2. Verzweiflung
"Nichts! Keine einzige Spur!"
Die Spectres zuckten zusammen, als Kanans Faust mit einem lauten Knallen auf dem Tisch landete. Hera legte eine Hand an seine Schulter.
"Love, beruhige dich. Wir werden ihn finden."
"Das sind die einzigen Spuren gewesen, die wir hatten! Wir haben die ganze Stadt durchgeforstet und nichts gefunden! Er war noch nicht mal bei seinem Turm!"
Sabine seufzte.
"Kanan, ich sage es nicht gerne, aber das war zu erwarten."
"Sabine hat Recht. Ezra hat sieben Jahre lang auf der Straße gelebt. Wenn er nicht gefunden werden will, dann weiß er wie er das anstellen muss. Ezra kennt diese Stadt besser als jeder Andere. So finden wir ihn nie, Kanan", wandte Hera ein. Der Jedi knurrte.
"Also sollen wir es jetzt dabei lassen? Einfach sagen dumm gelaufen und einfach weitermachen?"
Zeb schnaubte.
"Boss, das hat niemand gesagt."
"Natürlich werden wir nach wie vor nach ihm suchen, Kanan. Aber nicht so. So finden wir ihn niemals."
"Hast du einen besseren Vorschlag, Captain?!"
Sabine seufzte.
"Kanan, dass nützt uns jetzt auch nichts. Höre auf Hera anzufahren."
"Na dann, tut ihr es doch! Bislang habe ich kaum Vorschläge von euch gehört!"
Kanan verschränkte die Arme und schnaubte. Hera schüttelte seufzend den Kopf.
"Love, wir machen uns alle Vorwürfe und Sorgen um ihn. Aber so kommen wir nicht weiter."
Sabine rieb sich die Schläfen.
"Also nochmal. Wie gehen wir vor?"
"Keine Ahnung frage doch unseren allwissenden Captain", stichelte Kanan weiter. Hera verdrehte die Augen.
"Kanan, es reicht. Wir müssen einen klaren und vor allem kühlen Kopf behalten."
"Komm runter, Kumpel", pflichtete Zeb Hera bei. Kanan schnaubte nur abwertend.
"Das sagst du mir, wobei du den Kleinen rausgeschmissen hast?"
"Oh, nein. Das schiebst du mir jetzt nicht zu, Kanan", knurrte Zeb.
"Jungs, bitte", wandte Sabine ein.
"Sabine ist diejenige, die ihn zuerst rausgeschmissen hat."
"Ich..." Die Mandalorianerin sah zu dem Lasat. "Moment, wie bitte? Du gibst mir jetzt die Schuld daran?!"
Hera seufzte. Das war doch alles nicht wahr.
"Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, dass du ihn zuerst rausgeschmissen hast. Wobei wir ja alle wissen, wer das Ganze angefangen hat."
Kanan verengte die Augen.
"Ach jetzt bin ich an allem Schuld?! Du hast ihm doch gesagt, dass er uns nur Probleme macht und nur eine Last ist! Du hast ihm gesagt, dass seine Eltern ihn mit guten Grund verlassen haben!"
Hera sah zu Zeb.
"DU HAST WAS?!"
"Ihr wart nicht besser!", gab der Lasat zurück. Sabine schnaubte.
"Wir haben ihm wenigstens nicht solche Worte an den Kopf geworfen, Zeb!"
"Du hast in deiner Sprache geflucht, was hast du denn da bitte gesagt?! Wohl kaum etwas Nettes", zischte der Lasat zurück. Hera schüttelte den Kopf.
"Das glaube ich jetzt einfach nicht!"
"Wenigstens habe ich meinen Padawan nicht als wertlos bezeichnet!", gab Sabine wütend zurück. Kanan knurrte.
"Sag das nochmal!"
"Es ist doch wahr, Kanan! Du hast ihn ein erbärmliches Kind genannt!"
"Du..."
"DEINE WORTE HABEN DAS DOCH ALLES LOSGETRETEN!"
"ICH HABE IHN NICHT AUS MEINER KABINE GEWORFEN! ODER IHM SO ETWAS GESAGT!"
Nun mischte sich Zeb ein.
"DER KLEINE SIEHT ZU DIR AUF UND HASST ES DICH ZU ENTTÄUSCHEN! DEINE WORTE WAREN MINDESTENS GENAUSO SCHLIMM WIE MEINE!"
"DAS GLAUBST DU DOCH SELBST NICHT!", schrie der Jedi zurück. Sabine schnaubte entnervt.
"Wieso habe ich es mit zwei solch hirnamputierten Idioten zu tun?!"
"DU WARST NICHT BESSER!"
