3. Kapitel

>Bis dann, Schwesterchen. Wir sehen uns nachher.< Jayden gab mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann mit seiner Gruppe. Langsam glaubte ich selber, dass er zu den "Bad Boys" gehörte: sein Style und sein Auftreten verrieten ihn und ich wusste jetzt nicht, ob ich stolz oder genervt sein sollte. Er benahm sich jetzt nicht wieder wie der Ober-Bad Boy, aber allein die Tatsache, dass Damon einer seiner Freunde war, bewies vieles. Oder ich dachte zu viel darüber nach. Hauptsache er nahm keinen von denen mit nach Hause.

Von weiten sah ich schon Ayden und Sam auf mich zukommen, Sam konnte man heute einfach nicht übersehen. Er tanzte regelrecht auf den Weg und die Vorfreude, auf die Party morgen, war ihm ins Gesicht geschrieben. >Freust du dich auch so?<, fragte er mich. Nein, eigentlich überhaupt nicht, aber wenn ich ans Tanzen dachte, war es ganz akzeptabel. >Ja, ein bisschen.< Sam drehte sich zu Ayden um. >Sag ich doch! Und du hast Nein gesagt.< Ayden stützte sich neben meinem Schließfach ab und ließ seine Muskeln spielen. Ich drehte mich kurz zur Seite: Cheerleader. Ich konnte nur mit den Kopf schütteln.

>Fährst du mit uns, Ayden?< Jetzt konzentrierte er sich wieder auf Sam. >Kann ich machen.< Ich knallte mein Schließfach zu. >Hast du kein Date?<, fragte ich Ayden. Er schüttelte den Kopf. >Nein, ich werd mich da mal ein bisschen umsehen.< "Umsehen" hätte ich jetzt nicht verwendet, aber ok. Mir ging ein Licht auf. >Ah, verstehe.< Er guckte verwirrt. >Was verstehst du?< >Na, Gwen ist da und es ja ihre Party.< Seine Wangen färbten sich leicht rosa. >Was hat das mit Gwen zu tun?< Ich grinste. >Du magst sie.< >Nein!<, sagte Sam mit riesigen Augen. Ayden guckte verlegen weg. >Vielleicht.< Sam machte einen überglücklichen Ausdruck. >Oh, das ist toll!<

Gwen war eine Cheerleaderin, aber nicht eine von der tussigen Sorte, sondern eher süß und nett, obwohl sie auch anders konnte. Ich freute mich mit Sam. >Hey, das ist doch cool. Endlich mal eine ordentliche.< Ayden machte eine Fratze. Ich beließ es dabei, aber Sam redete weiter darüber, wie toll Ayden und Gwen zusammen aussehen würden. Witzig war es ja schon, weil Ayden sowas überhaupt nicht mochte. Auf einmal hielt Sam mitten im Redefluss inne und Ayden stöhnte genervt auf. Ich schaute ruckartig auf und verdrehte im gleichen Moment die Augen. Daemon und seine "Marionetten".

So selbstbewusst wie sie durch den Gang schritten, konnte man den Blick einfach nicht abwenden. Daemon trug seine Haare wie immer und hatte komplett schwarz an. Heiß, dachte ich kurz, aber ich verbannte es schnell wieder aus meinem Kopf. Viel zu heiß, dachte ich jetzt. Als ich mir gerade selbst eine Scheuern wollte, schaute Daemon zu mir. Er grinste frech und zwinkerte mir sexy zu. Warum sah das bei ihm nur so verdammt attraktiv aus? Und warum hatte er mir zugezwinkert? Er beachtet mich doch sonst nicht. Als sie vorbeigingen, hörte ich wie der ganze Flur ausatmete und die Gespräche wieder fortgesetzt wurden. Eigentlich ist es total albern, dass jeder sich so aufführt, als wären sie beschissene Rockstars; das nervte mich.

Ich bemerkte Ayden und Sams Gesichter auf mir. >Was denn?<, fragte ich ahnungslos. >Was war das denn?<, fragte Sam. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ayden sagte darauf nichts, aber ich wusste, dass Sam mich später noch darüber ausfragen würde, obwohl es eigentlich gar nichts zu erzählen gab.

