~Kapitel 55~
Grace Sicht
Tag 121
Es war noch früh am Morgen, als ich hörte wie Shawn durch die Wohnung schlich und die letzten Vorbereitungen für Asien traf.
Ich setzte mich auf und zum ersten Mal seit ich mit Shawn unterwegs bin, wollte ich einfach nur im Bett bleiben.
Mein Kopf schmerzte und ich war doch ausnahmsweise mal glücklich über mein Sauerstoff Gerät.
Gestern war noch Alles gut. Wir waren Beide ziemlich aufgeregt wegen Asien und hatten beschlossen uns Essen zu bestellen und gemeinsam zu Baden.
Danach habe ich seinen Rücken massiert und wir haben miteinander geschlafen.
Es war ein sehr schöner Abend und ziemlich entspannt.
Aber bereits heute Nacht ging es mir nicht sonderlich gut. Ich bin zweimal aufgewacht weil ich nicht atmen konnte und hab Panik bekommen.
Shawn hat davon zum Glück nichts mitbekommen, er musste schließlich fit sein.
Ich legte die Schläuche ab und stand langsam auf, um ins Badezimmer zu laufen.
Nachdem ich auf der Toilette war, meine Zähne geputzt hatte und irgendwie versuchte frischer auszusehen lief ich ins Wohnzimmer, in dem ich Shawn vorfand.
Er war an seinem Handy und bemerkte mich nicht, bis ich zu ihm aufs Sofa krabbelte und meinen Kopf auf seinen Bauch legte.
"Ich hab dich gar nicht gehört." sagte er direkt und begann über meine Haare zu streichen.
Ich schloss meine Augen wieder und genoss seine Nähe.
Manchmal habe ich das Gefühl regelrecht süchtig nach ihm zu sein.
"Wie hast du geschlafen?" fragte er, als ich eine Weile nicht auf seine Worte reagiert hatte.
"Gut" log ich, um ihn nicht zu verunsichern.
Er nickte nur und sah weiter auf sein Handy, woraufhin ich wieder die Augen schloss und mich erschöpft an ihn kuschelte.
"Wann müssen wir los?" fragte ich irgendwann.
"Mum und Dad müssten in 20 Minuten hier sein, um uns zum Flughafen zu bringen. Dort treffen wir uns mit den Anderen." antwortete er und küsste meinen Kopf.
"Okay, dann zieh ich mich mal an." sagte ich und richtete mich schwerfällig auf.
"Ist eigentlich alles okay?" fragte ich ihn noch, während ich vom Sofa aufstand, denn er schien mir so anders zu sein heute.
"Ja klar. Nur nervös, wie vor jedem Flug." lächelte er, zuckte mit den Schultern und sah mir endlich in die Augen.
"Okay, dann.. Bis gleich." murmelte ich und ging zurück ins Schlafzimmer, um mich umzuziehen und mein restliches Gepäck transportbereit zu machen.
Shawn's Sicht
"Ich hasse es nur, dass du mich anlügst." murmelte ich noch, als Grace jedoch schon im Schlafzimmer verschwunden war.
Enttäuscht legte ich mein Handy zur Seite und fuhr mir übers Gesicht.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Grace nicht wusste, dass ich die halbe Nacht wach neben ihr lag, um auf sie Acht zu geben.
Sie ist andauernd aufgewacht, hat aufgehört zu atmen und hat geweint. Sie war dabei in einer Art Trance Zustand und hat vermutlich nicht gemerkt dass ich mit ihr gesprochen hatte.
Es ist okay. Ich bin nicht sauer, dass ich nicht schlafen konnte. Wäre ich nie. Ich bin allgemein nicht sauer.
Ich verstehe nur nicht, wieso sie mich anlügt und behauptet, gut geschlafen zu haben.
Es macht mir einfach Angst, dass sie es vor mir verstecken wollte.
Kurze Zeit später kam sie wieder ins Wohnzimmer und schleifte ihren kleinen Rucksack und ihr Beatmungsgerät mit sich herum.
Sofort sprang ich auf, um ihr Alles abzunehmen.
"Wieso sagst du denn nichts?" fragte ich gereizt und hörte, wie sie angestrengt atmete.
Sie muss verdammt nochmal besser auf sich aufpassen.
Eingeschüchtert sah sie zu Boden und ich schüttelte nur den Kopf.
"Können wir los?" fragte ich.
"K-Kann ich nochmal kurz zur Toilette?" fragte sie beschämt und meine Miene weichte etwas auf.
"Natürlich." antwortete ich.
