Die Karte des Rumtreibers und der Feuerblitz ✔
»Gute Menschen erkennt man daran, dass sie Geheimnisse im Streit nicht gegen einen verwenden.«
Die Karte des Rumtreibers
Hermine hatte Ruby erzählt, dass Hufflepuff das Spiel gewonnen hatte. Anscheinend hatte Diggory um ein Wiederholungsspiel gebeten, doch es wurde abgelehnt, da er den Schnatz fair gewonnen hatte. Außerdem bestand Madam Pomfrey darauf, dass Ruby über das Wochenende im Krankenflügel bleiben musste, genau wie Harry. Ruby dachte die ganze Zeit an die Überreste ihres Nimbus. Sie hatte das Gefühl, einen guten Freund verloren zu haben.
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Ruby lag im Krankenflügel und versuchte zu schlafen, scheiterte jedoch kläglich; dauernd drehte sie sich nach links, nach rechts, auf den Bauch, auf den Rücken; einmal versuchte sie, mit dem Kopf am Bettende zu schlafen und hatte nach den Versuchen Madam Pomfrey darum gebeten, ihr einen Schlaftrank zu geben, doch jene sagte, dass sie es lieber auf normale Art und Weise versuchen solle, einzuschlafen.
Die Tür öffnete sich und Ruby setzte sich erfreut auf, weil sie Besuch hatte, während das Mittagessen voll im Gange war.
An diesem Sonntag wurde sie schon äußerst oft, hauptsächlich von Gryffindors, besucht und einmal kam sogar Professor McGonagall, um sich zu erkunden, wie es ihr und Ruby ging. Harry wurde vor etwa zwei Stunden schon entlassen und sie lag nun alleine im Flügel und konnte sich mit niemandem unterhalten, was auf Dauer äußerst ätzend sein konnte.
Ruby zischte vor Schmerzen auf, da sie mit dem Kopf gegen den Bettpfosten geknallt war und hielt sich die pochende Stirn.
,,Hallo?", rief sie in die Stille; leise Schritte ertönten, die sich ihr näherten. ,,Wer ist da?"
,,Ich bin's", erwiderte Professor Lupin und trat ins Licht, sodass Ruby feststellen konnte, dass er es wirklich war. ,,Ich habe gehört, was passiert ist-" er zog sich einen Stuhl neben ihr Bett und ließ sich auf diesem nieder ,,- und wollte gucken, ob du noch lebst."
Trocken lachte Ruby auf. ,,Ja, ja ich lebe, denke ich."
,,Das mit deinem Besen tut mir leid", sagte Professor Lupin und Ruby konnte tatsächlich Mitleid aus seiner Stimme heraushören. ,,Gibt es eine Möglichkeit ihn zu reparieren?"
,,Nein", sagte Ruby. ,,Der Baum hat ihn zu Kleinholz verarbeitet."
Lupin seufzte. ,,Sie haben die Peitschende Weide in dem Jahr gepflanzt, als ich nach Hogwarts kam. Wir haben damals aus Jux versucht ihr so nah wie möglich zu kommen und den Stamm zu berühren. Schließlich hat ein Junge namens Davey Gudgeon fast ein Auge verloren und wir durften dann nicht mehr in die Nähe. Und kein Besen hätte da eine Chance."
,,Haben Sie auch von den Dementoren gehört?", überwand sich Ruby zu fragen.
Lupin warf ihr einen raschen Blick zu. ,,Ja, hab ich. Ich glaube, keiner von uns hat Professor Dumbledore jemals so wütend gesehen. Die sind schon seit einiger Zeit ungehalten... verärgert, weil er sich weigert, sie auf das Gelände zu lassen... ich vermute, dass du ihretwegen abgestürzt bist?"
,,Ja", sagte Ruby. Sie zögerte, und dann brach die Frage, die ihr auf der Zunge lag, unwillkürlich aus ihr heraus. ,,Warum? Warum bin ich so anfällig für sie? Bin ich schlicht und einfach -?"
