⊰1⊱
Suizid ist die größte Sünde, die man begehen kann.
Du nimmst dir das Leben, was Gott dir gegeben hat - mit dem Wissen, dass du stark genug bist. Aber manche von uns geben auf. Haben aufgegeben. Vielleicht ist dieses "Aufgeben" einer der Gründe warum es schlauer ist Atheist zu sein? Warum es schlauer ist nicht an Gott zu glauben?
Ich fühle mich betrogen. Betrogen vom Himmel, von Gott und von meinen Glauben. Denn ich bin eine von vielen. Ich bin die, die aufgibt. Die, die wissend das Messer fester drücken wird oder einfach zu viele Tabletten nehmen wird.
Mein Blick fällt zum Kuran und ich verziehe mein Gesicht. Allah, wenn du doch uns allen ein Leben gegeben hast und genügend Stärke, warum endet alles jetzt hier? Warum fühle ich mich schwach und hilflos? Warum hilft mir der Teufel und nicht der Engel? Wo warst du als ich dich am meisten brauchte?
Verzweifelt schüttelte ich meinen Kopf. Nein. Ich werde nicht anfangen weiter zu zweifeln. Ich zweifel schon genug.
Eine Träne fließt meine Wange langsam herunter und ich frage mich erneuert warum ich das verdiene. Warum würde ich gemobbt? Warum war mein Körper nie perfekt? Warum lastet auf meinen Rücken eine schwere Last? Warum wollten meine Eltern von mir die perfektesten Leistungen? Warum war ich nie die perfekte Tochter? Wo ist der Sinn des Lebens? Wo waren meine Freunde als ich sie am meisten brauchte? Wo war meine Familie als ich ihnen von meinen Gefühlen erzählen wollte? Wie kam es so weit? Traue ich mich das überhaupt?
Ja. Tu ich.
Ich schaute starr auf die Medikamente. Ist es nicht eine Ironie? Medikamente sollten uns heilen, nicht töten. Trotzdem sind sie ein Weg um sich das Leben zu nehmen. Genau wie Wasser. Dinge, die eigentlich heilend und gesund sein sollen, führen uns zum sicheren Tod. Zum sicheren Suizid. Das ich nicht lache.
Meine Mundwinkeln heben sich. Der Gedanke loslassen zu können, ist so befreiend, so schön. Endlich nicht mehr die Worte einsacken. Endlich nicht immmer perfekt sein. Endlich wieder ein geraden Rücken zu haben.
Ich blickte hoch und sah mein Glaubensbuch, wie es mich provokand anschaust. Du weißt was dich erwartet. Ich schlucke. Ich schaue irgendwo anders hin, aber der Gedanke geht nicht aus meinen Kopf. Natürlich weiß ich was mich erwartet. Die Hölle. Schlimmer als jeder Gedanke. Schlimmer als jeder Mensch und jede Tat. Es gibt viele Mythen und Legenden, die versuchen zu beschreiben was dort passiert. Ein Mythos ist, dass die Haut abgerießen und wieder neu wachsen wird. Die ganze Zeit. Man wird unter großen Folter leiden. Nicht nur Verbrennen. Es soll das schlimmste der Schlimmsten passieren. Aber soll ich wirklich einen Buch glauben? Vielleicht steht es dort so, um uns nur abzuschrecken?
Ein Schauer lief mir durch den Rücken. Nein. Ich werde frei sein. Frei. Von Gedanken, von Menschen, von mir selbst. Meine Laune hob sich leicht, auch wenn die Tränen ununterbrochen fließen. Freiheit.
Ich öffne langsam den Deckel und seufzte genüsslich. Meine Eltern waren nicht da. Mit ihr auch meine kleine Schwester nicht. Die drei sind zur einer Hochzeit gegangen, während ich dankend abgelehnt habe. Seit Tagen plante ich es endlich zu tun. Und ich werse es tun.
Meine Familie? Um ehrlich zu sein, habe ich mit den Gedanken gespielt ihnen eine Notiz zu hinterlassen, aber ich habe es gelassen. Ich will, dass sie sich die Schuld geben. Ich will, dass sie leiden, da sie nicht die Gründe kennen. Ich will, dass sie anfangen nachzudenken und um Vergebung betteln.
Ich lache kalt und erfreut und schüttelle leicht die Packung. In meiner Hand halte ich eine Trophäe. In meiner Hand halte ich meine Freiheit.
Wir sehen uns im Jenseits.
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