8. Kapitel
>Mensch Ayden, gib mir das wieder!<, hörte ich Sams gedämpfte Stimme neben mir. Es kam mir alles still vor, obwohl es um uns herum nicht mal ansatzweise still war. Ich war völlig in Gedanken versunken, was in letzter Zeit oft vorkam. Neben mir stritten sich meine besten Freunde über irgendeinen Quatsch, bei dem ich sofort abgeschalten habe. Ging es um Handys oder doch um Essen? Keine Ahnung, es interessierte mich auch nicht sonderlich.
Gestern hatte meine Mom mir erzählt, dass sie einen neuen Freund hatte, wofür sich Jayden natürlich riesig freute. Ich war da eher geteilter Meinung. Seit gestern Abend habe ich die beiden nicht mehr gesehen, nachdem ich wutentbrannt aus der Küche gestürmt bin.
Natürlich ging ich ihnen aus dem Weg, darum saß ich nach der Schule mit Ayden und Sam hier. Ich schaffte es noch nicht nach Hause. Ich bin gestern erst nach eins oder zwei nach Hause gekommen, was niemand bemerkt hatte. Jahrelange Übung.
Mit meinem Daumen strich ich nachdenklich über meine empfindlichen Handknöchel, die gerötet und blau waren.
Wie damals, flüsterte mir eine böse Stimme zu.
Es tat höllisch weh, aber ohne Schutz gab es mir immer einen gewissen Kick. Ich fuhr über eine extrem empfindliche Stelle und zuckte unwillkürlich zusammen. Das, letzte Nacht war ein Fehler, der sich nicht widerholen wird, schwor ich mir. Außerdem bin ich ja nur zum Trainingsraum gefahren, also nichts Schlimmes.
Jemand schnippte mit den Fingern vor meiner Nase. >Mhm?<, fragte ich Sam. >Wo bist du denn grad gewesen?< Bevor ich antworten konnte, übernahm Ayden das für mich. >Im Ronnie-Land.<, gab er witzelnd von sich. >Haha.<, sagte ich genervt. >Oh, ist da jemand mit den falschen Fuß aufgestanden?<, fragte er, während er von seinem Kaffee schlürfte. Ich zuckte nur mit den Schultern. >Hey... <, sagte jetzt Sam. Ich schaute zu ihm auf.
Sam sah heute mal wieder sensationell aus, eigentlich wie immer. Seine blauen Augen funkelten auf eine ganz eigene Art und sein Gesicht strahlte Wärme und Freundlichkeit aus, und vielleicht ein bisschen Verrücktheit. Obwohl ich gerne in dieses Gesicht sah, guckte ich trotzdem schnell weg. Sam hatte so wachsame Augen, dass er sofort bemerken würde, wenn ich etwas verheimliche, deshalb fragte ich zügig etwas, bevor er mir zuvor kam.
>Freust du dich eigentlich, dass du zusammen mit Ryan im Kurs bist?< Was für eine dämliche Frage, das konnte ich doch besser! Sam hatte mir schon alles breit erzählt, sogar was Ryan im Theater trug, obwohl er anscheinend nur hinging, um seine Fehlstunden auszubügeln. Sam sah mich irritiert an, was Ayden ihm gleich tat. >Ähm, natürlich, das weißt du doch... < Er und Ayden tauschten einen Blick aus, der besagte, dass ich eindeutig Hilfe benötigte. Vielleicht haben sie gar nicht so unrecht.
Schnell wechselte ich das Thema. >Okay, dumme Frage, aber hast du nicht von einem Spiel erzählt?< Dabei guckte ich Ayden an. Sofort fingen seine Augen an zu leuchten.
Volltreffer!
Wenn Ayden vom Sport erzählte, vergaß sogar Sam meistens, was er eigentlich sagen wollte. >Ja, diesen Freitag ist das Spiel. Wir spielen gegen die Karos, endlich können wir ihnen zeigen wo der Hammer hängt!< Vor Jahren hatten Ayden und seine Mannschaft ein Spiel gegen die Karos, wobei sich haushoch verloren hatten. >Yeah, dann kann ich mein Shirt anziehen!<, sagte Sam erfreut. Blitzschnell nahm er meine Hände und drückte zu, wobei ich mir ein Schmerzensschrei unterdrücken musste.
