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Aus ihrer zitternden rechten fiel das Messer, welches klirrend aufkam.
Mona machte verängstigt ein paar Schritte zurück. Sie starrte auf ihren Handrücken aus dem das Blut bächerte, ohne Ende.
Ihr Atem war kurz und schnell, während ihr Blut durch die Adern rauschte, dabei ihre Ohren leicht benebelte.
Mit dem Hinterkopf donnerte sie an den Wandschrank und hinterließ eine leicht benebelte Sicht.
Im Affekt griff sie nach dem Geschirrtuch neben ihr und wickelte es wild um ihre Hand. Doch wie brachte sie jetzt einen Knoten darauf.
Sie warf sich auf den Boden und kniete auf eine Spitze, während die andere Hand einen Knoten band.
Mona schnürte die Wunde zu, überhörte ihre eigenen Schreie, bis es zu schrill für die Ohren wurden.
Ein Drehschwindel hüllte sie ein, worauf sie das Übergewicht bekam und ihre Fingerspitzen in den Boden krallte. Mona kam sich vor wie bei einer Achterbahn.
Alles wird gut.
Sie strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht und zog sich an der Kücheninsel auf, als das Spektakel ein Ende nahm.
Ihre Hände zitterten wie Espenlaub und Schweißperlen tanzten kalt auf ihrer Stirn. Ihr war schlecht.
Das wird schon wieder.
Sie ging etwas wackelig ins Wohnzimmer, stolperte dort durch ihr angeknackstes Gleichgewicht an das Sofa und arbeitete sich in ihr Zimmer vor.
Dort ließ sie sich auf dem Bett nieder und versuchte sich erst einmal zu beruhigen.
Ihr Handrücken brannte schmerztaub und sie wusste sich nicht zu helfen. Doch sie verbiss sich die Tränen.
So lehnte sie an der Wand und hoffte darauf, dass Simon jede Minute nachhause kam. Sie konnte durch das Fenster beobachten, wie langsam die Sonne immer tiefer stand.
Doch Mona hatte sich langsam mit Musik beruhigt und hatte sich auch eine Schulmappe nähergezogen, in der sie herumstöberte.
Es war Buchführung und Betriebswirtschaft. Sie hat sich alles von Linus kopiert, der seine Aufzeichnungen, für einen Jungen, ziemlich sauber hält und auch kleine Nebennotizen schrieb, die für Mona goldeswert waren; sie waren wortwörtlich aus dem Unterricht auf Papier geschrieben.
Doch langsam wurde sie müde. Ihre Konzentration ließ auch zu wünschen übrig.
Sie streifte die Mappe von ihrem Oberschenkel. Mona hatte die Beine sowie den linken Unterarm angewinkelt; die Beine als Tisch, der Arm als Erste-Hilfe Maßnahme.
Als sie einen Schlüssel klimpern hörte, riss sie ihre müden Augen auf.
Sie stieß die Tür mit dem Fuß leicht auf und krallte sich am Türrahmen fest. Ihre Muskeln waren schwach.
"Mona?", rief eine weibliche Frau in die Wohnung und hatte den Kopf bereits ins Wohnzimmer gesteckt; vor Neugier die Schuhe nicht ausgezogen.
Doch als sich Yana umdrehte, hätte sie beinahe vor Schreck den Schlüssel fallengelassen.
Vor ihr stand eine kreidebleiche Mona, die Wangen hochrot und ihr Arm und ein Teil des Shirts in Blut getränkt.
"Yana, ich", krächzte sie hervor und fiel auf die Knie. Es fühlte sich für sie an, als würde sich ihre Brust zu schnüren, "Krankenhaus."
Schnell hatte Mona einen Arm unter den Schultern und wurde ohne Schuhe aus dem Haus geschleppt. Die Tür fiel knallend ins Schloss.
Yana zog Mona mit sich über die Treppen ins Kellergeschoss und verfrachtete sie dort auf den Beifahrersitz.