***

Am Samstag kam Sam mit seinem... riesigen Schminkkoffer zu mir. >Kriegst du den überhaupt hoch?<, fragte ich ihn. Er schaute mich mit seiner typischen Art an. >Was denkst du, wo ich ihn schon alles hoch schleppen musste?< >Oh Mann.< Jayden tauchte hinter mir mit seiner Cola auf, aber ich wusste sofort, dass er verwirrt die Stirn kraus zog. >Sag mir bitte, dass da kein Tier drin ist.< Ich lachte kurz. >Nein, das ist nur Sams Schminkkoffer.< Er wuschelte mir durch die Haare. >Zum Glück.<, sagte er leicht sarkastisch und quetschte sich an Sam vorbei. Der schaute ihn nur verträumt hinterher. >Lass ihn bloß nicht fallen.< >Jaja.<

Als Sam es endlich nach oben geschafft hatte, ließ er sich- sichtlich erschöpft- aufs Bett fallen. >Willst du Schokolade?< Sam klopfte sich auf seinen Bauch. >Nein, ich muss abnehmen.< Ich rollte genervt mit den Augen. Wo wollte er denn Bitteschön abnehmen? Er war so gut, wie er war.

Ruckartig setzte er sich auf, so dass ich zusammen zuckte. >Wie lange haben wir noch?< Ich schaute auf mein Handy. >Die Party beginnt um 10 Uhr, das heißt noch 5 Stunden.< Er stöhnte. >Ich will aber jetzt zu Ryan.< Ich lachte. >Wir können doch ein Film gucken oder einfach nur Musik hören?< >Ne, keine Musik. Was hast du für Filme?< Ich stand von meinem Bürostuhl auf und öffnete meinen kleinen DVD Schrank. >Wie wär's mit... Meine Erfundene Frau?< >Ne.<, jammerte Sam. >Du hast doch auch Amazon Prime, oder?< >Äh, ja?< >Lass da The Vampire Diaries gucken.< >Aber wir haben doch schon alle Staffeln durch?< >Na und?< Sam schnappte sich mit meinen Lap Top und stellte ihn aufrecht hin, so dass wir ordentlich gucken konnten. >Na gut.< Auch wenn ich die mit ihm schon zusammen durchgesuchtet habe, konnte ich Klaus oder Damon nicht wiederstehen. Ja, ich war ein absoluter Klaus Mikaelson Fan! Ich war eigentlich keine Serien Suchterin, aber The Vampire Diaries war einfach gut.

Sam tippte irgendetwas auf meinem Lap Top ein und ich zog nebenbei meinen dicken Pullover aussah, indem ich schwitzte wie ein Bär. Nicht gerade sexy, ich weiß. >Du kleines... Luder.<, sagte Sam auf einmal überrascht. Ich lachte kurz auf. >Was?< Er guckte mich mit ziemlich großen Augen an, so dass seine Augenbrauen überdimensional nach oben rutschten. >Wieso hast du mir nichts erzählt?< Jetzt guckte ich verwirrt. >Ich versteh gerade nur Bahnhof.< Sein Blick immer noch auf mich gerichtet, zeigte er auf den Lap Top. Ich machte mein Top gerade und rutschte neben ihm auf die Couch. Ich verstand immer noch nichts und als Instagram auf war, noch weniger. >Ich versteh immer noch nichts.<, sagte ich. Sam nahm meine Maus und klickte auf meinen Verlauf. Bei mir blinkte kein Licht auf und als Sam das sah, zeigte er auf jemanden. Ich... ach du scheiße.

