehr von meinem Eis.

Es kühlte nicht nur meinen Mund, sondern auch meinen Verstand etwas runter.

"Hast du deine Tage oder was geht bei dir?",mein Zwillingsbruder setzte sich neben mich und versuchte mir mein Eis weg zu nehmen, weshalb ich mit meinem Löffel auf ihn einschlug.

"Was ist denn los?",fragte meine Mutter nun komplett überfordert und sie stellte den Teller auf die Ablage, den sie gerade abgetrocknet hatte.

"Geht dich nichts an!"

"Wie redest du mit mir, junges Fräulein?" nun wurde sie wirklich sauer. 

Na super, das konnte ich nun echt nicht auch noch gebrauchen. Was muss sie immer gleich so übertreiben?

Ich verdrehte die Augen.

"Hör auf die Augen zu verdrehen!" sagte sie laut und stemmte die Hände in die Hüfte. 

Ob sie wusste, dass mich das kein bisschen einschüchtert?

Ich strich den Rock meiner Cheerleader Uniform glatt und aß weiter mein Eis, ohne ihr zu antworten.

Es tut so gut.

"Olivia Grace Baker!" zischte meine Mutter. 

Oh gott, nicht der ganze Name, das reicht.

Ich stand auf und stütze meine Hände auf dem Tisch ab.

Meine Mutter und ich lieferten uns einen Starrkampf, bis ich plötzlich ein ungutes Kribbeln in meinem Hals und auf meinen Lippen wahrnahm.

In meinem Mund begann Alles zu brennen und ich begann zu Husten, da ich das Gefühl hatte, es wäre Etwas in meinem Hals.

Meine Augen begannen zu tränen, doch ich konnte nicht aufhören zu husten.

"Livi? Was ist los?" fragte Mum nun, aber ich war nicht in der Lage ihr zu antworten.

"Mum, in dem Eis sind Nüsse drin." rief mein Bruder plötzlich aufgebracht und wieder hustete ich, da ich keine Luft mehr bekam.

Ich sah meine Mum und meinen Bruder an.
Prägte mir ihre Gesichter ein aus Angst sie nie wieder zu sehen.

Mein Kopf begann sich zu drehen, bevor ich auf den Boden fiel und mich eine unendlich tiefe Schwärze umgab.

~~~~~~~Kapitel 1~~~~~~~~~~

Verkrampft hielt ich mich an der Autotür fest.
Seit knapp 3 Stunden um genau zu sein.

Ich schluckte hart als ich die vorbeiziehenden Bäume betrachtete und mir über die Geschwindigkeit des Autos bewusst wurde. 

Mein Körper zitterte und ich hatte das Gefühl mich gleich übergeben zu müssen.

Das Ganze musste ich noch mehr als hundert Kilometer ertragen, bevor wir in Pickering ankommen werden.

Ich atmete schwer und versuchte nicht darauf zu achten, dass dieses Auto viel zu schnell für mich fährt.

Wir hatten Alles in Toledo gelassen, was uns noch übrig blieb und jetzt sitzen Dad und ich hier im Auto auf dem Weg nach Pickering, um dort näher bei seinen Verwandten zu sein.

Mich hat dabei keiner gefragt, doch ehrlich gesagt wundert es mich nicht. Er wusste ich würde nicht antworten.

Eigentlich war es ganz in meinem Interesse von dort weg zu kommen.
Die ganzen Erinnerungen die an unser altes Haus gebunden waren, all die Blicke, die ich in der Schule ertragen musste.

Sie hatten doch Alle keine Ahnung.

Andererseits würde es schwer werden neu anzufangen. 

Zum Glück war ich nicht sonderlich darauf aus Kontakte zu knüpfen, noch war ich in der Lage dazu.

Ich hoffte einfach darauf Keinem aufzufallen und die letzten zwei Jahre der Highschool so schnell wie möglich hinter mich zu bringen und dann..

Ja und dann.. Das ist die große Frage, die mich quälen sollte, denn davon hängt meine Zukunft ab.

Doch mich quälen ganz andere Gedanken und meine Zukunft spielt dabei die wohl kleinste Rolle.

"Hör mal Livi, es wird dir sicher gefallen.
Tante Jane freut sich schon dich wieder zu sehen und wir werden das Alles auf die Reihe bekommen, stimmts?", er lächelte kurz gezwungen in meine Richtung, doch aufgrund der Tatsache, dass er dabei für ein paar Sekunden nicht auf die Straße sah, verkrampfte sich mein Körper noch mehr.

"Die neue Schule soll wirklich sehr gut sein und du wirst sicher Freunde finden.
Ich weiß Dr.Montgomery hat gesagt es wird Zeit brauchen, doch ich bin zuversichtlich.", wieder sah er zu mir anstatt auf die Straße zu sehen.

In meinen Augen stauten sich Tränen. 

Nein, keine Panikattacke, bitte nicht jetzt

Ich begann kurzatmig zu werden und meine zweite zitternde Hand griff panisch nach der Tür um mich festzuhalten.

Ich will nicht fallen, lass mich nicht in das dunkle Loch fallen.

Ich kniff die Augen zusammen und spürte die Nässe auf meinen Wangen.

"Livi!" sagte meine Vater erschrocken und hielt den Wagen am Straßenrand an. 

Schnell öffnete ich die Tür, rannte aus dem Auto und lies mich ein paar Meter weiter in das feuchte Gras fallen.

Nun kniete ich hier, tastete den Boden ab und versuchte mich zu beruhigen.

Atmen, ein.. und wieder aus..

Ich spürte die Hand meines Vaters auf meiner Schulter, doch ich wich zurück.

Er darf mich nicht berühren, Niemand darf mich berühren, während einer Panikattacke, das machte es nur schlimmer.

Er sah mich besorgt und traurig an und ging zwei Schritte zurück, um mir meinen nötigen Freiraum zu lassen.
Es tat mir so leid ihn so zu quälen. Wirklich.
Aber ich kann nichts dagegen tun.

Ich weiß er hat den selben Verlust.
Ich weiß er muss stark bleiben für uns.
Ich weiß dass er mich innerlich dafür hasst ihn im Stich zu lassen.

Aber ich kann nichts dagegen tun.

Als ich mich endlich wieder beruhigt hatte, nahm ich einen Schluck Wasser aus der Flasche die in meinem Fußraum lag und stieg schweren Herzens wieder in das Auto ein. 

Die restliche Fahrt folgte ohne weitere Probleme.
Außer das ständige Gefühl direkt vor der nächsten Panikattacke zu stehen. 

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Das war also das erste Kapitel von "Mute" <3  Ich würde mich sehr über eure Meinung freuen und hoffe ihr seid beim nächsten Kapitel wieder mit dabei <3 

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