"Wie lange wartest du schon auf mich", kam es empört von Yana, die schneller ausgeparkt hatte, als Mona ihr jemals zugetraut hätte.
Mona zuckte nur leicht mit den Schultern. Die Luft, die ihr zum Atmen blieb, fühlte sich immer noch bedrohlich dünn an.
Doch sie schloss ihre Augen und versuchte bis zum Krankenhaus durchzuhalten.
"Wir sind in zwei Minuten da", hielten sie an einer Ampel und Yana hatte nun Zeit, Mona über den Oberarm zu streichen.
Für Mona waren Yana und Simon wie Leiheltern und obwohl sie beide erst seit kurzem kannte, war sie dankbar dafür. Yana war zwar das komplette Gegenteil ihrer Mutter, doch teilten sie Herzenswärme und den innerlichen Wunsch, dass jedem alles zu seiner Zufriedenheit war. Simon und ihr Vater teilten die Gelassenheit.
Mona lehnte an der Tür und schenkte Yana ein leichtes Lächeln, welches sie erwiderte; die Sorge stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Vielleicht hätte ich sie anrufen sollen.
"Nächstes Mal rufst du sofort an", schaltete die Ampel auf Grün und Mona schnaubte amüsiert, da Yana ihre Gedanken erraten hatte.
Als sie zur Einfahrt für den Rettungswagen zur Notaufnahme einbog, schenkte ihr Mona einen leicht verwirrten Blick. Doch Yana Ammann bestand offenbar darauf.
Sie hielt vor den Schiebetüren und stellte das Auto ab, bevor sie hervorsprang. An der Tür befand sich eine Klingel, die sie drückte, bevor sie Mona aus dem Auto half.
Eine stämmige Krankenschwester kam heraus und erkundigte sich nach den beiden.
"Schnittverletzung", hauchte Mona hervor und die Schwester griff ihr unter die Arme.
"Und Blutverlust", hatte ihre Aussage einen sarkastischen Ton, "aber nur so geraten."
Mona lächelte leicht und auch die Schwester konnte über ihren Humor lächeln.
Sie bat Yana sich auf den Besucherparkplatz zu stellen und sich beim Empfang zu melden, dass sie hier zugehörig war.
Yana strich Mona ein letztes Mal liebevoll über den Rücken, bevor sie die beiden alleine ließ.
"Wie heißt du denn", wurde Mona in eine Decke gewickelt, da sie zu zittern begonnen hat. Sie war auf ein Krankenbett verfrachtet worden.
"Mona Sommerer."
"Du bist aber nicht von hier, hm?", verrichtete die Schwester nebenbei ihre Arbeit, "Ich bin Schwester Viki so nebenbei."
"Aus Österreich, Tirol", könnte Mona schwören, auch wenn es ihr zu anstrengend war, dass dieses Gespräch rein zum Wachhalten gedacht war.
"Da hab ich letztes Jahr Urlaub gemacht", kicherte die Schwester und legte ihr einen Zugang.
Mona brachte sich zu einem leichten Lächeln auf und sank in das Bett. Die Decke wärmte ihren Körper und sie spürte die schweren Lider, die ihr langsam zufielen.
Sie verfiel in einen Traum, der ihr schwer zu schaffen machte. Und dies machte sie mit murmelnden Lauten kund.
Yana saß neben ihr und wartete nur darauf, bis die Transfusion endlich anschlug. Laut der Ärztin müsste sie über Stunden Blut verloren haben und ihre Müdigkeit war berechtigt.
Doch half auch das Betäubungsmittel, damit sie sich an die Schnittwunde machen konnten und Mona irgendwelche Schmerzen nicht mitbekam.
Tränen flossen über ihre Wangen und sie hauchte immer wieder einen Namen vor sich hin, der sich Yana in den Kopf brannte. Sie kannte ihn woher.
