9. Kapitel

 Daemon stand breitbeinig auf dem Feld und guckte mich aus zusammengekniffenen Augen, wahrscheinlich, weil gerade die Sonne so ungünstig schien, an. Trotzdem sah er immer noch unfassbar gut aus. Sein Shirt klebte an seinem schwitzenden Körper, die kurze Hose an seinen Beinen, und warum musste er immer schwarz tragen? Weiß war doch auch gut. Obwohl, wenn ich mir Daemon schwitzend und im weißen Shirt vorstellte, ist das noch schlimmer, als das schwarze.

Er war absolut sportlich und muskulös, das musste man ihm lassen, trotzdem war er der absolut nervigste und arroganteste Typ überhaupt, der sowas von keinen Anstand besaß. Ich verschränkte die Arme, damit meine Nägel sich nicht noch weiter in meine Hände bohrten.

Wie immer hatte er dieses Grinsen im Gesicht, was er sich wahrscheinlich schon aufgemalt hatte. Warum hatte ich ihn nicht vorher erkannt? Brauchte ich vielleicht eine Brille? Daemon kam ein paar Schritte weiter auf mich zu. >Jetzt guck nicht so böse, du freust dich doch unheimlich mich zu sehen!<, brüllte er sarkastisch über das Feld. Ich schnaubte. >Das glaubst auch nur du!< Ich erkannte hinter ihm Kaden, der mich interessiert musterte. Daemon prellte provokativ den Ball auf den Boden. >Was ist nun? Spielst du mit uns dreien? Dann verliert Ryan nicht ständig.<

Ryan? Ich sah nur Kaden und Daemon. Als ich mich umschaute, erkannte ich ihn am Zaun. Er sah erschöpft aus, und dementsprechend saß er auch. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. >Nein danke, ich geh lieber nach Hause.< >Oh, du Langweilerin! Du hast doch sonst so eine große Klappe.< Das stimmte nicht, na gut, vielleicht ein bisschen. Aber ich hatte absolut keine Lust mehr zu spielen, alleine schon wegen Daemon, der konnte mir gestohlen bleiben.

>Ein Spiel, dann kannst du gehen!<, sagte Daemon. Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich sollte wirklich lieber nach Hause gehen, so wie ich heute gelaunt bin, kann ich Daemon wohl nicht stand halten. Aber schadete es denn, wenigstens ein Spiel zu spielen? Ich musterte die anderen beiden. Sie sahen nicht abgeneigt aus, Kaden grinste mich sogar an. Ich wusste nicht, was mit denen los war, eigentlich hielten sie Abstand von so jemand wie mir, oder dachte ich gerade zu oberflächlich? Vielleicht, aber wenn es um Daemon geht, ist Oberflächlichkeit kein Fremdwort.

Stöhnend ließ ich meine Arme hängen. Sie hatten gewonnen, ich würde spielen. >Na gut, aber wirklich nur ein Spiel!<, sagte ich zu Daemon, als ich auf ihn zuging. Ich nahm ihm den Ball ab, und stellte mich in die Mitte des Feldes. >Ich wähle Ryan, aber nur weil er nicht nervt.< Daemon machte ein gespielt empörtes Gesicht. >Was, wir und nerven? Du hast einen völlig falschen Eindruck von uns.< Er kam zu mir, bis er ganz dicht vor mir stand. >Ach ja, ich denke nicht.< Daemons Nähe irritierte mich und ich ging ein paar Schritte nach hinten. Aber ich roch ihn immer noch, verdammt!

Ich drehte mich grinsend zu Ryan. >Bist du mit mir einverstanden?< Er musterte mich von oben bis unten, dann lächelte er. >Mit dir doch immer.< Diese zweideutigen Sätze nervten mich jetzt schon. Ryan und ich gingen auf unsere Seite, aber bevor wir starten konnten, warf Daemon noch etwas ein. >Wartet!< Seine dunklen Augen richteten sich auf mich. >Wenn wir gewinnen, dann löse ich meinen Gewinn vom Rennen ein.< Meine Augen wurden riesig. >Das ist unfair! Was kriegen wir, wenn wir gewinnen?< Kaden lachte rau. >Das ist eher unwahrscheinlich, aber wenn ihr gewinnt, dann... <, er schaute nachdenklich zu Daemon, der sofort anfing gehässig zu grinsen. >... dann tragen wir eure Taschen für eine Woche lang.<

Ryan und ich klatschten uns triumphierend ab. Daemon wird noch das gehässige Grinsen vergehen, das werde ich ihm beweisen! >Los Ron, wirf den Ball hoch.< >Nenn mich nicht Ron!< Mit noch mehr Ehrgeiz als vorher, warf ich den Ball in die Höhe und das Spiel begann.