,,Es hat nichts mit Schwäche zu tun", sagte Professor Lupin scharf, als ob er ihre Gedanken lesen könnte. ,,Die Dementoren greifen dich stärker an als die anderen, weil es wahrscheinlich schreckliche Ereignisse in deiner Vergangenheit gibt, die die anderen nicht erlebt haben." Ein Strahl der Wintersonne fiel in den Krankenflügel und beleuchtete Lupins graue Haare und die Furchen auf seinem jungen Gesicht.
,,Dementoren gehören zu den übelsten Kreaturen, die auf der Erde wandeln. Sie brüten an den dunkelsten, schmutzigsten Orte, sie schaffen Zerfall und Verzweiflung, wir saugen Frieden, Hoffnung und Glück aus der Luft um sie her. Selbst die Muggel spüren ihre Nähe, auch wenn sie diese nicht sehen können. Kommst du ein Dementor zu nahe, sagt er jedes gute Gefühl, jede glückliche Erinnerungen aus dir heraus. Wenn er kann, nährt sich der Dementor so lange von dir, bist du nichts weiter bist als er selbst - seelenlos und böse. Und dir bleiben nur die schlimmsten Erfahrung deines Lebens."
,,Aber Sie haben es doch geschafft, dass der Dementor aus dem Zugabteil geflohen ist", warf Ruby schnell ein. ,,Ich glaube, ich weiß sogar, was das ist - können Sie mir bitte das Buch reichen?" Sie deutete mit der linken Hand auf ein Buch, welches auf dem Nachttisch lag. Schnell reichte Professor Lupin ihr das zerfledderte Buch, und als Ruby es in den Händen hielt, blätterte sie los.
,,Hier." Sie deutete auf eine Seite:
,,Der Patronus", las sie vor, ,,der persönliche Beschützer, nimmt für eine Person immer die gleiche Tiergestalt an. Er symbolisiert eine starke rettende Macht, der diese Person vertraut. Aufgrund starker, emotionaler Umwälzungen kann sich die beschützende, Sicherheit gebende Gestalt des Patronus einer Person verändern. Also wenn der einen nicht vor den Dementoren beschützt, dann fresse ich meinen - oh... - dann fresse ich die Überreste meines Besens." Tränen stiegen in Rubys Augen, als sie an ihren kaputten Besen dachte. Sie war schon im Kopf durchgegangen, sich einen Feuerblitz zu kaufen, doch dieser war schlicht und ergreifend zu teuer, und die Schulbesen waren so langsam, dass sie sogar während des Spiels auf dem Rasen laufen könnte. Sie wischte sich über die Augen und schaute zu Lupin, der nachdenklich geworden ist.
,,Ich könnte dir beibringen, einen Patronus zu erzeugen, aber erst um Weihnachten rum."
,,Wirklich?", fragte Ruby; sie hätte nicht erwartet, dass er einwilligen würde, Lupin nickte lächelnd und erst jetzt merkte Ruby, dass er zwei Tassen in der Hand hatte.
,,Was ist das?", sagte sie neugierig.
,,Tee", antwortete Professor Lupin ruhig und hielt ihr die eine hin, welche sie dankend annahm. Als er an seiner nippte, erkannte Ruby den Geruch sofort - es war kein Tee.
Professor Lupin wollte etwas Zucker hinzugeben, doch kurz, bevor er einen großen Fehler begang, schlug sie ihm den Löffel mit Zucker aus der Hand, dass dieser scheppernd auf dem Boden landete.
,,Was sollte das?", fragte Lupin aufgebracht und stellte seine Tasse ab.
,,Durch die Beigabe von Zucker verliert er seine Wirkung", flüsterte Ruby und mit einem Schlag passte alles zusammen: Professor Lupin wirkte erschöpft, er trank einen ganz bestimmten Trank und fehlte an Vollmond. ,,Das ist Wolfsbanntrank. Sie... Sie sind ein Werwolf, oder?"