Daemon war mein Freund? Wie konnte das denn passieren? >Warum hast du mir davon nichts erzählt?<, fragte Sam empört. >Weil es nichts zu erzählen gab!< Dachte ich jedenfalls. In meinem Kopf ratterte alles. Ich ging jedes noch kleine Detail ab. O Mist. >Scheiße!<, sagte ich leicht verzweifelt. Sam quickte neben mir auf. >Und er hat sogar dich als erstes abonniert. Trotzdem hättest du es mir erzählen können.< >O Mann Sam, das ist nicht komisch! Ich muss ihn sofort entfolgen.< >Wieso?< >Weil ich das eigentlich gar nicht wollte! Es ist mir im Trance passiert.< >Wie kann man denn nicht wollen, dass Daemon einem folgt?< >Ich mag ihn nicht!< Ich schnappte mir meinen Lap Top und löschte ihn sofort als Freund. Von mir fiel eine große Last ab. Jetzt wusste ich auch, warum er mir zugezwinkert hatte. >Das war ein Fehler.<, sagte Sam. >Ist mir egal!<

Erschöpft ließ ich mich auf die Couch fallen. Wie konnte das bloß passieren? Jetzt denkt er bestimmt, dass ich etwas von ihm will. Bäh, ich will mir doch keine Geschlechtskrankheit einfangen! >Weißt du, es ist halb so wild. Es ist nämlich nur Instagram.<, sagte Sam. >Ich weiß.< >Ich bin trotzdem enttäuscht.< Ich lachte. >Bist du jetzt bereit für Damon?< >Ich bin bereit für Klaus.<, sagte ich.

Als Sam die erste Folge anmachte, stritten wir uns die ganze Zeit wer besser ist. Ich war immer noch für Klaus, aber Sam beharrte bei Damon. Das ging soweit, dass er rüber dackelte zu meinem Bruder und ihn fragte, wer besser ist. Bockig kam er wieder rein. >Ich mag dein Bruder nicht mehr.< >Yes!<, sagte ich triumphierend. Ich hätte das schon vor langer Zeit machen sollen, das hätte mir Gespräche über meinen "Sexy Bruder" erspart.

Wir guckten gerade die zweite Folge zu Ende, als plötzlich Ayden bei uns rein stürmte. Sam kreischte auf wie ein Mädchen, und ließ seine Schale mit den Nüssen auf den Boden plumsen. >Mann Ayden, du Idiot.<, sagte Sam und beschmiss ihn mit einem Kissen. Ja, Sam war eindeutig das Mädchen in unserer Gruppe. Ayden lachte sich schlapp. >Das war es wert.< >Was guckt ihr?< Er zog die Tür zu. >Vampire Diaries.<, sagte ich. Er zog die Stirn kraus. >Habt ihr mal auf die Uhr geguckt?< >Ja, wir haben noch Zeit.< >Dich meinte ich auch nicht, Ron.< Sam zog die beleidigten Schnute. >Aber Ayden hat recht, ich muss mich anfangen fertig zu machen, wenn ich dich noch stylen muss.< >Ja, mach nur.<, sagte ich, während ich auf den Bildschirm starrte.

>Jayden, Ronnie!<, rief meine Mom von unten. Musste ich jetzt aufstehen? Ja, ich glaube, so sieht das aus. Stöhnend stand ich auf und klopfte nochmal an Jaydens Tür, falls er es nicht gehört hatte. Ich schlurfte die Treppe herunter und machte mich auf die bevorstehende Konfrontation gefasst. Was sie wohl wollte? >Was gibt's, Mom?< Als ich in der Küche angekommen bin, fragte sie gleich: >Wo ist dein Bruder?< Ich zuckte mit den Schultern und holte mir eine Milch aus dem Kühlschrank. >Der kommt bestimmt auch gleich.< Kurz nachdem ich es gesagt hatte, pflanzte sich auch schon Jayden auf einen Stuhl. Er deutete auf meine Milch und ich schupste sie, mehr oder weniger freiwillig, zu ihm.

>Wo wollt ihr heute hin?<, fragte sie uns. >Mom, das hatte ich dir doch gesagt, zu einer Party.<, sagte ich. >Zur der gleichen?< >Nein.< schoss es gleichzeitig aus meinen und Jaydens Mund. >So spät noch? Wie lange bedenkt ihr wegzubleiben?< >Wir haben Wochenende, da kann man schon mal länger wegbleiben.<, sagte jetzt Jayden. Ich wusste ganz genau, dass er nicht nach Hause kommen würde. Er war immer mit dem Motorrad unterwegs und außerdem nahm er nie seine "Mädchen" mit nach Hause. Viel zu persönlich, wie er immer sagte. Sie zeigte mit dem Finger auf uns. >4 Uhr ist das Maximum.< Jayden hob die Hand. >Okay.< Dann verschwand er... mit meiner Milch. Was für ein A****loch. >Ronnie?<, sagte meine Mom noch. >Mhm?< Sie guckte mich lange an. >Prügel dich mit niemanden.< >Mom, das war nur dieses eine Mal!< Sie schaute mich ernster an. >Mach es einfach.< >Okay.<, murmelte ich.

