~Kapitel 28~

Tag 69

Ich hätte nie gedacht, dass sich meine Meinung zum Tour Leben so schnell ändern konnte.

Zuerst hatte ich es geliebt, dann wurde es mir zu viel.
Ich kam in die Klinik, wollte jedoch nicht.
Ich wurde entlassen und wollte es wieder nicht.
Nun bin ich zurück und liebe es wieder.

Das klingt nach dem Vorzeigebeispiel, wie eine Therapie laufen sollte.

Würde man Alles ausblenden, was nach meiner Einlieferung und vor meiner Entlassung geschehen ist.

Der Abschied war kurz.

Denn ich hatte mich nur bei Adam verabschiedet.
Er bat mich.. Eigentlich flehte er mich beinahe an, zu ihr zu gehen, um die Dinge zu klären bevor sich unsere Wege trennen würden.

Doch ich konnte nicht.

Ich war zu feige und gleichzeitig stark.

Ich hatte Angst vor meinen Gefühlen und wollte ihr nicht gegenüber treten, um weiter verletzt zu werden.

Andererseits wollte ich es ihr ersparen.

Was auch immer sie dazu trieb zu lügen, ich glaubte ihr, dass sie mich nicht gehen lassen wollte.
Ich glaubte ihr, dass sie dort raus wollte.

Und genau aus diesem Grund wollte ich ihr nicht nochmal gegenüber treten.
Ich wollte sie nicht verletzten.

Ich hätte sie nicht nochmal so bitter weinen sehen können.

Meine Familie hatte mich abgeholt, schon früh am Morgen.
Es ging direkt in den Tourbus.
Ich stieg ein und es fühlte sich an, als wäre nie etwas dazwischen passiert.

Aber das ist es.
Und das wurde mir immer wieder Nachts bewusst.

Jede verdammte Nacht schlich sie sich in meine Gedanken oder meine Träume.

Unsere Zeit war kurz, doch sie war intensiv.

Und sie war eine riesen Lüge.

Wovor hatte sie eine solche Angst?
Wieso wollte sie mir keine Gefühle zeigen?
Was ist so schlimm daran?

"Alles klar? Bist du bereit?" wollte Andrew wissen.

Er saß mit mir in der Garderobe und machte sich über das Buffet her.

Ich konnte gerade nicht mal an Essen denken und er sieht aus, als hätte er wochenlang hungern müssen.

Aber immerhin bin ich es, der gleich auf die Bühne muss. Nicht er.

"Absolut." antwortete ich ehrlich und schnappte mir meine Gitarre, um die bereits dritte Show zu spielen, seit ich wieder unterwegs bin.

Zum Glück hatte Andrew sich um Alles gekümmert, während ich in der Klinik war.

Auch in den sozialen Netzwerken wurde ich nicht so zerfetzt, wie ich es erwartet hatte.

Natürlich war es viel.

Zuerst die Unterbrechung der Tour, dann die "Trennung" meiner inoffiziellen Beziehung mit Camila, Bilder mit einem anderen Mädchen und unzählige Theorien, dass ich in der Klinik war, weil ich wie jeder Teenie Star abgestürzt wäre.

Aber das Alles in Grenzen.
Und mit verblüffend respektvollen Beiträgen.

Meine Fans waren nach wie vor die Besten.
Ich verbrachte einen kompletten Tag am Handy um zu checken, was auf Instagram und Twitter los war und das Meiste was ich sah, war Support.

Deshalb konnte ich mich auch vollkommen auf das bevorstehende Konzert freuen und hatte keine Angst vor schlechter Resonanz.

"Also los geht's meine Freunde!" rief ich und schubste Mike ein bisschen, der seine Drumsticks hochwarf und wieder auffing, sodass sie Nun runter fielen.

"Hey!" beschwerte er sich und ich begann zu lachen.

"Wir sind spät dran, du Genie" rief ich über meine Schulter und ging weiter.

Er folgte mir mit schnellen Schritten.

"Wer war wieder zu lang in seiner Umkleide, Diva?" zog er mich nun auf und wir lachten Beide wieder.

Das hatte mir gefehlt.
Die Band, der Backstage Bereich, die Stimmung, die Aufregung.

Dafür lebe ich.

"Ihr seid wie kleine Kinder." sagte Andrew und wir sahen ihn empört an.

Kurz darauf kamen wir unter der Bühne an.

Meine Band versammelte sich und ich grinste bis über beide Ohren.

"Gut Leute, ich freue mich sehr auf die Show. Egal was passiert, was schief geht, habt einfach Spaß okay?" motivierte ich alle und ein zustimmendes Grölen ging durch die Menge.

"Dann ab auf die Bühne!" rief ich und beobachtete, wie die beste Band der Welt die Bühne betrat.

