Kapitel 19
,,Noctar, wer seit ihr überhaupt?" Fragte Frostsee den scheinbaren Anführer, dieses fremden Clans.
,,Wir sind die Sternenwächter, Frostsee" Hauchte der Kater.
Frostsee spürte, wie ein kalter Windhauch durch das Tal zog und den feinen Schnee um seine Pfoten wirbelte, doch seine Aufmerksamkeit lag vollständig auf Noctar. Der Kater mit dem silbernen Fell schien im Licht der aufgehenden Sonne beinahe ätherisch, als ob er tatsächlich ein Abgesandter der Sterne wäre.
„Die... Sternenwächter?" wiederholte Frostsee vorsichtig, seine Stimme trug sowohl Skepsis als auch Neugier.
Noctar nickte langsam, seine eisblauen Augen fixierten Frostsee mit einer Ruhe, die sowohl beruhigend als auch unergründlich war. „Wir sind eine Gemeinschaft, die von den Sternen auserwählt wurde," erklärte er, seine Stimme weich und doch erfüllt von einer unverkennbaren Autorität. „Unser Dasein wird von einem einzigen Prinzip geleitet: Freiheit. Wir leben nach unseren Gesetzen, fern von den Einschränkungen und Zwängen, die andere Katzen fesseln."
Frostsee blinzelte, sein Verstand arbeitete hektisch, um die Worte zu verarbeiten. „Freiheit...", murmelte er leise, fast zu sich selbst. Der Gedanke war verlockend, vor allem nach den starren Regeln des FlockenClans und den Gefahren, die dort lauerten. Doch gleichzeitig lösten die Worte in ihm ein tiefes Misstrauen aus.
„Und was bedeutet das?" fragte Bachfeder, die sich neben Frostsee gestellt hatte. Ihre grauen Augen verengten sich leicht, als sie Noctar mit misstrauischer Neugier musterte.
,,Niemand ist gezwungen hier zu Leben. All die Katzen sind hier weil sie es wollen." Sagte Noctar mit bekräftigter Stimme ,
,Unsere Ränge sind zugeteilt auf die Stärken unserer Katzen. Unsere Heilkundigerin Flora, ihre Stärke ist das Heilen und das Versorgen der kranken und verletzten. Aus diesem Grund ist sie unsere Heilkundigerin. Denn haben wir unsere Himmelsjäger, Tharos, Vexis, Ciro, Raven und Hawk. Ihre Stärken sind das Jagen und das Unterstützen unserer Heilkundiger, aus diesem Grund haben sie sich diesem Rang zu geschrieben. Unsere Nachtwächter, wo ihr bereits schon Dusk und Nyx kennengelernt habt, wo aber auch ebenfalls Shade, Obsidian und Onyx dabei sind, sind unsere Beschützer und Kämpfer. Sie schützen uns vor Gefahren und kämpfen für die Sicherheit. Da sind aber unsere ehrvollen Mondhüterinnen Lunara und Noctila, ihre Stärken liegen bei dem Versorgen und Unterstützung der Erziehung unserer Mondsprösslinge Nova, Selis, Wisp und Echo, wie ihr sie auch vielleicht als Junge kennt. Und denn haben wir unsere drei Schicksalssucher Zyros, Nerion und Lyric. Nerion kennt ihr bereits schon. Unsere Schicksalssucher suchen ihren Weg noch in dieser Gruppe und lernen alles was Himmelsjäger, Nachtwächter, Heilkundiger und Mondhüterinnen wissen müssen. Am Ende ihrer Ausbildung entscheiden sie welchen Weg sie gehen wollen. Und denn haben wir noch unsere Ahnenflüsterer.. Syrin, Myrris und Orran. Sie sind zu Alt um ihre Tätigkeiten fortzusetzen und sind somit im Ruhestand. Sie werden von uns allen gepflegt"
Bachfeder lauschte den Worten von Noctar mit angespanntem Gesichtsausdruck, während er jede Rolle und ihren Zweck erklärte. Ihre grauen Augen glitzerten vor Skepsis, aber auch einem Anflug von Interesse. Frostsee hingegen beobachtete Noctar still, seine Ohren zuckten, als er die Struktur dieser Gruppe langsam verstand. Sie waren anders als der FlockenClan – frei, wie sie behaupteten, aber dennoch klar organisiert.
„Niemand ist gezwungen, hier zu leben", hatte Noctar gesagt, und doch spürte Frostsee, dass diese Freiheit, die er beschrieb, eine eigene Form von Regeln und Zwängen hatte.
„Eure Organisation ist... beeindruckend", meinte Steppenfall schließlich und zuckte mit dem Schweif. Seine gelben Augen musterten die versammelten Katzen, von denen einige in der Nähe des Lagers beschäftigt wirkten. „Aber es klingt fast wie ein Clan, nur mit anderen Namen."
Noctar nickte, als hätte er diese Antwort erwartet. „Ihr könnt es so sehen, wenn es euch hilft, uns zu verstehen", sagte er ruhig. „Doch wir unterscheiden uns in einem Punkt grundlegend: Hier zählt nicht die Geburt, sondern die Fähigkeit. Niemand wird in eine Rolle gezwungen, die nicht seiner Stärke entspricht. Jeder hat das Recht, seinen eigenen Weg zu wählen."