Professor Lupin erstarrte und drehte wie in Zeitlupe seinen Blick zu Ruby, die ihn erwartungsvoll anstarrte. Er öffnete den Mund, - dass er auf sie den Eindruck wie ein Fisch machte - sagte jedoch nichts und schloss seinen Mund wieder.
,,Sie brauchen keine Angst haben", sagte Ruby sanft und senkte den Blick, ,,Ihr Geheimnis ist bei mir sicher, Sir. Ich werde es niemandem verraten, das schwöre ich bei dem Grab meiner - wahrscheinlich - toten Eltern." ,Wenn meine Verwandten leben würden, hätten sie sich ja bei mir gemeldet', fügte sie in Gedanken hinzu. Lupin erwiderte nichts, sondern starrte sie mit ausdruckslosem Blick an. Er musterte sie genauer: ihre grünen Augen und hellbraunen Harre erinnerten ihn an jemanden. Es genügte ihm, in die Spiegelung des Trankes, der in der Tasse hin und her schwabbte, zu schauen, bis ihm etwas auffiel, dass er vor Schreck fast seine Tasse fallen gelassen hätte.
,,Danke", sagte er schlicht, stand auf und rauschte, schneller als Snape es immer tat, aus dem Krankenflügel.
Verwundert hob Ruby eine Augenbraue und fragte sich,was es mit seinem Sinneswandel auf sich hatte...
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,,Wenn Snape wieder unterrichtet in Verteidigung gegen die dunklen Künste, dann sag ihm bitte, dass ich mich erhängen gehe", sagte Ruby zu Cormac auf dem Weg zu Professor Lupins Klassenzimmer. ,,Ich habe diesen beschissenen Aufsatz heute Nacht geschrieben und jetzt tut mir meine Hand weh. Sieh bitte nach, ob er drin ist, Cormac und falls ja, dann gib mir ein Zeichen - ich habe eine besser Idee: ich springe vom Astronomieturm."
,,Wer springt vom Astronomieturm?", fragte Katie und blieb neben Ruby stehen.
,,Ich", antwortete Ruby, während Cormac die Tür einen Spaltbreit öffnete und hinein spähte.
,,Du kannst kommen, Ruby!"
Professor Lupin unterrichtete wieder, zu der Erleichterung der gesamten Klasse, doch Ruby fiel sofort auf, dass er noch mitgenommener als im Krankenflügel aussah, sie wusste auch wieso und er tat ihr schlichtweg einfach nur leid. Professor Lupins Umhang hing ihm noch schlaffer um die Schultern als sonst und er hatte dunkle Schatten unter den Augen; dennoch lächelte er sie an, als sie ihre Plätze einnahmen, und die ganze Klasse brach sofort in einen Sturm von Beschwerden über Snapes Verhalten während Lupins Krankheit aus.
,,Das ist nicht fair, er macht nur Vertretung, warum muss er uns Hausaufgaben aufgeben?"
,,Wir wissen doch nichts über Werwölfe -"
,,- zwei Rollen Pergament!"
,,Habt ihr Professor Snape gesagt,dass wir Werwölfe noch nicht behandelt haben?", fragte Lupin und die Runde, runzelte leicht die Stirn und warf Ruby einen vielsagenden Blick zu.
Das Gebrabbel brach wieder los.
,,Ja, aber er sagte, wir seien weit zurück -"
,,- er wollte nichts davon hören -"
,,- zwei Rollen Pergament!"
Professor Lupin lächelte angesichts der Entrüstung auf den Gesichtern, wendete jedoch den Blick nicht von Ruby ab, die dies nicht bemerkte, da sie dabei war, Cormac einen Witz zu erzählen: ,,Was sagt ein Hai, nachdem er einen Surfer gegessen hat? »Nett serviert, so mit Frühstücksbrettchen!«." Beide lachten laut los, und das nicht, weil der Witz gut war, im Gegenteil, es war ein flacher Witz, aber er war so flach, dass er wieder lustig war.
