~Kapitel 38~

Tag 78

"Ich habe Angst." gab ich zu und sah zu dem schönsten Jungen, den ich je erblicken durfte.

Für mich ist er das reinste Geschenk und ich wusste nicht wie ich ihn verdient hatte.

"Wovor hast du Angst Baby? Ich bin bei dir." antwortete er und schloss meinen Koffer.

Er nahm ihn von dem Bett und stellte ihn auf dem Boden ab.
Ich stand ebenfalls vom Bett auf und lief auf ihn zu.

"Was ist wenn ich was vergessen habe? Und überhaupt habe ich nicht genug Kleidung dabei.
Dieser ganze Krankenhaus Mist nimmt so viel Platz weg." meckerte ich und sah zu der Beatmungsmaschine, die ich mitnehmen musste und all den anderen Sachen, die Dank der Bedingungen meiner Eltern mit mussten.

Ich verstehe es und ich bin unheimlich glücklich Shawn begleiten zu dürfen.
Es ist nur ziemlich viel.

Wöchentliche Check Ups, die ganzen Medikamente, die Beatmungsschläuche.
Es ist lästig.

Und trotzdem freue ich mich so unglaublich.

"Ist doch vollkommen egal, wir kaufen einfach was Neues, wenn du etwas brauchst." beruhigte er mich doch dadurch bekam ich sofort ein schlechtes Gewissen.

"Dafür können wir doch kein Geld ausgeben, das lohnt sich bei mir doch gar nicht mehr." murmelte ich, doch er sah mich vorwurfsvoll an und schüttelte den Kopf.

"Das will ich nie wieder hören okay?" forderte er und ich nickte brav.

"Und du bist dir auch wirklich sicher?" harkte Ich das gefühlt hundertste Mal nach.

"Sicher mit was?" fragte er und sah mir tief in die Augen.

"Na alles. Dass du mich dabei haben willst, dass es für deine Crew in Ordnung ist, dass ich keine allzu große Last bin, dass du das schaffst dabei zu zusehen, wie ich.." plapperte ich darauf los, wurde jedoch von einem liebevollen Kuss auf meine Lippen unterbrochen.

Shawn legte die Hand an meine Wange und küsste mich leidenschaftlich.

Es klopfte an der Zimmertur, weshalb wir auseinander fuhren und meine Eltern das Zimmer betraten.

Ihre Gesichter strahlten unheimlich viele Gefühle aus.

Sie waren ängstlich, freuten sich jedoch gleichzeitig.
Sie wollten mich nicht gehen lassen und waren gleichzeitig glücklich dass ich gehen konnte.
Sie wünschten mir das Leben, kannten jedoch die Wahrheit.

Es war für sie als müssten sie gleich loslassen.
Dabei würde ich genau hierher zurück kommen, sobald mein Körper nicht mehr in der Lage sein würde, auf den Beinen zu sein.

Ich würde in ungewisser Zeit hier liegen und aufhören zu atmen.
Aber daran wollte ich gar nicht erst denken.

Heute war der erste Tag des Rest meines Lebens. Und daran wollte ich nun denken.

Ich begann zu Lächeln und auch meine Eltern lächelten mich nun an.

"Wir wollten uns noch verabschieden und nochmal daran erinnern, dass ihr gut aufpassen müsst. Ja?" begann Rad zu reden und ich nickte hektisch.

"Wir haben alles Wichtige dabei und ich geh regelmäßig zum Arzt. Ich verspreche es.
Ich werde mich nicht überarbeiten und wenn die Zeit gekommen ist.. Komme ich zurück." erzählte ich und nahm den Griff meines türkisen Koffers in die Hand.

"Okay, ich vertraue dir. Ich werde dich so so sehr vermissen mein Schatz.
Pass bitte gut auf dich auf und melde dich so oft wie möglich ja?"
Mum begann direkt wieder zu weinen und nahm mich in den Arm.

"Ich passe auf mich auf, Mum. Ich bin wirklich kein Kind mehr." kicherte ich und legte die Arme ebenfalls um sie.

