Kapitel 24

Währendessen bei den Sternenwächter

Das Lager der Sternenwächter war ein friedlicher Ort, in dem die Bäume in einem silbrigen Glanz leuchteten und das Wasser der Bäche wie flüssiges Licht schimmerte. Die Luft war erfüllt von einem sanften Summen, einer Melodie, die den Geist beruhigte. Doch an diesem Abend konnte selbst diese friedliche Atmosphäre Bachfeder nicht trösten. Sie saß am Rand des Lagers, den Blick in die Ferne gerichtet.

„Denkst du, Frostsee geht es gut?" fragte sie zum wiederholten Mal, ihre Stimme war leise, beinahe ein Flüstern.

Steppenfall, der etwas weiter entfernt an einem großen Stein saß, sah auf. Sein braungetigertes Fell leuchtete schwach im Sternenlicht, und in seinen gelben Augen lag ein Ausdruck von Besorgnis, den er zu verbergen versuchte. „Er ist stark, Bachfeder. Er hat schon so viele Hindernisse überwunden. Das wird er auch schaffen."

Bachfeder schnaubte leise, ihre Schweifspitze zuckte unruhig. „Aber diese Prüfungen... sie sind anders. Sie kratzen an seiner Seele, Steppenfall. Was, wenn—"

„Noctar ist bei ihm," erklang eine fremde, sanfte Stimme, die Bachfeder in ihrer Bewegung innehalten ließ. Sie drehte sich um und entdeckte eine goldene Kätzin mit schwarzen Streifen und leuchtend grünen Augen, die am Eingang des Lagers stand.

Die Fremde trat näher, ihre Bewegungen waren anmutig, fast lautlos. „Er ist nicht allein. Ihr müsst darauf vertrauen."

Steppenfall stand auf und trat einen Schritt näher, seine Ohren zuckten neugierig. „Wer bist du?" fragte er mit einer Mischung aus Vorsicht und Respekt.

Die goldene Kätzin neigte leicht den Kopf. „Ich bin Flora, die Heilkundige der Sternenwächter. Ich bin hier, um mit euch zu sprechen."

Bachfeder runzelte die Stirn, ihre Augen waren voller Zweifel. „Was willst du jetzt von uns?"

Flora hielt ihren Blick stand, ihre Stimme blieb ruhig und mitfühlend. „Frostsee ist an einem Wendepunkt. Die Prüfungen, die er durchläuft, sind nicht nur für ihn entscheidend, sondern für alle, die mit ihm verbunden sind. Ich bin hier, um euch zu sagen, dass wir über ihn wachen. Doch seine Entscheidungen kann niemand für ihn treffen."

Steppenfall nickte langsam, seine Skepsis schwand. „Ihr wisst also, was ihn erwartet?"

Flora seufzte leise, ein Schatten der Sorge huschte über ihr Gesicht. „Nur das, was die Sterne uns gezeigt haben. Frostsee wird auf eine Wahrheit stoßen, die ihn entweder stärken oder zerbrechen wird. Ihr müsst bereit sein, ihn aufzufangen, wenn er fällt."

Bachfeder zuckte unruhig mit den Ohren. „Wie sollen wir das tun? Wir können ihn nicht direkt erreichen. Alles, was wir tun können, ist hier zu warten."

„Manchmal ist das Warten die schwerste Aufgabe," antwortete Flora sanft. „Doch euer Glaube und eure Hoffnung werden ihm Kraft geben, auch wenn er sie nicht spüren kann."

Flora machte einen Schritt zurück, ihre Gestalt begann im silbrigen Licht des Lagers zu verschwimmen. „Vertraut auf ihn. Und vertraut auf die Sterne. Mehr kann ich euch nicht sagen."

Bevor Bachfeder oder Steppenfall etwas erwidern konnten, war Flora verschwunden, als wäre sie nie da gewesen.

„Das hat uns auch nicht wirklich weitergeholfen," murmelte Bachfeder und senkte den Kopf, ihre Stimme war voller Frustration.

Steppenfall legte ihr beruhigend die Schwanzspitze auf die Schulter. „Vielleicht hat sie es doch. Vielleicht müssen wir wirklich einfach vertrauen."

