Schiksal
Thomas konnte es immer noch nicht glauben. Er war nun ein Läufer, so wie er es von Anfang an wollte. Natürlich waren ihn die Gefahren des Labyrinths bewusst, aber das sollte ihn nicht daran hindern dort raus zulaufen, um einen Ausweg von der Lichtung zu finden. Es war noch früher Morgen, als er dem Hüter der Läufer, Minho, hinter das Gehöft folgte. Thomas fragte sich wo er ihn nur hinbrachte, schließlich war das Labyrinth genau vor ihnen und nicht hinterm Gehöft. Minho zog andächtig einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss einen kleinen Schuppen auf. Total gespannt was sich dort befand hielt Thomas seinen Atem an und sah an dem Hüter vorbei. Er konnte Ketten, Seile und Laufschuhe ausmachen und musste sich ein Lachen verkneifen.
„Laufschuhe?“ fragte er belustigt und sah Minho an, welcher ebenfalls grinsen musste.
„Du kannst auch gerne deine Schuhe behalten, aber ich werde dich nicht zurücktragen wenn du dir Blasen läufst.“
Minho betrat den Schuppen und ging zu der Kiste mit den Laufschuhen.
„Schuhgröße?“
„Keine Ahnung.“ Schnell zog Thomas einen seiner Schuhe aus und sah nach. „Fünfundvierzig.“
„Alle Achtung du lebst auf großen Fuß.“ Minho suchte etwas in der Kiste und warf ihm dann ein Paar zu. Nachdem die beiden Läufer sich noch bei Bratpfanne Verpflegung abgeholt hatten betraten sie durch das Westtor das Labyrinth.
Minho lief vor und Thomas ihm hinterher. Minho brachte Thomas bei wie man im Laufen Efeuranken abschnitt und sie auf den Boden warf, damit man sich wirklich nicht verlief. Wie bei Hänsel und Gretel dachte sich Thomas und war anfangs noch überfordert damit. Er war gerade dabei eine Ranke auf den Boden zu werfen, als er fast in den Hüter hinein lief. Dieser bedeutete ihm leise zu sein und späte um die Ecke.
„Ist da ein Griewer?“ fragte Thomas etwas panisch, da er dachte sie würden nur nachts herauskommen. Doch Minho antwortete ihm nicht sondern drückte ihn nur an die Wand und sah nochmal um die Ecke.
„Minho?“ Dieser drehte sich so schnell um das Thomas erschrak und dann küsste er ihn einfach auf den Mund. Etwas überrumpelt starrte er den Älteren an, welcher sich von Thomas‘ Lippen löste. Minho musste grinsen als er sah wie rot Thomas geworden war.
„Wo.. Wofür… war das?“ stammelte er immer noch perplex.
„Du wolltest ja nicht leise sein.“
„Also ist da wirklich ein Griewer?“
„Nein.“ Der Hüter musste noch mehr grinsen, da Thomas langsam realisierte das er ihn einfach reingelegt hatte. Bevor Thomas noch irgendwas sagen konnte lief Minho weiter.
Lange liefen die beiden schweigend nebeneinander her. Einerseits weil Minho Thomas beigebracht hatte das reden nur Kraft verschwendete, Andererseits weil Thomas es noch nicht richtig verarbeitet hatte das Minho ihn geküsst hatte. Als sie um die nächste Ecke abgebogen waren hielten sie an um eine Pause zu machen.
„Minho?“ fragte Thomas etwas schüchtern, der Angesprochene bis jedoch schweigend in sein belegtes Brot und starrte die Mauer vor ihm an. Etwas frustriert sagte Thomas nochmal den Namen seines Gegenübers, doch der tat immer noch so als hätte er ihn nicht gehört.
„Mir hat gefallen das du mich geküsst hast.“ Gab Thomas peinlich berührt zu und sah schnell auf den Boden. Er nahm eine Bewegung von Minho war und sah wieder auf. Fast hätte er sich zu Tode erschrocken da der Hüter nun genau vor seinem Gesicht war. Sein Instinkt sagte Thomas zurückzuweichen, sein Herz jedoch wollte was anderes. Zögernd überbrückte er die letzten Zentimeter zwischen ihm und Minho, woraufhin sich ein angenehmes Kribbeln durch seinen Körper zog. Der Ältere musste lächeln und zog Thomas näher an sich, so dass er auf seinen Schoss saß. Nach einiger Zeit in denen sie sich fast kein einziges Mal von den Lippen des anderen gelöst hatten, stand Thomas plötzlich auf und steckte sich sein Brot in den Mund, bis er seinen Rucksack aufhatte.
„Wir müssen noch das Labyrinth erkunden, wir haben schon viel zulange Pause gemacht.“
Der Hüter sah auf seine Armbanduhr und stimmte Thomas zu.
Zwischen den Beiden herrschte eine etwas bedrückende Stille und Thomas versuchte die ganze Zeit die passenden Worte an Minho zu finden, fand aber keine. Was musste er wohl von ihm halten? Thomas bekam ein schlechtes Gewissen, da er zugegeben hatte das ihm die Küsse gefallen hatten und sie dann doch wieder beendet hatte. Er sah zu dem Hüter rüber und wäre am liebsten stehen geblieben um sich zu entschuldigen. Als die beiden wieder zurück zur Lichtung kamen sollte Thomas eine Karte, von dem Stück das sie gelaufen waren, zeichnen aber bekam es nicht hin, da er Minho’s Lippen nicht aus dem Kopf bekam.
„Thomas, streng dich an. Du bist ja gar nicht bei der Sache.“ meinte Minho. Thomas zuckte zusammen, da er nicht mitbekommen hatte das der Hüter hinter ihm stand.
