3. Vergebung

Ezra...

"Was...? Wo...wo bin ich?"

Ezra öffnete die Augen und fand sich in einem Raum gleißenden weißen Lichts wieder. Um genauer zu sein war es mehr ein absolutes Nichts. Na ja soweit man das so beschreiben konnte. Der Junge sah an sich herunter und bemerkte, dass er weder verletzt war, noch Verbände an seinem Körper hatte. Auch hatte er keine Schmerzen mehr und ihm war nicht mehr so fürcherlich warm, noch zitterte er.

"Was...war ich nicht....Wo bin ich hier?"

Er sah sich um und hielt sich den Kopf.

"Ich war doch gerade noch in diesem Haus...wie bin ich hierher gekommen?"

Ezra.

Er sah sich um.

"Hallo? Wer bist du? Ich...ich kann dich nicht sehen."

Ein amüsiertes Kichern drang an seine Ohren.

"Ich bin hier."

Ezra fuhr herum und sah eine Frau vor sich stehen. Sie war in einem braunen Umhang gekleidet und trug ein warmes Lächeln im Gesicht. Ihre Augen waren tiefbraun und ihr Haar war zu zwei Zöpfen geflochten. Zwei Punkte befanden sich auf ihrer Stirn. Doch ihre Ausstrahlung war das, was Ezra faszinierte. Sie war so warm, so klar, so kraftvoll....und auf eine merkwürdige Art und Weise vertraut.

"Hallo, Ezra."

Dieser hob verwirrt eine Augenbraue.

"Ich..woher kennen Sie mich? Wer sind Sie? Wo bin ich hier?"

Sie lächelte.

"Du bist genauso wie mein Padawan, als er in deinem Alter war. Voller Fragen und so neugierig. Es ist schön zu sehen, dass es Dinge gibt, die sich wohl nie ändern werden."

Ezras Augen weiteten sich.

"P-padawan? Dann...dann seid Ihr ein Jedi?"

Sie nickte.

"Allerdings, Ezra. Aufgeweckt, neugierig, tapfer und auch noch sehr intelligent. Ich wusste, dass du Caleb sehr ähnlich siehst." Sie seufzte. "Und ich vermute mal, dass er es mittlerweile auch sieht."

Der Junge schüttelte den Kopf.

"C-caleb? Wer ist das? Ich..ihr müsst mich verwechseln. Ich bin nichts von den Dingen und...und ich bin auch kein Padawan, falls Ihr das denkt. Nicht..nicht mehr."

Er senkte den Kopf. Die Frau legte eine Hand unter sein Kinn und drückte es hoch, sodass sie sich einander in die Augen sahen.

"Oh Ezra...das ist nicht wahr. Du lässt dich von deiner Angst, deiner Furcht...deinem Schmerz verblenden. Du siehst nicht das, was ich sehe. Höre auf dein Herz. Höre auf die Macht. Was sagt sie dir?"

Ezra drehte den Kopf zur Seite und verschränkte die Arme.

"Ich..ich habe aufgehört sie zu benutzen. Ich will nichts mehr mit allem zu tun haben. Ich bin weder ein Jedi, noch werde ich weiter auf die Macht hören."

Die Frau seufzte und betrachtete Ezra mit einer gewissen Traurigkeit in den Augen.

"Du bist genau wie Caleb. Auch er dachte einst, dass er die Macht einfach ignorieren könnte. Doch das kann man nicht und das hat er auch lernen müssen. Man kann nicht verleugnen wer man wirklich ist, Ezra. Am Allerwenigsten ein Jedi."

Der Angesprochene schnaubte.

"Okay, ich gebe es zu. Ich habe die Macht, aber ich bin kein Jedi. Ich..ich bin einfach gar nichts. Das ist die Wahrheit."

Sein Blick glitt zur Boden. Die Frau legte eine Hand auf seine Schulter.

"Du bist verletzt. Nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Und das besonders."

"Was wisst ihr schon?", gab Ezra schnippisch zurück.

"Ich weiß eine ganze Menge, Ezra. Mehr als du glaubst." Sie seufzte. "Dir wurde sehr wehgetan, junger Padawan. Du hast Schmerzen erleiden müssen wie kaum ein Anderer und das seit einer langen Zeit. Du bist es Leid weiterzumachen, zu kämpfen. Du willst nicht mehr. Deine Hoffnung wurde zerstört...genauso wie dein Vertrauen. Du willst nicht mehr verletzt werden." Ihr Blick wurde sanft. "Du sehnst dich danach einen Sinn zu finden. Jemanden zu haben, der dich nicht wegstößt. Der dich so akzeptiert und magst wie du bist. Du sehnst dich nach Sicherheit, nach Geborgenheit und..Liebe. Du sehnst dich nach einer Familie, Ezra."

Der Junge erstarrte und hob den Kopf, blickte die Jedi mit entgeisterter Miene an.

"W-wie...woher...?" Er schüttelte den Kopf. "Das ist nicht mehr von Bedeutung. Wenn Sie doch sowieso alles wissen, wieso sind Sie dann hier? Ich bin allein. Das werde ich immer sein."

Das Licht um ihn herum begann sich drastisch zu verdunkeln.

"Was...was geht hier vor?"

"Der letzte Funke deiner Hoffnung schwindet...und somit auch dein Lebenswille", sagte sie und seufzte. "Ezra, du bist nicht allein. Ich bin hier, weil es an der Zeit ist, dass du dir darüber im Klaren wirst wie wichtig du bist. Wie sehr du deine Umgebung und die Personen in deiner Nähe berührst. Wie sehr du gebraucht wirst."

Ezra trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf.

"N-niemand braucht mich. Was redest du da? Ich habe niemanden. Ich..ich dachte ich hätte es..aber mein Vertrauen wurde erneut zerstört. Ich habe mir geschworen niemanden mehr zu trauen oder an mich ranzulassen. Es..es tut einfach zu sehr weh."

Sie nickte verständnisvoll.

"Oh Ezra...ich verstehe dich so gut. Aber es gibt Dinge, die du nicht weißt."

Ezra schnaubte.

"Ich weiß, dass ich ersetzbar bin. Das mich niemand braucht. Das..das ich es einfach nicht bringe, dass ich nur eine Last bin", sagte er leise und seine Stimme brach fast. Die Jedi legte ihre Hand auf seinen Arm.

"Ich würde dir gerne etwas zeigen, Ezra."

Er nickte nur. Ihm war ohnehin alles egal und er hatte nichts mehr zu verlieren.

Das Licht verschwand und stattdessen befand er sich im Gemeinschaftsraum der Ghost. Fast schon panisch wollte er zurückweichen, doch die Jedi legte eine Hand an seine Schulter und drückte diese.

"Sie können uns nicht sehen."

Das schien Ezra zu beruhigen, wenigstens etwas. Er sah Sabine, Zeb und Chopper. Sein Herz machte einen Satz, als er die drei Spectres sah. Auch wenn Ezra es niemals zugegeben hätte, aber er vermisste seine Crew, nein seine ehemalige Crew sehr.