Er erwischte genau meine empfindlichen Stellen, die anfingen zu pochen.
Wenn er meine Hände nicht gleich loslässt, Schrei ich doch noch auf. >Ron, wir müssen uns unbedingt wieder Tröten und Klatschpappen besorgen!<, sagte er aufgeregt. Ich nickte steif, immer darauf bedacht nicht gleich aufzubrüllen.
Dann ließ er sie endlich los. Ich unterdrückte ein Aufstöhnen und steckte meine Hände hastig in meine Taschen. >In wie vielen Tagen ist Freitag?<, fragte ich. >Ach Ronnie, in 2 Tagen.< Dabei wuschelte Ayden mir durch die Haare.
Sam und Ayden unterhielten sich noch weiter über das Spiel, während mein Handy zu klingeln begann. Jayden, erschien auf dem Bildschirm. Nach kurzem überlegen drückte ich ihn weg, das kann ich mir auch später antun.
>Wer war das?<, fragte Sam neugierig. >Ach, nur Jayden.< Ayden zog eine Augenbraue hoch. >Den drückst du sonst nie weg.< >Heute wollte ich ihn mal wegdrücken.< >Ist alles ok zwischen euch oder muss ich Jayden trösten?<, fragte Sam mit einem gewissen Unterton. Ich schenkte ihm einen bösen Blick. >Nein, brauchst du nicht.< >Wirklich?<, hakte er nochmal nach. >Ja, wirklich!< >Du hast deine Pommes nicht mal richtig aufgegessen, ist wirklich alles ok?<, fragte Ayden besorgt. Ich nickte, während ich mich erhob. >Natürlich, ist nur ein kleiner Streit.< >Willst du schon gehen?< >Ja, ich hab noch eine Menge Hausaufgaben zu erledigen.<
>Okay, wir begleiten dich... < >Nein! Das braucht ihr nicht. Ich will einfach nur nach Hause, heute war ein anstrengender Tag.< Beide nickten bedacht. Ich verabschiedete mich und marschierte Richtung Ausgang. Dabei kam ich an sämtlichen Läden vorbei, die mit Teenagern vollgestopft waren, weil die unbedingt die neusten Teile haben wollten. Sam war genauso.
Aus einem vernahm ich meinen Namen zu hören, aber da irrte ich mich bestimmt nur. Ich ging weiter, darauf bedacht mit niemand zusammen zustoßen.
Ich hörte meinen Namen erneut und drehte mich schließlich um. Mirandas Gang kam mir immer näher und hatten anscheinend meinen Namen gerufen. Ich verdrehte innerlich die Augen, weil Miranda einfach nur peinlich aussah; mit ihrem Minirock und dem eingelaufenen Shirt. Mit einem falschen Lächeln blieb sie vor mir stehen, ihre Hündchen hinter ihr. Die hatte mir gerade noch gefehlt.
>Na.<, sagte sie, während sie mich abfällig von oben bis unten betrachtete.
Ich könnte kotzen.
>Was willst du?<, platzte ich sofort heraus. Man muss sich ja nicht länger als nötig unterhalten. Das überraschte sie und sie stütze kurz ihre bemalten Lippen. >Na gut, dann machen wir es halt schneller.< Sie beugte sich zu mir herunter, weil, wie zu erwarten, sie größer war als ich. Sollte mich das einschüchtern? Ha! Dass ich nicht lache. >Halt dich von Daemon fern.<
Ich zog überrascht die Brauen hoch. >Was?< Sie machte eine tussige Handbewegung. >Du hast mich schon verstanden.< Meine Mundwinkel zuckten, ich war amüsiert. >Du denkst, ich will mich an Daemon ran schmeißen?< Sie nickte. >Okay, da denkst du falsch, wenn, macht er sich an mich ran.< Sie verschränkte die Arme vor dem Körper. >Wovon träumst du nachts? Dich, würde er nicht mal mit der Kneifzange anfassen.<
Oh, so wehte der Wind. Sie wollte Stress? Den konnte sie haben. Ich machte bedrohlich ein paar Schritte auf sie zu, wobei sie gleich an paar zurück wich. Sie hatte aber schnell ihr diabolisches Lächeln wiedergefunden. >Was? Möchtest du mich jetzt auch verprügeln, Scott?< Eigentlich hätte mich das kalt lassen sollen, aber spurlos ging es nicht an mir vorbei. Trotzdem atmete ich tief durch und setzte ebenfalls ein schelmisches Grinsen auf.