Die Drei schrien sich weiter an und schoben sich gegenseitig die Schuld zu. Da platzte Hera der Geduldsfaden:
"HALTET IHR JETZT VERDAMMT NOCH MAL EUREN MUND!"
Chopper hatte ebenfalls genug und elektrisierte die drei Spectres mit seinem Taser.
"CHOPPER!"
Hera nickte ihrem Droiden dankbar zu, dann wandte sie sich an die restliche Crew:
"SO UND JETZT WO IHR ALLE MAL STILL SEID, HÖRT IHR MIR ZU! WENN NOCH EINER VON EUCH DEN ANDEREN BESCHULDIGT, DANN KANN DIESER HEUTE DRAUßEN SCHLAFEN! WIR HABEN ALLE SCHULD DARAN, DASS EZRA WEGGELAUFEN IST! HABT IHR VERSTANDEN?!"
Heras Lekku waren nach Innen gekehrt und sie hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt. Sie war wirklich wütend, sehr wütend.
"WIR WERDEN IHN FINDEN, ABER NICHT, WENN IHR EUCH WEITER STREITET! NOCH EIN WORT UND IHR SEID AUF MEINEM SCHIFF GEWESEN IST DAS KLAR?!"
Ein eindeutiges und stummes Nicken war die Antwort. Niemand von ihnen wagte es etwas zu sagen, allein ihrem Captain zu widersprechen. Hera schnaubte.
"Gut. Wenn das endlich geklärt ist, dann habe ich tatsächlich einen Vorschlag zu machen, wie wir Ezra finden. Also wollt ihr weiter streiten oder sollen wir unseren Jungen finden?"
Beschämt, dass sie sich von ihrem Streit hinreißen ließen, sahen die drei Spectres sich an. Sie schluckten und schüttelten nur den Kopf. Hera seufzte.
"Na endlich. Wir werden ihn finden, aber nur wenn wir das zusammen tun. Wir haben alle großen Mist gebaut. Kanan?"
Der Jedi sah langsam auf.
"Ja?"
"Du kannst ihn nicht spüren oder?"
Er schüttelte den Kopf.
"Nein...nein, er hat seine Schilde oben. Ich kann ihn so nicht ausfindig machen."
"Wäre auch zu leicht gewesen", murmelte Hera und schüttelte den Kopf. "Also gut, hört mir zu.."
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"HEY! BLEIB STEHEN!"
So schnell wie ihn seine Beine tragen konnten rannte Ezra die Straße entlang und verschwand um die nächste Ecke. Er war in eine Sackgasse gelaufen, aber das hielt ihn nicht auf. Mit einem Machtsprung landete er hinter dem Zaun, der ihm bisher den Weg versperrt hatte. Er verlor keine Zeit und machte sich mit einer Jogan in den Händen aus dem Staub. Erst als er weit weg genug war, erlaubte er sich stehenzubleiben und lehnte sich keuchend gegen eine der Hauswände.
"Das war knapp", murmelte er und strich sich etwas Schweiß von der Stirn. Es war einige Zeit her, seit Ezra zuletzt stehlen musste. Natürlich verlernte man dies nie, aber für einen Moment war er unvorsichtig geworden und man hatte ihn um ein Haar erwischt. Er schluckte und sah auf die Jogan in seiner Hand.
Was würden sie wohl denken? Was würde Kanan denken? Er wäre bestimmt furchbar enttäuscht von mir, dass wären alle. Na ja noch enttäuschter, als sie es ohnehin schon sind...
Ezra seufzte und schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter, dann schüttelte er den Kopf. Er durfte nicht mehr daran denken, nicht mehr. Wenn er es weitertun würde, dann würde er noch Hoffnung haben und sich seinen alten Wegen nie wieder anpassen können. Nein, er musste sie vergessen. Das war das einzig Richtige. Der Junge biss in seine Jogan und schlenderte weiter. Er dachte darüber nach, was er nun tun sollte. Die Möglichkeit sich Vizago anzubieten und ein paar Jobs für ihn zu übernehmen schwebte ihm schon etwas länger im Kopf. Vielleicht war das eine gute Idee. So musste er wenigstens nicht mehr andauernd stehlen und...
Es war, als ob man ihn eine Faust in die Magengrube gerammt hätte. Ezra schluckte und ließ beinahe die Jogan fallen.
GESUCHT WEGEN DER REBELLION UND DER SABOTAGE GEGEN UNSER GLORREICHES IMPERIUM!
Ezra stolperte zurück, darauf war er nicht vorbereitet gewesen. Ganz und gar nicht. Er starrte mit leerem Blick auf das Suchplakat, welches Kanan zeigte. Seine smaragdgrünen Augen schienen direkt in Ezras zu sehen. Zitternd ließ der Junge die Jogan fallen und rannte los. Ein Suchplakat von Hera hatte ihn auf dem Markt unvorsichtig werden lassen und ihn abgelenkt. Und nun das von Kanan...
