~Kapitel 6~

~Shawn~

Tag 9

Einige Tage später hatte ich mich ziemlich gut hier eingelebt.

Nachdem ich mich 7 Mal verlaufen hatte, kannte ich die Klinik mittlerweile fast auswendig.

Es war zugegeben etwas lästig immer um punkt 8, 12 und 18 Uhr zum Essen zu erscheinen und dort rumzusitzen, andererseits war meine Alternative alleine irgendwo rumzusitzen auch nicht viel besser.

Wahrscheinlich werde ich auch nach den Wochen in denen ich zur Cafeteria kommen musste, regelmäßig dort hin gehen um nicht alleine zu sein.

Und die Klinik zu verlassen war auch keine sonderlich gute Idee, nachdem die Medien irgendwie rausgefunden hatten, wo ich mich aufhielt.

Denn würde ich auch nur einmal zu den Fans rausgehen, würde es sich rumsprechen und es würden immer mehr hier auftauchen.

Also wurde die Terrasse trotz des Gitters zu meinem Lieblingsort.

Ich verbrachte hier draußen viel Zeit mit Maya und Adam, der Typ, der bei der ersten Gruppentherapie neben mir saß.

Er war ziemlich cool drauf und konnte meine Musik absolut nicht leiden, was zur Abwechslung ziemlich gut ist.

Er war eher der Basketballtyp der Rap und Hiphop hörte.
Wir spielten oft gemeinsam Basketball und jedes Mal zog er mich ab.

Auch Grace war oft bei uns, doch unsere Gespräche begrenzten sich auf das Nötigste.
Ich warf ihr lediglich sehnsüchtige Blicke zu, weil ich mir wünschte sie würde mehr mit mir reden.

Und manchmal da hatte ich das Gefühl sie würde mich genauso ansehen, doch da irrte ich mich mit Sicherheit nur.
Jedes Mal wenn ein Gespräch in unserer Runde ernster oder tiefgründiger wurde, musste sie ganz schnell weg.

Als ich am Abend im Bett lag und wieso auch immer ziemlich erschlagen vom heutigen Tag war, klingelte mein Handy.

Wobei, nennen wir es nicht wirklich mein Handy, sondern das Handy das mir Mum gegeben hat, mit dem ich lediglich telefonieren konnte, um mich nicht selbst mit irgendwelchen Beiträgen im Internet fertig machen zu können.

"Hallo?" fragte ich direkt, als ich den Anruf entgegen nahm.

"Hey Baby." ertönte die Stimme von Camila.

Ein leichtes Lächeln schlich sich in mein Gesicht.

Wir sind uns zugegeben in den letzten Wochen und Monaten ziemlich nah gekommen, um das mal so auszudrücken.

Wir hatten zwar nie wirklich selbst darüber geredet, was das nun zwischen uns war, es war jedoch auch nicht nötig gewesen bisher.

Wobei gerade in diesem Moment wünschte ich, ich wüsste sicher, was das zwischen uns war, denn dann könnte ich mir beantworten, ob ich ein schlechtes Gewissen haben sollte, weil sich meine Gedanken Tag und Nacht nur noch um Grace drehten.

"Hey, schön deine Stimme zu hören." erwiderte ich und stand vom Bett auf, um auf mein Fenster zuzulaufen.

Ich schob die Vorhänge zur Seite und beobachtete wie die Sonne über dem Meer unterging.
Ein wunderschönes Bild.

"Wie geht es dir? Wie sind die Menschen dort so? Kommst du gut klar?" bombadierte sie mich direkt mit Fragen und obwohl es unglaublich süß von ihr war, dass sie sich Gedanken machte, würde ich gerade lieber nicht darüber sprechen.

Ich weiß das klingt komisch, aber hier musste man irgendwie 24/7 darüber sprechen, wie es einem ging und wieso das so ist und was einen beschäftigt.

Da wäre es zur Abwechslung schöner über irgendein Random Thema zu sprechen.

Bei Grace war das leicht, sie mied diese Gespräche nämlich auch so gut wie immer.
Wobei ich mich da gleichzeitig frage, wie sie hier Fortschritte machen möchte, wenn sie nie tiefgründig wird.

Naja, wenn sie schon mit der Einstellung hier ist, sowieso nicht mehr nach Hause zu kommen.

"Bist du noch da?" fragte Camila und riss mich von meinen Gedanken an Grace los.

Gott, was stimmt nur nicht mit mir?

"Ja. Ja, ich bin noch da aber.. es tut mir so leid, aber ist es okay, wenn ich dich morgen Abend anrufe?
Es war heute echt ziemlich anstrengend und ich wollte gerade schlafen gehen." log ich und fuhr mir dabei durch die Haare.

