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In meinen Gedanken versunken, schlenderte ich durch den kleinen Wald. Die Sonne, welche sich durch die Baumkronen kämpfte, kitzelte mich auf meiner Wange. Ich genoss die Wärme. Sie war befreiend. Sie war wunderschön. Lieblich. Befreiend. Es war, als würde ich in einer anderen Welt sein. Ich liebte diesen Ort. Man war alleine. Man konnte einfach in Ruhe über alles nachdenken. Und das tat ich. Warum fühlte sich Newts Umarmung so vertraut an? Es war, als hätten wir uns schon einmal umarmt. Und das öfters. Für einen kurzen Moment fühlte es sich so an, als wären wir schon länger befreundet. Dieses Gefühl war seltsam. Ich kannte den blonden Jungen kaum und doch schien es, als würde ich ihn schon seit Ewigkeiten kennen. Es fühlte sich so an, als wären wir vertrauter. Intimer. Vielleicht sogar mehr als Freunde.

Verdammt, was dachte ich da? Natürlich waren wir nur Freunde. Wenn überhaupt. Wir kannten uns erst seit drei Tagen. Da konnte nicht mehr sein. Das war nicht möglich. Es konnte nicht möglich sein...

Während ich darüber nachdachte, bemerkte ich nicht wirklich, wie ich mich immer mehr in die Nähe des Baches begab. Die Sonne drang auch hier durch das Blätterdach des kleinen Wäldchens und reflektierte im Wasser. Wie auch an meinen ersten Tag wirkte es so, als würde das Wasser tanzen. Als wäre es lebendig. Als hätte eine geheime Kraft dem Wasser Leben eingehaucht und verzaubert. 

Abgelenkt saß ich nun da: starrte in den Bach und lauschte dem Rascheln der Blätter. Es war entspannend. Es lenkte mich von Newt ab. Den honigblonden Jungen mit den blauen Augen, der mich schnell aus der Fassung bringt. Verdammt, warum dachte ich in diesen Moment an ihm? Ich sollte an was anderes denken. 

Als ich mich auf die Geräusche in diesen kleinen Wäldchen konzentrierte, merkte ich, dass es keine Vögel gab. Nicht einmal ein leises Zwitschern war zu hören. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich nie einen Vogel sah oder auch hörte. Aber wir hatten Tiere hier? Warum auch keinen einzigen Vogel? Es mussten wenigstens zwei oder drei zu finden sein. Das war irgendwie beunruhigend, zu wissen, dass es keinen einzigen Vogel hier geben würde. Es nahm den ganzen Zauber des kleinen Wäldchens. Es fühlte sich nicht mehr wirklich wie ein belebter Ort aus einer anderen Welt an, sondern wie ein Ort ohne Leben. Das war entmutigend. Der einzige Ort hier, an den ich mich wohl fühlte war leblos. Bis auf vereinzelte Käfer, die man hin und wieder auf den Blättern sah, gab es nichts. Nicht einmal einen kleinen Vogel. Keinen Spatz oder eine Meise. Nichts. Nur die Lichter und deren Tiere, die sie bekamen. Uns blieb nichts zauberhaftes erhalten. Aber warum? Warum wurde uns jeder Zauber genommen? Warum durften wir nicht träumen?

Nach einer Weile beschloss ich wieder zurückzugehen und zu fragen, ob jemand meine Hilfe benötigen würde. Es war besser als nur herumzusitzen und nichts zu tun. Die Sonne stand schon tief, also konnte es nicht mehr lange bis zum Feierabend dauern. 

Ich ging zu Pfanne in die Küche, um zu fragen, ob er jemanden brauchen könnte. Vielleicht hatte ich ja Glück und er brauchte eine Aushilfsköchin. Einen Versuch war es alle Fälle wert. Nach einer Weile kam ich bei der Küche an. Es roch fantastisch nach gebratenen Kartoffeln und ein leichter Duft von Tomaten hing in der Luft. Vorsichtig schob ich die Türe auf und blickte in die Küche. Eine große Welle von Hitze und Schweiß flog mir entgegen. Langsam trat ich ein und sah, wie Pfanne ein paar Kräuter herschnitt.