"....ein Padawan, der meine Zeit wert ist."
"...kein erbärmliches Kind.."
Ezra rannte und rannte. Es linderte etwas den Schmerz in seinem Inneren, aber es betäubte ihn nicht. Er kam erst zum Stehen, als seine Lungen brannten und er in eine etwas abgelegenere Gegend kam. Tränen liefen über seine Wangen und die ganze Trauer, Wut und Frust staute sich in ihm auf.
"Wieso kann ich nicht einmal etwas richtig machen?! Wieso bereite ich immer nur Probleme? Wieso..wieso bin ich immer allein?", schluchzte er leise und rutschte an eine Häuserwand entlang bis er saß. Den Kopf in den Armen und die Beine an seinem Körper angezogen weinte er bitterlich. Es waren erst wenige Tage vergangen seit er die Ghost verlassen hatte...doch es befand sich eine Leere in seinem Herzen, die einfach nicht zu füllen war.
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"Kanan?"
Der Jedi seufzte leise und sah auf, als Hera ihren Kopf ins Zimmer tat. Ihr Blick wurde sanft, als sie sah, was er in der Hand hielt. Langsam ging sie zu ihm und setzte sich neben ihn.
"Kanan.."
Der Jedi starrte auf das Bild, was er in seinen Händen hielt. Es zeigte ihn und zusammen beim Trainieren. Ein breites Lächeln auf ihren Gesichtern.
"Das ist das Einzige, was wir haben..", sagte er leise. Hera legte eine Hand auf seinen Arm und nickte.
"Ich weiß. Ich kann mich gut daran erinnern, wann Sabine das Foto gemacht hat. Es war kurz nachdem wir dich befreit haben. Ihr beide wart so glücklich wieder zusammen zu sein..."
Kanan nickte nur, aber sagte nichts. Sein Blick verriet alles, was sie wissen musste oder vielmehr was sie längst erkannt hatte.
"Weißt du ich hätte damals nicht stolzer auf ihn sein können", fuhr sie fort. "Nachdem sie dich geschnappt hatten, ist er sofort aufgestanden und hat alles getan, um dich zu finden. Wirklich alles. Nichts hat ihn damals aufgehalten und er ist in deine Fußstapfen getreten. Du hättest ihn sehen müssen, er war genau wie du. Ein Anführer." Sie lächelte und strich über seine Hand. "Ihr zwei ähnelt euch sehr, Love."
Kanan starrte weiterhin auf das Bild und es verging ein Moment ehe er sprach.
"Von Tag zu Tag machte er mich stolzer. Er hat Leben in unser Schiff gebracht, wir alle haben uns zum Besseren verändert und sind auf eine neue Weise wieder zum Leben erwacht. Ich besonders." Er seufzte. "Wir haben ihm das nie gesagt, ich habe ihm das nie gesagt. Wenn ich ihm gesagt hätte wie stolz ich auf ihn bin, wie glücklich ich darüber bin das er mein Padawan ist, wie viel er mir bedeutet..."
"Kanan, wir werden ihn finden. Und dann kannst, nein, dann können wir ihm alles sagen, was wir versäumt haben zu tun. Gib die Hoffnung nicht auf." Sie legte ihre Hand an seine Wange. "Es wird alles wieder in Ordnung kommen und wir werden die Chance kriegen unsere Fehler wiedergutzumachen."
"Drei Monate, Hera. Es ist jetzt drei Monate her, seit Ezra weggelaufen ist. Und bisher haben wir nie die geringste Spur von ihm gefunden. Nicht mal die Flotte konnte uns helfen."
"Sie haben gesagt, dass wir hierbleiben sollen. Ahsoka tut, was sie kann, Kanan." Sie seufzte und der Grund kam ihr wieder in den Sinn, weshalb sie überhaupt mit dem Jedi sprechen wollte. "Kanan, sie haben uns noch genau zwei Wochen gegeben. Danach müssen wir zurück zur Flotte."
Er sah sie entgeistert an.
"Hera.."
"Mir gefällt das auch nicht, aber es ist ein Befehl. Sie haben uns so viel Zeit gegeben wie wir konnten, aber mehr auch nicht. Wir müssen Ezra innerhalb der nächsten 14 Tage finden, Love. Sonst haben wir so gut wie gar keine Chance mehr."
Wut, Frustration, Verzweiflung und Zorn wallte in dem Jedi auf. Wie konnten sie es wagen ihnen vorzuschreiben, bis wann sie Ezra suchen durften? Was erlaubten sie sich sich da einzumischen, wenn es um seinen Padawan ging? Was...?
