18. Kapitel


Hey ihr Lieben :D
Hier kommen zwei unglaubliche Nachrichten:

Ruthless hat es auf die Wattys-Longlist geschafft. Danke an Drachenfeuer02 dass du mich dazu gebraucht hast überhaupt mitzumachen. :*

Und Danke an alle, die mich auf Sweek unterstützt haben. Mein Buch "Hunted" hat es auf die Longlist geschafft. Jetzt muss ich bis Ende des Monats warten wie es damit weitergeht.
Und das ist sehr gut für euch, weil ich mich bis dahin nur Ruthless widmen und fleißig viele neue Kapitel schreiben werde.
Enjoy <3

Magerys Herz pochte noch immer vor Adrenalin und Siegestaumel, als die Menschentraube in der sich das Mädchen befand zum stehen kam.
Nach ihrem Sieg gegen Brynna hatte sie sich schwer atmend aufgerafft und wollte zurück in ihre Gemächer entschwinden. Doch die langjährige Tradition der Nordmänner schrieb etwas anderes vor. Sie hatten die junge Engländerin in ihre Mitte genommen und waren begleitet von kämpferischen Jubelrufen quer durch Kattegatt gezogen, bis sie nun vor einem großen Gebäude mit Holzsäulen vor den Toren zum stehen kamen.
Darüber hing ein Schild in das der Schriftzug "Zur zweischwänzigen Nixe" gemeißelt war.
Mercy begrüßte die Idee Fisch essen zu gehen. Insbesondere da sich ihre Mahlzeiten meist nur auf Brot und Käse beschränkten.

Ehe jemand die Tür anrühren konnte flog diese auch schon auf und eine stämmige Frau trat heraus.

"Wie viele?", rief sie fragend in die Masse.

"Genug um eine neue Ladung Met kommen zu lassen", brüllte ein hagerer Mann aus dem hinteren Teil der Ansammlung.

Die Frau schien sich ihre Frage selbst beantwortet zu haben.

"Heizt die Kessel an Mädchen. Wir kriegen Besuch", rief sie über die Schulter und wandte sich dann wieder dem wartenden Pulk zu.

"Aber ihr geht durch den Seiteneingang und zieht dort Gewänder an die meine Mädchen euch geben. Ich hab die Schnauze voll von versteckten Äxten und Kurzschwertern in Ärmeln und Stiefelschäften. Außerdem stinkt ihr wie die Steintrolle"

Zu Magerys Erstaunen protestierte kaum einer. Stattdessen folgten die Männer willig und verschwanden an der gegenüberliegenden Kopfseite des hallenähnlichen Gebäudes.
Der Eingang für die wenigen Frauen die neben den Kriegern auf dem Übungsplatz trainiert hatten befand sich nur wenige Schritte vom Haupttor entfernt und führte in ein kleines Vorzimmer.
Mädchen die etwa in Magerys Alter sein mussten warteten dort bereits und händigten weiße Leinenhemden aus, die der Engländerin bis zu den Knöcheln reichten.

Magery schluckte als sie ihr Gewand in den Händen hielt und mit Daumen und Zeigefinger spürte wie dünn der Stoff war. Das Mädchen von der sie das Hemd empfangen hatte nahm ihren Blick auf und schenkte ihr ein breites Lächeln.

"Es ist ja nicht für lange", sagte sie aufmunternd und zwinkerte schelmisch. Die Engländerin rührte sich nicht von der Stelle, bis die Meisten anderen Frauen ebenfalls die Gewänder gewechselt hatten und sich anschickten durch die zweite Tür in den vermeintlichen Hauptraum zu treten. Zu ihrer Verwunderung kamen immer mehr Frauen von draußen in den engen Umkleideraum. Die Siegesmäler nach den Kämpfen schienen für viele Bewohner Kattegatts ein Ereignis zu sein, das man nur ungerne missen wollte.