Wieso log ich sie denn jetzt an?
Den einzigen Menschen in dem Business, zu dem ich immer hundert Prozent ehrlich war.

"Oh.. ja natürlich, wie du möchtest. Okay, dann.. schlaf gut, Shawn." sagte sie und ich hörte, dass ich ihr damit ziemlich vor den Kopf gestoßen hatte.

Und das tut mir leid, doch ich konnte es im Moment in Kauf nehmen.

"Bis morgen, Mila." antwortete ich, war mir jedoch nicht sicher, ob sie es überhaupt noch gehört hatte, denn kurz darauf ertönte das Piepen, dass die Leitung nicht mehr vorhanden war.

Ich warf das Handy auf mein Bett und blieb am Fenster stehen, um der Sonne beim Untergehen zuzusehen.

~Grace~

Tag 13

Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt so unglaublich müde war.

Außerdem fühlte ich mich unglaublich ausgetrocknet, obwohl ich heute mit Sicherheit schon über 2 Liter Wasser getrunken hatte.

"Renn doch nicht so schnell!" rief ich Maya hinterher, die auf dem Weg in die Cafeteria war.

Sie war immer ziemlich motiviert, bei Allem was sie tat, weshalb sie grundsätzlich zu schnell lief.

"Wenn wegen dir der ganze Pudding weg ist, dann.."

"Gott ja, dann kaufe ich dir einen riesen Becher!" zischte ich und versuchte mit meiner Freundin Schritt zu halten.

"Na also, da bist du ja." murmelte sie und zog mich an ihrem Arm mit.

Ich könnte tatsächlich auf der Stelle im Stehen einschlafen.
Jedoch auch nur so lange, bis ich heute Abend in meinem Bett liege.

Denn dann ist von der Müdigkeit nichts mehr zu sehen und ich könnte vermutlich Berge versetzen.

"Oh schau! Da sind Shawn und Adam!" freute Maya sich lautstark, als wir die Cafeteria betraten.

Ich sah in die Richtung in die sie mehr als auffällig zeigte und traf genau auf den Blick von Shawn.

Wieso muss er mich verdammt nochmal immer so anstarren, als würde ich von einem anderen Planeten kommen?

"Juhu!" stieß ich ironisch aus und ging mit Maya zur Essensausgabe.

Sie schaufelte sich ihr Tablett ordentlich voll, natürlich auch mit Pudding und ich nahm einfach nur die Nudeln mit Soße.

Wahrscheinlich würde die Soße direkt wieder auf meinem weißen Shirt landen, aber wen interessiert es hier schon?

Maya ging mit schnellen Schritten voraus und ich folgte ihr an den Tisch, an dem die zwei Jungs saßen.

Ich dachte ehrlich gesagt, das würde anders laufen und die Mädchen würden sich regelrecht darum prügeln, um bei ihm zu sitzen, doch sie saßen da ganz allein und unterhielten sich.

"Hey Leute!" begann Maya aufgeregt ein Gespräch und unterhielt sich sofort mit Adam über ein Basketball Spiel.
Ja, sie ist ein ziemlicher Fan.

"Hey." sagte Shawn und sah mir in die Augen.

"Hi." antwortete ich schlicht, während ich mich auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder lies.

"Und, wie war dein Tag so?" fragte er und schien ein Gespräch aufbauen zu wollen.

Er ist viel netter als ich es anfangs vermutet hatte, trotzdem hatte ich Angst mich mit ihm anzufreunden.

Alle Freundschaften würden früher oder später wieder zerbrechen, wenn ich die Einzige bin, die wohl für immer hier fest sitzt.

Und bei einem Star wie ihm war die Wahrscheinlichkeit, dass er mich direkt nach seiner ersten Show vergessen hatte, noch viel höher.

"Naja es war wie immer.. anstrengend und.." plötzlich wurde ich von meiner Freundin unterbrochen, die sich halbwegs über meinen Teller lehnte, um mit Shawn zu sprechen.

"Alex ist heute nicht wirklich nett zu ihr." merkte sie an und ich sah sie geschockt mit offenem Mund an.

"Maya!" ermahnte ich sie.
Sie sah mich verwirrt an.

"Alex?" harkte Shawn nach.
Na große Klasse.

+++
Also was meint ihr, wer ist Alex?

Ich hab absolut keine Lust später arbeiten zu gehen. Meine Chefin hatte gestern schon so schlechte Laune und das nervt einfach. Naja das war es dann zumindest für diese Woche. Mal sehen wann ich nächste Woche arbeiten muss.. Wenn der Plan wieder so früh fertig ist wie diese Woche weiß ich es vermutlich erst Am Dienstag..

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