"Sabine.."

Zeb legte eine Pranke auf den Rücken der Mandalorianerin. Diese saß auf der Couch und hatte den Kopf in die Hände gelegt. Zeb sah nicht besser aus und ließ seine Ohren hängen.

"Hey, es wird alles wieder gut. Irgendwie..."

Ezra sah auf.

"Wieso ist Sabine so traurig?"

Die Antwort kam nicht von der Jedi, sondern von Sabine selbst.

"Ich..ich...Zeb, wir haben so lange gebraucht und jetzt...jetzt könnten wir ihn schon wieder verlieren. Alles nur wegen meiner unglaublichen Dummheit."

Ezras Augen weiteten sich. Sprachen sie etwa von ihm? Moment..

"Schon wieder verlieren? Wofür haben sie so lange gebraucht?"

Erneut musste die Jedi nicht antworten.

"Wir sind alle Schuld daran, Kleines. Aber wir geben jetzt nicht auf. Der Kleine wird es schaffen, du kennst ihn doch. Wir haben ihn gefunden und er wird wieder...irgendwie.."

Es klang, als ob er nicht nur Sabine, sondern auch sich selbst überzeugen wollte. Chopper piepte niedergeschlagen. Ezra sah sie entgeistert an, doch bevor er noch etwas sagen konnte, ging die Tür auf und Hera kam hinein. Wie die anderen beiden sah die Twi'lek sehr traurig und niedergeschlagen aus. Auf die fragenden Blicke hin schüttelte sie den Kopf.

"Sein Zustand ist unverändert."

Sie setzte sich zu Sabine. Zeb sah zu dem Captain.

"Was...was sagt Ahsoka? Weiß sie vielleicht etwas?"

Erneut verneinte Hera.

"Sie sagte, dass wir jetzt nur abwarten und hoffen können. Das es an ihm selbst liegt, ob er aufwachen wird oder nicht. Aber..aber sie ist auch der Meinung, dass wenn er in den nächsten Tagen nicht aufwacht, dass er..."

Ihre Stimme brach und eine Träne glitt über ihre Wange. Sabine nahm ihre Hände von ihrem Gesicht und nahm die Twi'lek in den Arm.

"Hera..."

Zeb seufzte. Hera war die ganze Zeit stark gewesen. Sie hatte sie alle beinander gehalten, sie stets ermutigt und ihnen Hoffnung gegeben. Und jetzt wo sie Ezra endlich gefunden hatten, wo er wieder bei ihnen war...war sie am Boden und das mehr als zuvor. Doch der genannte Padawan sah nur verwirrt seine ehemaligen Crew - Mitglieder an und blinzelte.

"Wieso...wieso weint sie? Ist..ist etwas mit Kanan? Wo ist er? Wieso sehe ich ihn nicht?"

Die Jedi drückte seine Schulter.

"Siehe hin."

Das Bild veränderte sich und Ezra stand in der Krankenstation. Ein erleichtertes Seufzen entfuhr ihm, als er Kanan auf einem Stuhl sitzen sah. Er hatte ihm den Rücken gekehrt und starrte auf die Person, die im Bett daneben lag. Doch er konnte nicht sehen wer sie war. Doch er sah wie Kanan die Hand von jemanden hielt und ein konstantes Piepen im Raum umher hallte. Kanans Stimme löste einen Schauer in ihm aus und Ezra zuckte kurz zusammen, was die Jedi hinter ihm lächelnd betrachtete.

"Es tut mir so unendlich Leid. Was ich gesagt habe...es war alles so falsch und gemein von mir. Ich habe meine Frustration an dir ausgelassen und es war der größte Fehler, den ich tun konnte. Ich habe zu schnell die Geduld verloren und...und du musstest den Preis dafür bezahlen. Oh, Ezra es tut mir so schrecklich Leid." Man hörte ein schmerzerfülltes Schluchzen. "Du musst aufwachen, du musst es schaffen, kid. Bitte. Ich flehe nie, aber ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich bin völlig am Ende. Ich flehe dich an, Ezra. Du musst aufwachen. Du kannst mich anschreien, mich beleidigen, du kannst machen was du willst, du kannst mich auch mit Schweigen oder Nichtachtung strafen. Alles. Nur wache auf und kämpfe, kid. Ich kann dich nicht verlieren, hörst du? Niemand von uns kann das. Nicht..nicht noch einmal."

Wie erstarrt sah Ezra Kanan an. Er wollte auf ihn zu gehen, doch vor ihm löste sich alles in Luft auf. Nun stand er wieder mit der Jedi in dem weißen Raum. Sein Kopf schien vor lauter Fragen zu platzen.

"Wie kann das? Wie bin ich, wie haben sie mich gefunden? Ich bin der Grund weshalb alle so traurig sind? Aber..aber das kann nicht sein! Das...das ist..." Ezra schüttelte den Kopf. "Wieso sollte Kanan weinen? Er weint niemals!"

"Und trotzdem hat er es gerade getan", sagte sein Gegenüber ruhig und lächelte ihn an. "Ezra..ich kann dir all diese Frage nicht beantworten, denn ich spüre, dass du die Antworten darauf bereits kennst. Du hast Recht. Als du in deinem Delirium warst, welches von deiner entzündeten Wunde verursacht wurde, sind deine Schilde runtergefahren und Kanan konnte dich spüren. Dadurch konnten sie dich schließlich finden und das nicht einen Moment zu früh. Du befindest dich derzeit auf der Ghost und bist sehr schwach."

Ezra blinzelte.

"Ich...ich bin auf der Ghost? Also...also ist es wahr.." Er schluckte. "Sehr schwach? Also werde ich...?"

Sie schüttelte den Kopf.

"Deine Lebenskraft misst sich an deinem Willen und an deiner Bereitschaft zu kämpfen. Ich habe alles getan, was ich tun musste. Deswegen habe ich dich aufgesucht, junger Jedi. Nun liegt es an dir zu entscheiden, was du tust und der Macht zu vertrauen."

Sie war dabei zu verblassen.

"Was?! Warte, du kannst noch nicht gehen! Ich.."

"Vertraue auf dein Herz und auf die Macht, Ezra. Du kennst die Antworten, die du suchst. Deine Zweifel an dir trüben dein Urteilsvermögen. Macht dich frei davon und denke daran, was du gerade gehört und gesehen hast. Nun liegt es an dir, Ezra."

Sie lächelte und ihre braunen Augen starrten in seine.

"Caleb braucht dich. Du hast ihn gerettet, Ezra. Und dafür werde ich dir ewig dankbar sein."

Ezras Augen weiteten sich.

"Ihr seid also...?"

"Möge die Macht mit dir sein, junger Padawan."

Damit war sie verschwunden.