Vorsichtig schlug sie die Augen auf und sah um sich. Sie musste sich orientieren, doch als Mona Yana erkannte, entspannte sie sich.
Monas provisorischer Verband war abgenommen und gegen einen sterilen ersetzt worden.
"Du hast die siebeb Stiche verpasst", schmunzelte Yana, die sich leicht versteckt hatte, um es nicht mitansehen zu müssen.
Sie rieb sich die Augen und glaubte sich verhört zu haben.
Sieben Stiche sind heftig. Ich höre Mama schon, wie sie fragt ob die nötig gewesen sind.
"Sie wollen dich für eine Nacht zur Beobachtung behalten", fuhr Yana weiter, "du hast ziemlich viel Blut verloren."
Mona hörte ihr nur zu und zeigte keine Reaktion. Sie war immer noch müde, jedoch um einiges weniger als vorhin. Doch ihre Muskeln waren nach wie vor Wackelpudding.
"Ich kann was für dich holen", zeigte Yana in Richtung Tür, "dein Handy und sonst noch was du willst."
"Kopfhörer und meine Geldtasche, bitte", fühlte es sich etwas fremd für Mona an, ihre eigene Stimme zu hören, "und Schuhe."
Und dann ging alles so schnell. Sie verabschiedete sich von Schwester Viki, die sie auf ihr Zimmer mit den Rollstuhl gebracht hatte und dann war sie mit einer älteren Frau im Zimmer, die eine Serie auf leiser Lautstärke ansah.
Ihr Husten klingt ziemlich schlimm.
Wenige Minuten nach Mona kam ein Mann mittleren Alters auf die Station geschoben, der vom Aufwachraum kam.
Auch wenn sie müde war, verfolgte sie das Spektakel im Fernsehen und erkannte, dass es Chicago Fire war. Sie wollte die Serie irgendwann einmal ansehen und scheinbar war dies der Zeitpunkt dafür.
Doch sie war nur zur Hälfte dabei, während sie im Hinterkopf sehnsüchtig auf Yana wartete. Sie hatte das Verlangen ihre Mama anzurufen; nach fast einer Woche.
Während Mona bei Chicago Fire ein zweites Mal wegdöste, kam Yana nachhause und erblickte ein ganz anderes Bild, als vor zwei Tagen.
Sie wollte sich eigentlich in das Haus schleichen, doch alles, was sie miterlebt hatte, war, wie Theodore das große Teufelchen spielte. Er tat so, als hätte er jeden Hauch Erziehung vergessen und Yana tat Mona ziemlich leid, die ihr jeden Tag erzählte, dass es ihr gut mit den Kindern gegangen war; Yana wusste dass sie nie die Wahrheit sagte.
Deswegen hat Yana auch gestern mit Simon gesprochen und dieser die Kinder am Nachmittag ins Freibad entführt.
Theodore hat diese Nummer damals auch bei Simons Schwester abgezogen, die verzweifelt mit ihm gewesen war und Yana sowie Simon hatten noch keinen Plan dafür, wie sie dies handhaben konnten.
"Mona?", kam Charlotte angelaufen und umkreiste einmal Yana, als würde sie die Nanny hinter ihrem Rücken verstecken.
Sie sah ihre Mama an und nuckelte an ihrem Schnuller. Ihre Augen waren große Knöpfe. Auch Theodore kam aus dem Badezimmer angerannt, noch Zahnpastaspuren in den Mundwinkel.
"Geht es Mona gut?"
Yana stand vorerst etwas angewurzelt da und wusste den Kinder nicht zu erklären, was passiert. Sie konnte nicht sagen, dass Mona mit sieben Stichen genäht werden musste.
"Sag' doch was Mama!", schrie Theodore Yana an und langsam bahnten sich Tränen in seine Augen. Es beschlich sie, dass er ein schlechtes Gewissen hatte, woher auch immer.