Kanan schloss die Augen und atmete tief durch. Er durfte nicht vorschnell handeln, nicht überreagieren oder gar seine Wut an Hera auslassen. Nein, er musste einen kühlen Kopf bewahren, wenn er weiterkommen wollte.
"Ich verstehe."
Er warf einen Blick auf das Bild, dann legte er es mit einem stillen Versprechen zur Seite. Hera war verwundert über die Reaktion des Jedi, denn sie hatte eigentlich was ganz Anderes erwartet und kein Verständnis. Aber sie nahm dieses Verhalten hin und stand auf.
"Sabine und Zeb sind im Gemeinschaftsraum. Wir haben uns entschieden eine Mission von Vizago anzunehmen. Das lenkt uns etwas ab und stockt unsere Vorräte auf."
Kanan nickte und folgte ihr aus dem Zimmer. Das Bild lag auf seinem Bett.
"Ich finde dich, Ezra. Versprochen."
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"Ah, meine Freunde. Wie schön mit euch wieder Geschäfte zu machen! Kanan, mein Freund, es ist gut dich zu sehen!"
Der Jedi hob eine Augenbraue und verdrängte das Bedürfnis die Augen zu verdrehen. Er konnte diesen Kerl noch nie leiden. Zikato Vizago war einer der schlimmsten Verbrecher, die auf Lothal ihren Handel betrieben.
"Urgh, ich glaube es einfach nicht", murmelte Sabine leise unter ihrem Helm, während Zeb nur schnaubte.
"Besser als nichts."
Hera übernahm das Wort.
"Also du sagtest, dass du einen Job für uns hättest?"
"Immer gleich zum Geschäft, wie immer, Captain. Nun ich habe einen Auftrag für euch, der Andere ist schon weg."
Hera verschränkte die Arme.
"Sag uns einfach was wir tun sollen. Der Andere interessiert uns nicht."
Vizago lächelte und Kanan wusste aus Erfahrung, dass das nichts Gutes heißen konnte. Die Macht schrie förmlich, dass da mehr hintersteckte.
"Warte Hera..." Er wandte sich Vizago zu. "Du weißt mehr als wir. Spucke es aus!"
Der Dealer hatte den verschlagenen Ausdruck im Gesicht, den er nur allzu gut kannte.
"Ihr wolltet den Auftrag nun habt ihr ihn. Was gibt es da mehr zu wissen?"
Er musterte jeden Einzelnen der Crew und blieb dann bei Kanan hängen.
"Mhm ich entdecke gar nicht den kleinen Jedi unter euch. Folgt er dir nicht sonst wie dein Schatten, Kanan?"
Der Jedi erstarrte und seine Hand legte sich auf seinen Blaster. Die Anderen sahen mit einer Mischung aus Entgeisterung, Hoffnung und Verwunderung zu Vizago. Kanans Augen verengten sich.
"Verkaufe mich nicht für dumm, Vizago! Was weißt du?!"
"Nun...du müsstest doch am Besten wissen, dass du Informationen nur gegen Credits bekommst. Du bist doch kein.."
Vizago hob sich wie von Geisterhand in die Luft und fasste sich an die Kehle. Kanan hatte seinen Arm ausgestreckt und sah ihn mit funkelnden Augen an.
"Ich frage nicht nochmal. Was weißt du, Vizago?!"
"Kanan!"
Die Twi'lek legte eine Hand auf seinen Arm und schüttelte den Kopf.
"Tue es nicht. Beruhige dich bitte."
"Hera, er weiß was von Ezra. Und er wird es uns sagen", knurrte der Jedi und hielt seinen Blick auf den Dealer gerichtet, der noch immer nach Luft rang.
"Kanan, er wird es, aber lass ihn los. Komm zu dir, Love."
Mit einem Knall landete Vizago auf dem Boden und hielt sich den Hals, als er nach Luft schnappte. Er griff nach seiner Fernbedienung, um seine Droiden zu kontrollieren, doch Kanan holte sie mit einer Bewegung zu sich. Der Verbrecher wusste ohnehin, dass er ein Jedi war, also was solls.
"Oh nein, vergiss es."
Kanan hielt die Bedienung in der Hand.
"Was weißt du?!"
Vizago funkelte ihn an, dann grinste er hämisch.
"Ist er dir etwa abhanden gekommen? Oder hat sich die kleine Loth - Ratte selbst aus dem Staub gemacht? Kann es dir nicht verübeln, wenn du dieses Gör.."
Es ertönte ein lautes Klatschen, dann sah sich Vizago mit einer äußerst wütenden Twi'lek konfrontiert, dessen Augen Feuer zu haben schienen.
"Wage es dich nicht so von unserem Jungen zu reden! Du sagst uns jetzt sofort, was du weißt oder ich werde dein schlimmster Albtraum. Hast du mich verstanden, Zikato Vizago?!"
