7. Kapitel
>Warum hast du keine Fotos gemacht?<, fragte Sam mich empört. Ich schloss mürrisch mein Schließfach. Ich hatte letzte Nacht nicht viel Schlaf gefunden, weil meine Gedanken die ganze Zeit um Daemon kreisten, was er sich wohl als nächstes ausdenken würde. Wenn es um Daemon geht, kann ich mich auf alles gefasst machen und dass ich heute wieder in Chemie neben ihn sitzen muss, macht die ganze Sache auch nicht besser.
>Sam, denkst du nicht, dass ich gerade ganz andere Probleme habe, als an irgendwelche Fotos zu denken?< Bockig imitierte er, wie er seine Haare nach hinten warf. >Ich weiß gar nicht, was du daran so schlimm findest? Ich mein, dass Daemon dich nach Hause fahren wollte, hätte ich mir an deiner Stelle nicht entgehen lassen.< Ich stöhnte. >Können wir bitte einfach aufhören darüber zu sprechen und mich auf Chemie vorbereiten?< Sam stimmte wohl oder übel zu.
>Na gut. Denkst du, Mr Abbot erlaubt, dass du dich umsetzen kannst?< Ich zuckte mit den Schultern. >Keine Ahnung, ich hoffe es.< >Gibt es eigentlich schon Fortschritte beim Ninja-Projekt Ryan?< Sam schüttelte traurig den Kopf. >Letztens hat er in Theater so gut den Romeo raus hängen lassen, dass ich viel zu überwältigt war.< Ich musste mir ein Lacher unterdrücken. >Das wird schon, wenn er sieht, wie toll du bist, kann er dir nicht mehr wiederstehen.< Seine Augen fingen an zu funkeln. >Ich glaube fest daran.<
>Aber Sam?< Er guckte zu mir. >Pass bitte auf dein Herz auf und verschenke es nicht so früh.< Er umarmte mich hastig. >Natürlich, ich muss jetzt zu Mr Will.< Dabei wackelte er mit den Augenbrauen und verschwand um die Ecke. Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich den verhassten Chemieraum betrat.
Viele Schüler saßen schon an ihren Plätzen und unterhielten sich fröhlich, aber als ich eintrat, verstummten die Gespräche augenblicklich.
Ich runzelte nervös die Stirn und wischte meine schweißige Hand an meiner hellen Jeans ab. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, aber als ein Räuspern hinter mir ertönte und der vertraute Duft in meine Nase stieg, versteifte ich mich komplett. Warum musste das immer in den unpassenden Momenten passieren?
Urplötzlich spürte ich seinen heißen Atem an meinem Ohr, dass ich unwillkürlich zusammenzuckte. >Willst du mich nicht durchlassen, Ronnie?<, raunte er. Meine Härchen stellten sich wie unter Strom auf. Mit zitternden Knien trat ich beiseite, dass er vorbeigehen konnte. Sein hochnäsiges Grinsen entging mir dabei nicht.
Leise begannen die Gespräche wieder und ich sammelte wieder den üblichen Sauerstoff, den meine Lunge brauchte. Immer noch mit wackligen Knien, trat ich zu Mr Abbot am Tisch. Genervt guckte er hoch. >Was kann ich für Sie tun, Mrs Scott?<, sein Tonfall klang gelangweilt, was mich ein bisschen auf die Palme brachte. >Ich wollte fragen, ob ich mich für Chemie woanders hinsetzten könnte?<, fragte ich so höflich wie möglich. Er nahm seine winzige Brille von der Nase, was sehr theatralisch aussah. >Wieso?<
Hat er das gerade im allen Ernst gefragt? Ich versuchte, mein Entsetzen nicht zu zeigen. >Wissen Sie nicht mehr, was letzte Stunde passiert ist?<, fragte ich schon nicht mehr ganz so höflich. Er zog eine Augenbraue hoch, setzte seine Brille wieder auf und widmete sich wieder seinen Aufzeichnungen. >Nun, deshalb muss sich doch niemand umsetzen.< Hat er letztes Mal nicht gesehen, wie ich Daemon fast den Kopf abgerissen habe oder wollte er bloß nicht mehr darüber sprechen? Sowas kann sich doch nicht Lehrer nennen.
