~Kapitel 2~
~Grace~
Tag 1
Das Erste was mich nach einem außerordentlich unruhigen Schlaf begrüßte, waren hämmernde Kopfschmerzen. Besser konnte ein Tag beinahe nicht anfangen. Zu allem Überfluss öffnete sich in genau diesem Moment die Tür meines Zimmers und Maya, ein Mädchen mit dem ich mich hier gut angefreundet hatte, wirbelte herein.
"Er ist hier. Er ist wirklich hier und er ist so richtig real. Kannst du dir das vorstellen? Oh mein Gott, Shawn fucking Mendes ist im selben Gebäude wie wir!", brüllte sie beinahe durch mein Zimmer und ich drückte mir augenblicklich mein Kissen über die Ohren.
Meinen Kopfschmerzen tat sie damit sicherlich kein Gefallen. Ich beobachtete, wie sich ihr Mund weiter bewegte, doch Töne kamen nicht bei mir an.
Nach einer Weile des stummen auf und ablaufens meiner Freundin setzte ich mich endlich in meinem Bett auf und musterte sie weiter beim Schwärmen und umher gehen.
Langsam griff ich nach dem kleinen Becher mit den Tabletten, der auf meinem Nachttisch stand und schluckte sie schnell mit einem Schluck Wasser herunter.
Danach fuhr mein Blick wieder zu Maya und analysierte sie, sowie ich es viel zu oft tat. Schreckliche Angewohnheit von mir. Sie hatte sich geschminkt, ihre Haare waren zu einem ordentlichen Zopf geflochten, noch dazu trug sie eine Bluse.
Unter normalen Umständen, würde sie in Jogginghose und Shirt zu den Anwendungen auftauchen.
Doch heute, da man tatsächlich noch einem waschechten Superstar über den Weg laufen konnte, sah fas Ganze wohl anders aus.
"Okay", antwortete ich schlicht, als sie endlich mit ihrem Geschwärme fertig war und stand auf, um mir im Badezimmer die Zähne putzen zu gehen.
Kurz tauchten schwarze Punkte in meinem Sichtfeld auf, weshalb ich mich am Waschbecken festkrallte. Doch kurz darauf war es wieder besser und ich begann mir die Zähne zu putzen, während ich mich wohl oder übel im Spiegel betrachten musste.
"Okay!?", harkte sie schockiert nach, weshalb ich sie wieder begann über den Spiegel vor mir zu beobachten. Sie kam immer näher und starrte mich absolut irre an.
"Hast du gehört, was ich gesagt habe? Shawn Mendes ist hier. Aka der beste Sänger aller Zeiten. Aka das heißeste Calvin Klein Model alive. Aka..", gab sie aufgebracht von sich, bis ich sie, aufgrund der Zahnbürste im Mund, undeutlich unterbrach.
"Aka der Typ der Camila Cabello datet?", fragte ich und sah sie mit erhobener Augenbraue an. Sie begann zu schmollen und ich verdrehte lediglich die Augen, bevor ich mir den Mund ausspülte.
Maya war verrückt und trotzdem unglaublich süß. Ohne sie hätte ich hier längst den Verstand verloren. Doch sie hielt mich über Wasser.
Schließlich zog ich ein geblümtes Sommerkleid an und band meine Haare in einen unordentlichen Zopf. Nicht um Shawn Mendes zu gefallen, lediglich um mich selbst besser fühlen zu lassen.
"Das sieht hübsch aus", sagte Maya grinsend und ich bedankte mich ehrlich erfreut. Es tat gut Komplimente zu hören, vor allem ehrlich gemeinte.
"Dann los, wir sind schon wieder zu spät dran und ich kann es ehrlich nicht abwarten, Shawn anzuschmachten", drängte sie und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.
Ich nickte und war im Begriff ihr zu folgen, doch da spürte ich das altbekannte Brennen zwischen meinen Rippen. Mir wurde augenblicklich übel und ich wusste, mir blieben nur ein paar Sekunden, in denen ich es zurückhalten konnte.
"Geh schon mal vor, ich komm gleich nach", murmelte ich hektisch, schob sie aus meinem Zimmer und stürmte ins Bad.