Zeb und Sabine schluckten. Eine wütende Hera kam einem Albtraum gleich und einer sehr wütenden Hera der Hölle persönlich. Und gerade war Letzteres der Fall.
"Ich werde nicht.."
"Wir werden es so oder so herausfinden, Vizago. Also sagst du uns besser jetzt, was wir wissen wollen oder du erlebst eine sehr, sehr wütende Hera. Und glaube mir, dass willst du nicht", kommentierte Kanan und sah ihn zornig an. "Rede oder du erlebst es, was es heißt zwischen einem Meister und einem Padawan zu stehen."
"Mehr zwischen einem Vater und seinem Sohn", murmelte Sabine Zeb zu, der nickte.
"Okay, okay. Ich rede ja schon, aber danach schuldet ihr mir was!"
Kanan schnaubte.
"Von mir aus, also?!"
Der Dealer schnaubte.
"Er ist vor zwei Monaten bei mir aufgetaucht und wollte Jobs haben. Ich habe ihn getestet für ein paar einfache Aufträge und er hat sie alle gemeistert. Ich war überrascht, dass er nicht bei euch war, aber er sagte nur, dass es mich nichts anginge und er euch sowieso egal wäre."
Kanan und Hera wechselten einen Blick.
"Jedenfalls hat er seitdem mehr Aufträge übernommen. Er ist schnell, billig und er erledigt seine Arbeit gut."
"Du lässt ein Kind für dich arbeiten?!", kommentierte Sabine abwertend. Zeb knurrte leise. Kanan deutete ihnen an die Ruhe zu bewahren und sah zu Vizago.
"Er war also heute hier?"
"Nein. Er sollte es, aber ist bisher noch nicht aufgetaucht. Habe ihn das letzte Mal vor zwei Tagen gesehen. Er lieferte ein paar Kisten ab, ich bezahlte ihn und dann verschwand er wieder. Seitdem hat er sich nicht blicken lassen."
Heras Hoffnung begann zu sinken. Da waren sie endlich so nahe ihren vermissten Spectre zu finden und sie waren zu spät. Ein paar Tage früher und sie hätten ihn abpassen können. Doch nun..
"Weißt du wo er lebt? Hat er sonst noch etwas gesagt?"
Vizago verneinte.
"Nein, mit so etwas halte ich mich nicht auf. Ich habe euch alles gesagt, was ich weiß."
Sabine stöhnte.
"Wir waren so nahe dran!"
"Karabast...was machen wir jetzt, Hera?"
"Unser Glück versuchen ihn irgendwie abzupassen und...Kanan?"
Der Jedi sank auf die Knie und zischte vor Schmerz. Er hatte seine Hände an seine Schläfen gelegt und die Augen geschlossen. Hera war sofort an seiner Seite.
"Kanan? Kanan, was..."
"Ezra... Ich habe ihn endlich, Hera.." Der Jedi knirschte mit den Zähnen und konzentrierte sich. "Er hat seine Schilde endlich unten, aber....aber er ist verletzt. Ich spüre seinen Schmerz", presste er hervor. Sabine und Zeb sahen sich voller Hoffnung und Besorgnis an. Hera schluckte.
"Verletzt?! Aber...Moment, kannst du ihn etwa finden? Du..du weißt wo er ist?"
Hoffnung begann sich in ihr zu regen.
"J-ja...aber wir müssen uns beeilen. Sofort!"
Er rappelte sich auf und die Crew wollte sofort los zum Schiff, als Vizago sie zurückhielt.
"Hey und was ist mit meinem Deal?! Ihr schuldet mir etwas!"
Kanan schnaubte.
"Der Deal ist fällig, Vizago. Du hast uns die Informationen gegeben, also sei froh, dass du noch lebst. Niemand und ich wiederhole niemand nennt meinen Sohn eine Loth - Ratte oder beleidigt ihn in irgendeiner Form!"
Mit einer Handbewegung hatte er den Dealer in seine Kisten geworfen.
"Wir machen keine Geschäfte mehr mit dir. Also lass es dir eine Lehre sein."
Er warf die Fernbedienung auf den Boden und wandte sich ab. Die Spectres rannten zurück zum Schiff, Vizagos Gezeter hinter sich nahmen sie gar nicht wahr. Kanan ahnte, dass es jetzt auf jede Sekunde ankam. Er wusste nicht wieso, aber Ezra war verletzt. Und er hatte das Gefühl, dass sie sich beeilen mussten.