,,Hey!"
Es war ziemlich Laut, da der Kessel auf einer Feuerstelle brodelte. Es schien, als hätte Pfanne mich nicht gehört. Ich trat näher an ihm ran und tippte ihn vorsichtig an der Schulter. Ehe ich reagieren konnte, hatte er sich umgedreht und hielt mir das Messer vor das Gesicht.
,,Wow, ich bin's."
Ich hob beschwichtigend die Arme und Pfanne fing an sich zu entspannen.
,,Was machst du hier, Frischling? Essen gibt es erst in einer Stunde", begann der Koch zu meckern. Er senkte das Messer und fuhr mit dem Kleinschneiden der Kräuter fort.
,,Ich wollte bloß fragen, ob ich dir helfen könnte."
,,Nun, du könntest den Eintopf umrühren."
Mit den Messer deutete er auf den riesigen Kessel. Der Eintopf brodelte wie verrückt und es schien, als würde er jeden Moment explodieren.
,,Gut."
Ich ging zu den Eintopf und rührte mit dem riesigen Kochlöffel, der nebenbei auf dem Tisch lag, die brodelnde Masse um. Vereinzelt kamen Kartoffel- und Karottenstücke hervor und versanken auch schnell wieder. Sie Hitze flog mir direkt ins Gesicht und auf meiner Stirn begann sich Schweiß zu sammeln. Verdammt, es war heiß hier drinnen.

Nach einer Weile kippte Pfanne die Kräuter in den Eintopf. Einige sanken sofort, andere schwammen umher. Das Grün der Kräuter hob sich stark von dem Orange des Eintopfs ab. Es duftete herrlich und sah auch vielversprechend aus. Hoffentlich schmeckte es auch so gut, wie es roch und aussah.

,,Wie lange muss ich noch rühren?"
,,Ungefähr zehn Minuten. Vielleicht mehr", entgegnete der Koch während er auf seine Armbanduhr sah. 
,,Na toll", flüsterte ich leise zu mir selbst. Mein Arm fiel jetzt schon fast ab. Wie sollte ich die letzten zehn Minuten schaffen? Wie eine Irre stützte ich meinen Arm ab, da dieser fast keine Kraft mehr hatte. Ich spürte, wie er hart wurde und sich immer mehr verkrampfte. Auf was hatte ich mich da eingelassen? Nun, ich entschied mich dazu Pfanne zu helfen. Und das tat ich nun. Und wenn ich meinen Arm danach abhacken muss, ich rühre die letzten zehn Minuten fertig.

Pfanne sah nach einer Weile in den Kessel und nickte zufrieden.
,,Du kannst aufhören", meinte er mit einem leicht belustigten Unterton. Ich ließ den Löffel sofort los und ging vom Kessel weg zum Tisch, um meine Hand dort zu entlasten. Verdammt, tat das gut!

,,Danke für's helfen, Frischling!"
,,Kein Problem!"

Ich ging nun raus zu den anderen und stellte mich draußen an der Schlange an. Hungrig warteten alle auf den Eintopf. Auf die letzte Mahlzeit des Tages. Die Schlange war schneller, als ich dachte. Nach einer sehr kurzen Weile war ich dran und stand vor Pfanne, der mir eine riesige Portion gab.
,,Da du mir geholfen hast", meinte er bloß zu mir.
,,Danke."
Er nickte und deutete mit dem Kopf, dass ich gehen sollte. Was ich auch tat. Ich ging zu den Tischen und sah mich nach Minho oder Chuck um. Oder Newt. Verdammt, schlag dir diesen Jungen aus den Kopf, fluchte ich in meinen Gedanken. Wir kannten uns kaum und schon hatte ich das Gefühl zu fliegen, wenn ich an ihn dachte. 