Frostsee spürte, wie Bachfeder neben ihm leicht die Ohren anlegte. „Es mag anders klingen, aber es sind immer noch Ränge", sagte sie. „Eine Struktur. Ein Gesetz. Freiheit, wie ihr sie beschreibt, bedeutet doch auch, frei von solchen Zwängen zu sein."
„Wahre Freiheit", erwiderte Noctar, „kommt nicht vom Chaos, sondern von der Möglichkeit, zu wählen. Es liegt nicht in der Abwesenheit von Regeln, sondern in der Fähigkeit, sich selbst in ihnen zu finden."
Bachfeder schwieg, sichtlich nachdenklich. Frostsee warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder Noctar zuwandte. „Und was ist mit dir?" fragte er leise. „Welche Rolle spielst du in all dem?"
Noctar schwieg einen Moment, bevor er antwortete. „Ich bin der Sternenrufer. Mein Rang mag wie eine Führungsrolle erscheinen, aber meine Aufgabe ist es, die Sterne zu deuten und sicherzustellen, dass unsere Gemeinschaft in Einklang mit ihnen lebt. Ich bin kein Anführer wie eurer. Ich leite nicht mit Macht, sondern mit Rat."
„Das klingt sehr poetisch", murmelte Steppenfall trocken.
Ein amüsiertes Lächeln huschte über Noctars Gesicht. „Vielleicht ist es das", sagte er. „Aber es hat uns bis jetzt gut gedient."
Frostsee nickte langsam, seine Gedanken wirbelten. Diese Sternenwächter waren so anders als alles, was er bisher kannte – und doch gab es Ähnlichkeiten, die er nicht ignorieren konnte. „Ihr habt eine beeindruckende Gemeinschaft aufgebaut", gab er schließlich zu. „Aber warum helft ihr uns? Ihr kennt uns nicht, und ihr seid nicht an unseren Clan gebunden."
Noctar hielt Frostsees Blick fest. „Wir sind Sternenwächter", sagte er. „Unsere Aufgabe ist es, die Balance zu wahren – egal, ob es uns direkt betrifft oder nicht. Und vielleicht... vielleicht haben die Sterne euch zu uns geführt."
Diese Worte hinterließen eine schwer fassbare Ruhe im Lager. Doch Frostsee konnte nicht sagen, ob es Trost oder eine leise Warnung war.
,,Frostsee, könnt ich einen Moment allein mit dir haben?" Fragte Noctar.
Frostsee hob den Kopf und betrachtete Noctar mit einer Mischung aus Neugier und Vorsicht. Die Bitte hatte ihn überrascht, doch etwas in Noctars Tonfall ließ keinen Raum für Zweifel, dass es wichtig war. Nach einem Moment des Zögerns nickte der Kater langsam.
„Natürlich," sagte er ruhig.
Noctar wandte sich an die anderen. „Würdet ihr uns bitte einen Moment allein lassen?"
Steppenfall warf Frostsee einen fragenden Blick zu, doch als dieser leicht mit dem Schweif winkte, zogen sich Steppenfall und Bachfeder ohne Einwände zurück. Die beiden gesellten sich zu den anderen Sternenwächtern, die sich weiter mit ihren Aufgaben beschäftigten.
Als sie allein waren, trat Noctar ein Stück zur Seite, führte Frostsee zu einer ruhigen Ecke des Lagers, wo die Äste des efeubewachsenen Waldes tief hingen und ihnen eine gewisse Abgeschiedenheit boten. Das Licht des frühen Morgens, das durch die dichten Äste fiel, verlieh der Szene eine beinahe magische Atmosphäre.
Noctar blieb stehen und sah Frostsee mit einem durchdringenden Blick an. „Du hast Fragen", begann er ruhig, seine Stimme so sanft wie das Rauschen eines entfernten Flusses. „Und ich denke, es ist Zeit, dir einige Antworten zu geben."
Frostsee zuckte leicht mit einem Ohr, seine Neugier geweckt. „Was möchtest du mir sagen?" fragte er, die Worte vorsichtig gewählt.
Noctar schwieg einen Moment, als würde er die richtigen Worte suchen. „Die Sterne... sie haben uns schon vor langer Zeit von dir erzählt, Frostsee," begann er schließlich. „Nicht von dir als Individuum, sondern von einer Katze, die aus der Blattleere kommen würde – eine Katze, die den Schlüssel zur Balance trägt."
Frostsees Augen weiteten sich leicht, doch er unterdrückte die Welle von Überraschung, die in ihm aufstieg. „Was soll das bedeuten?" fragte er leise.
Noctar trat einen Schritt näher, seine eisblauen Augen glitzerten. „Es bedeutet, dass dein Weg – dein Kampf, dein Mut – wichtiger ist, als du vielleicht jetzt begreifen kannst. Ich weiß, dass du Antworten suchst, aber... Wir Sternenwächter hüten nicht nur uns selbst sondern auch die Höhle der Tausend Wahrheiten. Dort wirst du Antworten finden, auf die Vergangenheit und deiner selbst." Noctar klappte für einen Moment die Augen zurück und seufzte tief.
Frostsee sah Noctar musternd an. Der Kater wusste etwas, was er nicht wusste. Aber woher wusste er das er die Wahrheit herausfinden musste? ,,Ich bitte dich unsere Himmelsägern bei der Jagd zu unterstützen. Morgen bringe ich dich zur Höhle der Tausend Wahrheiten."
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