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Zuvor:
Mit einem Stöhnen warf Ezra seinen Rucksack in die Ecke des Raumes. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er sich die Seite und stolperte zu seinem Schlafplatz hinüber. Blut befand sich an seinen Händen und immer trat aus der Wunde raus. Ein Truppler hatte einen gezielten Geschuss gelandet bei seiner letzten Mission. Er setzte sich auf das Sofa und griff erschöpft nach ein paar Verbänden, die er aufgetrieben hatte. Er zog sein Shirt aus und warf es zur Seite. Dann nahm er die Verbände und kümmerte sich um seine Wunde. Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen verband er seine Wunde und wünschte sich nicht zum ersten Mal Credits für ein Medi - Kit zu haben. Ezra sah furchtbar aus. Er war ganz abgemagert und war so blass, dass es einem Toten Konkurrenz gemacht hätte. Unter seinen Augen lagen tiefe, dunkle Schatten und Hämatome und weitere Verbände befanden sich an seinem Körper. Vizagos Jobs waren nicht ohne Risiko, aber es war das Beste, was er auftreiben konnte. Ezra zischte vor Schmerz, als er fertig war. Seine Hände zitterten und mit einem weiteren Stöhnen legte er sich hin. Seine Augenlider wiegten schwer und er spürte wie ihn seine letzten Kräfte verließen. Er rollte sich zusammen und zog die Beine an seinem Körper, um sich warm zu halten. Er hätte alles für eine Decke gegeben, aber er hatte schon viel schlimmer die Nächte verbracht. Wenigstens hatte er ein Dach über den Kopf, dass war das Wichtigste. Ezra seufzte und schloss die Augen. Für einen Moment dachte er an die Crew, dann verdrängte er die Gedanken sofort wieder. Das hatte sich erledigt und er musste es akzeptieren, fertig!
Er zitterte und versuchte den Schmerz in seinem Körper auszublenden. Die Müdigkeit war dabei ihn zu überwältigen. Dunkle Schatten senkten sich vor seinen Augen und langsam driftete er in den Schlaf.
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"Kanan?!"
"Mehr nach Rechts, steuere auf das alte Senatsgebäude zu", gab der Jedi zurück und hielt sich konzentriert den Kopf. Sabine saß am Steuer und flog die Phantom, während Zeb neben dem Jedi verharrte. Hera war auf der Ghost geblieben und würde die Krankenstation bereit machen. Wenn Kanan nicht so fürchterlich besorgt um seinen Padawan gewesen wäre, dann hätte er vor Freude gelacht. Das erste Mal seit Monaten konnte er wieder Ezras Präsenz spüren. Ihr Band war zwar schwach und glich mehr einem Faden, aber er fühlte sich wieder komplett. So, als ob die Leere in seinem Herzen wieder anfing sich zu füllen. Ezra war ganz nahe, er spürte es so deutlich wie seit einiger Zeit nicht mehr. Zeb schnaubte.
"Kanan, bist du sicher?"
Sabine leitete den Landevorgang neben dem alten Senatsgebäude ein. Der Jedi keuchte kurz auf und nickte.
"E-er ist hier, Zeb. Ganz sicher. Ich fühle ihn."
Die Phantom landete und Sabine öffnete die Tür.
"Dann sehen wir uns hier mal um. Kanan, welche Richtung?"
Der Jedi fuhr aus seinem Stuhl hoch und hastete an ihnen vorbei.
"Kommt! Wir haben nicht mehr viel Zeit! Folgt mir einfach!"
Sabine hatte gerade noch genügend Zeit die Phantom zu schließen, da lief sie schon Zeb und Kanan nach. Der Jedi sprintete durch die Straßen, immer in die Richtung wohin die Macht ihn leitete. Seine Freunde hatten alle Mühe mitzuhalten, denn der Jedi bewegte sich allein durch die Macht.
"Kanan!"
Doch ihr Anführer hörte nicht und lief weiter. Mit jedem Schritt wurde die Macht stärker, die Schmerzen von Ezra intensiver.
"Karabast, was ist in dem gefahren?", schnaubte Zeb. Sabine seufzte unter ihrem Helm.
"Er ist wieder in seinem Beschützermodus angelangt, sollte dich nicht mehr überraschen."
"Auch wieder wahr."
Sie kamen vor einem alten Haus zum Stehen, welches in einer abgelegenen Seitengasse lag. Es sah verlassen und unbewohnt aus.
"Kanan..."
Der Jedi deutete dem Lasat an still zu sein und sah sich die Tür an. Langsam nickte er.
"Sie wurde vor Kurzem benutzt. Er ist hier, Zeb."
Mit einer Handbewegung öffnete er vorsichtig die Tür, dann lugte er vorsichtig hinein. Er konnte Ezra nicht sehen, da es in dem Raum halbdunkel war, doch er spürte ihn ganz nahe. Dann hörten sie etwas. Ein leises Stöhnen und das Geräusch von raschelnder Kleidung. Sabine zückte eine Taschenlampe und reichte sie Kanan, dieser nahm sie und ging hinein, die anderen beiden folgten ihm.