>Wenn du mich nicht in Ruhe lässt, dann ja.< Ich wollte mich schon umdrehen und weitergehen, aber ich war noch nicht ganz fertig. >Und außerdem gehe ich Daemon nicht so auf den Sack wie du, die wie ein Rockzipfelchen an ihm klebt. Denkt doch mal nach, er würde dich sofort für mich fallen lassen. Du bist außerdem nicht die Einzige, die er derzeit flachlegt.<
Damit drehte ich mich um und stapfte davon. Warum ich die beiden letzten Sachen gesagt habe, wusste ich selber nicht, aber ich fühlte mich besser. Auch wenn es so klang, als wenn ich mit ihm ins Bett hüpfe, was eine eklige Vorstellung war.
***
Zuhause angekommen, machte ich mir erst mal schnell etwas zu essen. Die Pommes in der Mall haben widerlich und pappig geschmeckt, weswegen ich mir jetzt schnell das Essen von gestern warm machte. Außerdem knurrte mein Magen schon seit der Schule.
Immer auf Geräusche von der Tür oder von der Garage bedacht, setzte ich mich auf die Couch und schlang nebenbei schon mein Essen hinunter. Im Fernsehen lief nichts anständiges, was meine Laune hätte heben können. Nicht mal The Big Bang Theory kam, was eigentlich ununterbrochen lief. Das war aber nicht das Einzige, was mich nervte, denn Miranda wollte nicht aus meinen Kopf verschwinden. Wir konnten uns schon seit Anfang der Highschool nicht leiden, aber dass sie mich beschuldigte, mich an Daemon ran zu schmeißen, das war echt die Höhe.
Ich meine, Ich und Daemon? Wie absurd war das denn bitte? Ich musste mir ein Auflachen unterdrücken und schlenderte zurück in die Küche, um meinen schmutzigen Teller in den Geschirrspüler zu tun. Das Essen hatte ich in weniger als 5 Minuten hinunter geschlungen, vielleicht sogar ein neuer Rekord.
Während ich hinauf zu meinem Zimmer stapfte, überlegte ich, was ich gleich tun könnte? Natürlich, erst mal verdauen, aber danach? Ich hatte Sam und Ayden angelogen, als ich sagte, ich müsse noch Hausaufgaben erledigen, aber ich wollte einfach nur nach Hause. Und jetzt war ich zu Hause und wusste nicht, was man tun könnte. Genervt war ich immer noch, also könnte ich nachher noch Laufen gehen, oder?
Bevor mein faules Gehirn das verneinen konnte, schnappte ich mir meine Sportsachen und zog sie über. Als ich bemerkte, dass es draußen leicht nieselte, schnappte ich mir noch meinen schwarzen Hoodie, den ich immer fürs Joggen nahm. Hoffentlich kommen Mom und Jayden jetzt in der dreiviertel Stunde nicht nach Hause, während ich wartete, bis ich Laufen konnte.
In der Zwischenzeit durchforstete ich kurz Instagram, ob da etwas Spannendes passiert ist, aber Nada. Nach kurzem überlegen, machte ich mir doch Teen Wolf an, wovon Ayden mir abgeraten hatte, was aber Sam ganz besonders gefiel, und auf Sam konnte ich mich meistens verlassen.
Nach einer Folge, die ich wenig beeindruckend fand, klappte ich den LapTop wieder zu, dabei glitt mein Blick zur Uhr an meiner Wand. >O Mist, ich wollte schon lange los!< Etwas zu hastig zog ich mir die Schuhe über, die leider nicht mehr schwarz/weiß waren, sondern braun/schwarz.