,,Hey May!"
Den Schöpfern sei Dank. Ich drehte mich um und sah Chuck, wie er fröhlich auf mich zukam. 
,,Na, wie war dein erster Tag?", fragte er belustigt.
Natürlich musste dieser kleine Junge Bescheid wissen.
,,Er lief bestens, und deiner?"
Chuck hob seine Augenbraue und grinste hämisch.
,,Was?"
,,Ach nichts", entgegnete der Junge schnell.
Ehe ich reagieren konnte, setzte er sich auf einen Tisch und begann zu essen. Ich setzte mich neben ihn und bemerkte zu spät, wer noch auf den Tisch saß-

,,Ein schöner Tag war heute, nicht war?"
Ich blickte direkt in Minhos Augen. Dieser grinste mich belustigt an.
,,Was willst du, Minho?"
Ich versuchte mich zu entspannen und den Eintopf zu essen.
,,Das war eine ganz normale Frage..."
Minho hob beschwichtigend die Hände und schenkte mir einen richtigen Hundeblick.
,,Bei dir ist man sich nie sicher", erwiderte ich lachend.
,,Ey!"
,,Was denn?"
,,Das war gemein."
Gespielt beleidigt verschränkte er die Hände und spielte den beleidigten kleinen Jungen.
,,Du kommst darüber hinweg. Jetzt iss, damit du groß und stark wirst."
,,Ich dachte, ich wäre schon groß und stark."
Nun prahlte Minho mit seinen Muskeln. Falls man das überhaupt Prahlen nennen konnte. Er hielt seine Arme irgendwie hoch und gab sich nicht einmal Mühe, gut dabei auszusehen. 
,,Was wird das, wenn es fertig ist?"
,,Ich zeige May meine Muskeln."
Chuck lachte bloß und widmete sich wieder seinem Essen.
,,Tolle Muskeln hast du, Minho."
,,Ich weiß", erwiderte der Junge voller Stolz. 
,,Trottel."
,,Strunk."
,,Ey-"
,,Du hast angefangen, Frischling."

Ich war so sehr damit vertieft den spontanen Starrwettbewerb gegen Minho zu gewinnen, dass ich gar nicht bemerkte, wie sich jemand neben Minho setzte.
,,Was macht ihr da?", fragte diese Person belustigt. Verdammt, warum war er hier? Warum jetzt? Diese Stimme mit den britischen Akzent erschrak mich so sehr, dass ich blinzen musste. 
,,Gewonnen!"
,,Bild' dir nichts darauf ein!"
,,Stimmt du warst ja abgelenkt."
Er zwinkerte mir zu und neigte den Kopf so unauffällig zu Newt, dass es wieder auffällig war. Newt hingegen war nur verwirrt und wünschte sich vermutlich, dass er sich nicht zu uns gesetzt hätte.
Ich widmete mich wieder dem Eintopf und musste zugeben, dass er ausgezeichnet war. 

Nach einer Weile der Stille, brach Chuck die Stille indem er mich fragte, ob er den Rest des Eintopfes haben könnte. Da ich sowieso schon satt war, schob ich ihn den Teller rüber und bevor es überhaupt bei ihm war, schaufelte er sich alles wie wild in den Mund.
,,Vorsichtig Chuck, nicht dass wir dich zu den Sanis bringen müssen, weil du dich verschluckst", tadelte Newt ihn belustigt. Chuck versuchte etwas zu sagen, aber da sein Mund noch voll mit Eintopf war, verstand man nichts.
,,Chuck, mach den Mund zu. Sonst kotzt uns May wieder an einen Baum", meinte Minho lachend. Newt musste auch etwas lachen und Chuck aß den Eintopf auf. Ich legte nur meinen Kopf zur Seite und fragte ihn: ,,Dein Ernst?"
Minho nickte bloß. Ich verdrehte meine Augen und ignorierte diesen Strunk.

Trotz dessen, genoss ich diesen Abend mit meinen Freunden. Es war schön am Abend mit ihnen zusammenzusitzen und einfach mal nicht an das Labyrinth zu denken.

~~~~~~

Wow

Einfach nur wow.

Ich kann es gar nicht glauben, dass diese Story schon fast 1k Reads hat. Es ist für mich so unfassbar. Ich danke jeder Person, die sich dachte: "Joa, lesen wir mal"
Es bedeutet mir so viel, dass es tatsächlich Leute gibt, die sich für meine Geschichte(n) interessieren. Danke euch und ganz viel Liebe an euch <3

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