Kapitel 25

„Frostsee, wie ich sehe, bist du zurück," ertönte Noctars tiefe Stimme, die von einem sanften Hauch von Erleichterung begleitet wurde. Der silberne Kater stand am Eingang der Höhle, seine schwarzen Pfoten im Schnee versunken dieser langsam am schmelzen war, seine eisblauen Augen fixierten Frostsee aufmerksam, doch auch mit einem Funken Besorgnis.

Frostsee marschierte mit schweren, festen Schritten aus der Dunkelheit der Höhle, sein Blick düster und voller Schmerz. Seine Schultern waren angespannt, und seine Schweifspitze zuckte unruhig. Es schien, als würde er jede Bewegung gegen den Sturm in seinem Inneren kämpfen.

„Ich wusste es," sagte der Flockenclan Kater leise, doch seine Stimme zitterte vor unterdrückter Wut. „Ich wusste, dass es schmerzhaft sein würde. Aber das..." Er hielt inne, als ob ihm die Worte fehlten, und sah Noctar mit einem Ausdruck an, der zwischen Verzweiflung und Zorn schwankte. „Warum hast du mich das durchmachen lassen?"

Noctar blieb ruhig, sein Blick ernst. „Weil du es wissen musstest. Die Wahrheit, Frostsee, ist manchmal schwerer zu tragen als jede Lüge. Aber nur sie kann dich befreien."

„Befreien?" Frostsee lachte kalt, ein bitterer Klang, der die Luft zwischen ihnen füllte. „Ich fühle mich nicht frei, Noctar. Ich fühle mich zerrissen, zerschmettert... betrogen." Seine Stimme wurde brüchig, und er wandte den Blick ab, die Krallen in die Erde gegraben. „Mein ganzes Leben war eine Lüge. Wolkenwächter... er hat alles genommen. Alles."

Noctar trat näher, aber vorsichtig, als würde er einen verletzten Krieger ansprechen. „Und was wirst du jetzt tun? Wirst du dich von deinem Hass verzehren lassen? Oder wirst du ihn nutzen, um das Unrecht zu korrigieren?"

Frostsee sah ihn an, seine Augen brannten vor einem wilden, ungezähmten Feuer. „Ich weiß es nicht," murmelte er. „Ich weiß nur, dass ich nicht mehr derselbe bin, der ich war, als ich diese Höhle betreten habe."

Der Anführer der Sternenwächter neigte den Kopf, seine Stimme wurde sanft, aber bestimmt. „Du bist nie allein in deinem Schmerz, Frostsee. Jeder von uns trägt Narben, sichtbare und unsichtbare. Doch die Frage ist: Was machen wir mit ihnen? Verzweifeln wir daran, oder lassen wir sie uns stärker machen?"

Frostsee schloss für einen Moment die Augen, seine Atmung tief und schwer. In seinem Inneren tobte ein Sturm aus Wut, Trauer und Selbstzweifeln. Doch tief in seinem Herzen spürte er auch etwas anderes: eine leise, aber beharrliche Stimme, die ihn vorwärts rief.

„Ich werde nicht zurückkehren, um einfach so weiterzumachen, als wäre nichts geschehen," sagte er schließlich, seine Stimme fester. „Wolkenwächter muss für seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Für das, was er meiner Mutter, meinem Bruder... und mir angetan hat."

Noctar nickte langsam. „Das ist der erste Schritt, Frostsee. Der Weg vor dir wird schwer, und du wirst Entscheidungen treffen müssen, die dich prägen werden. Aber ich glaube an dich. Du bist stärker, als du denkst."

Frostsee sah ihn an, seine Augen voller Entschlossenheit und Schmerz. „Ich werde nicht versagen."

Noctar legte ihm eine Pfote auf die Schulter. „Das wirst du nicht. Aber sei vorsichtig, Frostsee. Der Weg der Wahrheit ist oft auch der gefährlichste."

Die Stille zwischen den beiden Katern wurde von Frostsees fester, jedoch von Emotionen durchdrungener Stimme durchbrochen. „Es ist Zeit für Veränderung. Ich weiß, was ich tun werde." Seine Worte hallten in der kühlen Luft wider, durchdrungen von einer Entschlossenheit, die sowohl beeindruckte als auch beunruhigte. Ein dunkles Funkeln blitzte in seinen eisblauen Augen auf, ein Zeichen des aufkommenden Sturms in seinem Inneren.

Noctar neigte den Kopf leicht zur Seite, seine eigenen Augen schimmerten seltsam weich, fast wie ein Hauch von Verständnis. „Und was wirst du tun?" fragte er leise, die Tiefe seiner Worte spiegelte seine Sorge wider, aber auch seine Anerkennung für die schwere Bürde, die Frostsee nun trug.

Frostsee richtete sich auf, sein Blick war wie ein Dolch, klar und unerschütterlich. „Der Clan muss die Wahrheit erfahren," erklärte er, seine Stimme war wie eine Klinge, scharf und voller Überzeugung. „Und ich werde ihnen diese Wahrheit bringen. Sie sollen wissen, was Wolkenwächter getan hat – und was für ein Monster er wirklich ist."

Noctar musterte ihn aufmerksam, seine Miene blieb neutral, doch sein Schweif zuckte leicht. „Die Wahrheit ist ein mächtiges Werkzeug, Frostsee," sagte er schließlich. „Aber sie ist auch gefährlich. Nicht jeder wird bereit sein, sie zu hören. Bist du dir sicher, dass du den Weg einschlagen willst?"

„Sicher?" Frostsee schnaubte leise, seine Krallen gruben sich unbewusst in den Boden. „Ich bin mir über nichts mehr sicher, außer darüber, dass Wolkenwächter für seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden muss. Er hat meine Mutter getötet. Er hat meinen Bruder mir genommen. Er hat den Clan belogen, manipuliert, und... mich zerstört." Seine Stimme brach kurz, doch er fing sich wieder, der Zorn in ihm verlieh ihm neue Stärke.

„Sie müssen wissen, was wirklich geschehen ist. Der Clan verdient die Wahrheit, und Wolkenwächter verdient seine Strafe."

Noctar nickte langsam, seine Augen verengten sich leicht, als er Frostsee prüfend ansah. „Dann geh, Frostsee," sagte er mit einer seltsamen Mischung aus Schärfe und Mitgefühl. „Geh und bringe Licht in die Dunkelheit. Aber sei dir bewusst, dass die Wahrheit allein nicht immer reicht. Du wirst auf Widerstand stoßen. Bereite dich darauf vor."

Frostsee erwiderte Noctars Blick, das eisige Feuer in seinen Augen schien nur noch heller zu lodern. „Ich bin bereit," sagte er leise, aber mit einer solchen Überzeugung, dass selbst Noctar für einen Moment innehielt.

„Gut," antwortete der silberne Kater, ein Hauch von Stolz in seiner Stimme. „Dann möge der SternenClan mit dir sein."

Frostsee nickte nur knapp, bevor er sich umwandte und die ersten Schritte in Richtung seines Schicksals machte. Die Dunkelheit um ihn herum schien sich zu lichten, während ein schwaches, silbernes Licht den Weg vor ihm erhellte.

Noctar beobachtete ihn, bis er im Schatten verschwand. Ein leises Seufzen entrang sich seiner Brust, seine Gedanken schwer. „Möge er stark genug sein," murmelte er, bevor er selbst Frostsee zurück ins Lager der Sternenwächter folgte.

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