Das Spiel war das reinste Hin und Her. Die kannten anscheinend keine Spielregeln, und nach kurzem warf auch ich diese Regeln über Bord. Warum sich daran halten, wenn sie es auch nicht taten? Er wollte mich spielen sehen? Konnte er haben. Als ich dem Ball vor ihm prellte, um an ihm vorbei zu kommen, sagte er: >Los Baby Girl, beweg dich!<, mit leichtem Schalk im Gesicht. Ohne darauf zu achten, sprintete ich an ihm vorbei und stieß den Ball zu Ryan, der sofort einen Korbleger hinlegte.

Ich wusste nicht wie lange wir spielten, aber als es endlich vorbei war, schrie ich triumphierend auf. >Juhu! Ihr dürft unsere Taschen tragen!< Ryan kam grinsend zu mir und schlang mich in seine Arme. Ich lachte auf. >Da seht ihr Jungs, wer die besseren Spieler sind.<, sagte Ryan. Daemon klemmte sich den Ball unter die Achsel. >Das war pures Glück.< >Jetzt sei nicht bockig, das nächste Mal, vielleicht.< Er schüttelte den Kopf. >Du bist auf jeden Fall die Schwester deines Bruders.< Ich grinste Stolz. >Jetzt wirst du niemals deinen Gewinn einlösen.< Er kam mir näher, so dass er wieder ganz nah vor mir stand.

Er beugte sich herunter und ich sog scharf die Luft ein. Leise raunte er: >Ich löse immer meinen Gewinn ein und behalte ihn auch meistens.< Ich schluckte. Konnten seine Augen noch dunkler werden? Denn ich hatte das Gefühl, dass sie enorm dunkler wurden.

Ich spannte mich an.

Ich roch alles an ihm; den Schweiß, sein Deo und ihn. Der Schweiß roch nicht mal unangenehm, sondern eher süßlich.

Ronnie! Was ist bloß los mit dir? Wurde dir ins Gehirn geschissen? Aber all diese Vorwürfe halfen nicht, denn wir immer zog Daemon mich in seinen Bann und ließ mich nicht mehr gehen. Wenn nicht bald irgendetwas geschieht, falle ich in Ohnmacht. Seine Mundwinkel hoben sich leicht. Shit, ich bin geliefert.

Aber dann guckte er nach rechts und sein Lächeln veränderte sich. >Na, wen haben wir denn da?< Irritiert guckte ich ebenfalls nach rechts, immer noch benommen von seinem Geruch. Geschockt riss ich die Augen auf, als ich sah, wer da ein wenig wütend über das Feld schritt. Jayden kam mit großen Schritten zu uns, und er sah überhaupt nicht glücklich aus, eher, als würde er gleich einen Baum entwurzeln.

Instinktiv wollte ich wegrennen blieb aber an Ort und Stelle. >Finger weg von meiner Schwester!<, sagte er böse. Daemon hob abwehrend die Hände, legte aber dieses beschissene Grinsen nicht ab. >Hey Jayden, komm mal runter, sie hat nur mit uns gespielt.<, sagte Kaden. >Deswegen mache ich mir ja Sorgen.< Jayden guckte mich wütend an, ohne Kaden auch nur einen Blick zu schenken. >Wo warst du verdammte Scheiße?< Ich verschränkte die Arme. >Hier.<

>Deine dummen Antworten kannst du dir sparen.<, sagte er zornig. Er packte mich am Arm und wollte mich mit sich ziehen, aber ich entriss mich ihm. >Ich kann alleine gehen, danke.< Er konnte froh sein, dass ich hier keine Szene veranstalten wollte, dank den drei Jungs hinter uns. Sonst würde ich mir das nicht gefallen lassen.