>Setzen Sie sich Mrs Scott, ich habe keine Lust mehr, darüber zu sprechen.< >Aber- <, fing ich an, aber Mr Abbot unterbrach mich. >Sie werden es schon überleben.< Ich musste mir ein wütendes Schnauben unterdrücken. So sauer, war ich noch nie auf Mr Abbot, obwohl er mir schon damals triftige Gründe lieferte. >Lassen Sie sich nicht von Mr Star provozieren und dann wird alles gut.< Ich nickte mit zusammengepressten Lippen, bevor mir etwas rausrutschte, was ich später bereuen werde. Mit zornigem Blick drehte ich mich wieder um, und stapfte zu Daemon, der mich nur dreckig angrinste.
Mit meinem Block in der Hand, schmiss ich meinen Rucksack auf den Boden und ließ mich unelegant auf den Platz, neben diesen Vollidioten, fallen. Bevor ich mich auch nur im Entferntesten abreagieren konnte, öffnete er schon den Mund. >Das beleidigt mich.< Dabei legte er theatralisch eine Hand auf seinen Brustkorb. >Wieso?< Ich bereute diese Frage schon nach wenigen Sekunden. >Jeder will neben mir sitzen, außer du, das beleidigt mich.< Ich drehte mich leicht zu ihm. >Ist das nicht egal? Eine mehr oder weniger macht doch keinen Unterschied.< Er beugte sich leicht zu mir. >Nachdem du gestern nach unserer Vereinbarung einfach abgehauen bist, ist es das mindeste, dass du jetzt neben mir sitzt.<
Ich schob meine Unterlippe vor. >Ist da jemand traurig, dass er mich nicht abschleppen konnte?< Sein Grinsen tauchte wieder auf, indem er sich weiter vorbeugte. Ich schluckte unbewusst. >Wer sagt, dass ich dich nur abgeschleppt hätte?< Mein Herz blieb für kurze Zeit stehen und ein erregendes Summen breitete sich in meiner Brust aus. Mir wurde augenblicklich heiß, aber mit viel Willenskraft, lehnte ich mich wieder weiter zurück auf meinen Stuhl.
Mr Abbot startete den Unterricht, aber ich konnte mich nicht von Daemons dunklen Augen lösen. Etwas funkelte darin auf und verdunkelte sich im gleichen Moment. Sein Blick wanderte zu meinen Lippen, die ich augenblicklich befeuchtete.
Wo war nur mein Verstand?
Gerade als Daemon sich noch weiter vorbeugen wollte, klopfte jemand auf unseren Tisch. >Hey, ihr Turteltäubchen, Arbeitsblätter für euch.<, sagte Derek vor uns. Daemon drehte sich mit einem vernichtenden Blick zu Derek hin. >Danke, du Vollpfosten.< Er entriss ihm die Arbeitsblätter, woraufhin Derek sich verwirrt umdrehte. Ich dankte Derek stillschweigend, dass er uns unterbrochen hatte. Was wäre wohl passiert, wenn nicht?
Ohne Daemon noch eines Blickes zu würdigen, schnappte ich mir ein Arbeitsblatt und fing an die Fragen zu beantworten.
Daemon versuchte die ganzen 90 Minuten wieder ein Gespräch aufzubauen, aber ich ging nicht auf seine Provokation ein. Manchmal schaute er über meine Schulter, um mir mitzuteilen, dass ich das falsch gemacht habe. Genervt kritzelte ich es weg und zeichnete etwas erneut, um es daraufhin ihm genervt zu zeigen. Er nickte und widmete sich dann wieder sein Arbeitsblatt. Warum war er überhaupt hier, wenn er so gut in Chemie war? Ich verstand das nicht.