Ruby fiel vor Lachen von ihrem Stuhl und landete grinsend auf dem Boden. Die gesamte Klasse verstummte und drehte sich zu ihr um. Sofort verschwand ihr Grinsen und sie setzte sich peinlich berührt auf den Stuhl, doch als sich alle weiter umdrehten, grinste sie weiter vor sich hin.
,,Macht euch keine Sorgen", sagte Professor Lupin, als wieder alle losbrabbelten, ,,ich spreche mit Professor Snape. Den Aufsatz müsst ihr nicht schreiben."
,,Oh nein", sagte Ruby genervt und enttäuscht zugleich, da sie sich viel Mühe gegeben hatte und insgesamt zwei Stunden ihrer Schlafenszeit geopfert hatte, um den Aufsatz zu schreiben. ,,Meiner ist schon fertig!"
Sie hatten eine recht vergnügliche Stunde. Professor Lupin hatte einen Glaskasten mit einem Hinkepanks mitgebracht, einem kleinen einbeinigen Geschöpf, das aussah, als bestünde es aus Rauchschwaden und wäre recht schwächlich und harmlos.
,,Der Hinkepanks lockt Reisende in die Sümpfe", sagte Professor Lupin und die Klasse schrieb eifrig mit. ,,Seht ihr die Laterne, die er in der Hand hat? Er hüpft voraus - die Leute folgen dem Licht - und dann -"
Der Hinkepank machte einen fürchterlich quietschendes Geräusch am Glas.
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Als es läutete, packten alle ihre Sachen zusammen und gingen zur Tür, Ruby auch, doch -
,,Wart einen Moment, Ruby", rief Lupin, ,,ich möchte kurz mit dir sprechen."
Ruby kam zurück und sah Professor Lupin zu, wie er den Glaskasten des Hinkepanks mit einem Tuch abdeckte.
,,Hast du es jemandem erzählt?", fragte Professor Lupin, als sie die letzten im Raum waren und widmete sich nun vollkommen Ruby.
,,Nein", erwiderte sie, ,,ich würde nie jemandem ohne Ihre Erlaubnis von Ihrem pelzigen Problem erzählen, das wissen Sie doch, oder Sir?"
,,Natürlich", sagte Lupin, wandte sich zum Pult um und steckte die Bücher in seine Mappe, ,,dürfte ich deinen Aufsatz sehen, den du geschrieben hast?"
,,Ja." Ruby kramte in ihrer Tasche rum und reichte ihm den Aufsatz, der länger als zwei Rollen Pergament geworden ist.
,,Das ist viel", sagte Lupin mit einem Hauch von Stolz in der Stimme (Ruby verwarf den Gedanken, dass er stolz auf sie war), während er sich die vier Rollen Pergament anschaute. ,,Ich gucke ihn mir dann genauer an."
Ruby drehte sich um und wollte, gehen, doch Lupin fügte noch leise hinzu ,,Danke, dass du es niemandem erzählt hast."
Ruby hielt inne, kramte noch einmal in ihrer Tasche und stellte ihm einen Trank auf den Tisch, welchen Madam Pomfrey ihr gegeben hatte, falls es Ruby schlechter gehen würde, damit sie gestärkt werden würde, doch Ruby war sich sicher, dass Professor Lupin ihn dringender brauchte.
,,Stärkungstrank", sagte sie auf seinen verwirrten Blick und verleiß das Klassenzimmer mit einem Grinsen auf den Lippen.
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,,HAPPPY BIRTHDAY RUBY!" Hermine, Ron und Harry umarmten Ruby, die einige Sekunden brauchte, bis sie verstand, dass ihr vierzehnter Geburtstag war. Hermine drückte ihr einen Korb voller Süßigkeiten in die Hände und machte sich grinsend mit Harry und Ron im Schlepptau, auf den Weg in die Große Halle.