Sie ging in die Hocke und nahm die beiden erstmal in die Arme. Simon kam auch aus dem Badezimmer und sah seine Frau mit ernster Miene an, als wäre eines seiner Kinder im Krankenhaus.
"Mona musste genäht werden."
"Mit Nadel und Faden?", drückte sich Charlotte.
Yana legte etwas den Kopf schief und nickte schlussendlich.
"Können wir sie besuchen?", drückte sich auch Theodore leicht aus der Umarmung.
Wenn Yana sich recht erinnerte, wäre es wohl eine schlechte Idee, da ihr blutbeflecktes Shirt die Kinder erschrecken wird.
"Das machen wir morgen", nahm Simon Yana das Reden ab, "Mona braucht etwas Schlaf und ihr zwei auch."
Dies war Aufforderung genug, Mama jeweils einen Kuss auf die Wange zu drucken und einen auf die Stirn zu bekommen, worauf sie ins Zimmer liefen, wo Simon sie ins Bett brachte.
Yana hingegen betrat Monas Zimmer und versuchte das Gewünschte zu finden.
Doch sie hatte das Gefühl, dass etwas Frisches zum Anziehen Mona nicht schaden würde.
Sie öffnete den Schrank und staunte über die Ordnung.
Yana suchte die Dinge zusammen, die sie glaubte, am öftesten an Mona gesehen zu haben.
Die schwarze Sporthose mit blauen Streifen und den grauen Pulli, der unter einem roten begraben war.
Sie zog ihn hervor, ging Yanas Plan jedoch nicht auf und musste sie den roten neu zusammenfalten. Sie warf Hose und Hoodie auf einen Platz am Bett und breitete den roten Pullover aus, der sich zu einer Jacke entpuppte; mit Sponsorenaufnähern.
Langsam bewegte sie sich aus dem Zimmer und starrte auf die Aufnäher, während sie beinahe mit Simon zusammengestoßen wäre.
Dieser riss ihr die Jacke aus den Händen und es durchfuhr ihn wie einen Gedankenblitz.
Es war das fehlende Puzzleteil.
"Weißt du wo ich Mona schon mal gesehen hab", lehnte er sich in den Türrahmen und lächelte. Yana könnte schwören, dass er ein wenig stolz auf sich war, sich wieder erinnert zu haben.
"Sag' schon", forderte Yana und suchte die restlichen Sachen zusammen. Sie hatte noch eine halbe Stunde, bis die Besucherzeit vorbei war und sie wollte keine unnötige Zeit verlieren.
"Bei dieser Feier in der Grimming Therme, letztes Jahr. Da war sie mit der japanisches Mannschaft unterwegs. An der Seite von..."
"Ryoyu?", unterbrach Yana ihn und suchte nach Socken.
"Ja?", wirkte Simon verwundert, "woher?"
"Als sie unter diesem Betäubungsmittel gestanden war, hat sie ständig seinen Namen gesagt."
"Ich hab' sie dann aber nie wieder gesehen."
"Vielleicht ist das Monas Problem, nachdem wir suchen."
Sie schnappte sich den leeren Rucksack von Mona und schlichtete alles hinein. Sogar eine Tafel Schokolade und eine Packung Kekse. Mona hatte fast mehr im Schrank als die Familie in der Süßigkeitenschublade zusammen.
"Vielleicht", murmelte er etwas gedankenverloren, "was ist jetzt mit ihrer Hand?"
"Sie haben mit Lokalanästhesie sieben Stiche gebraucht, um die angeschnittenen Sehnen, Muskeln und die Haut wieder zusammen zu flicken", war ihre Stimme um einiges leise. "Ich seh' nochmal nach ihr."
"Pass' auf dich auf", drückte er ihr einen Kuss auf die Wange und Yana verschwand, während Simon sich alleine in die Küche setzte und mit einem leichten Lächeln den leergelöffelten Becher betrachtete, der Theodore das schlechte Gewissen gebracht hatte.
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