5. Kapitel

 Die restliche Woche verlief wie im Schlepptau, sie wollte einfach nicht vorbei gehen. An jeder Ecke hörte man Getuschel über Daemon und mich, wie ich den "Armen" gehauen habe. Aber anstatt, dass ich einfach darüber hinweg sehe, machte es mich innerlich total fertig. Ich war schon damals in der 10. Klasse Hauptthema Nummer 1 gewesen. Als die Gedanken wieder brutal zurückkehrten, schüttelte ich heftig meinen Kopf.

Ich kriege schon genug Kommentare an den Kopf, da muss ich mich nicht noch selber fertig machen. Das einzige gute ist, dass meine Mom nicht informiert wurde. Sie war immer noch ahnungslos, was mir ganz recht war. Daemon hatte ich zu meinem Glück nur ein-zweimal gesehen und wenn, sind wir stur aneinander vorbeigelaufen. Also wie vorher. Eigentlich wollte ich mich bei ihm entschuldigen, aber das lief mir ja nicht weg. Ich könnte das auch immer noch Montag machen.

Stöhnend schmiss ich meine Tasche ins Schließfach. Wie ich Montage hasse. Wenn ich mal überlege, hasse ich ganz schön viel für mein Alter. Ich glaube, Sam hat recht, ich bin ein Pessimist.

Von weitem hörte jemanden meinen Namen rufen. Ich schloss mein Schließfach, um zu sehen, wer es war. Sofort schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Wenn man vom Teufel spricht. Völlig außer Atem kam er bei mir an. >Ich muss dir unbedingt was erzählen!<, sagte er aufgeregt. Ich ließ Sam erst mal Luft holen, aber er zog schnell Atem ein und sprach weiter. >Dein Bruder nimmt an einem illegalen Rennen teil.<

Vor Schreck wurden meine Augen riesig. Hatte ich mich gerade verhört? Nein, das kann nicht sein. >Er hat sich mit einer Gruppe draußen getroffen und sie heraus gefordert.< >Was!? Wieso?< Er packte mich an den Schultern. >Und weißt du, wen er herausgefordert hat?< Sam holte tief Atem. >Daemon... < Als ich den Namen des Übeltäters hörte, stellten sich meine Nackenhaare auf. Nicht, weil ich Angst vor ihm hatte, sondern weil ich wusste, dass Jayden es für mich tat und es ein absoluter Fehler war!

Ich hatte schon viele Gerüchte über Daemon gehört, und die waren nicht positiv. Jayden musste den Verstand verloren haben. >Wo ist er jetzt?< >Wer? Daemon?< > O Gott, nein! Jayden.< >Die haben jetzt Ausfall... HEY! Wo willst du hin?<

Abrupt drehte ich mich um und hatte nur noch ein Ziel vor Augen: Ich musste das Jayden ausreden! Er konnte absolut gut Motorrad fahren, das war keine Frage, aber Daemon war in dieser Szene schon etwas länger unterwegs und somit auch erfahrener. Er fuhr nicht nur Motorrad, sondern auch richtige Monster, die dir eine Gänsehaut einbrachten. Nach den Gerüchten zu urteilen, hat Daemon schon mit 13 angefangen.

Ich riss die Doppeltür schwungvoll auf und rannte los. Der Parkplatz war gleich um die Ecke, also könnte ich ihn noch erwischen. Ich hörte laute Motoren aufheulen. Nein! Gerade als ich um die Ecke bog, sah ich, wie Jayden losfuhr. Das konnte doch nicht wahr sein! Ich brüllte noch etwas hinterher, aber er verschwand. Zurückgelassen und voller Adrenalin stand ich auf dem Parkplatz. Was denkt er sich nur dabei? Es ist wirklich nett von ihm, aber ich kann selber auf mich aufpassen! Obwohl, als ich das letzte Mal auf mich aufgepasst habe, ist etwas Schlimmes passiert; vielleicht sollte ich das auch mal anderen überlassen.

Erschrocken fuhr ich zusammen, als mich jemand an der Schulter antippte. >Hey, alles ok?<, hörte ich Aydens ruhige Stimme sagen. Ich schüttelte den Kopf. >Nein, überhaupt nicht.<, antwortete ich wahrheitsgemäß.

***

>Krass.<, sagte Ayden, nachdem Sam und ich ihm die Situation geschildert haben. >Ja, wie soll ich ihm das denn jetzt ausreden?< Ayden kratzte sich am Kinn. >Wenn er so ein Sturkopf wie du ist, dann haben wir ein Problem.< Ich schenkte ihm kurz einen vernichtenden Blick.