,,Wo ist das Geburtstagskind?", fragte Cormac und zog Ruby in eine knochenbrechende Umarmung. ,,Dein Geschenk kriegst du jetzt." Mit den Worten drückte er ihr ein Buch in die Hand: »Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind«, da Rubys Ausgabe vor einem Jahr Funken gefangen hatte und schließlich verbrannt ist.
,,Danke, Cormac", sagte sie grinsend.
,,Das war noch nicht alles, jemand hat dir etwas geschickt", sagte Cormac und deutete auf etwas ordentlich verpacktes in der Ecke des Gemeinschaftsraums, auf dem in großen Lettern Rubys Name stand.
Ruby näherte sich dem großen Päckchen, riss es auf und starrte mit offenem Mund, als ein schimmernder Besen in ihrer Hand war. Cormac schlug sich die Hand vor den Mund.
,,Ich fass es nicht", sagte er mit rauer Stimme.
Es war ein Feuerblitz. Der Stiel glänzte, als sie ihn hoch hielt. Sie spürte ihn vibrieren und ließ ihn los; er blieb mitten in der Luft schweben, ohne Halt, auf genau der richtigen Höhe, um ihn besteigen zu können. Rubys Augen wanderten von der goldenen Seriennummer an der Spitze des Stiels hinüber zu dem vollkommen glatten stromlinienförmig gestutzten Birkenzweigen, die den Schweif bildeten.
,,Wer hat den dir geschickt?", fragte Cormac andächtig.
,,Keine Ahnung", sagte Ruby und zuckte mit den Schultern, während sie den Besen noch immer fasziniert betrachtete. Cormac durchsuchte das Papier auf einen Hinweis.
,,Hier!", rief er und zeigte Ruby eine Karte. »Liebe Ruby«, begann er vorzulesen, »zuallerst: Happy Birthday, meine liebe Ruby! Ich habe mitbekommen, was mit deinem Besen passiert ist und hoffe, dass dir der Feuerblitz gefällt.
Sieh es als nachträgliches Geschenk für die letzten Jahre, in denen ich nicht für dich da sein konnte.
Ich wäre wirklich froh, wenn der Besen nicht so schnell kaputt geht, wie dein alter, denn der Feuerblitz hat mich wirklich ein Vermögen gekostet.
Liebe Grüße von deinem R.«
,,Oh mein... das kann mir nur jemand geschenkt haben, der mit mir verwandt ist... der Besen ist sonst viel zu teuer...", hauchte Ruby und krallte sich in Cormacs Umhang fest. ,,Ich habe einen lebenden Verwandten..."
Einen Moment lang dachte Cormac, Ruby würde zusammenbrechen, doch sie ging in den Mädchenschlafsaal, legte den Besen ab und ging, ohne ihm Beachtung zu schenken, an Cormac vorbei.
In der Großen Halle wurde sie beglückwünscht und ließ sich nicht anmerken, wie sehr sie sich freute, bis es aus ihr herausplatzte.
,,HEY, PUCEY!", rief Ruby grinsend zum Slytherin Tisch rüber. Genervt drehte Pucey sich um.
,,Was willst du, Waisenkind?!", rief er schroff zurück.
Ruby sprang grinsend von ihrem Platz auf und lief rüber zum Slytherin Tisch, beugte sich zu Pucey runter, ehe sie aus Leibeskräften laut los sang: ,,ICH HAB EINEN VERWANDTEN UND BIN KEIN WAISENKIND! ICH HAB EINEN VERWANDTEN UND BIN KEIN WAISENKIND! UND DU BIST DU-HUMM!" Pucey schaute verwirrt drein.
,,Wie bitte?", fragte er leise, denn Ruby und er hatten die gesamte Aufmerksamkeit aller Anwesenden, da Ruby absichtlich laut gesungen und die freudige Nachricht verkündet hat.
,,ICH HABE EINEN LEBENDEN VERWANDTEN!", kreischte sie ihm ins Ohr, dass Pucey sich die Ohren zu halten musste, um keinen Tinitus zu bekommen.