Sie nickte und verschwand nochmal kurz, bevor sie mit geröteten Augen in den Flur zurück kam und mir den Rucksack wieder abnahm.
Unsere Koffer und ihr Sauerstoffgerät schleppte ich mit zum Aufzug und schließlich fuhren wir gemeinsam runter.
"Du bist sauer.."merkte sie plötzlich an und ich biss sie Zähne zusammen.
Ich wollte jetzt definitiv nicht diskutieren.
Ich weiß ich bin reizbar wenn ich nicht schlafe und das will ich nicht an ihr auslassen.
"Ich bin nicht sauer." antwortete ich schlicht und eigentlich auch ehrlich. Immerhin machte ich mir nur Sorgen.
"Was ist dann los?" wollte sie wissen und drehte ihren Kopf zu mir.
Das konnte ich aus dem Augenwinkel sehen. Doch ich sah nicht zu ihr.
"Es ist nichts." antwortete ich erneut kalt und sah erneut, wie sie ihren Kopf von mir weg drehte und zu Boden sah.
"Okay.." murmelte sie und kurz darauf öffneten sich die Türen des Fahrstuhles, sodass wir vor das Gebäude treten konnten und von meinen Eltern empfangen wurden.
Sie lächelte herzlich, was meine Laune wieder anhob.
Sie umarmten zuerst meine Freundin, danach mich.
Dad half mir die Sachen in den Kofferraum seines Wagens zu packen, während ich nebenbei mitbekam, wie Mum und Grace sich unterhielten.
"Schätzchen du siehst überhaupt nicht gut aus. Fühlst du dich nicht gut?" fragte Mum besorgt und sie hatte recht.
Sie sah alles Andere als gesund aus heute.
Am liebsten würde ich sie wieder ins Bett packen und sie schlafen lassen, doch auch wenn man in einem Privatflieger hat, musste man sich an gewisse Vorgaben halten und um dem Jetlag entgegen zu wirken, wollte ich zwei Tage vor der Show in Seoul ankommen.
"Mir geht es gut Karen." antwortete Grace lächelnd und mir platzte der Kragen.
"Wieso lügst du denn?" mischte Ich mich nun aufgebracht ein.
Grace sah mich erschrocken an.
"Was?" fragte sie verwirrt.
"Ach tu nicht so, du weißt genau was ich meine." brummte ich.
"Shawn!" ermahnte Dad mich, als wäre ich wieder ein kleiner Junge und ich verdrehte die Augen.
"Ich habe dich nicht angelogen!" setzte sich meine Freundin nun zur Wehr.
"Du hast also gut geschlafen? Du fühlst dich nicht schlecht?" provozierte Ich weiter, denn ich wollte verdammt nochmal nicht, dass sie es vor mir versteckte.
"Nein. Hab ich nicht. Und ich fühl mich schlecht. Aber das bedeutet nicht, dass es mir nicht gut geht." sagte sie jetzt und ich sah sie verwirrt an.
"Ach nein?" fragte ich ironisch.
"Nein! Denn solange ich bei dir sein kann, ist meine Gesundheit zweitrangig.
Es geht mir gut, auch wenn mein Körper nicht so mitspielt. Ist das denn so schwer zu verstehen?" fragte sie nun ebenfalls aufgebracht und meine Eltern sahen abwechseln zwischen uns hin und her.
"Das bedeutet trotzdem nicht, dass du mir einfach verheimlichen kannst, wenn es dir schlecht geht!" forderte ich wütend.
Es ist doch nur die Sorge die aus mir spricht.
"Wieso nicht? Diese fucking Krankheit bestimmt nicht mein Leben und ich will und werde nicht jedes Mal rumheulen, wenn es mir mal nicht gut geht, wenn ich doch dank dir eigentlich der glücklichste Mensch auf Erden bin.
Du tust so viel für mich und ich liebe diese Zeit. Und das lass ich mir nicht kaputt machen.
Nicht von Alex und nicht davon, dass du heute scheinbar auch nen Scheiß Tag hast." zischte sie, öffnete die Autotür und setzte sich auf den Rücksitz.
Ich wollte gerade dazu ansetzen etwas zu sagen, da schloss sie die Tür und ich stand mit offenem Mund da.
"Tja mein Sohn, so ist das mit den Frauen." sagte er leicht schmunzelnd und klopfte mir auf die Schulter.
"Halt die Klappe Manuel." entgegnete ihm Mum und stieg auf der Beifahrerseite des Autos ein.
Nun sah er mich ebenfalls verwirrt an.
+++
Auf wessen Seite seid ihr, bei diesem Streit? Und wer wird zuerst nachgeben von den Beiden?
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