Nach dem Stundenklingeln, packte ich blitzschnell meine Sachen zusammen, um so schnell wie möglich von ihm wegzukommen. Nachdem ich meinen Rucksack geschnappt hatte, packte er mich am Handgelenk. Erschrocken fuhr ich herum. >Was ist?<, fragte ich genervt. Er schaute mich aus seinen dunklen Augen an. >Vergiss nicht, ich muss noch meinen Gewinn einlösen.<, sagte er düster. Kraftvoll entriss ich ihm mein Handgelenk und ging davon. Für was hält er sich eigentlich? Denkt er, er macht mir so Angst? Na gut, gestern hatte ich kurz Angst, aber das war auch eine andere Situation.
Wütend stapfte ich zu meinem Schließfach, um zu realisieren, dass ich vorhin schon alles rausgeholt hatte. Warum hatte Daemon nur so eine Kontrolle über mich? Er hat mich doch sonst nicht interessiert. Da hat er sich auch noch nicht für dich interessiert, flüsterte mir meine innere Stimme zu. Ich verbannte alles was mit Daemon zu tun hat, aus meinen Kopf und ging zum nächsten Fach.
***
Als ich meine Tasche auf den Boden gepfeffert habe und meine Adidas Schuhe von meinen Füßen zog, schmiss ich mich mit einem Schwung auf die Couch. So lässt es sich leben, wenn ich für immer auf der Couch liegen bleiben könnte, wäre das ein Traum, aber leider warteten die bösen Dinge des Alltags auf einen und nachdem mir das durch den Kopf ging, erhob ich mich wieder mit schweren Knochen. Ja, manchmal fühlte ich mich echt wie meine Oma.
Als ich in die Küche trat, stöhnte ich genervt auf. Schalen standen kreuz und quer, schmierige Gläser in der Spüle, obwohl wir einen Geschirrspüler hatten und dann noch Brotkrümel. Ich hasste Brotkrümel, die bekam man so schwer weg und man sie wegwischen wollte, blieben sie als schmierige Masse zurück. Die Küche war doch heute Morgen noch blitzblank, ging etwa das Krümelmonster durch die Küche?
Als ich es über mir poltern hörte, verdrehte ich die Augen. Jayden war da. >Jayden!<, brüllte ich. Ich wusste ganz genau, dass er diesen Saustall hinterlassen hat und er viel zu faul war, um nur einen Finger zu krümmen. Als er nicht reagierte, brüllte ich erneut. >Jayden!< Natürlich reagierte er auch darauf nicht.
Schon total genervt, stapfte ich die Treppen hoch und blieb kurz vor seiner Tür stehen, woraus ich Gekicher hörte.
Och, nein, nicht schon wieder.
Die muss ja etwas ganz besonderes sein, wenn er sie mit hierher nimmt. Ich klopfte an seine Tür, aber ich hörte so etwas wie: >Geh weg!< Oh, nicht mit mir mein Freund! Ich holte meine sture Seite hervor und machte es wie damals, als er das letzte Mal ein Mädchen mit nach Hause brachte: ich riss die Tür auf.
Mein Bruder lag halbnackt über ein Mädchen, das mich mit mal schreckhaft anguckte. Jayden riss die Augen weit auf und kam humpelnd zu mir. >Ronnie, sag mal spinnst du!?< Ich verschränkte die Arme vor der Brust und beachtete das nuttige Mädchen nicht. Echt jetzt Jayden, Barbie-Blond? Sowie sie ihren Lidstrich gezogen hat, konnte man die Hälfte ihres Auges nicht mehr sehen.
>Das ist mein Spruch.< Er ging wütend auf mich. >Raus hier!<, presste er hervor. >Ich gehe erst raus, wenn du deinen Saustall unten wegmachst!< Er wollte mich raus schubsen, aber ich drückte mich gegen ihn und guckte an seinem muskulösen Bauch vorbei, zu dem Mädchen. >Weißt du, an deiner Stelle würde ich nicht mit ihm schlafen. Wir haben eine Erbkrankheit, die sich sexuell überträgt.<, log ich total.