,,ICH BIN KEIN WAISENKIND!", sang sie wieder fröhlich und hüpfte wie ein kleines Kind wieder zurück zu den Gryffindors. ,,ICH BIN KEIN WAISENKIND!"
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,,Ruby!" Verwirrt guckte sie sich um. ,,Pssst!" Wieder dieselbe Stimme.
,,Hier hinten!" Ruby drehte sich um und erblickte Harry, der hinter der Statue der einäugigen Hexe hervorlugte.
,,Was kann ich für dich tun, Harry?", fragte Ruby und guckte sich um, ob jemand im Flur war, doch es war menschenleer.
,,Ich muss dir war zeigen", sagte er und holte ein großes, heftig mitgenommenes quadratisches Blatt Pergament hervor. Kein Wort stand darauf. Ruby war verdutzt.
,,Was soll das sein?"
,,Das dachte ich mir auch", antwortete Harry; er zog seinen Zauberstab heraus, ,,bis Fred und George mir zeigten, was es wirklich ist." Harry tippte mit dem Stab auf das Pergament Blatt und sagte: ,,Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin."
Und sofort begannen sich von dem Punkt, den Harry berührt hatte, dunkle Tintenlinien wie ein Spinnennetz auszubreiten. Sie liefen zusammen, überkreuzen sich und wucherten in die Ecken des Pergaments; dann erblühten Wörter auf dem Blatt, in großer, grüner, verschnörkelter Schrift, die verkündeten:
»DIE HOCHWOHLGEBORENEN HERREN MOONY, WURMSCHWANZ, TATZE UND KRONE
HILFSMITTEL FÜR DEN MAGISCHEN TUNICHTGUT GMBH
PRÄSENTIEREN STOLZ
DIE KARTE DES RUMTREIBERS«
Es war eine Karte, die jede Einzelheit von Hogwarts und des Schlossgeländes zeigte. Wirklich erstaunlich waren die kleinen Tinten Punkte, sich darauf bewegten, jeder mit einem Namen in winziger Schrift versehen. Verblüfft beugte sich Ruby über die Karte. Ein beschrifteter Punkt oben links zeigte, dass Professor Dumbledore in seinem Büro auf und ab ging; Mrs Norris, die Katze des Hausmeisters, trieb sich im zweiten Stock herum, und Peeves, der Poltergeist, hüpfte gerade im Pokalzimmer auf und ab.
,,Das ist..." Ruby hielt inne. ,,Genial!"
,,Ja", stimmte Harry ihr zu. ,,Wirklich genial."
,,Ich muss dann mal los, ne?", lenkte Ruby vom Thema ab, da sie Sirius besuchen wollte.
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,,TATZE!", brüllte Ruby durch dem Wald, auf der Suche nach Sirius, mit einem Teller in der Hand, während alle anderen in Hogsmeade waren und sich amüsierten, doch Ruby war das schon vom letzten Jahr gewohnt und hatte kurzfristig beschlossen, etwas mit Sirius zu reden.
Ein Bellen ertönte aus der Bodengegend. Grinsend beugte Ruby sich runter und kraulte den schwarzen Hund. ,,Na, Tatze?" Schnell verwandelte Sirius in einen Menschen und umarmte Ruby fest.
,,Herzlichen Glückwunsch", nuschelte er und hielt Ruby einen Zettel hin.
Ruby las sich den Zettel durch und mit jedem Wort wurde ihr Grinsen breiter. ,,»Herzlichen Glückwunsch, wünscht dir dein Pate, Tatze.«" Ruby war sprachlos. Das musste sie erst einmal verdauen.
Sirius Black, verurteilter Massenmörder, Gefangener aus Askaban, war ihr Pate. Vor Freude sprang sie ihm um den Hals.
,,Danke für den Feuerblitz!", wisperte sie freudig.
,,Welchen Feuerblitz?", fragte Sirius verwirrt, drückte sie eine Armlänge von sich weg und suchte in ihren grünen Augen nach einem Grinsen, doch anscheinend meinte sie es ernst.