>Und, was wollte deine Mom?<, fragte mich Ayden, als ich oben wieder ankam. >Nichts besonderes.< >Was sagst du?< Sam drehte sich zu mir und zeigte mir sein perfekt gemeißeltes Gesicht. Damit blieb mir die Ausfragerei wohl erspart. >Perfekt.< >Super.< Er packte den Pinsel zurück und deutete mir, dass ich mich vor ihm hinsetzen sollte. >Ich finde immer noch, dass du Bauchfrei tragen solltest.< >Oh, Ron mal Bauchfrei zu sehen, was würde ich dafür alles geben.<, sagte Ayden. Ich zeigte ihm von hinten den Mittelfinger. >Nicht bewegen.<, sagte Sam.

Nach gefühlten Stunden sagte Sam, dass er endlich fertig sei. Etwas misstrauisch betrachtete ich mein Spiegelbild. >Ich sehe... anders aus.< Das Make-up war für meine Verhältnisse relativ stark: perfekte Augenbrauen, etwas Lidschatten, ein akkurater Lidstrich und Wimperntusche. Meine Augen sahen noch nie so groß aus. >Du siehst toll aus!<, sagte Sam. >Das stimmt.< gab Ayden von sich. >Wie kannst du nur so gut schminken?< >Übung.< Ich betrachtete mich weiter und mir gefiel es immer mehr. >Danke.< >Ach, kein Problem Süße.<

Wir schickten Ayden raus, damit wir uns in unsere Outfits zwängen konnten. Als ich gerade das Top anziehen wollte, dachte ich kurz nach. Bauchfrei? Ich hätte bestimmt immer noch mehr an, als andere dort und ich muss ja auch nicht viel abschneiden? Ach, just do it, dachte ich mir. Ich schnappte mir die Schere und versuchte, gerade zu schneiden. >Uhh, da zieht jemand doch Bauchfrei an.< Wie Sam mit seinem transparenten Shirt vor mir stand, konnte ich ihn nur schwer ernst nehmen. Aber wenn er es anziehen wollte, unterstütze ich ihn dabei. Danach glättete ich mir noch meine Haare und zog dann das transparente darüber. >Du siehst ein bisschen wie Madison Beer aus.< Ich lächelte. >Bestimmt.< Ich sah schon nicht schlecht in dem Outfit aus, aber soweit wollte ich nicht gehen. Ayden klopfte an die Tür. >Können wir jetzt? Dein Cousin steht schon draußen.< Ich schnappte mir noch meine Tasche und Mantel, und machte dann die Tür als letzte zu.

Jaydens Motorrad stand noch hier, also war er noch nicht fort. Sofort drang die warme Nacht Luft von Nevada zu mir, worauf ich unwillkürlich Lächeln musste. Als wir alle drei oder besser gesagt vier im Auto saßen, brüllte Sam: >Party Time!< Worauf alle lachen mussten. Tyler drehte die Musik auf volle Pulle und wärmte uns damit schon ein bisschen vor. Auch zu mir kam langsam die gute Laune und tanzte schon ein wenig mit. Wir fuhren durch die gesamte Stadt, bis Tyler endlich vor einer alten Zuckerfabrik anhielt, woraus man schon die laute Musik dröhnen hörte. >Wow, da hat Gwen sich aber diesmal was einfallen lassen.<, sagte ich.