Die zunehmende Enge in der kleinen Kammer beklemmte Magery, weshalb sie froh war als sie endlich durch die Tür ins Innere der Halle schlüpfen konnte. Doch diese Freude verflog sogleich, als die Engländerin erkannte, was dort vor ihr lag. Am liebsten wäre sie zurück in den überfüllten Raum gesprungen, dessen Eingang jedoch von nach vorne strebenden Frauen versperrt wurde, die Magery achtlos weiter schoben. In dem großen Saal, der nur ein paar Schritte kleiner als die große Halle zu sein schien, wimmelte es von nackten und halbnackten Menschen. Sie tummelten sich in und um große Holzzuber, deren dampfendes Wasser einen starken Duft von Kräutern und Nässe verströmten. Entsetzt ließ Magery ihren Blick durch das Treiben schweifen und versuchte dabei nicht versehentlich auf die Blöße eines Kriegers zu blicken.
In dem Zuber der ihr am nächsten war saß ein dunkelhaariger Nordmann mit breitem Kreuz und Nacken. Hinter ihm standen zwei junge Mädchen in ähnlichen Gewändern wie Magery. Die eine reichte dem Mann unablässig Früchte und Met, während die Andere Stutenmilch aus einem Krug auf seinen Nacken goss und sie auf seiner nackten Haut einmassierte. Schnell ließ die Engländerin den Blick weiterspringen.
Zu ihrem Entsetzen waren die Beiden Leibeigenen eine Außnahme gewesen. Die meisten Frauen waren gänzlich entblößt oder trugen den Stoff lediglich noch um ihre Hüften gebunden. Jetzt begriff sie was das Mädchen mit 'Ist ja nicht für lange' gemeint hatte. Sie schluckte.

In einem anderen Zuber saßen zwei Frauen in hingebungsvoller Umarmung miteinander verschlungen. Noch nie zuvor hatte Magery so viel Sünde auf einem Fleck gesehen.

"Magery! Komm her"

Erleichtert atmete das Mädchen aus, als sie sah wer sie gerufen hatte.

Ava stand ebenfalls in ein weißes Leinentuch gehüllt neben einem jungen Mann, der nicht viel älter als sie selber war. Sein entblößter Oberkörper wies keine Spuren von Kampfverletzungen auf. Dafür waren Brust und Arme mit gepunkteten Linien übersäht, die mit schwarzer Tinte unter die Haut gestochen worden waren. Seine Haare trug er im Gegensatz zu vielen anderen Nordmännern kurzgeschoren.

"Das ist Jandal. Er ist als einer der wenigen bei unseren Priestern aufgenommen worden und wird bald  einer von ihnen sein"

Jandal lächelte still.

"Wenn die Götter es wollen"

Magery wusste nicht recht, was sie entgegnen sollte.

"Oh bevor ich es vergesse: Prinz Ivar schickt nach dir. Nimm einen Krug Met mit", setzte die nordische Sklavin fort.

Sofort spürte das Mädchen wie sich ihre Kehle zuschnürte.

"Wo kann ich ihn finden?"

Ava deutete an die Kopfseite des Zuberhauses. Dort hingen Netze von der Decke herab, die einen Teil des Raumes abtrennten. Magery nickte entschuldigend und schlängelte sich an den Beiden vorbei zu der beleibten Wirtin, die gerade ein neues Fass aufschlug. Rasch befüllte sie einen Krug mit goldenem Met und wollte gerade weiter eilen, als jemand sie an den Schultern packte und zu sich umdrehte.

"Magy du kleine englische Furie. Hatte schon fast gewettet, dass Brynna dir deinen dünnen Schwanenhals umdreht"

Hvitserks Atem roch nach Met als er sprach.

"Aber wie es aussieht lieben dich die Götter und das kann man ihnen auch nicht verdenken, was jungs?", rief er lachend in die Runde.

Mit einer leichten Drehung versuchte die Engländerin sich seiner Hände zu entledigen, die  noch immer auf ihren Schultern ruhten.

"Warte Mag, wo willst du hin?"

"Ivar erwartet mich"

"Nach diesem Kampf wird er dir eine Verzögerung vergeben können. Lass uns vorher noch auf Bruderschaft trinken."