"N-nein..."
Sie stockten und Kanan spürte wie sein Herz einen Satz machte. Diese Stimme hätte er unter Tausenden erkannt! Es war Ezra! Sie hatten ihn gefunden! Er war hier! Der Jedi leuchtete mit der Lampe vorsichtig in die Richtung, woher die Stimme kam. Als der Lichtkegel eine Gestalt in einem orangenen, halb zerfledderten Overall streifte, ließ Kanan fast die Taschenlampe fallen. Er hörte wie Zeb und Sabine nach Luft schnappten.
"Kleiner.."
"Ez.."
Der Jedi ging langsam auf ihn zu und kniete sich neben dem Jungen, der zusammengekauert und zitternd auf dem morschen Sofa lag. Sein Blick glitt über Ezras Körper. Er sah die Verbände, die Wunde an seiner Hüfte, die mehr schlecht als recht verbunden war. Sabine und Zeb traten hinter den Jedi und sahen auf den angeschlagenen Padawan. Schuldgefühle wallten in ihnen hoch. Sie waren Schuld daran, dass Ezra verletzt war. Das er weggelaufen war, dass er...
"Karabast!"
Kanans Fluchen brachte sie aus ihren Gedanken.
"Er ist nicht bei Bewusstsein und er glüht förmlich. Seine Wunde muss sich infiziert haben."
Er legte seine Hand an Ezras.
"Ezra? Kleiner, hörst du mich?"
Ein leises Stöhnen antwortete ihm. Ezra öffnete seine Augen und sah ihn miit einem Blick an, der vom Delirium und Leere gezeichnet war. Doch es war offensichtlich, dass sein Padawan ihn nicht erkannte.
"Fehler...Nur eine Last.."
Kanans Augen weiteten sich, dann strich er über seine Wange.
"Nein...nein, dass bist du nicht. Oh Ez.."
Sein Herz tat bei diesem Worten weh. In was für einer Verfassung war sein Padawan..
"Kanan, er muss sofort versorgt werden", gab Sabine mit zitternder Stimme zurück. Der Jedi nickte. Er legte eine Hand unter Ezras Knie und seine Andere unter seinen Rücken, dann hob er ihn vorsichtig hoch. Ezra stöhnte leicht und sein Kopf ruhte an Kanans Brust.
Sabine nahm Ezras Rucksack, den sie in einer Ecke entdeckt hatte. Kanan rannte mit den Jungen auf den Armen voraus, während Sabine und Zeb ihm folgten. Die Mandalorianerin hatte schnell die Phantom startklar gemacht, während Zeb Hera informierte. Kanan saß im hinteren Teil der Phantom und hatte Ezra auf seinen Schoß. Sanft strich er ihm eine Haarsträhne aus der Stirn.
"Es wird alles gut, Ez. Wir bringen dich nach Hause."
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In der Ghost angekommen nahm Hera sofort den verletzten Padawan in Beschlag und behandelte ihn in der Krankenstation, während die restlichen Spectres im Gemeinschaftsraum verharrten und warteten. Warten...eine Qual für jeden von ihnen. Sie sprachen kein Wort miteinander, denn ihre Gedanken waren allein bei Ezra. Sie hatte ihn wieder, ja...aber in was für einen Zustand er war. Es war schrecklich, einfach nur schrecklich. Und es war alles ihre Schuld. Alles. Ezra hatte sich bei einem der Auftäge von Vizago verletzt und diese hatte er nur angenommen, weil er weggelaufen war. Weil sie ihm alle das Gefühl gegeben hatten nicht dazuzugehören, dass ihn niemand wollte. Einzeln hätte es nicht so einen Schaden gegeben, aber sie hatten ihm alle zur gleichen Zeit geschadet...und die Folgen davon waren verheerend gewesen. Schwerer hätte ihre Schuld nicht wiegen können.
"G-glaubt ihr der Kleine wird wieder...?", unterbrach Zeb das Schweigen. Sabine, die bisher nur Löcher in die Luft gestarrt hatte sah zu dem Lasat.
"Er...er muss es. Ich meine es ist Ezra.." Sie biss sich auf die Unterlippe. "...richtig?"
Zeb nickte, doch auch seine Stimme klang nicht überzeugend.
"J-ja...Kanan, was meinst du?"
Der Jedi hatte seit ihrer Ankunft auf der Ghost kein Wort gesprochen. Er hatte sich gegen die Wand gelehnt, die Arme verschränkt und hatte mit leerem Blick auf den Boden gestarrt. Ohne aufzusehen antwortete er.
"Ich weiß es nicht..." Er schüttelte den Kopf und eine Hand glitt über sein Gesicht. "Wie konnte ich das nur zulassen? Wieso habe ich nicht.."
