~Kapitel 75~

Tag 179

Das Klingeln an der Tür zu Shawn's Apartment riss mich aus einem leichten Schlaf.
Ich war alleine Zuhause, schaute ein paar Serien auf Netflix und wartete darauf, bis er wieder zurück von seinen Terminen war.

Unerträglich wie süchtig ich nach ihm geworden war.

Zuerst war ich skeptisch, ob ich die Tür öffnen sollte, doch da es schließlich noch zwei Mal klingelte , entschied ich mich dafür, stand langsam auf, da mir direkt schwarz vor Augen wurde und schleppte mich unter Schmerzen, samt Sauerstoffgerät zur Tür, um diese zu öffnen.

Unerträglich wie erschöpft ich zur Zeit war.

Ein skurriler Anblick bot sich mir, da ich tatsächlich Camila Cabello vor der Tür stehen hatte.
Überfordert öffnete ich den Mund, brauchte jedoch einen Moment, bis ich Etwas sagen konnte.

"Shawn ist nicht da.. er ist bei einem Termin." sagte ich beschämt und versuchte zu ignorieren, dass sie wunderschön war und ich absolut hässlich in meiner Leggins und den Schläuchen in der Nase.

Ich legte mir die Hand auf den Brustkorb und versuchte entspannt durch zu Atmen, da ich den Sauerstoffmangel in meinem Blut spürte.
Wann war das Alles so anstrengend geworden?

Camila hob ihren Kopf leicht und ich erkannte Tränen über ihr perfektes Gesicht laufen.
Meine Überforderung nahm mit jeder Sekunde zu.

"Äh.." stotterte ich.

"Ich hätte gar nicht herkommen dürfen. Wenn mich Jemand fotografiert hat, dann werden sie mich noch mehr hassen." murmelte sie zwischen einigen Schluchzern und ich war mit einem Mal besorgt.

"Was ist denn los?" wollte ich wissen und klang endlich emphatischer.

"Es tut mir so leid.. so leid, Grace." weinte sie und ich verspürte das Bedürfnis sie auf der Stelle zu umarmen, hielt mich jedoch zurück.

Sie musste mich doch eigentlich hassen.

"Was tut dir.. warte.. willst du erstmal rein kommen?" fragte ich stattdessen und ging einen Schritt zur Seite, sodass sie direkt ins Wohnzimmer zusteuern konnte und sich aufs Sofa fallen ließ.

Schleppend lief ich ihr hinterher und setzte mich ebenfalls, zog die Decke über mich.

"Willst du was trinken?" fragte ich nach, doch sie schüttelte den Kopf, weshalb ich mich stumm neben sie setzte und sie beobachtete.

"Soll ich Shawn anrufen?" fragte ich etwas später, als sie noch immer nichts gesagt hatte.

Immerhin waren sie nach wie vor beste Freunde und wenn sie Etwas bedrückte würde sie vermutlich lieber mit ihm reden wollen, statt mit mir.

"Nein. Ich wollte mit dir reden." antwortete sie und ich zog eine Augenbraue nach oben.

"Mit..mir? Naja.. okay ich bin hier." stotterte ich nervös und wollte mich direkt ohrfeigen.

Endlich sah mir die Brünette ins Gesicht. Wieder begann ich mich zu schämen.

"Da war dieses Interview, beim Radio. Vorhin erst. Und dieser Moderator.. er hat so unglaublich dumme Fragen gestellt.
Sie waren beinahe Alle über Shawn und über dich und über die Zeit vor dir. Ich habe versucht den Fragen aus dem Weg zu gehen aber ich wurde nervös, weil ich nichts Falsches sagen wollte. Sie haben mich so verwirrt und gerade eben hat mir mein Management das Interview vorgespielt.
Es klingt als hätte ich gesagt ich würde Shawn zurückgewinnen wollen, sobald du.." erzählte sie schluchzend, stoppte jedoch.

"Sobald ich tot bin." beendete ich ihren Satz.

Sie sah mich stumm an, nickte und schluchzte erneut auf.
Mitfühlend sah ich sie an, rutschte näher zu ihr und legte einen Arm um ihre Schulter, sodass sie sich bei mir ausheulen konnte.

"Ich glaube dir, dass du es nicht so gesagt hast." versuchte ich sie zu beruhigen.

"Ich würde doch nicht.. So bin ich wirklich nicht. Ja, ich war verletzt als er sich plötzlich für dich interessierte, aber ich habe mich damit abgefunden und begriffen, dass wir nur Freunde sind. Jetzt und für immer." weinte sie.