Ich drehte mich nochmal zu dreien um, dabei wich ich Daemons Blick aus. >Vergesst nicht unsere Taschen zu tragen.< Dann ging ich vor und Jayden hinter mir.

***

>Ronnie, wo warst du?<, schrie mich meine Mutter etwas an. Ich saß auf der Couch, nachdem mich Jayden gleich ins Wohnzimmer geschliffen hat, als wir durch die Tür kamen. Was wollte sie von mir hören? Ich werde ihr garantiert nicht sagen, wo ich war. >Ich war in der Schule und danach auf dem Sportplatz.<

>Mach keine Scherze mit uns!<, sagte Jayden.

Ich hasste es, wenn Jayden die Vaterrolle übernahm, das war nicht seine Aufgabe, die gehörte ganz allein Dad, der das alles lächerlich gefunden hätte. Ich atmete schwer aus, dabei verstaute ich meine blauen Hände in meine Taschen. >Es tut mir leid Mom, wirklich. Ich hätte nicht einfach abhauen dürfen, nachdem du uns das erzählt hast, aber ich konnte in dem Moment nicht mit meiner Wut umgehen, also musste ich raus, an die frische Luft...<

>An die frische Luft? Willst du uns verarschen?-< >Jayden, nicht solche Ausdrücke!<, sagte meine Mom an ihn gerichtet. Er atmete tief durch, bevor er weitersprach. >Du hast mein Motorcross geklaut!< Okay, er hatte sich kein Stück beruhigt. >Jayden, es tut mir leid, aber wäre es denn sinnvoller gewesen in meinem Zimmer zu bleiben und dieses zu zerstören, weil ich meine Gefühle in dem Moment nicht kontrollieren konnte?<

Mit verschränkten Armen, schaute er mich mit einem Blick an, den ich nicht wirklich deuten konnte, also schaute ich wieder zu Mom, deren Gesichtszüge wieder etwas weicher wirkten. >Sie hat recht, das wäre nicht sinnvoll gewesen, aber du hast mich in dem Moment verletzt Ronnie, kannst du dir das vorstellen?< Ich nickte heftig. >Ja!< Ich stand auf. >Es tut mir wirklich leid, das hätte ich nicht tun dürfen, aber ich wusste in dem Moment einfach nicht weiter. Kannst du mir verzeihen?<

Auch sie schaute mich nachdenklich an, was mich ganz schön nervös machte. Dann rollte sie mit den Augen und schloss mich in eine Umarmung. >Nur, wenn du mir versprichst dich ordentlich zu benehmen, wenn er am Wochenende zu uns kommt-< Ich biss mir auf die Lippe. Ich dachte, wir wollten zu ihn? Ach egal, ich möchte Mom jetzt nicht weiter nerven. >Natürlich!...  Dad hätte das von mir gewollt.<, flüsterte ich noch dazu. Sie nahm mein Gesicht in beide Hände.

>Jag mir bloß nie wieder solch einen Schreck ein, ja? Ich habe schon gedacht, du hast wieder Mist gebaut.< Ich lachte kurz auf. >Nein, das hatte ich dir doch versprochen.< Sie lächelte nochmal kurz, bevor sie wieder ihre Hände von meinem Gesicht nahm. >Am Wochenende könnt ihr das als Geschäftsessen bezeichnen, weil auch Kollegen von ihm und mir kommen.< >Meinst du nächstes Wochenende?<, fragte ich ganz normal.

Ich mochte die Vorstellung immer noch nicht, Mom mit einem anderen Mann zu sehen, dessen Namen ich nicht mal kannte. Und dann noch ein Geschäftsessen? Das mochte ich bei Dad schon immer nicht; immer dieses schnöselige Auftreten und die Versuche, mich mit einem von den Anwaltssöhnen zu verkuppeln. Jayden kam immer davon, aber ich? Hoffentlich sind diesmal die Söhne nicht mit dabei, auch wenn sie immer sehr vornehm und höflich sind, nervten sie dennoch. Vielleicht verkrümel ich mich dieses Mal in mein Zimmer, um The Originals weiterzugucken. Ja, genauso mache ich das.