"Kanan, wir alle haben diesen Mist gebaut. Damit bist du nicht allein", wandte Zeb ein. Der Jedi schüttelte den Kopf.
"Mag sein, aber Ezra ist mein Padawan, meine Verantwortung. Ich hätte mich niemals verhalten sollten, geschweige denn meine Geduld verlieren." Er schluckte. "Ihr hattet Recht. Hätte ich nicht mit ihm gestritten, dann wäre er niemals weggelaufen."
Sabine und Zeb wechselten einen Blick.
"Kanan...das kannst du nicht wissen. Wir alle waren ziemlich gemein zu ihm", erwiderte Letzterer. Sabine nickte.
"Es war falsch von uns dich so zu beschuldigen, wir waren nicht besser."
"Das ist doch längst vergessen. Ich hoffe nur, dass es Ezra bald wieder besser geht und wir dann endlich alles klären und uns entschuldigen können", seufzte der Jedi niedergeschlagen und rieb sich über die Augen. Das Ganze nahm ihn ziemlich mit und die letzten drei Monate hatten stark an seinen Kräften gezerrt.
Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich die Tür und Hera kam in den Gemeinschaftsraum, gefolgt von Chopper. Augenblicklich standen Zeb und Sabine auf und Kanan sah zu Hera, die nun ihre ganze Aufmerksamkeit hatte. Die Twi'lek seufzte.
"Ich habe alles getan, was ich konnte. Ezra ist sehr sehr schwach. Seine Wunde hat viel Blutverlust verursacht, zudem hat sie sich entzündet und ein starkes Fieber hervorgerufen. Außerdem hatte er an seinem ganzen Körper Wunden, die nicht richtig versorgt wurden, weshalb es das Ganze noch schlimmer gemacht hat. Er war nahezu dehydriert und ist regelrecht abgemagert."
"Und? Wie geht es ihm jetzt? Wird er aufwachen?", traute sich Sabine zu fragen und sah Hera hoffnungsvoll an. Diese sah sie einen Moment schweigend an, dann sah sie zu Kanan. Dieser las die Antwort in ihren Augen und ihm war es, als ob sämtliche Luft aus seinen Lungen gepresst wurde.
Nein...
"Ich habe getan, was ich konnte. Aber...aber ich will ehrlich zu euch sein. Ezra ist sehr stark angeschlagen. Es gibt nichts mehr, was wir tun können. Wenn er in den nächsten Tagen nicht aufwacht, dann..."
Ihre Stimme brach.
"....dann wird er nie wieder aufwachen", vollendete Kanan leise. Zeb und Sabine sahen die beiden entgeistert an, während Chopper alarmierend piepte.
"Was?!"
"Hera, das...wie...?"
"Wie gesagt hat sich seine Wunde sehr schlimm infiziert und er war auch schon davor in einem kritischen Zustand. Es tut mir Leid, aber wir können nichts mehr tun, als zu warten und zu hoffen..."
Für Kanan schien eine Welt zusammenzubrechen. Wie in Trance stolperte er aus dem Raum und lief in Richtung Krankenstation. Mit zitternder Hand öffnete er die Tür und erblickte seinen bewusstlosen Padawan, der dem Tod mehr nahe war, als dem Leben. Ezra lag auf einem Bett an einem Monitor angeschlossen, der seinen Herzschlag anzeigte und ein konstantes Piepen im Raum wiederhallen ließ. Eine Sauerstoffmaske befand sich auf seinem Gesicht, sein Brustkorb senkte und hob sich langsam. Der Junge war totenbleich. Kanan sah dunkle Schatten unter seinen Augen und seine Wangen, die ziemlich ausgezehrt wirkten. Schrecklich war noch eine Untertreibung dafür wie Ezra aussah...und es tat dem Jedi in der Seele weh. Eine Hand legte sich auf Kanans Schulter.
"Gib die Hoffnung nicht auf."
Der Jedi seufzte und spürte wie seine Augen anfingen zu brennen, doch er ließ seine Tränen nicht gewähren.
"Hera...wir haben ihn jetzt endlich gefunden und wir sind dabei ihn wieder zu verlieren. Es..es ist alles meine Schuld."
"Nein. Kanan, dass sind wir alle. Wir..." Sie seufzte und schüttelte den Kopf. "Wir haben alle einen sehr schlimmen Fehler begannen. Wir müssen darauf hoffen, dass Ezra es schaffen wird und wir die Chance haben alles wieder in Ordnung zu bringen. Okay, Love?"
Er schloss die Augen und seufzte, dann nickte er leicht.
"O-okay... Er wird es schaffen, Hera. Er...er muss es einfach.."
Du musst aufwachen, Ez. Du musst es schaffen. Sonst...sonst weiß ich nicht wie ich weiterleben soll...
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