Selbst Ayden wusste, dass man sich lieber nicht auf Daemon einlassen sollte. Der ist wie der kleine Teufel. Er wird alles durchplanen, bis ins kleinste Detail. Wie sagt man so schön?: "Der Teufel liegt im Detail". >Ich will nicht, dass er sich wegen mir Ärger einhandelt.< >Psst.<, sagte unsere Biologie Lehrerin. >Versteht ihr?<, flüsterte ich. Sam schaute von seinem Blatt auf. >Du musst ihn irgendwie davon abhalten, zu seinem Motorrad zu kommen.< >Ja, und wie?<, fragte ich verzweifelt. >Du könntest ihn eine rüber hauen.< >Ayden! Das war nicht hilfreich.<, sagte ich. Ayden war heute mal wieder nicht zu gebrauchen.

Unsere Bio Lehrerin drehte sich endgültig um. >Sein Sie jetzt ruhig! Sonst setze ich Sie auseinander!< >Ja.<, murmelte ich. Ich musste mir irgendetwas einfallen lassen, bevor alles zu spät ist. Wenn Daemon seinen Plan durchzieht- er hat garantiert einen Plan- kann ich Jayden nicht vorwarnen.

Ich starrte auf die Uhr. Beweg dich du dummer Zeiger von einer Uhr! Sie verspottete mich und ich hörte sie schon förmlich Lachen. Sam und Ayden arbeiteten jetzt brav an ihrem Arbeitsblättern, vielleicht sollte ich dies auch mal versuchen.

Nach dem halben Blatt, guckte ich wieder nervös nach vorne. Was, wenn sie das Rennen jetzt machten und ich nicht mehr dazwischen gehen konnte? Soweit ich Jayden kannte, wird er sich nicht mehr davon abbringen lassen, aber ich kann versuchen, es ein wenig abzumildern. So ungerne ich das zugebe, aber ich muss bei diesem Rennen dabei sein! Daemon werde ich einfach in eine Tonne stopfen und schon hat Jayden keinen Partner mehr. Ich hörte es hinter mir Räuspern.

>Mrs Scott, ich hatte eigentlich vor dieses Arbeitsblatt von Ihnen einzusammeln. Sie müssen sich ein bisschen beeilen, bevor der Unterricht vorbei ist.< >Kann man auch schon früher gehen?<, fragte ich schnell. Sie zog eine Augenbraue hoch. >Wenn Sie fertig sind, dann können Sie gerne gehen.< Ich machte innerlich einen kleinen triumphierenden Tanz. So schnell wie noch nie flog mein Kugelschreiber über das Blatt.

Nach 5 Minuten stand ich hastig auf und schmiss das Blatt schon fast auf Mrs Billets Tisch. Sie schenkte mir nur einen verwirrenden Blick, sowie Ayden und Sam. Ich schnappte mir meinen noch offenen Rucksack, stopfte meine Federtasche hinein und öffnete schwungvoll die Tür, die mit einem lauten Knall zu fiel. Ich sprintete los und guckte nebenbei auf meine Uhr, die mir zeigte, dass der Bus in jeder Sekunde kommen könnte.

Gerade noch rechtzeitig, schlitterte ich um die Ecke und stieg schwer schnaubend in den Bus. Puh, ich sollte wieder öfter Laufen gehen. 5 Stationen, dann musste ich wieder Sprinten.

3 Stationen, warum wollten denn immer wieder Leute dazu steigen? Ich habe es eilig! Noch 2, dann geht's los. Meine Muskeln spannten sich an, als wenn sie wüssten, dass es gleich wieder los geht. Die Sprachanlage kündigte die letzte Station an. 1,2,3... und schon sprintete ich wieder los. Die Bushaltestelle war nicht weit von unserem Haus entfernt, maximal 5 Minuten. Als es sich zeigte, legte ich noch einen Gang zu, wohlwissend, dass mir Leute verwirrt hinterher guckten.

Ich kam schlitternd zum stehen, als ich bemerkte, dass Jaydens nicht Motorrad nicht dort stand, wo es eigentlich stehen sollte. O... Mist. Ich riss unsere Haustür auf und schmiss erst mal meine Tasche in die Ecke.

>Mom?<, sagte ich laut. Ich ging in die Küche. >Ist hier jemand?< >Ja, im Wohnzimmer.<, hörte ich die müde Stimme meiner Mom. Mit schnellen Schritten ging ich zu ihr. >Mom, wo ist Jayden?< Sie stöhnte. >Spielt ihr euch wieder Streiche? Ihr seid doch keine Kinder mehr, langsam... < Ich unterbrach sie. >Nein, darum geht es nicht. Hat Jayden etwas gesagt?< Sie schaute mich aus ihren müden Augen an. >Schätzchen, ich hab nicht mal gehört, wie dein Bruder hier rein gekommen ist.< Ich musste mir ein Aufstöhnen unterdrücken. Meine Mutter hatte immer anstrengende Arbeitstage, damit sie die Raten für das Haus zahlen konnte, deswegen lag sie danach immer auf der Couch und schlief.