"ich weiß doch.. Hab ganz viel Spaß, ja? Ich liebe dich über alles." flüsterte sie und mir stiegen ebenfalls Tränen in die Augen.

Ich würde sie und ihre unglaublich nervende Art ziemlich vermissen. Komisch, ich weiß.

Danach umarmte sie Shawn und Dad kam zu mir, um mich ebenfalls zu umarmen und mir zu sagen, dass ich gut auf mich aufpassen und auf mein Gefühl hören sollte.

Danach gab er Shawn die Hand und warnte ihn, auf mich aufzupassen.

"Okay ich schätze, dann geht es jetzt los. Bist du bereit?" fragte Shawn mich und ich legte meine Hand auf mein stark pochendes Herz.

Mich durchfluteten tausende Gefühle auf einmal.

Angst, Freude, Aufregung, Unsicherheit, Melancholie, Anspannung.

Es kam Alles zusammen doch am meisten freute ich mich auf dir kommende Zeit.

Ich hoffte nur inständig, Alex würde uns genug Zeit geben, diese neugewonnene Freiheit zu genießen.

"Ich bin bereit." antwortete ich also und zog den Koffer hinter mir her, beobachtete Shawn wie er mühsam den Rest trug und lief mit meinem Freund und meinen Eltern zum Aufzug.

Wir fuhren gemeinsam nach unten, liefen durch die große Eingangshalle und verließen das Krankenhaus.

Wir standen direkt in der Sonne, ich hielt einen Moment inne und atmete tief durch.

So roch die Freiheit, die Luft war so frisch, so rein.
Ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht und ich war rundum glücklich.

"Wir lieben Dich so sehr, Grace. Bitte denk immer daran." sprach Mum und die Beiden umarmten mich nochmal, bevor Dad den Arm um Mum legte und ich mich mit langsamen, noch unsicheren Schritten von meinen Eltern entfernte.

Doch mit jedem Schritt wurde ich sicherer, freute mich noch mehr und spürte endlich dass mein Herz schlägt, dass ich am Leben war, dass ich noch hier war, die Welt sich noch mit mir drehte.

Ich hatte lange genug darauf gewartet und jetzt war meine Zeit gekommen, das Leben kennenzulernen, bevor ich mich verabschieden musste.

"Los komm, die Jungs freuen sich schon so." drängelte Mein Freund und ging voraus.

Kein Wunder, er war auch ziemlich voll gepackt.

Einen Moment blieb ich stehen, drehte mich zur Klinik um, sah wie meine Eltern sich küssten.

Ich lächelte und drehte mich wieder zurück, folgte Shawn zu seinem Tourbus.

Seine Freunde kamen uns direkt entgegen, erlösen Shawn von dem Geschleppe und Connor nahm mir den Koffer ab.

Sie umarmten mich alle und sagten mir gefühlt hundert Mal, dass sie sich freuten, dass ich mitkam.

Vermutlich war das der Krankenbonus, doch im Moment wollte ich einfach glauben, dass sie sich freuten.

Sie waren alle so aufgeweckt, lustig und lebensfroh. Ich freute mich auf die Zeit mit Ihnen.

Sanft berührte ich den Tourbus und ging daran entlang.
Es war so unglaublich.

"Ich hoffe es entspricht deinen Standarts." flüsterte Shawn und legte von hinten die Arme um meinen Bauch.

"Ich bin ziemlich sicher." antwortete ich ernst.

"Kann es los gehen oder brauchst du noch einen Moment?" fragte er liebevoll und küsste meinen Kopf.

"Ich kann es kaum erwarten, hier weg zu kommen." lachte ich überzeugt und drehte mich zu meinem Freund.

"Na dann, worauf warten wir noch. Steig ein, es geht los." lächelte er, küsste mich und zog mich dann an der Hand in den riesigen Tourbus.

+++
Könntet ihr euch vorstellen in einem Tourbus um die Welt zu reisen?

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