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Kanan schlug die Augen auf. Wie lange er kurz weggedöst war wusste er nicht. Noch immer saß er in der Krankenstation und verweilte an Ezras Krankenbett. Dessen Zustand hatte sich noch immer nicht geändert. Nach wie vor war das konstante Piepen des Monitors das einzige Geräusch im Raum. Der Jedi seufzte und sah auf Ezras Hand, die noch immer in seiner verweilte. Er strich mit seinem Daumen über seinen Handrücken und wischte sich mit der Anderen die Tränen von der Wange, die sich dort befanden. Seinen Padawan, nein seinen Sohn so zu sehen...es bereitete ihm einen Riss im Herzen. Nicht zum ersten Mal in den letzten Monaten wünschte er sich sehnlichst, dass er alles rückgängig machen könnte. Wieso hatte er nur die Geduld verloren? Wieso hatte er nur solche Dinge zu ihm gesagt? Er sah zurück zu seinem Padawan und drückte erneut seine Hand.

"Ich...ich weiß nicht, ob du mich hören kannst oder mir überhaupt zuhören willst..die letzten drei Monate waren der pure Horror für uns, für mich. Jeden Tag haben wir damit verbracht dich ausfindig zu machen, dich zu finden. Wir hatten so eine Angst um dich. Ich habe dich schon in den Händen des Imperiums gesehen und das...das wollte ich um jeden Preis verhindern. Mit der Zeit habe ich immer mehr die Hoffnung verloren, doch Hera hat uns und besonders mich ermutigt weiter zu hoffen, weiterzumachen. Ohne dich...es war einfach nicht dasselbe, geschweige denn waren wir dieselben. Es war...es war einfach so leer, so ruhig..."

Er seufzte und schüttelte den Kopf.

"Bitte wach auf Ezra. Bitte gebe uns allen die Gelegenheit uns zu entschuldigen." Kanan atmete tief durch. "Lass mich alles wieder gutmachen, lass mich dir endlich sagen, was ich nie gesagt habe. Eine zweite Chance...mehr erhoffe ich mir nicht..."

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Unglaube zeichnete sich am Abend auf Heras Gesicht ab, als sie erneut Ezras Temperatur messte. Sie schüttelte den Kopf.

"Das ist doch nicht..."

Sie sah zu Ezra und ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht. Sanft fuhr sie ihm übers Haar.

"Ich wusste es. Wache bald auf, Ezra. Du wirst sehnsüchtig erwartet.."

Hera küsste ihn auf die Stirn, dann verließ sie das Zimmer. Im Gemeinschaftsraum traf sie auf die restlichen Spectres, die ihr Abendessen kaum angerührt hatten. Kanan hatte sich noch nicht mal die Mühe gemacht und sich etwas aufgetischt. Normalerweise war er nicht von Ezras Seite zu bekommen, doch Hera hatte ihn gezwungen und unter starken Protest und der Drohung, dass er überhaupt nicht mehr in die Krankenstation kommen würde hatte Kanan nachgegeben. Niemand von ihnen erwartete Neuigkeiten, geschweige denn etwas Gutes. Hera würde sich ohne ein Wort zu ihnen setzen und versuchen ein paar Bissen zu essen sowie es die letzten Wochen auch gewesen war. Doch dieses Mal war es nicht so. Sie blieb stehen, was dazu führte, dass der Rest aufsah. Hera lächelte, sie lächelte!

"Sein Fieber ist dabei zu sinken. Es geht ihm besser." Sie schluckte. "Er kämpft."

Sabine ließ vor Schreck und vor Entgeisterung ihren Löffel fallen, Zeb verschluckte sich fast und Kanan sah sie mit geweiteten Augen an. Chopper piepte ungläubig und seine Haube begann sich zu drehen. Es dauerte kaum ein Wimpernschlag, da hatte Kanan die Twi'lek schon in seine Arme genommen und sie fest an sich gedrückt. Er sagte nichts, denn seine Geste drückte genug aus. Eine Träne lief über seine Wange. Hatte die Macht seine Gebete wirklich erhört? Würde Ezra bald aufwachen?

"Wird er...wird er bald aufwachen?", stammelte Sabine. Hera lächelte und nickte.

"Ja...ich bin mir ganz sicher. Wenn sein Fieber erstmal gesunken ist, dann wird es nicht mehr lange dauern." Sie schluckte. "Wir...wir werden eine Chance haben. Ganz sicher."

In allen Spectres begann sich etwas zu regen. Etwas, was sie seit drei langen Monaten vergeblich versucht hatten zu behalten.

Hoffnung.

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Ein konstantes Piepen war das Erste, was Ezra hörte. Gefolgt von einem Duft von Desinfektionsmitteln und einer bekannten Schwere. Eine Atemmaske natürlich. Er hörte wie sich etwas im Raum bewegen und die Schwere auf seinem Gesicht verschwand. Auch merkte er etwas anderes. Diese fürchterliche Hitze war verschwunden und seine Hüfte brannte nicht wie mehr so wie Feuer. Nein...er spürte nur noch ein leichtes Stechen an der Stelle, sonst nichts. Doch seine Gliedmaßen fühlten sich merkwürdig schwer an und er fühlte wie wenig Kraft er hatte.

Was ist überhaupt passiert? W-wo bin ich? Was...?

"Er wacht auf.."

Eine vertraute, fast schon sehr sanfte Stimme drang an sein Ohr. Er hörte wie etwas leises gemurmelt wurde, doch er konnte nichts verstehen. Die Stimme erkannte er nicht in seinem noch vom Delirium vernebelten Hirn, doch sie sorgte dafür, dass er sich für einen Moment sicher fühlte. Wem auch immer diese Stimme gehörte. Er versuchte sich zu erinnern und es fiel ihm wieder ein. Diese...diese seltsame Vision von dieser Jedi. Dann die Bilder seiner ehemaligen Crew...was dachte er sich dabei? Wie konnte er das nur träumen? Er würde wieder in dem Haus aufwachen und ganz alleine sein. Als ob sie nach ihm gesucht, geschweige denn gefunden und zur Ghost zurückgebracht hätten.

Er hörte Schritte und war sich sicher, dass er sich das nur einbildete - es konnte nicht anders sein.

Umso überraschter war er, als er langsam die Augen öffnete und blinzelte. Das Licht der Krankenstation war schon fast zu grell und er brauchte einen Moment um sich...

Moment...Krankenstation?!

Sein Blick wurde klarer und ihm wurde ein Anblick zu Teil, den er nie wieder im Leben erwartet hätte. Die ganze Ghost - Crew hatte sich um sein Bett versammelt und starrte mit erleichterten, aber auch besorgten Blicken auf ihn hinab. Ezra schloss die Augen und öffnete sie erneut, doch er sah noch immer seine Ex- Crew vor sich.

Es war kein Traum...

Er brachte kein Wort heraus. Der Schock, die Erkenntnis, dass alles real gewesen war...das er wirklich wieder hier war, dass sie ihn gefunden und mitgenommen hatten...das war überwältigend. Nein, mehr als das.