>Weißt du, ob er heute noch wieder kommt?< Sie deckte sich wieder mit der Decke zu und drehte sich zur Seite. >Jayden weiß ganz genau, dass er noch nach Hause kommen muss, bevor er sich abmeldet. Wieso fragst du? Wollest du heute mit ihm weg?< >Ähm, vielleicht.< >Morgen ist Schule, also macht nicht so lange.< Ich nickte und verschwand. Unsere Mom würde nicht mal merken, wann wir nach Hause kommen, was jetzt ganz schön praktisch für mich war.

Bevor ich noch irre werden konnte, weil ich nicht wusste wo Jayden war, ging ich in meinen Zimmer und begann die Hausaufgaben für morgen zu erledigen. Eigentlich würde ich mich über Mathe aufregen, aber das lenkte mich jetzt ab. Nach gefühlten Stunden, hörte ich mein Handy aufblinken. Die Nachricht war von Sam.

>Sam und Ayden hier, hast du es geschafft?<

>Nein.<

>Oh Kacke, was machst du jetzt?<

>Warten, bis er wiederkommt. Wir müssen uns vorher immer bei unserer Mom abmelden, bevor wir irgendwo hingehen.<

>Was machst du dann? Ihm ins Gesicht schlagen?< Ich wusste, dass dieser Satz von Ayden stammte.

>Nein... vielleicht, ich weiß es nicht!< >Ich werde ihn dazu bringen müssen, mich mitzunehmen.<

>Ah, verstehe. Hast du schon einen Plan, was du dort machst?<

>Keine Ahnung. Improvisieren?<

>Machst du Fotos?< Okay, der Satz war eindeutig von Sam.

>Mal sehen.<

>Och, bitte... wir wünschen dir viel Glück!<

Ich musste mir das Grinsen verkneifen, wahrscheinlich hat Ayden Sam das Handy aus der Hand gerissen; ich hatte richtig Bilder im Kopf. Sam würde mich morgen ordentlich ausfragen, hoffentlich kann ich ihm auch etwas Gutes bieten.

***

Nachdem ich mit den Hausaufgaben fertig war, zog ich schnell etwas anderes an. Ich zwängte mich hastig in meine schwarze High Waist Jeans und über den Top, zog ich meinen ebenfalls schwarzen "Team Damon since Hello Brother" Hoodie an. Perfekt, damit würde ich garantiert nicht auffallen.

Als ich gerade meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammenband, hörte ich Jaydens Tür knarren. Ha!

Ich riss meine Tür auf und ertappte Jayden gerade, wie er sich seinen Helm aufsetzte. Er fuhr ein bisschen zusammen, als ich sie aufriss. >Mensch Ron, musst du mich so erschrecken? Und was machst du überhaupt noch so spät?< Ich machte meine Tür leise hinter mir zu. >Ich habe auf dich gewartet.< Er schaute mich verwirrt an. >Wieso?<, fragte er, als wenn er keine Ahnung hätte, was er getan hat. Von wegen.

>Wieso!? Das weißt du ganz genau.< Er zog eine Augenbraue hoch und stöhnte nach kurzer Zeit auf. >Denkst du, ich habe es nicht mitbekommen? Wie kann man nur so dumm sein... < >Sei leise, du weckst Mom noch auf.< Ich musste meine aufkeimende Wut unterdrücken. >Du nimmst mich gefälligst mit!<, flüsterte ich wütend. >Nein.<. sagte er trocken und wollte die Treppe hinunter, aber ich stellte mich ihm in den Weg. >Ron... < >Da diskutiere ich nicht Jayden, oder ich muss dich anderweitig umstimmen.<

Er zog kurz die Augenbrauen zusammen, realisierte aber schnell. >Das würdest du nicht tun.< Ich kam bedrohlich auf ihn zu, worauf hin er zurückwich. >Oh Mann Ron, wegen dir würde ich Ärger kriegen, nicht weil... < >Du würdest wegen beiden Sachen Ärger kriegen und umso länger wie hier noch stehen, desto später kommst du zu deinem "Rennen".< Er kniff die Augen zusammen und ich ebenfalls. Wir lieferten uns einen unerbittlichen Kampf, aber schon nach kurzer Zeit gab Jayden auf. >Na schön, aber wehe du sagst es Mom!< Ich schüttelte den Kopf. >Niemals.< Er drängelte sich an mir vorbei und ich folgte ihm mit einem siegreichen Lächeln.

Jetzt muss ich nur noch irgendwie Daemon loswerden und schon hat sich die Sache. Hoffentlich ist es so einfach, wie es klingt.

Tada Kapitel fünf ist da!🙌

Mal sehen, was beim Rennen alles passiert.


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