Das Mädchen schaute mich entsetzt an und packte ihre Tasche. Dann drückte ich abrupt nicht mehr gegen ihn, dabei verlor er den Halt. Schnell sprintete ich nach unten. >Ronnie, ich bring dich um!<, hörte ich Jayden wütend brüllen. Ich fing an zu lachen und nach wenigen Sekunden tauchte Jayden, immer noch ohne T-Shirt, hinter mir auf. Ich stützte mich mit einem Arm auf der Couchlehne ab und sprang rüber. Jayden blieb auf der anderen Seite stehen, mit riesigen Nasenflügeln. >Na komm doch.<, sagte ich schelmisch. Jaydens Gesicht wurde Puderrot, dann sprintete er um die Couch, natürlich rannte ich mit kurzen Schritten auf die andere Seite.
Kurz nachdem hörte man unsere Haustür knallen. Wir blickten beide auf. Nach kurzem Schweigen, sagte Jayden leise: >Lauf... < Okay, das ließ ich mir nicht zweimal sagen und sprintete hoch zu meinem Zimmer. Ich hörte es hinter mir rumsen, aber bevor er bei mir ankommen konnte, knallte ich ihm die Tür vor der Nase zu. Ich stemmte mich gegen die Tür, damit er nicht durchkam und schloss die Tür ab.
Schwer schnaubend ließ ich mich auf die Couch fallen, während Jayden gegen meine Tür hämmerte. >Mach die scheiß Tür auf!< Auf gar keinen Fall. Wir Scotts hatten ein leichtes Aggressionsproblem, was man lieber nicht unterschätzen sollte.
>Warte bist du raus kommst, dann mach ich dich fertig!< Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Ganz bestimmt, auch wenn wir sehr aggressiv waren, regte sich Jayden doch am schnellsten ab.
Nachdem Jayden noch eine gefühlte Stunde gegen meine Tür gehämmert hat und ich dachte, sie wurde jeden Moment durchbrechen, herrschte endlich Ruhe. Imagine Dragons brüllte mir irgendetwas entgegen, während ich summend an meinem Computer nach den neuesten Autorennen suchte. Ich hatte Sam und Ayden versprochen mal zu so einem Rennen zu gehen, damit sie wussten, wo ich mich gerne "herum trieb", wie Sam so schön sagt.
Als aus meiner Box laut Radioactive dröhnte, sang ich sogar laut mit. Meine Stimme war jetzt nicht die beste, aber solange es niemand hörte, konnte es mir gleichgültig sein. Ich wollte so richtig loslegen, als mich ein lautes Klopfen zusammenzucken ließ. >Ronnie, Essen.<, hörte ich die genervte Stimme meines Bruder durch die Tür schallen. Ich machte die Musik aus und wartete noch ein paar Sekunden vor der Tür, bis ich mich heraus wagte. Kein Jayden war zu sehen, wahrscheinlich riss er sich zusammen, weil Mom da war; gut für mich.
Es roch herrlich nach Kotelett, als ich in die Küche trat. Mein Magen knurrte hörbar, wobei meine Mom sich lächelnd zu mir drehte. >Setz dich, nicht das du mir noch vom Stock fällst.<, sagte sie fröhlich. Leicht stutzig setzte ich mich neben Jayden auf den Stuhl, der stur auf seinen Teller starrte. Ja, das wird Rache geben. Aber was mich stutzig machte war, dass meine Mom das letzte Mal so lecker gekocht hatte, als sie uns erzählte, dass sie einen neuen Job hatte, wovon sie die Raten vom Haus bezahlen konnte. Sie hatte irgendetwas vor, aber was, konnte ich noch nicht genau sagen.