Sie waren alle so traurig. Hat...Hat Kanan wirklich geweint? War das auch alles real? Auch..auch seine Worte? Er hat gesagt, dass er mich nicht verlieren könnte...aber das muss eine Lüge gewesen sein. Warum sonst hat er zu Hera gesagt, dass... Er schluckte. Das ergibt alles keinen Sinn. Wenn sie mich nicht wollen...wieso bin ich dann hier? Oder soll ich nur wieder ihren Nutzen entsprechen? War meine Vision damals wahr?

Hera war die Erste, die das Wort ergriff.

"Du..du bist endlich wach."

Nicht der beste Anfang, aber was sollte es. Sich gegenseitig nur dumm anzustarren würde niemanden weiterbringen, also sollten sie lieber anfangen oder versuchen eine Konversation zu starten. Auch wenn Ezra völlig durch den Wind war.

"S-sieht so aus."

Denn dieser wusste überhaupt nicht, was er sagen sollte. Was sagte man in diesem Moment, wenn man den Leuten gegenüber stand, die einen bis ins Mark verletzt hatten? Die, die Gründe dafür gewesen waren, dass man weggelaufen war?

Die dafür gesorgt hatten, dass sein Herz gebrochen war und sein Vertrauen zerstört.

"Wie geht es dir?"

"...besser."

Es war nicht gerade überraschend, dass die Konversation zu scheitern drohte.

Sabine konnte es sich währenddessen nicht mehr aushalten. Die Schuldgefühle lasteten so sehr auf ihr und nun hatte sie endlich die Chance alles zu bereinigen und ihr Gewissen zu erreichen. Ihren besten Freund zurück zu bekommen. Sie war an der Seite seines Bettes und sah ihn mit einem Blick voller Reue und Schuldgefühle an.

"Ezra, es tut mir so schrecklich Leid! Ich hätte wissen sollen, dass du das niemals absichtlich gemacht hättest und..." Sabine rollte eine Träne über die Wange. "Es tut mir so furchtbar Leid, dass ich dich rausgeschmissen habe! Das war so dumm und so gemein von mir und..."

Er hob seine Hand und legte sie auf ihren Arm.

"Schon gut, Sabine. Ich vergebe dir." Er lächelte etwas. "Ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast. Es ist okay.."

Womit er nicht rechnete war in eine Umarmung gezogen zu werden -und zwar von Sabine.

"Es tut mir so Leid. Bitte gehe nie wieder fort, Ez. Ich habe dich so schrecklich vermisst." Sie schluchzte leise und haute ihm dann in die rechte Schulter. "Und jage mir gefälligst nie wieder so einen Schrecken ein, klar?"

So schnell die Umarmung auch gekommen war, so schnell hatten sie sich auch wieder voneinander gelöst. Sabine war ein Stein vom Herzen gefallen und seit drei Monaten fühlte sie sich wieder befreit.

Oh Sabine...ich war nie wütend auf dich und vergeben habe ich dir schon längst. Es ist einfach doof gelaufen. Aber es ist schön zu wissen, dass du dich sorgst...

Kaum hatte Sabine den Anfang gemacht, zog Zeb sofort nach.

"Kid, ich...Karabast keine Worte können beschreiben wie Leid es mir tut. Ich war einfach nur ein Vollidiot und ich schwöre dir, dass ich es niemals so gemeint habe. Meine Worte waren falsch und dumm, ich war so unglaublich dumm und..Kleiner, ich war ein absoluter Idiot und ich hoffe, dass du mir verzeihen kannst. Irgendwann."

Ezra lächelte erschöpft.

"Schön, dass du es auch mal eingesehen hast. Du warst wütend und ich weiß wie du bist, wenn man dich aus deinem Schlaf reißt. Auch wenn deine Worte verletzend, okay sehr verletzend und grob waren..ich vergebe dir, Zeb. Nicht irgendwann, sondern jetzt."

Deine Worte haben sehr weh getan, Zeb. Aber auch du warst nicht der Grund, weshalb ich weggelaufen bin und ich am Boden zerstört war. Ich habe gesehen wie sehr du und Sabine es bereuen und das ihr es nicht so gemeint habt.

Etwas unbeholfen haute der Lasat mit seiner Faust sanft gegen Ezras Schulter. Das Ezra ihn vergeben hatte erleichterte ihn sehr. Doch er schwor sich in diesem Moment nie wieder so grob zu dem Kleinen zu sein. Das hatten ihm die letzten drei Monate gelehrt.

Nun war Hera an der Reihe. Sie konnte nichts sagen, nichts ausdrücken. Stattdessen schlang sie ihre Arme um Ezras dürren Oberkörper und drückte ihn so sanft wie es ging an sich.

"Ezra, ich...Ich wollte dich nicht...Es tut mir so furchtbar Leid. Es gibt keine Entschuldigung für mein Verhalten und ich..."

Eine wohlige Wärme breitete sich in Ezra aus, als Hera ihn in eine enge Umarmung zog. Er hob noch immer geschwächt die Hand und erwiderte die Geste halbherzig.

"Hera..."

"Ich wollte dich nicht rausschmeißen. Ezra, ich..es tut mir so Leid. Wir haben uns solche Sorgen gemacht und alles nach dir abgesucht, als du fort warst. Ezra, ich bereue es so sehr und.."

"Hera...ich verzeihe dir, es ist gut. Es ist okay." Er löste sich langsam aus seiner Umarmung. "Es ist okay."

Er sah zu den Anderen.

"Es ist okay. Ich verzeihe euch."

Hera schüttelte den Kopf.

"Ezra.."

"Wie kannst du uns so leicht verzeihen? Wir..wir waren alle so grauenvoll zu dir!", gab Sabine entrüstet zurück.

"Kid, es stimmt. Wieso sonst bist du weggelaufen?", hakte Zeb verwirrt nach. Ezra seufzte.

Jetzt kommt das Thema. Na ja war ja irgendwie klar. Bringen wir es hinter uns, danach gehe ich einfach wieder zurück. War ja zu erwarten.

"Hört zu. Es ist okay. Ich verstehe es."

Er richtete sich auf.

"Ich danke euch, dass ihr mich versorgt habt. Das hättet ihr wirklich nicht tun müssen."

"Ähm...gerne geschehen?", gab Hera unsicher zurück. Sabine und Zeb tauschten einen Blick. Bildeten sie es sich ein oder lief hier etwas fürchterlich schief?

Ezra atmete tief durch.

Ich kann das. Ich habe es einmal getan und tue es wieder. Selbst wenn sie es diesmal mitkriegen, aber ich kriege das hin. Sie wollen mich nicht, also werde ich sie nicht länger belästigen. Ihr Mitleid wird nicht ewig anhalten.

Ezra schlug die Bettdecke zur Seite, was die Anderen alarmierend wahrnahmen.

"Kleiner, was wird das?", hakte Zeb nach. Sabine schüttelte den Kopf.

"Du hast eine Woche hier gelegen und hast ein schweres Fieber hinter dir! Du kannst jetzt nicht einfach aufstehen!"

Ezra schüttelte den Kopf.

"Es war wirklich nett von euch, dass ihr mich versorgt habt, aber ich muss gehen."

Hera fuhr hoch.