Jetzt etwas langsamer, schlich ich die Treppe hinunter, weil ich nicht wusste, ob in der Zwischenzeit jemand nach Hause gekommen ist. Aber das Haus schien lehr zu sein. Trotzdem immer noch leise wie eine Katze, machte ich die Tür auf und schloss sie dementsprechend auch langsam wieder. Der Niesel hatte nicht aufgehört und man merkte, dass langsam die "kalte Jahreszeit" in Nevada eintrat. In Nevada hieß kalt 18°.
Ich atmete mehrmals tief ein uns aus, und trappte dann langsam los. Vom Aufwärmen hielt ich nichts, obwohl es bestimmt besser ist, aber ich lief am Anfang ja auch langsam. Heute würde ich bis zum Sportplatz laufen, der war nicht so weit weg, höchstens eine halbe Stunde. Mein Pferdeschwanz wackelte hin und her beim Laufen, wie eine Palme im Wind.
Nach 10 Minuten legte ich einen Gang zu und beschleunigte mein Tempo, während ich in den Wald hineinlief. Ich liebte diese Strecke, schon hundertmal bin ich hier langgelaufen, aber es fühlte sich jedes Mal aufs Neue toll an. Die Luft war hier ganz anders, und wenn man bedenkt, dass Nevada mit vielen Wüstenstrecken überzogen war, ist das Waldgebiet eine wundervolle Abwechslung.
Ich musste ein ganz schönes Stück durch den Wald laufen, um zum Sportplatz zu gelangen. Damals, als Jayden mit mir angefangen hatte zu Joggen, sind wir immer zum Sportplatz gelaufen und haben danach noch Tennis oder Basketball gespielt. Wir beide waren ziemliche Asse in Sport, aber Jayden war meistens ein Tick besser als ich. Obwohl die beiden Sportarten nicht meins waren, spielte ich es dennoch gerne mit ihm zusammen. Der Gedanke an Jayden ließ mich kurz taumeln.
Ich musste mich unbedingt bei den beiden entschuldigen, auch wenn ich mit Moms Entscheidung nicht einverstanden bin, ist es immer noch ihr Leben, das ich schlecht verändern kann.
Von weiten hörte ich schon die Basketballes, worauf ich Lächeln musste und anfing zu Sprinten. Ich ließ das Waldgebiet hinter mir und rannte auf den Sportplatz zu. An der Bank angekommen, konnte ich endlich ein kleines Päuschen einlegen, bevor ich wieder nach Hause lief.
Schwer atmend stützte ich mich an der Bank ab und ließ mich nach kurzem Sterben auf der Bank nieder. Das gute war in unserer Familie; wir schwitzten nicht so doll, wie manch andere, nur ein leichter Schweißfilm bildete sich auf meiner Stirn, aber am Rücken und an meiner Brust war ich klatter nass. Ja, an meinen Brüsten schwitzte ich schnell.
Ich beobachtete interessiert die Spieler, und obwohl es nur zwei waren, fand ich es dennoch interessant. Die Sonne ging langsam unter und ich konnte nebenbei die schöne Dämmerung beobachten.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die Spieler aufgehört haben zu spielen, denn sie fingen an zu winken. Sie winkten?
Ich schaute mich um, aber niemand sonst war auf dem Sportplatz, außer ich und die beiden. Langsam fand ich es gruselig, also endschied ich mich langsam und unauffällig aufzustehen, und mich schleunigst vom Acker zu machen.
>Hey, Ron!<
Ich erstarrte mitten in der Bewegung. Diese Stimme kannte ich und zwar leider nur zu gut. >Komm doch her oder traust du dich nicht!?< Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Der hatte mir gerade noch gefehlt. Aber würde ich jetzt abhauen, würde er denken, ich wäre ein Angsthase und das war ich garantiert nicht. Immer noch mit Fäusten, drehte ich mich wieder um.
Endlich ist wieder ein neues Kapitel da!😆
Ich hoffe, ihr musstet nicht so lange darauf warten😊
Viel Spaß beim Lesen😉
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