Bachfeder schwieg, ihr Blick blieb auf die funkelnden Sterne über ihnen gerichtet, die unerschütterlich und still über alles wachten.

Ein kleiner, geschmeidiger Kater mit cremefarbenem Fell kam auf die beiden zu getappt und legte ein Beutetier bei ihnen ab ,,Hier, ihr habt doch sicherlich Hunger" Sagte der kleine freundlich und sah die beiden Krieger freundlich entgegen ,,Ich bin Circo, ich bin einer der Himmelsjäger" Schnurrte er 

Bachfeder blickte auf das Beutetier hinunter, ein plumpes Kaninchen, das in der Stille des Lagers fast zu perfekt wirkte. Ihre Augen wanderten zu dem kleinen, geschmeidigen Kater mit dem cremefarbenen Fell, der sie freundlich ansah.

„Danke," sagte sie zögerlich und schob das Kaninchen mit einer Pfote näher zu sich heran. „Aber... Himmelsjäger?"

Steppenfall trat einen Schritt vor, die Neugier in seinen bernsteinfarbenen Augen funkelte. „Was bedeutet es, ein Himmelsjäger zu sein?"

Circo schnurrte sanft und setzte sich mit einer geschmeidigen Bewegung hin, sein buschiger Schweif legte sich ordentlich um seine Pfoten. „Die Himmelsjäger sind ein Teil der Sternenwächter. Unsere Aufgabe ist es, zu Jagen und Flora zu unterstützen" 

Bachfeder nickte langsam, auch wenn Verwirrung in ihren Augen lag. „Also seid ihr... eine Art Jäger, aber für mehr als nur Beute?"

Circo schnurrte leise und legte den Kopf leicht schief. „So könnte man es sagen. Wir sorgen dafür, dass die Sternenwächter genügend Nahrung haben, aber unsere Aufgaben gehen darüber hinaus. Wir sammeln Kräuter und helfen somit Flora bei ihrer Arbeit. Wir verteidigen nicht, das ist die Aufgabe der Nachtwächter gegen Bedrohungen anzutreten."

Steppenfall zog eine Augenbraue hoch. „Bedrohungen? Hier? Dachte immer, die Welt der Sternenwächter sei... perfekt."

Circo lachte leise, ein seltsam warmer, aber melancholischer Ton. „Perfekt? Nein, mein Freund. Es gibt immer Herausforderungen, selbst hier. Wir sind ein Zufluchtsort, aber auch ein Ort, der von den Kräften des Schicksals beeinflusst wird. Es gibt immer Schatten, die sich ins Licht schleichen."

Bachfeder spürte, wie ein kalter Schauer über ihren Rücken lief. „Und Frostsee? Glaubt ihr, dass er es schaffen wird?"

Circo sah sie mit einem Ausdruck an, der gleichzeitig beruhigend und unheimlich wirkte. „Frostsee ist auf einem schwierigen Pfad. Doch Stärke zeigt sich nicht nur in den Kämpfen, die wir gewinnen, sondern auch in denen, bei denen wir wieder aufstehen, nachdem wir gefallen sind. Er wird seinen Weg finden – doch was er am Ende wählt, liegt allein in seinen Pfoten."

Steppenfall ließ seinen Blick durch das Lager gleiten, als ob er nach Antworten suchte, die er nicht finden konnte. „Und was ist mit uns? Warum sind wir hier?"

Circo erhob sich langsam und lächelte. „Weil ihr eine Rolle in seinem Schicksal spielt. Jeder von euch ist ein Teil von Frostsees Geschichte, so wie er ein Teil eurer ist. Ruht euch aus. Die Zeit wird zeigen, was eure Aufgaben sind."

Mit diesen Worten verschwand Circo lautlos in die Dunkelheit des Lagers, und seine Schritte schienen mit der Nacht zu verschmelzen.

Bachfeder sah Steppenfall an, ihre Augen voller Sorge. „Ich habe das Gefühl, dass noch so viel auf uns zukommt. Dinge, die wir uns nicht einmal vorstellen können."

Steppenfall nickte langsam. „Dann sollten wir bereit sein, Bachfeder. Für Frostsee. Und für alles, was noch kommen mag."

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