"Was? Oh sicherlich nicht. Wir haben drei Monate gebraucht um dich endlich zu finden. Du, Mister bleibst hier."

"Wir haben dich gerade gefunden, du glaubst doch nicht ernsthaft, dass wir dich nochmal von Vorne suchen werden", gab Sabine zurück.

"Ich habe nicht darum gebeten, dass ihr mich findet!", schoss es zurück. "Ihr wolltet mich ohnehin loswerden, also was regt ihr euch so auf?!"

Nun wurde Ezra zornig und er ließ seine Maske für einen Moment fallen.

Ich soll hierbleiben?! Wofür denn? Das sie mich gesund pflegen und mich danach rausschmeißen? Nicht mit mir!

Es wurde ganz still im Raum. Alle vier Spectres sahen Ezra mit einer Mischung aus Entgeisterung, Schock, Entsetzen und Unglaube an. Es verging ein weiterer Moment der Stille, dann sprachen Hera, Sabine und Zeb durcheinander, sodass man kein Wort verstand.

"WAS?!"

"Kid, dass glaubst du doch selbst nicht!"

"Wie kommst du auf solch einen bescheuerten Gedanken?!"

"Ezra...wie kannst du so etwas sagen? Wir.."

Doch die Drei verstummten sofort, als Kanan seine Hand hob und mit seiner klaren, ruhigen Stimme sprach. Seit sie reingekommen waren hatte der Jedi nicht ein Wort gesprochen, sondern nur seinen Padawan beobachtet. Doch das hatte sich mit Ezras Äußerung geändert. Er hatte gewusst, dass da irgendetwas schief lief und jetzt wusste er genau was. Ezra wandte den Blick ab und drehte den Kopf zur Seite, damit er Kanan nicht ansah.

"Ezra...wir wollen dich nicht loswerden. Das...das würden wir niemals wollen."

Ezra schnaubte. Vision hin oder her er würde sich nicht weiter von Kanan belügen lassen.

"Ihr könnt damit aufhören. Ich habe verstanden, es reicht."

Kanan schüttelte den Kopf.

"Ezra, nein. Höre mir zu, was..?"

"Nein, du hörst mir zu!" Erzürnt sah Ezra zu seinem ehemaligen Meister. "Ich habe es verstanden, okay?! Wieso habt ihr mich hergebracht, nur damit du mich gleich wieder loswerden kannst? Hasst du mich wirklich so sehr? Ich war aus dem Weg, also was gibt es da noch zu klären?! Ich bin mir sicher dein neuer Padawan wird mein Lichtschwert sehr gut gebrauchen können. Also tue mir einen Gefallen, sag es mir ins Gesicht und lüge mich nicht die ganze Zeit an, als ob ich ein dummes, verletztes Kind wäre! Ich kann einiges vertragen, ob du es glaubst oder nicht! Du bist nicht der Erste, der mich nicht wollte! Also tue mir einen Gefallen und tue nicht so, als ob ich dich kümmern würde! Du hast dich deutlich genug ausgedrückt! Ich bringe es ja eh nicht und es war ja ohnehin ein Fehler mich mitzunehmen!"

Tränen hatten sich in seinen Augen gebildet, doch Ezra tat einen Teufel und würde garantiert nicht vor seiner Ex - Crew losheulen!

...auch wenn er es innerlich tat.

Kanan starrte Ezra sprachlos an und rang um seine Fassung. Wie um alles in der Macht kam er auf so etwas? Einen neuen Padawan? Er wollte ihn nicht? Ihn hassen? Zugegeben die Worte, die er benutzt hatte bei ihrem letzten Training waren alles andere als nett gewesen, aber er hatte niemals so etwas gesagt. Niemals und sei er noch so wütend. Wie konnte er..?

Die restlichen drei Spectres starrten entgeistert von Ezra zu Kanan. Sie bekamen den Eindruck, dass Kanan mehr zu Ezra gesagt hatte, als er ihnen mitgeteilt hatte. Hera ballte die Fäuste. Wenn Kanan das wirklich gesagt hatte, dann...

Doch ehe die Twi'lek etwas sagen konnte, ergriff Kanan das Wort. Ohne den Blick von Ezra abzuwenden, der ihm wieder den Rücken gekehrt hatte, sprach er zu seiner Crew:

"Würdet ihr uns einen Moment alleine lassen?"

Zeb und Sabine wollten sofort etwas entgegnen, doch Hera hinderte sie mit einem Blick daran. Sie schüttelte leicht den Kopf. Sie kannte diesen Ausdruck in Kanans Miene. Er wusste was er tat. Wo immer Ezra auch darauf angespielt hatte...Kanan schien etwas zu ahnen. Die Twi'lek nickte ihrem Jedi zu, dann schob sie die anderen beiden Spectres aus dem Raum. Die Tür fuhr zu und Meister und Padawan waren allein.

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Stille. Eine ungemütliche, zutiefst erdrückende Stille hatte sich im Raum ausgebreitet. Ezra hatte Kanan noch immer den Rücken gekehrt, die Arme verschränkt und den Blick nach Unten gerichtet. Für ihn gab es nichts mehr zu bereden, es war doch sowieso alles geklärt. Wieso ließ Kanan ihn nicht einfach allein und damit hatte sich dann das Ganze?

"Ezra...bitte siehe mich an."

Ezras Blick bewegte sich einen Moment, doch er kehrte ihm weiterhin den Rücken zu. Kanan streckte seine Hand zögerlich aus, dann legte er sie auf seine Schulter.

"Bitte."

Der Blick des Jüngeren hob sich. Kanans Stimme war nicht mehr sanft, nein. Nein, sie hatte einen erschöpften, fast schon flehentlichen Ton angenommen. Kanan hatte noch nie um etwas gefleht, soweit er wusste. Wieso tat er es jetzt? Ezra schloss für einen Moment die Augen und seufzte leise. Was sollte es schon? Vielleicht würde es dann schneller gehen und Kanan würde ihn endlich in Ruhe lassen und der Schmerz würde aufhören...vielleicht.

Als Kanan in die Augen seines Schützlings sah stockte ihm der Atem. Das einstige lebhafte, strahlende blau, welches vor Lebensfreude, Aufgewecktheit und vor allem Vertrauen gestrahlt hatte...war nur noch trüb. Eine leblose Leere war in ihnen zu sehen und vor allem eines, was ihm das Herz zersplittern ließ: Schmerz. Ein kaum zu beschreibener Schmerz und Angst, blanke Angst.

"Ezra..."

"Was willst du mir noch sagen? Ich habe dich und Hera reden gehört. Es ist zwecklos, Kanan. Ich kenne die Wahrheit. Weißt du es wäre besser gewesen, wenn du es mir ins Gesicht gesagt hättest!"

Eine Träne rollte an Ezras Wange hinab. Kanan streckte seine Hand aus und legte diese auf Ezras.

"Kleiner...du hast es komplett missverstanden. Ich weiß jetzt was du meinst und bei der Macht noch mehr hätte man es nicht missverstehen können."