Hvitserks Kameraden jolten amüsiert und reichten ihm einen Krug.

Energisch verschränkte der Jarlssohn seinen Arm mit dem Ihren und setzte an.

"Also Engländerin, ohne abzusetzen."

Ohne zu wissen wie ihr geschah, setzte auch Magery den Krug an die Lippen und trank den ersten Schluck. Noch nie zuvor hatte die junge Adelstochter derartige Flüssigkeiten probiert. Zwar hatte sie Hofbanketten und Festen auf ihrer Burg in England beigewohnt, jedoch geziemte es sich für Mädchen nicht zu trinken. Erst recht nicht, wenn sie noch unverheiratet waren.
Die goldene Flüssigkeit schmeckte nach Holunder und Honig und ließ Magery einen wohligen Schauer durch die Glieder fahren. Die Männer um sie herum stachelten sie mit Pfiffen und Rufen weiter an.  Während sie trank überlegte die Engländerin fieberhaft, wie viel Met sie wohl in den Krug gefüllt hatte. Eine kribbelnde Hitze breitete sich in ihrer Kehle aus und wuchs rasch zu einem starken Brennen an. Als der Krug endlich geleert war, packte sie ein kräftiger Hustenanfall der ihren Körper schüttelte. Hvitserk stimmte in das Gelächter der Männer ein und schlug ihr beherzt auf den Rücken. Als sie sich beruhigt hatte schaute sie ihn mit einem verstohlenen Grinsen an. Magery wusste, dass es Sünde war zu trinken aber sie konnte ihren geheimen Stolz nicht verbergen. Das Mädchen wollte ihren verschlungenen Arm gerade von seinem lösen, als er einen Schritt auf sie zu trat und sie auf den Mund küsste. Geschockt riss die Engländerin die Augen auf und gefror in ihrer Haltung. Seine Lippen schmeckten nach Met und feine Barthaare berührten Magerys Oberlippe, bevor er sich nach weniger als drei Herzschlägen von ihr löste. Immernoch wie in Erstarrung taumelte das Mädchen zurück. Sie spürte wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg. Schnell wendete sie sich ab und huschte zwischen halbnackten Körpern davon. Ihr Herz hatte wie wild angefangen zu schlagen. Wie hatte es sein können, dass Hvitserk ihr binnen weniger Momente so viel genommen hatte, was ihr Vater so hingebungsvoll zu hüten versucht hatte?
Natürlich war Magery schon einmal geküsst worden. Aber da war sie noch ein Kind gewesen und hatte nicht mehr als sechs Jahre gezählt. Mit dreizehn Jahren wünschte sie sich nichts sehnlicher als einen Kuss von Henry, ihrem Stallburschen zu bekommen. Aber sie war selten mit ihm alleine und wenn sie es mal war, traute sich der Junge aus Angst vor ihrem Vater kaum den Blick auf sie zu richten.
Ein Anflug von bitterer Ironie überkam das Mädchen. Wer hätte gedacht dass der Wikinger, der sie ein paar Monde zuvor noch gefesselt aus ihrem Burghof gezerrt hatte sie nun küsste?