,,Hast du mir einen Feuerblitz geschenkt?", machte Ruby ihre Frage verständlicher; planlos schüttelte Sirius den Kopf. ,,Okay...", murmelte Ruby bedröppelt. Wenn es nicht Sirius war, wer dann? Jemand, der mit »R« anfing.
,,Achso... jedenfalls habe ich EINEN PATEN!", kreischte Ruby wieder fröhlich, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und sprintete wieder ins Schloss.
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Singend lief Ruby durch die leeren Gänge von Hogwarts.
,,Oh don't you dare look back
Just keep your eyes on me
I said you're holding back
She said shut up and dance with me."
Ruby machte eine elegante Drehung und hüpfte weiter singend weiter:
,,This woman is my destiny
She said oh oh oh
Shut up and dance with me!"
,,Ruby?" Vor Schreck stieß eben Angesprochene sich ihren Kopf und drehte sich fluchend um.
,,Oh...", sagte sie leise, ,,Professor Lupin, wie kann ich Ihnen helfen, Sir?" Ruby setzte ein Lächeln auf, damit er nicht sah, wie sehr ihr Kopf schmerzte.
,,Geht es dir gut?", fragte Lupin besorgt, drehte sie um und betrachtete die Wunde an ihrem Kopf, aus der Blut tropfte. ,,Ach du meine Güte... los, in den Krankenflügel." Mit den Worten packte er sie grob am Arm und schleifte Ruby, die noch nicht bemerkt hatte, dass sie blutete, durch die Gänge, bis er die Tür des Krankenflügels aufstieß und Madam Pomfrey rief, welche sofort reingewuselt kam.
,,Ich dachte, alle Schüler wären in Hogsmeade?", sagte Madam Pomfrey mit einem missbilligenden Blick auf Ruby, die sich plötzlich sehr für den Boden zu interessieren schien.
,,Ja." Professor Lupin hatte geantwortet und schob Ruby vor, damit Madam Pomfrey sich die Wunde ansehen konnte.
,,Meine Güte!", rief die Hexe, ,,Sie hätten viel früher sagen müssen, dass Sie bluten!" Mit einem tadelnden Blick drückte sie Ruby auf das nächstgelegene Bett und sorgte mit einem einfachen Zauber dafür, dass die Wunde aufhörte zu bluten.
Ruby wollte aufstehen und den Krankenflügel wieder verlassen, doch Madam Pomfrey machte ihr einen Strich durch die Rechnung, indem sie sie sanft wieder zurück in die Kissen drückte. ,,Sie bleiben hier, Miss Clarke", erwiderte sie matt, ,,falls etwas passiert, sollte ich in der Nähe sein."
Ruby öffnete den Mund und wollte protestierten, doch Professor Lupin bedeutete ihr zu schweigen und ergriff das Wort: ,,Wie lange muss sie denn hier bleiben, Poppy?", fragte er höflich und in dem Moment war Ruby froh, dass Lupin sie davon abgehalten hatte, etwas zu sagen, denn sonst hätte Ruby Madam Pomfrey angemotzt, dass es ihr gut ginge und das hätte - Rubys Erfahrungen zufolge - nicht gut enden können.
,,Mindestens eine Stunde", antwortete Madam Pomfrey ebenso höflich und wuselte davon.
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,,Wo warst du?", fragte Cormac, als Ruby den Gemeinschaftsraum betrat.
,,Krankenflügel", antwortete Ruby und ließ sich auf einem Sessel nieder, den Kopf auf die Hand gestemmt.
,,Was? Wieso? Was ist passiert? Geht es dir gut? Was hat Madam Pomfrey gesagt?", sprudelte es aus Cormac heraus, dass er wie eine besorgte Mutter klang.
,,Es ist alles gut", beruhigte Ruby ihn, ,,mir geht es gut. Professor Lupin war da und hat mich in den Krankenflügel geschleift - nichts schlimmes."
Cormac zuckte mit den Schultern. ,,Na, wenn du meinst."
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