Ezra fühlte sich wie ein kleines Kind, was etwas vollkommen Dummes gedacht hatte. Er zog seine Hand zurück und verschränkte seine Arme, wendete den Blick zur Seite. Kanan schüttelte den Kopf.

"Entschuldige, dass war keine Beleidigung oder etwas dergleichen. Es ist nur..."

"Natürlich habt ihr über mich geredet! Ich habe es genau gehört!" Ezra schluckte. "Du hast gesagt, dass du meine Nützlichkeit anzweifelst, dass ich beim Training total versagt hätte und du dir einen Neuen zulegen müsstest! Das ich es nicht bringen würde und es ein Fehler war mich mitzunehmen!"

Den letzten Teil schrie er ihm förmlich entgegen. Kanan blieb ganz ruhig, griff erneut nach seiner Hand und drückte sie.

"Ezra, wir haben nicht über dich gesprochen."

Kanan hatte seiner Unterhaltung mit Hera kaum Beachtung beigemessen, doch jetzt war es anders. Er erinnerte sich an ihr Gespräch und verstand, weswegen Ezra geglaubt hatte, dass es um ihn gegangen war...

Flashback

Verstimmt kam Kanan in das Cockpit, nachdem er das Training mit Ezra früher beendet hatte . erneut. Er ließ sich in seinen Sitz nieder und rieb sich die Schläfen. Hera kam gerade unter der Konsole hervor und klopfte sich den Staub von der Kleidung ab.

"Also es sollte jetzt alles tadellos funktionieren und sollte Chopper das nächste Mal so rumzicken, dann kann er was erleben." Sie sah zu ihm und hob eine Braue. "Alles okay?"

Kanan seufzte.

"Es geht schon, der Kleine macht mich noch wahnsinnig! Er ist so, so..."

"So wie du, Love?", gab die Twi'lek zurück und lächelte über den verdutzten Gesichtsausdruck ihres Jedi. Sie setzte sich auf den Pilotensitz und schlug die Beine übereinander. "Was ist los?"

Der Jedi verdrehte die Augen.

"Das Übliche, aber lassen wir das. Ich wollte über was Anderes mit dir sprechen."

Er holte seinen Blaster aus seinem Holster und gab ihn Hera.

"Ich wollte ihn vorhin in Ezras Trainingseinheit verwenden, aber er hat gestreikt. Deshalb sind wir zu einer anderen Einheit übergegangen."

Sie nickte und sah sich den an.

"Vielleicht solltest du ihn mal auseinander nehmen? Du hast viele Credits dafür verwendet, Süßer."

Kanan lehnte sich zurück und zuckte die Schultern.

"Ich weiß nicht, Hera. Anfangs war es ne gute Idee, aber ich zweifle seine Nützlichkeit doch ziemlich an."

Sie betrachtete den Blaster und gab ihn Kanan zurück.

"Love, bist du sicher? Er hat dir doch bisher gute Dienst gebracht. Na ja bis auf ein paar Ausfälle, zugegeben. Außerdem war es deine Entscheidung."

Er seufzte, sah ihn sich noch einmal und schüttelte den Kopf. Was brachte es ihm, wenn er einen funktionsuntüchtigen Blaster hatte?

"Er hat heute beim Training total versagt. Nein, ich muss mir einen Neuen zulegen. Er bringt es einfach nicht."

Hera legte eine Hand an ihr Kinn und warf einen Blick auf die Waffe. Blaster solcher Qualität waren nicht häufig zu finden.

"Kanan, du weißt das sie sehr selten sind. Es kann dauern bis du einen findest mit denselben Potenzial."

Er schüttelte den Kopf und steckte ihn wieder in seinen Holster.

"Nein, tut mir Leid, Hera. Er bringt es einfach nicht. Es war ein Fehler ihn mitzunehmen."

Hera lehnte sich zurück. Sie nahm ein Data - Pad und las sich die Liste für die nächsten Einkäufe durch. Sie und Kanan besprachen noch die Möglichkeiten der Anschaffung eines neuen Blasters. Unwissend, was ihr jüngstes Crew -Mitglied vorhatte.

Flashback Ende

"Es ging gar nicht um dich, Ezra. Wir haben einzig und allein über meinen Blaster gesprochen. Du weißt doch, dass er in den Tagen ziemlich rumgezickt hat." Kanan legte eine Hand auf Ezras Schulter und drückte sie. "Ich verstehe wie sich das für dich angehört haben muss, aber so war es nicht. Kid, niemals, hörst du? Niemals würde es uns einfallen so über dich zu reden. Die letzten drei Monate haben wir jeden Tag nach dir gesucht. Wir waren verzweifelt, Ezra. Ich war verzweifelt. Ich habe mir solche Vorwürfe gemacht und...das was ich beim Training zu dir gesagt habe, es tut mir so Leid. Ich habe meine Frustration, meinen Stress an dir ausgelassen und die Geduld zu schnell verloren - das hätte ich niemals tun dürfen." Er schluckte. "Als ich erfahren habe, dass du weggelaufen bist..da ist etwas in mir gebrochen, kid. Ezra, es tut mir so Leid."

Dieser sah Kanan wie erstarrt an und schluckte.

Es ging nicht um mich. Sie haben nicht über mich gesprochen. Aber...aber bedeutet das wirklich, dass ich sie nicht so über mich denken?

"Ich...ich bin also kein Fehler? Ich bin nützlich? Du..du bereust es nicht mich aufgenommen zu haben?", fragte er mit zitternder Stimme und senkte den Blick. "D-du willst mich nicht ersetzen? Einen neuen Padawan?"

Ezra hatte furchtbare Angst vor der Wahrheit. Er war sich ganz sicher, dass Kanan ihm widersprechen und sagen würde, dass das Gespräch zwar nicht um ihn gegangen war, aber trotzdem alles auf ihn zutraf. Das er...

"Oh, Ezra..."

Womit er nicht gerechnet hatte war, dass sich zwei Arme um ihn legten und ihn sanft und vorsichtig an Kanans Brust zogen. Ezra wollte sich erst wehren, denn er brauchte von niemanden Mitleid, doch das Gefühl, was diese Umarmung in ihm auslöste hielt ihn zurück. Es war ein Gefühl von Wärme, Sicherheit, Geborgenheit...und Liebe. Etwas, was er seit sehr langer Zeit nicht mehr gefühlt hatte. Er war geradezu schockiert über dieses Gefühl, dass er nicht reagieren konnte.

"Ich könnte, wir könnten dich niemals ersetzen. Genauso wenig wie ich es jemals bereuen könnte dich mitgenommen zu haben. Ich..bei der Macht ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll." Kanan schluckte. "Ezra, du bist und wirst niemals ein Fehler sein. Du ahnst gar nicht, was du für uns bist, wie wichtig du für uns bist...wie wichtig für mich. Seit du fortgegangen bist habe ich jeden Tag an dich gedacht, jeden Tag versucht dich mit der Macht zu finden, aber ich fand dich nicht. Doch ich habe und wollte nicht aufgeben. Ich wusste, dass ich dich irgendwann finden würde, ich musste es einfach."