>Genau, also schön anziehen.< Damit verschwand sie im Wohnzimmer. Ich wollte mich schon umdrehen und gehen, aber Jayden räusperte sich hinter mir. O Mann.

>Wo bist du wirklich hingefahren?< Shit, er konnte schon immer sehen, wenn ich log. Manchmal nervte das echt. >Nicht da, wo du denkst.< Ich merkte, dass er mir näher kam. >Das hoffe ich auch.< Ich hätte jetzt gedacht, er würde noch mehr sagen, aber er marschierte an mir schnurstracks vorbei, hinauf in sein Zimmer. Kurz verdattert blieb ich an Ort und Stelle, aber auch dann setzte ich meinen Po in Bewegung.

Jayden wird mir das noch lange nachtragen, wenn nicht sogar über Monate. Ich konnte ihn auch verstehen, die nächsten Tage muss ich mir etwas einfallen lassen, um seine Laune zu bessern. Leise machte ich meine Zimmertür zu und schmiss mich auf die Couch. Was für ein Tag. Erst das mit Miranda, dann Daemon und zum Schluss noch das Gespräch. Ich hoffte nur darauf, dass niemand meine Hände gesehen hatte, besonders Jayden, der würde mich mit Fragen bombardieren wie ein Panzer.

Ich seufzte frustriert auf und checkte meine Nachrichten. Ich hatte eine von einer unbekannten Nummer, und normalerweise würde ich die sofort löschen, aber heute öffnete ich die Nachricht.

>Na, hast du es überlebt?< Ich zog die Stirn kraus. Wer war das?

>Ähm, wer bist du?< Ich wollte mein Handy schon weglegen, aber dann traf die Nachricht ein.

>Rate, Ronzick.< Raten? Und sollte "Ronzick" ein Spitzname für mich sein? Wie schrecklich. Ich las mir den Spitznamen noch einmal durch, dann fiel es mir wie Schuppen vor den Augen.

>Daemon.<, schrieb ich zurück. Gerade als ich sie abschickte, realisierte ich, dass Daemon meine Nummer hatte. Was... woher?

>Woher hast du meine Nummer? Und soll "Ronzick" ein Spitzname sein? Aus was bildet sich das zusammen?<, schrieb ich genervt zurück, oder eher wütend. Die Antwort kam sofort zurück.

>Das sind aber viele Fragen für das erste Mal, findest du nicht?< Ich konnte es mir regelrecht vorstellen, wie er da wieder sein dreckiges Grinsen auflegte. Ich presste mein Kiefer vor Wut zusammen.

>Und willst du nicht mal erst mal meine Frage beantworten?<, schrieb Daemon.

>Nein, das geht dich nichts an! Beantworte meine Fragen!<, tippte ich schnell zurück.

>So wird das nichts, Süße.< Bei dem Namen "Süße" war es endgültig vorbei. Ich schmiss mein Handy auf mein Bett.

Auf eine Antwort wird er lange warten. Süße konnte er seine Betthäschen nennen, aber nicht mich! Außerdem gab es viel wichtigere Sachen, als sich über Daemon aufzuregen, zum Beispiel Hunger. Oh ja, ich könnte jetzt etwas vertragen. Es müsste noch Auflauf im Kühlschrank sein, wenn Jayden ihn noch nicht weggefuttert hat. Mit knurrenden Magen und ohne nochmal auf mein Handy zu achten, stand ich auf und ging zur Küche.

Ab jetzt könnte es mit den Kapiteln etwas länger dauern, als zuvor, denn ich habe nur bis zum 9. Kapitel vorgearbeitet^^.

Aber da ich jetzt 2 Wochen Ferien habe, und nicht mehr so viel Zeit in die Schule stecken muss, (erst wieder in der 2. Woche) kann ich mich jetzt voll und ganz auf meine Bücher konzentrieren😆

Also, macht niemals das Abitur^^😅

Viel Spaß beim Lesen😊

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