~Shawn~
"Es ist uns eine große Ehre, dass sie unsere Rehabilitationsklinik ausgewählt haben. Wir hoffen, Alles wird ihren Erwartungen geregt. Gefällt ihnen das Zimmer, Mr.Mendes?", wollte der Typ wissen, der uns vor etwas mehr als einer halben Stunde am Eingangsbereich begrüßt und uns die nötigsten Fakten aufgetischt hatte.
"Einfach nur Shawn, bitte. Und das Zimmer ist okay", antwortete ich ehrlich, klang jedoch trotzdem eher abgeneigt. Das Zimmer war schön, es machte keinen großen Unterschied zu den Hotelzimmern, in denen ich sonst so unterkam.
"Ihre erste Anwendung würde bereits in 15 Minuten in Raum A112 begnnen, wenn die möchten. Wir würden uns freuen, wenn sie diese bereits besuchen würden", sagte er noch, bevor er meiner Mutter und Aaliyah die Hand schüttelte und sich dann mit einem breiten Grinsen und einem Nicken verabschiedete. Schließlich verschwand er durch die große Holztür. Die man nebenbei bemerkt übrigens von außen abschließen konnte, von innen jedoch nicht.
"Ist doch ganz nett hier", bemerkte Aaliyah und warf sich geradewegs auf mein Bett und bestaunte die Aussicht auf die kalifornische Küste.
Ziemlich nett ja, nur war es keine Welttour und das fuckte mich ordentlich ab.
"Ich kann immer noch nicht glauben, dass ihr mir das wirklich antut!", knurrte ich enttäuscht und begann einige Sachen aus meiner Tasche und meinem Koffer zu räumen, nur um nicht sinnlos herum zu stehen.
"Du meinst, dass wir dir helfen? Wir sind wirklich schreckliche Eltern, ich weiß", antwortete Mum ironisch und lächelte mich schließlich warm an. Sie wusste genau was ich meinte, versuchte es nur zu überspielen.
"Ich brauche doch überhaupt keine Hilfe. Ich komme super alleine damit zurecht. Ich bin echt alt genug sowas selbst zu entscheiden. Ich muss meine Shows spielen, wieso versteht das denn Niemand?", regte ich mich auf, obwohl ich mittlerweile die Hoffnung aufgegeben hatte, aus dieser Nummer frühzeitig wieder raus zu kommen.
"Es ist mir egal, wie alt du bist. Und wenn du 50 bist, bist du noch immer mein Sohn und ich werde nicht nochmal dabei zusehen, wie du auf der Bühne zusammenbrichst und im Krankenhaus landest! Gib dem Ganzen hier bitte eine Chance und verurteile es nicht gleich, okay? Für mich", bat sie und legte mir einen Arm auf meine Schulter.
"Okay", gab ich schließlich nach. Wie könnte ich ihr irgendeinen Wunsch ausschlagen?
Noch dazu würde die Tour auch nicht weitergehen, wenn ich mich querstellte und mich nicht dazu überzeugen ließ, hier zu bleiben.
"Dann machen wir uns jetzt auf den Weg nach Hause und du gehst zu deinem ersten Termin, ja?", entgegnete sie mir erleichtert und lächelte mich an.
Ich nickte nur, bevor ich zuerst sie und dann meine Schwester lange umarmte. Natürlich war ich die Abschiede gewohnt und trotzdem fühlte sich das hier anders an, als würden sie mich verraten und zurücklassen.
Ich begleitete die Beiden noch ins Erdgeschoss und bat sie, Dad von mir zu grüßen, bevor ich beobachten musste, wie sie die Klinik verließen. Und da ich nun sowieso hier gefangen war, machte ich mich eben auf den Weg zu Raum A112.
Mit ziemlich genervtem Gesichtsausdruck betrat ich den grün gestrichenen Raum am Ende des Ganges und setzte mich auf einen der freien Stühle, die klischeegerecht in einem Kreis aufgestellt waren.
Natürlich wurde ich von allen Seiten angestarrt und obwohl ich das gewoht war fühlte ich mich augenblicklich unwohl. Wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein, doch vielleicht fragten sie sich auch wirklich, was einen so erfolgreichen jungen Mann hierher führte.
Trotzdem war es mir nicht wirklich peinlich hier zu sein, ich hatte nur keine Zeit für sowas, wenn da draußen die Welt auf eine Tour wartete.
Der Raum füllte sich immer weiter mit den verschiedensten Menschen, trotzdem alle relativ jung und vermutlich ziemlich reich, wenn sie sich diese Klinik leisten konnten.