Kanan sah ihm in die Augen.

"Ezra, der Tag an dem ich dich zu meinen Padawan angenommen habe und du zu uns an Bord gekommen und ein Teil unserer Crew geworden bist...das war der Tag, der alles veränderte. Du hast mich aus meinem Schatten geholt, mich wieder zu dem Pfad zurückgeführt von dem ich abgekommen war. Mich wieder zu dem gemacht, der ich sein sollte. Doch du hast nicht nur mich verändert, sondern uns alle. Durch dich wurden wir alle zu neuem Leben erweckt und unser Kampf hat einen neuen Sinn bekommen. Ohne dich wären wir noch immer die kleine, unsichtbare Rebellenzelle auf Lothal, ein Team keine Familie und ich wäre niemals mehr ein Jedi geworden. Nur durch dich sind wir die, die wir heute sind. Ich könnte und würde niemals einen anderen Padawan haben wollen, Ezra. Die Macht bindet Meister und Padawan aneinander wie du weißt und sie hat uns zueinander geführt."

Ezra schluckte.

"Aber es gibt zich solcher Jungen wie mich. Die heimatlos sind, die die Macht haben und die es lieben würden dein Padawan zu sein. Die dich nicht am laufenden Band enttäuschen würden und die deine Zeit wert wären und..."

Kanan unterbrach ihn.

"Ez, ich habe nur einen Padawan und das bist du. Du hast mich niemals enttäuscht, hörst du? Und es gibt niemanden in der Galaxis, der so sehr meine Zeit wert ist wie du. Um ehrlich zu sein bin ich derjenige, der deine Zeit nicht wert ist." Er seufzte. "Glaube es mir es tut mir so schrecklich Leid. Ich wollte dir niemals das Gefühl geben, dass ich dich nicht wollte oder das ich dich nicht liebe. Du hast eine Leere in meinem Herzen gefüllt, die ich geglaubt hatte nie wieder zu füllen zu können. Aber du hast mich eines Besseren belehrt."

Ezra erstarrte.

"D-du liebst mich? Wirklich?"

Kanans Blick wurde ganz sanft und er drückte Ezra noch enger an sich.

"Aber natürlich. Wir lieben dich alle, Ez. Du bist ein Teil unserer Familie, einer der uns mehr als alles andere in den letzten Tagen gefehlt hat. Wir haben dich so sehnsuchtsvoll, so verzweifelt vermisst. Ohne dich sind wir nicht komplett, Ez."

Er legte seine Stirn an Ezras.

"Ich..ich bin ohne dich nicht komplett. Du bist nicht nur mein Padawan, Ezra."

Kanan schluckte. Er wusste, wenn er Ezra zeigen wollte, dass er zu ihnen, zu ihm gehörte...dann musste er es sagen. Das sagen, was er nie zuvor getan hatte und was er Hera gegenüber geschworen hatte zu tun. Er seufzte und atmete tief durch.

"Ezra, ich könnte niemals stolzer auf dich sein. Du gibst uns, du gibst mir jeden Tag so unglaublich viel. Du bist der beste Padawan, den ich jemals haben könnte. Du erinnerst mich so sehr an mich selbst, als ich in deinem Alter war. Immer voller Fragen, so aufgeweckt, so aufmerksam und neugierig...das haben wir in den letzten Wochen alle sehr vermisst. Ohne dich war es so still, so leer...so als ob etwas oder vielmehr jemand sehr Wichtiges fehlen würde. Und zwar du."

Er nahm Ezras schmale, kleinere Hände in seine, die etwas zitterten.

"Ezra... Ich habe dich im Stillen, um eine letzte Chance, um eine zweite Chance gebeten. Die Macht hat sie mir gegeben, also werde ich dir nun das sagen, was ich dir schon viel früher hätte sagen sollen." Seine smaragdgrünen Augen trafen auf Ezras saphirblaue. "Kid, ich bin so unfassbar stolz auf dich. Zu sehen wie du dich mit jedem Tag mehr entwickelst, wie du mit der Zeit immer mehr Verantwortung übernimmst und heranwächst. Deine Fortschritte, deine wachsenden Fähigkeiten, deine Selbstlosigkeit, deine Loyalität...du bist so weit gekommen, seit wir dich auf Lothal gefunden haben. Ohne dich hätte ich niemals von dem Sternenzerstörer fliehen können. Du hast mich gerettet, Ezra. In mehr als einer Hinsicht."

Ezra erinnerte sich an die Worte der Jedi.

"Du hast ihn gerettet, Ezra."

"Als der Inquisitor dich verwundete und du von der Plattform gefallen bist...da fühlte es sich so an, als ob ein Teil von mir gestorben wäre."

Kanan seufzte, darüber zu sprechen fiel ihm nicht leicht. Die Erinnerung war eine Qual. Dieser Moment... Er hatte nur einmal solch einen Schmerz empfunden und das war der Tag gewesen, wo er seine Meisterin verloren hatte.

"Als ich deine Präsenz nicht mehr fühlte...da hat sich etwas in mir geregt und ich konnte ihn besiegen wie du weißt. Ich habe nie mit dir darüber gesprochen, aber als du gefallen bist und ich dich nicht mehr spüren konnte....der Schmerz in mir hat mich fast betäubt, ich hatte geglaubt dich für immer verloren zu haben." Er lächelte. "Aber als du dann hinter mir standest und ich sah, dass du noch lebst..da ist der Schmerz augenblicklich verstummt und ich empfand eine Erleichterung, die ich nicht in Worte fassen konnte. Die ich..einfach nicht fassen konnte."

Ezra unterbrach Kanan kein einziges Mal. Der Jedi offenbarte ihm gerade seine tiefsten Gedanken und Gefühle, etwas was ihn mehr als schwer fiel wie er wusste. Trotzdem wurde sein Herz mit jedem Satz wärmer und der Schmerz in ihm verschwand allmählich.

"Wenige Monate später trafen wir auf Vader. Um ein Haar hätte ich dich fast verloren, als er dich.." Er schluckte. "Ich war entsetzt, zutiefst geschockt, dass er dich vor meinen Augen fast getötet hätte. Wieder empfand ich dieses Gefühl in mir, was über die Monate hinweg immer häufiger aufgetreten war. Irgendwann mit Heras Hilfe natürlich verstand ich, dass du längst mehr als ein Padawan für mich warst. Ich weiß und ich würde niemals versuchen deine richtigen Eltern jemals zu ersetzen, Ezra. Aber für Hera und für mich..für mich bist du wie mein eigenes Kind. Mein Sohn. Ich kann es nicht mehr länger zurückhalten, denn ich weiß jetzt das es falsch war nicht früher mit dir darüber zu reden. Hätte ich es zuvor getan, dann wäre niemals dieses Missverständnis entstanden und du wärst niemals weggelaufen und wärst verletzt worden."

Er drückte seine Hände.