>So, wer will Stampfkartoffeln?<, fragte sie. Jetzt schaute Jayden auf. >Ich!<, sagte er wie ein Kleinkind. Das war so typisch für Jayden, er ahnte natürlich überhaupt nichts. Danach füllte mir Mom auch etwas auf, reichlich, sie geizte sogar nicht bei ihrem geliebten Speck. Ich musterte sie immer noch, aber entweder sie bemerkte es nicht oder sie ignorierte es gekonnt. Ich tippte aufs letzte.
Jayden haute neben mir ordentlich rein und ich fragte mich, was sie uns erzählen wollte? Hat sie schon wieder einen neuen Job? Oder mussten wir sogar umziehen? Ich hatte das schon lange voraus gesehen, unser Haus war recht groß und Mom musste uns noch durchbringen, da reicht der neue Job auch nicht. >Mom?< Sie schaute ahnungslos hoch. >Ja, mein Schatz?< >Was willst du?< Sie schmunzelte sichtlich nervös. >Ich hab doch alles was ich will, also was sollte ich denn noch brauchen?< Neben mir schaute Jayden mit vollen Mund auf.
>Du weißt ganz genau, was ich meine... <, sagte ich. Jayden ließ seine Gabel fallen. >Ich hätte es wissen müssen, das ist ein Bestechungsessen!< Ah, mittlerweile hat er es auch bemerkt. Mom schaute uns noch eine Weile an, bis sie leicht stöhnte. >Ihr seid schlaue Kinder, euch kann man nicht lange etwas vormachen.< >Also, was gibt's Mom?< Sie knetete ihre nervösen Hände, warum war sie denn so nervös? Es muss etwas wichtiges sein, wenn sie schon für uns so ausgefallen kocht. >Also, ich habe schon lange überlegt wie ich es euch sagen könnte, weil es sehr wichtig für mich ist.<
Jayden und ich warteten geduldig, bis sie weitersprach. >Ihr wisst, dass euer Vater vor drei Jahren gestorben ist... < Mein Magen verkrampfte sich augenblicklich. Wie könnte ich das vergessen? Es waren die schlimmsten Jahre meines Lebens.
Jayden hatte sich immer besser mit Mom verstanden und ich mich mehr mit Dad. Nach seinem Tod habe ich unverzeihliche Dinge getan, über die ich jetzt lieber nicht nachdenken wollte, also konzentrierte ich mich wieder auf Mom.
>Ich habe ihn sehr geliebt, das wisst ihr, aber ihr wisst auch, dass man neue Menschen kennen lernt und man sich ein zweites Mal verlieben kann.< Hörte ich gerade schlecht oder ist es das, was ich denke? Aber bevor ich das verleugnen konnte, sprach sie schon das Unfassbare aus. >Ich habe vor ein paar Monaten einen neuen Mann kennengelernt und es läuft wirklich gut zwischen uns. Ich fühle mich nach Jahren mal wieder lebendig. Aber wie dem auch sei, ich erzähle euch das, weil er euch gerne mal kennenlernen möchte.<
Sie schaute uns etwas unsicher an, während mein Herz, glaube ich, gerade stehen geblieben ist. Für mich war das immer unvorstellbar, dass Mom sich neu verliebt und jetzt soll es passiert sein? Ich höre mich vielleicht etwas kindisch an, aber mein Vater war alles für mich und jetzt soll er ersetzt werden? Wir sagten eine Zeitlang nichts, bis Jayden aufstand und unsere Mom von hinten umarmte. >Das freut mich so für dich. Ich habe schon lange auf dieses Gespräch gewartet.< Mom lachte vor Glück auf. >Ach, wirklich?< >Wann kommt er denn?<, fragte Jayden. >Er hat uns zu sich eingeladen, für den nächsten Samstag.< >Das ist toll!<, sagte Jayden sichtlich erfreut.