Da ich noch kurz hier warten musste, waren Andrew und ich alleine.

"Wenn du Panik bekommst, denk an das was du in der Klinik gelernt hast.
Ich bin stolz auf dich und froh, dass der alte Shawn wieder da ist." er redete mir gut zu und zauberte mir ein Grinsen aufs Gesicht.

"Wir sehen uns später." er klopfte mir auf die Schulter und ging dann zurück zum Backstage Bereich, während ich hier auf der Treppe saß und auf mein Einsatz wartete.

Ich schloss einen Moment die Augen, sah jedoch sofort Grace.

Ich sah, wie sie in meinen Armen lag, mir sagte dass ich das tun sollte, was ich liebe.
Auf der Bühne die Augen schließen und den Moment genießen.
In die Menge sehen und stolz sein.

Lost in Japan begann und ich stand auf, hängte mir meine Gitarre um und  ging die Treppen nach oben, als der Scheinwerfer hinter mir an ging.

Dieser kurze Moment, kam mir immer wie eine Ewigkeit vor.
Es war wunderschön.

Man trat nach oben in ein Lichtermeer.
Die lauten Schreie holten mich zurück in die Realität und ich sah einmal durch die komplette Arena, bevor ich mich zum Mikrofon bewegte und begann zu singen.

Die Songs liefen alle gut, Niemand hatte einen Fehler gemacht und ich hatte so viel Spaß wie seit Langem nicht mehr.

Als nächstes stand Life of the Party an.
Ich befand mich auf der B-Stage, lief jedoch an dem großen Piano vorbei.

"Wie geht's euch allen? Ich hoffe die Show gefällt euch." sprach ich entspannt in mein Mikrofon und die Menge begann zu schreien.

Das ist ein wunderschönes Geräusch.

"Ich würde Life of the Party heute gerne mit der Gitarre begleiten, wenn das für euch okay ist?" fragte ich und bekam wieder lautes Geschrei als Bestätigung.

"Okay" ich begann die Melodie zu spielen und stellte mich näher ans Mikrofon.

"Wisst ihr, wieso ich das mache?
Sind wir ehrlich, das lied klingt mit dem Piano viel schöner.
Aber ich habe in den letzten Wochen gelernt, wieso ich das hier Alles mache.
Ich liebe die Musik und ich liebe es, sie mit euch zu teilen.
Ich bin kein Performer, ich kann keine krassen Bühnenshows.
Auch wenn sich viel geändert hat in den vergangenen Jahren, bin ich noch immer der Junge mit seiner Gitarre.
Das werde ich immer sein und darauf bin ich stolz.
Ich musste zu mir zurück finden und ich bin euch unglaublich dankbar, dass ihr noch hier seid. Ich liebe euch."

Wieder kam mir lautes Geschrei entgegen und als dies nachlies, begann ich das Lied zu singen, das mich hierher gebracht hatte.

Ich schloss meine Augen, sang meinen Song, dachte daran wie schnell sich mein Leben verändert hatte.

"Ihr seid dran." rief ich ins Mikro bevor der Refrain begann.

Ich öffnete die Augen, lief über die B-Stage und hörte den Fans zu, wie sie meinen Song sangen. Meine Worte.

Ich fühlte mich wie der König der Welt.

Grace hatte recht. Ich nahm das Alles hier ganz anders wahr als zuvor.

Als der Song zuende war, bedankte ich mich bei den Fans und spielte der Reihe nach die anderen Songs wie geplant, bis das Konzert mit in my blood zuende ging.

Ohne auszurutschen, zu stolpern oder zu fallen schaffte ich es verschwitzt aber glücklich zurück in den Backstage Bereich und umarmte meine Band, Alessia und Alle die hinter der Bühne rumstanden.

Ich stand unter Adrenalin und ich genoss es in vollen Zügen.

"Shawn!" rief Andrew und ich ging grinsend auf ihn zu.

Schnell umarmte ich ihn und freute mich weiter wie ein kleines Kind über das gute Konzert.

"Du weißt ich mache sowas normal nicht aber dein Handy hat in einer Tour geklingelt und ich bin ran gegangen." begann er vorsichtig und ich nickte verwirrt.

"Da war ein Adam dran. Er wollte mit dir reden, sagte es sei wichtig. Ich hab gesagt du bist auf der Bühne." erzählte er weiter.

"Ja und dann?"

"Er sagte du musst ihn dringend zurück rufen. Es geht um.. Grace?"

++++
Was ist mit Grace passiert? Und was denkt ihr, wie Shawn reagieren wird?

Ich dachte mir ich lade heute auch noch ein Kapitel hoch um euch Happy Halloween zu wünschen 💕

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