"Ich weiß doch. Es ist Alles gut, du musst dich nicht schlecht fühlen." sprach ich und strich über ihren Arm.

"Er gehört dir. Er liebt dich über Alles und ich bin so glücklich für euch Beide. Das würde ich Niemals kaputt machen wollen." sagte sie und ich nickte verstehend.

Sie schien wirklich ein viel besserer Mensch zu sein, als ich es vermutet hatte.

"Und jetzt..wenn mich irgendjemand gesehen hat, wie ich das Haus betreten habe, dann werden sie denken ich würde mich schon jetzt an ihn ranmachen. Sie werden mich hassen, sie werden mich in der Luft zerfetzen." sagte sie panisch und sah mir tief in die Augen.
Ich konnte die Angst sehen und ich konnte es irgendwie verstehen.

"Nicht unbedingt." sprach ich langsam, als mir eine Idee in den Sinn kam.

"Was meinst du?" fragte sie mit erstickter Stimme.

"Was ist, wenn wir der Welt zeigen, dass wir Beide gemeinsam einen Mädelsabend gemacht haben? Wir zeigen ihnen, dass zwischen uns keine Konkurrenz herrscht und wir gute Freunde sind?" schlug ich ihr vor und sie sah mich ungläubig an.

"Das würdest du tun?" wollte sie wissen und ich zuckte mit den Schultern, bevor ich entspannt nickte.

"Denkst du das funktioniert?" fragte sie weiter.

"Glaubst du wirklich ich würde dir sowas anbieten, wenn ich das Gefühl hätte, du würdest ihn mir wegnehmen wollen? Nein. Und das wird dann auch Jeder da draußen sehen." erklärte ich und das Lächeln fand seinen Weg zurück in Camila's Gesicht.

"Du bist ein unglaublicher Mensch." sagte sie überrumpelt.

"Ach.. naja.." stotterte ich.

"Nein wirklich. Ich meine das so, wie ich es sage. Du bist perfekt für ihn. Übrigens Glückwunsch zur Hochzeit." sagte sie nun und ich riss die Augen auf.

"Du weißt es?"

"Er ist immernoch mein bester Freund." kicherte sie plötzlich.

"Verrückt, oder?"

"Ziemlich, aber vorallem romantisch." schwärmte sie.

"Weiß es eigentlich Jemand?" wollte Camila wissen und ich sah sie fragend an.

"Das mit der Hochzeit." ergänzte sie und ich schüttelte schnell den Kopf.

"Nein. Es ist auch besser so. Vermutlich würden wir nur von allen Seiten hören, dass es zu früh und zu überstürzt war. Das wollen wir uns eigentlich ersparen.
Außerdem habe ich vermutlich nicht mehr so lange Zeit, ich möchte es einfach genießen. Die wichtigsten Menschen wissen es, das reicht. Es ist unser kleines Geheimnis." lächelte ich und sie erwiederte mein Lächeln.

"Ihr seid so süß." quietschte sie und wir begannen Beide zu lachen.

Wir setzten schließlich unseren Plan in die Tat um, indem wir einen realen Mädchenabend verbrachten, uns besser kennenlernten und meine Eifersucht endlich in die Knie zwängten.
Natürlich verfolgten wir das ganze ein bisschen mit ihren Social Media Accounts, um der Welt da draußen zu zeigen, dass wir Beide uns nicht anfeindeten.

Bis Shawn schließlich heim kam. Er öffnete die Wohnungstür, zog seine Jacke aus und striff uns mit seinem Blick.

Verwirrt musterte er die Szene vor sich.

"Camila? Was machst du denn hier?" fragte er unsicher.

"Naja wir dachten uns.." begann Camila.

"Wir könnten den Dreier in die Tat umsetzen, den wir geplant hatten." beendete ich den Satz.

Shawn hörte auf zu Blinzeln, vermutlich auch zu Atmen und ihm fiel zu allem Überfluss auch noch sein Schlüssel aus der Hand, der klirrend zu Boden ging.

Camila und ich brachen in schallendem Gelächter aus und mir wurde bewusst, sie war eine Freundin und nicht mein Feind.

+++
Könnt ihr Camilas Bedenken verstehen? Und hat Grace richtig reagiert?
Ich wollte euch einfach mal sagen, dass ich euch lieb habe, ihr mir wichtig seid und ich so dankbar bin 💕

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