Schließlich waren 14 Leute anwesend. Einer von ihnen war ein Mitarbeiter, der die Runde leiten würde. Skeptisch musterte er den letzten freien Platz in unserem Kreis und notierte sich Etwas auf seinem Klemmbrett.
"Guten Morgen zusammen", sprach er danach und von Einigen kam sogar eine Antwort zurück. Ich hielt mich jedoch bedeckt und beobachtete lieber.
"Zu Beginn der neuen Woche haben wir ein neues Mitglied. Möchtest du dich vielleicht kurz vorstellen?", fragte er direkt an mich gerichtet. Soviel zum Thema bedeckt halten.
"Ääh.. Naja ich bin Shawn und bin 21 Jahre alt", gab ich überfordert von mir und zuckte mit den Schultern. Was sollte ich schon sagen? Sollte ich meine Lebensgeschichte offenlegen oder sowas?
"Okay, wenn du nicht mehr sagen möchtest, ist das völlig in Ordnung, wie haben ja auch alle Zeit der..", plötzlich wurde die Tür aus dem Nichts aufgerissen und der Mitarbeiter verstummte augenblicklich. Mein Blick fuhr wie automatisch zur Tür und verharrte dort.
Ein Mädchen in geblümtem Sommerkleid betrat den Raum und mit ihr, so fühlte es sich jedenfalls an, kehrte die Farbe zurück.
Sie hatte trotz des sanften Lächelns einen leeren Gesichtsausdruck, zwängte sich das Lächeln offensichtlich eher auf, um die anderen hier zu täuschen. Ich konnte es so gut verstehen. Sie lächelte nur um der Anderen Willen.
"Es tut mir wirklich leid, dass ich zu spät bin", sprach sie sofort und ihre Stimme verlieh mir augenblicklich Gänsehaut. Es klang wie wunderschöne Musik in meinen Ohren.
Sie lief auf den Stuhlkreis zu, blickte nicht einmal in meine Richtung und ließ sich auf den leeren Stuhl fallen, bevor sie ihre Finger in ihrem Kleid festklammerte.
Ihre langen blonden Haare waren zu einem Zopf zusammen gebunden, doch einige wilde, leicht wellige Strähnen lösten sich darus und fielen in ihr wunderschönes Gesicht.
Sie war makellos, unglaublich schön und einfach .. perfekt. Sie war Alles wovon ich je gesungen hatte, auch wenn mir das gerade erst bewusst wurde.
"Mund zu, Alter", flüsterte ein Kerl neben mir belustigt und holte mich damit in die Realität zurück. Erschrocken drehte ich den Kopf zu ihm und musste feststellen, dass er über mich zu lachen begonnen hatte.
War es denn so offensichtlich?
Wieder sah ich zu dem Mädchen, die ihren Blick nun durch die Reihe gleiten ließ, bis sie schließlich bei mir stehen blieb und mir mit ihren dunkelblauen Augen den Atem raubte. Verfluchte Scheiße, atme weiter, man!
Ihr Mund öffnete sich minimal, während sie mich beobachtete, als könnte sie nicht glauben, dass ich real war. Diesen Blick sah ich oft bei Mädchen, konnte ihn jedoch nie nachvollziehen. Heute musste ich sie wohl genauso angestarrt haben.
Wie konnte ein so perfekter Mensch tatsächlich real sein?
"Das ist kein Problem, Grace. Wir haben gerade erst angefangen", beruhigte sie der Mitarbeiter und wie von selbst sprach ich ihren Namen ganz leise vor mich hin.
Grace.
Grace wie Anmut, Grace wie Gnade, Grace wie.. wunderschön.
"Schön, wir waren gerade dabei Shawn in unserer Runde zu begrüßen", sagte er und nochmal trafen sich die Blicke von Grace und mir kurz. Sie nickte mir minimal zu, während ich nur starren konnte, bis die den Blick wieder abwendete.
"Wie wäre es, wenn wir mit einer ganz einfachen Runde anfangen? Jeder erzählt wie es ihm heute geht" schlug er vor, würde jedoch vermutlich keine Widerrede dulden.
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Hey ihr Lieben, hab heute mal wieder ein Auftritt aber bin noch skeptisch ob ich mich freuen soll.. Kann wie immer keine Texte auswendig 🤷♀️😅
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