"Ich kann dich nicht dazu zwingen zu bleiben, geschweige denn es bestimmen. Aber ich kann dich darum bitten, Ezra. Wir lieben dich alle sehr und haben dich schmerzlichst und sehnsuchtsvoll vermisst. Jeder von uns trug eine Last der Schuldgefühle und der Trauer mit sich herum. Wir wollen dich, Ezra. Wir wollen dich mehr als alles andere und sind überglücklich dich bei uns zu haben. Ich verspreche dir, dass das nie wieder vorkommen wird."

Kanan sah in seine Augen.

"Bitte komm zu uns zurück, Ezra. Zu mir. Wir können nicht ohne dich, ich kann ohne dich nicht. Bitte gib uns eine zweite Chance. Komm nach Hause. Bitte."

Ezra senkte den Kopf. Er konnte es nicht glauben. Es war...es war einfach nicht zu fassen!

Sie wollen mich! Sie..sie lieben mich! Sie..sie wollen, das ich zurückkomme. Das ich..das ich nach Hause komme. Es..es ist so lange her, seit ich ein Zuhause hatte. Ein richtiges Zuhause. Eine..eine Familie. Und..und für Kanan und Hera bin ich ihr eigenes Kind? I-ihr Sohn? Kanans Sohn? Bedeute ich ihnen wirklich so viel? Hat...hat meine Einsamkeit endlich ein Ende? Kann ich das wirklich glauben?

"Deine Zweifel an dir trüben dein Urteilsvermögen. Mache dich frei davon."

Kanan bemerkte wie Ezras Schultern anfingen zu bebten und sein Körper zu zittern begann. In dem Glauben, dass er den Jüngeren völlig überfordert hatte und den letzten Rest einer Chance verspielt hatte, setzte er an, um Ezra zu beruhigen. Doch entgegen all seinen Erwartungen...fiel Ezra ihm um den Hals und schluchzte bitterlich. Er klammerte sich förmlich an Kanan fest, der ihn sanft an sich drückte und ihn in seinem Arm hielt. Ezra schluchzte so sehr, dass kaum ein Wort von ihm zu verstehen war und so wartete der Jedi einfach ab, strich über seinen Kopf und über seinen Rücken und redete ihm gut zu. Das Ezra ihn umarmte war ein gutes Zeichen, so glaubte er jedenfalls.

Langsam beruhigte sich der Padawan jedoch und Kanan gelang es nun seine Worte zu verstehen. Beruhigend strich er ihm über den Rücken.

"Ezra?"

"Ich..ich habe geglaubt, dass ihr mich hasst, dass ihr mich nicht wollt. Das ich nur eine Last für euch bin, ein lästiges Problem." Er schluckte. "Als ich euch habe reden hören, da wollte ich nur weg. Ich war so verletzt, ich habe mich so verraten und allein gefühlt. Ich wollte nur noch weg, wollte euch nie wiedersehen. Ich wollte alles vergessen und wieder eine Straßenratte sein. Aber stattdessen...stattdessen konnte ich euch nicht vergessen, dich vergessen! Auch wenn ich davon überzeugt war, dass ihr mich nie wiedersehen wolltet und ich euch nichts bedeute...so habe ich euch vermisst. Jeden Tag."

Er wischte sich eine Träne aus dem Auge, doch Weitere folgten.

"Es tut mir so Leid. Ich...ich bin so ein Idiot. Ich bin weggelaufen und..ich habe alles kaputt gemacht! Ich.."

Kanan schüttelte den Kopf.

"Nein, Ez. Nein, dass hast du ganz bestimmt nicht. Wir allein haben Schuld an der ganzen Sache, du auf keinen Fall. Es tut mir so unendlich Leid, dass es dazu gekommen ist. Das hätte es niemals sollen. Niemals, kid." Er strich über Ezras Wange. "Wir lieben dich so sehr, Ez. Ich verspreche dir, dass sich das niemals ändern wird. Du gehörst zu uns, zu mir. Zweifle nie wieder daran, Ezra."

Er nahm ihn erneut in den Arm und der Padawan gähnte. Ezra war gerade erst aufgewacht und der kleine Gefühsausbruch von seiner Seite her ließ ihn noch erschöpfter und müder werden. Kanan lächelte und rieb ihm über den Rücken.

"Wieso schläfst du nicht etwas, kid?"

Ezra konnte kaum seine Augen offenhalten.

"Aber..."

"Ich bin die ganze Zeit bei dir, versprochen. Wenn du aufwachst, dann bin ich hier."

Ezra sah ihm einen Moment in die Augen. Er wollte erneut protestieren, doch seine Augenlider wurden immer schwerer.

"O-okay.."

Er bettete seinen Kopf zurück aufs Kissen und schloss die Augen. Kanan deckte ihn gut zu und strich ihm sanft über das Haar. Der Padawan gähnte und kuschelte sich ins Kissen.

"K-kanan...?"

Sein Meister hob eine Braue.

"Ja, kid?"

"D-danke..." Er seufzte wohlig und klang sehr schläfrig. "D-danke, dass du mich zurückgebracht hast. N-nach Hause.."

Der Jedi war überrascht solche ehrlichen Worte von seinem Padawan zu hören, aber es erwärmte gleichzeitig sein Herz. Vielleicht..vielleicht war er wirklich zu dem Kleinen durchgedrungen. Kanan lehnte sich zurück und strich weiter über Ezras Haar. Sein Padawan würde genesen und er war wieder da, er hatte ihnen vergeben und ihr Missverständnis war geklärt. Er war wieder Zuhause, mehr hätte er sich in diesem Moment nicht wünschen können. Mehr..

"Ich liebe dich auch, Dad."

Kanan blinzelte und spürte wie eine Zuneigung, Dankbarkeit, Erleichterung und...Liebe durch ihr Band zu ihm floß. Eine unvergleichbare Wärme breitete sich in seinem Körper aus und sein Lächeln hätte nicht breiter sein können.

"Ich dich mehr, mein Sohn.."

Er würde später den Anderen alles erklären ( falls sie es noch nicht längst wussten, denn er bezweifelte, dass sie nicht hinter der Tür gestanden und gelauscht hatten - oder mehr es noch taten. Doch im Moment war er einfach wunschlos glücklich seinen Padawan, nein seinen Sohn wieder bei sich zu haben, in seiner Nähe zu sein und ihm beim Schlafen zuzusehen.

"Er hat dich gerettet, Caleb. Und du hast es bei ihm getan. Ihr braucht einander."

Er blinzelte und spürte für einen Moment eine allzu bekannte Signatur. Kanan schloss die Augen, nahm Ezras Hand in seine und lächelte. Seine Meisterin war zwar eins mit der Macht, aber sie wachte über ihn und Ezra. Über Meister und Padawan. Über Vater und Sohn.

Nein, mehr hätte er sich in diesem Moment wirklich nicht wünschen können...


Hoffe euch hat die kleine Kurzgeschichte gefallen, mir war einfach danach :)

Vielen Dank für eure tolle Rückmeldung, ich freue mich immer, wenn ich euch mit meinen Storys berühre und sie euren Geschmack treffen :D

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