Die beiden schauten zu mir auf, aber ich bekam immer noch keine Luft. Mom und ein neuer Mann? Anstatt sich darüber zu freuen, blieb ich regungslos, während die altbekannte Emotion wieder hoch kroch: Wut. Sie kam mit so einer Wucht, dass ich meine Hände zu Fäusten ballte; meine Fingernägel schnitten sich schmerzhaft in meine Haut. Ich war so fassungslos, dass die Wut alles übernahm, bis den letzten Winkel meines Verstandes. Die Stille wurde langsam unerträglich.
Ruckartig stand ich auf, dabei kippte der Stuhl nach hinten. Mom und Jayden rissen weit die Augen auf. Wutentbrannt stürmte ich aus der Küche, hinauf in mein Zimmer und knallte die Tür hörbar zu. Wie als wenn ich in Panik wäre, fuhr ich mit beiden Händen durch die Haare. Wie eine Irre lief ich auf und ab und wusste nicht wohin mit mir.
Mein Körper zitterte vor Wut und ich fühlte mich um Jahre zurück versetzt. Wohin mit meiner Wut? Der Schrank schien mir gerade eine gute Lösung zu sein.
Also schlug ich mit der Faust gegen meinen Schrank, als das nichts brachte, schlug ich nochmal ein, das machte ich so lange, bis anfing zu brüllen und meine Hand schmerzte.
Tränen der Trauer und Wut stiegen mir in die Augen. Was sollte ich den jetzt machen? Ich muss meine Wut irgendwie loswerden. Mir schoss ein Gedanke durch den Kopf, den ich sofort beiseiteschob. Wie konnte ich nur wieder daran denken? Es war absolut unmöglich, wenn ich die Kontrolle nicht verlieren wollte.
Ich hatte mir vorgenommen, da nie wieder hinzugehen, aber es schien mir gerade der einzige Fluchtweg zu sein. Ich dachte nicht weiter darüber nach und tat das Unfassbare:
Ich ging zu diesem Ort.
Der Raum kam mir viel zu klein vor, also beschloss ich mich mir schnell passende Sportsachen anzuziehen, bevor ich mein ganzes Zimmer zerstören würde.
Schnell zog ich mir eine Leggings an und dazu ein passendes Top.
Tops habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr ohne Jacke getragen, was zweierlei Gründe hatte.
Ich schnappte mir meinen Sportrucksack, den ich seit guten Monaten nicht mehr angesehen habe. Wie damals schob ich mein Fenster nach oben, um aufs Dach zu kommen.
Die Nacht war leicht frisch, aber mein Körper war so aufgeheizt vor Wut, dass es mir nichts ausmachte. Mom und Jayden werden darüber nicht erfreut sein, aber ich musste es tun.
Ich ließ mich ein Stück runter rutschen, bis ich bei der Regenrinne war. Meinen Rucksack schmiss ich schon nach unten, währenddessen ich mich hinhockte, um einen sicheren Halt zu finden. Die Regenrinne war schon immer sehr instabil und brüchig, aber mit dem richtigen Blick, fand ich immer die richtige Stelle.
Als ich sie fand, kletterte ich langsam nach unten und hielt mich an der Regenrinne fest. Wie ich dort baumelte, fühlte ich mich frei, dieses Gefühl hatte ich vermisst. Ich atmete tief durch und sprang dann vollen Mutes.
Nachdem ich wie ein Held unten angekommen bin, klopfte ich mir aus Gewohnheit noch meine Sachen ab und setzte mich dann in Bewegung. Jayden hatte sein Motorcross draußen stehen lassen und ohne lange zu überlegen, lief ich darauf zu. Ich bin nur ein einziges Mal damit gefahren und heute wird mein zweites Mal werden.
Als ich den Motor aufheulen hörte, übernahm meine Wut gänzlich die Kontrolle, sie wusste genau wohin ich wollte. Mit leerem Kopf setzte ich mich auf und fuhr los.
Halöle😊
Hoffentlich gefällt es euch!
Und sry für das späte Update, aber ich hatte einfach keine Zeit, Schule halt😕
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