„Schon gut ich mach das. Geh du schon mal zu Bratpfanne und hol dir was zu essen.“ Seufzte er ergeben, da er wusste dass Thomas es nicht mehr hinbekommen würde. Thomas stand auf und ging mit einem noch schlechteren Gewissen in Richtung der Küche, wo er auf Chuck traf. Vielleicht sollte er doch lieber Schwapper werden wie sein bester Freund. Dieser merkte das Thomas etwas bedrückte, er wollte aber nicht mit ihm darüber reden. Thomas wusste das er mit niemanden darüber reden konnte, außer natürlich mit Minho.
Thomas hatte sich in seine Ecke im Wald zurückgezogen und starrte den Baumstamm vor sich an. Was sollte er nur Minho sagen? Das schlechte Gewissen wollte einfach nicht aufhören ihn zu plagen, doch er war so erschöpft vom ganzen laufen das er es schwer fand sich zu konzentrieren. Thomas versuchte es so gut wie möglich, damit er sich bei Minho am nächsten Tag entschuldigen konnte. Als er das Knacken von einem zerbrechenden Ast hörte sah sich Thomas um. Es war mittlerweile so Dunkel das er nur noch den Umkreis von einem Meter richtig erkennen konnte. Zwischen den Bäumen konnte er eine Silhouette ausmachen und ihm lief ein Schauer über den Rücken, da ihn das daran erinnerte wie Ben auf ihn losgegangen war. Der Junge dem die Silhouette gehörte kam näher und als Thomas erkannte wer es war, wäre er am liebsten unsichtbar geworden. Minho kam auf ihn zu und als er bei Thomas ankam ließ er sich vor ihm in den Schneidersitz fallen.
„Minho, wir… wir müssen reden.“
„Das sehe ich genauso.“ Minho klang ernst und Thomas wurde sofort ganz anders, doch dann veränderte sich der Gesichtsausdruck des Hüters in ein Lächeln. Thomas konnte nicht anders und fing auch an zu lächeln. Dieser Junge machte ihn schon seit dem ersten Mal als er ihn sah verrückt. Da Thomas immer noch nicht wusste was er überhaupt sagen wollte fing er an zu stammeln.
„Das vorhin… Ich… Du.. Ähm… Also das-“
„Bin ich echt so umwerfend das es dir die Sprache verschlägt?“ fragte Minho und setzte sich so hin als wäre er das besonderste der Welt.
„Ähm… Also… Ja bist du.“ Gab Thomas kleinlaut zu und sah auf seine Knie. Minho legte seine Hand auf Thomas rechtes Bein, wodurch er aufsah. Thomas überkam ein Drang wieder Minho’s Lippen zu berühren und beugte sich vor um den Älteren zu küssen.
„Ich mag dich.“ Sagte Thomas als er sich wieder von Minho löste.
„Trotz der Liebestöter?“ fragte der Ältere, ohne den Blick von Thomas Augen zu unterbrechen.
„Trotz der Liebestöter.“ Thomas musste grinsen. Minho meinte die Unterhosenart welche die Beiden anhatten, damit sie sich beim Laufen im Labyrinth nicht alles aufscheuerten. Der Hüter erwiderte das grinsen und beugte sich vor um ihre Lippen wieder zu vereinen.
„Ich mag dich auch, Frischling“
„Nenn mich nicht Frischling.“ Die Beiden grinsten sich noch mehr an, wenn das überhaupt noch ging.
Am nächsten Morgen wachte Thomas in den Armen von Minho auf, da dieser am Abend bei ihm geblieben war. Allerdings lagen die Beiden nun zugedeckt dort und Thomas wurde rot als ihm bewusst wurde das einer der Lichter ihn und Minho so gesehen hatte.
„Du siehst aus wie eine Tomate.“ Thomas erschrak beinahe zu Tode.
„Minho! Ich dachte du schläfst noch!“ Minho musste lachen.
„Komm machen wir uns fertig für einen weiteren Tag im Labyrinth.“
Als die Beiden zu Bratpfanne gingen um zu Frühstücken und Proviant mitzunehmen liefen sie Newt über den Weg, welcher sie nur anlächelte. Thomas hätte es nicht gewundert wenn es laut Klick gemacht hätte, als er begriff das Newt sie zugedeckt hatte.
Wehrend Thomas neben Minho im Labyrinth herlief, bekam er die Tatsache nicht aus dem Kopf das Newt sie zugedeckt hatte.
„Minho?“
„Was hatte ich übers laufen und reden gesagt?“
„Tut mir leid.“ Minho hielt an.
„Was gibt’s denn, Thomas?“
„Newt hat uns heute Nacht zugedeckt.“
„Gut, das. So war uns jedenfalls nicht kalt.“
„Stört es dich gar nicht das er uns Beide gesehen hat?“ fragte Thomas verwirrt.
„Tut er das nicht jeden Tag?“ antwortete Minho sarkastisch. Doch als er merkte dass Thomas seine Antwort nicht gefiel, kam er ein Stück näher zu ihm.
„Newt kann dichthalten, keine Sorge.“ Minho gab seinem Freund einen Kuss und wollte schon wieder weiter laufen, als Thomas ihn zurück zog und ihre Lippen wieder vereinte. Nur zu gerne hätte Minho so den ganzen Tag weiter gemacht, jedoch konnte er keine Situation auslassen um Thomas eine Auszuwischen.
„Wir müssen noch das Labyrinth weiter ablaufen, wir haben gerade eben erst eine Pause gemacht. Komm Thomas.“ Minho lief langsam weiter, so dass Thomas ihn einholen konnte. Als dieser bemerkte das Minho das gemacht hatte, was Thomas ihm gestern angetan hatte, lief er schneller um dem Läufer liebevoll gegen die Schulter zu boxen.
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