Sie hatte die großmaschigen Netze fast erreicht, hinter denen die reichen Einwohner Kattegats zusammen mit der Jarlsfamilie badeten. Dort wo die Netze einen Spalt ließen standen zwei Wachmänner, die Magery zu kennen schienen. Denn sie machten keine Anstalten das Mädchen aufzuhalten. Die Engländerin bildete sich sogar ein, einen Schimmer von Anerkennung in ihren Augen erblicken zu können. Stolz erfüllte sie erneut. Sie hatte eine nordische Schildmaid besiegt und sich einen Platz in ihrer Gesellschaft verdient. So fühlte sie sich zumindest, als sie erhobenen Hauptes zu Ivar trat. Die Wasseroberfläche seines Zubers war mit Kräutern und Blumen bedeckt, die der Ursprung des allgegenwärtigen Duftes zu sein schienen. Das Wasser reichte dem Knochenlosen bis unter die Brust und schlug kleine Wellen, wann immer sich sein Torso hob oder senkte. Mit einem Kopfnicken bedeutete er ihr näher heran zu treten. Wie immer wenn sie nicht einschätzen konnte was Ivar vor hatte pochte ihr Herz und ein kaltes Gefühl kroch in ihre Hände. Plötzlich fiel ihr der Krug wieder ein, den sie immernoch mit der linken Hand umklammert hielt. Um ihn Ivar zu reichen beugte sie sich schnell nach vorne und streckte ihren Arm aus. Etwas zu schnell, denn der goldene Honigmet begann langsam seine Wirkung zu entfalten und brachte Magery zum straucheln. Während sie sich an den Zuberrand krallte und mit großen Bemühung ihren Stand zu wahren versuchte schoss ihr der Kuss mit Hvitserk erneut in den Kopf und wie es überhaupt dazu gekommen war. Der Krug den sie Ivar zu reichen versuchte war leer. Rasch wollte sie ihn zurück reißen doch der Honigwein vergab ihr die schnelle Bewegung diesmal nicht. Schwindelnd stürtzte sie über die Kannte in den Zuber.

Kräuter und Blumen klebten dem Mädchen in Gesicht und Haaren, als sie hustend wieder auftauchte. Erstarrt blickte sie zu Ivar herüber
und klammerte sich an die Eichenwand des Fasses, um sich so schnell wie möglich wieder aus dem Zuber zu hieven.
So musste sich auch Daniel aus der Bibel gefühlt haben, als er in die Löwengrube gestürzte war. Nur hatten die Löwen Daniel unter Gottes Hand nicht angerührt. Bei Ivar war sich die Engländerin nicht so sicher.

"Bleib", hörte Magery seine Stimme hinter ihr.

Langsam ließ sich das Mädchen zurück ins heiße Wasser sinken und drehte sich vorsichtig zu ihm um. Konzentriert versuchte sie seinen Gesichtsausdruck zu deuten aber ihr Blick wollte ihr nicht mehr gehorchen. Eine Weile herrschte Stille. Dann stieß sich das Mädchen von der Zuberwand ab und watete zwei Schritte durch das Wasser auf den Wikinger zu.

"Ich hab sie besiegt", hörte sich Magery selber wie aus einiger Entfernung sagen.

Sie spürte, dass etwas fehlte. Angst.
Der Met hatte sie davongespühlt und durch eine kindliche Unschuld ersetzt, mit der sie den zwei Köpfe größeren Mann nun ansah. Es war ein ungewohntes Gefühl kleiner als der Knochenlose zu sein. Dennoch blieb die Furcht aus.

"Ich hab Brynna besiegt", wiederholte sie.

Ivar öffnete gerade seine Lippen um etwas zu erwiedern, als eine Sklavin mit langen feuerroten Haaren zu ihnen trat.
Mit einem verführerischen Lächeln auf den Lippen beugte sie sich zu dem Krüppel herunter.

"Vergebt mir mein Prinz aber ich konnte es nicht mehr ertragen eure kostbare Zeit weiterhin mit der Christin verrinnen zu sehen, wo ihr euch auch so schon so viel mit ihr auf dem Kampfplatz befassen müsst "

Während sie sprach, kam sie dem Jarlssohn so nahe, dass ihre rosanen Lippen seinen Hals striffen. Die Sklavin sprach leise aber dennoch konnte Magery jedoch Wort verstehen und musste zu ihrem Verdruss auch noch feststellen, dass die Fremde nach Kirschen roch.

"Es gibt wohl kaum jemanden in Kattegatt der euch bei dem Gedanken wie sehr ihr euch um die taktischen Angelegenheiten Englaland und dieses Kind betreffend bemüht nicht bewundert aber auch ihr solltet euch einmal eine Auszeit gönnen mein Prinz"

Magerys Hände ballten sich unter Wasser zusammen. Die Rothaarige war kaum älter als sie und nannte sie 'ein Kind'.

"Außerdem gibt es hier noch andere Mädchen, die eure Zuwendung brauchen, Ivar Ragnarson", raunte sie und biss sich auf die Lippen.

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