Sam riss die Tür auf und lief schon förmlich zum Eingang. >Party, Party!< Ein stämmiger Mann ließ uns hinein und sofort wurde die Musik lauter. Man sah sofort, dass Gwens Eltern viel Geld hatten, denn, wie sollte sie das sonst alles bezahlen? Der Mann führte uns zu einem kleinen Raum, wo eine Frau gerade einen Typen den Oberkörper bemalte. Sam hatte nicht gelogen, die Party war mit Schwarzlicht. Sie schickte den Typ weg und sagte: >Der nächste.<, wie bei McDonalds. Sam tänzelte hin und entschied sich blitzschnell, für seine Verhältnisse, für ein Tattoo. Er ließ sich sein ganzes Gesicht bemalen und auch seine Arme. Danach war Ayden dran, der sich die Hälfte von seinem Gesicht bemalen ließ. Ich überlegte fieberhaft, wofür ich mich entscheiden sollte und entschied mich nach kurzem hin und her, für meine Stirn und Wangen und ein bisschen auf meinen Armen. Die Frau hatte Talent, es sah wirklich gut aus.

Als wir den Raum verließen und einen dunklen Gang hinunter gingen, wurde die Musik immer lauter. Wir mussten Plastik Gardinen vorbeischieben, die mich ein bisschen an einem Schlachthaus erinnerten, um hindurch zu kommen. Sofort zeigte sich vor uns ein spektakuläres Schauspiel aus Farben und Lichtern, dass man gar nicht wusste, wo man zuerst hingucken sollte. >Wow, ist das geil!<, schrie Sam. >Stimmt.<, brüllte Ayden dazu. Ayden beugte sich zu meinem Ohr herunter. >Ich werd mal "Ausschau"halten.< Ich grinste und er verschwand. Sam zog mich mit sich zur Bar, die eigentlich nur mit Männern gefüllt war, die sich jetzt schon die Kante gaben.

Die Party war schon voll in Gang: es wurde viel getrunken, Pärchen knutschten an der Seite herum und man sah das Farbenspiel auf der Tanzfläche. Es sah wirklich cool aus und die Musik war auch die richtige. Meine Hüften bewegten sich von ganz allein. >Komm wir gehen tanzen!<, schrie Sam in mein Ohr. >Aber was ist mit den Drinks?< >Die können warten!< Schon zog er mich auf die Tanzfläche. Kurz darauf war ich schon voll in meinem Element und schwang die Hüften im Takt. Sam veranstaltete seinen eigenen Tanz. Wir hoben unsere Arme, lachten vor Freude und dachten uns sogar einen eigenen Tanz aus. Nach ungefähr 2 Liedern, hielt Sam mich an den Schultern fest. >OMG, das ist er, Ron!< Ich drehte mich. >Na dann los! Schnapp ihn dir!< >Du kommst auch alleine klar?< Ich winkte mit der Hand ab. >Sicher.< Sam gab mir schnell einen Kuss auf die Wange und verschwand dann in der Menge.

Ich versuchte mich erst mal aus der Tanzfläche rauszuboxen, weg von dem unangenehmen Schweißgeruch. Nach ordentlichem Gedrängel bestellte ich mir erst mal einen Drink. Dann schaute ich mich um und fand, was ich suchte. Ayden stand mit Gwen etwas abseits an der Wand. Sie unterhielten oder besser gesagt sie flirteten miteinander, aber bevor ich etwas sah, was ich später bereute, schaute ich schnell weg. Sie standen so dicht beieinander, das jeden Moment etwas passieren könnte und das wollte ich nun wirklich nicht sehen. Ich drehte mich wieder zu meinem Drink, aber etwas anderes zog jetzt meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich drehte meinen Kopf leicht nach links und entdeckte ihn.

Ich wollte schon weggucken, aber mein Blick blieb an ihm kleben, wie Kleister auf Papier. Er hatte kein T-Shirt an und wie bei den meisten Jungs, war sein kompletter Oberkörper bemalt mit den bunten Farben. Ich konnte immer noch nicht weg gucken, seine Rückenmuskeln zogen mich praktisch an. Er drehte sich leicht und ich konnte so sein Seitenprofil betrachten. O Mann. Mein Körper stellte komische Sachen an und manche Stellen erhitzen sich. O Kacke. Der hatte vielleicht ein Sixpack, sowas sollte verboten sein.

Was denkst du denn da, Ronnie? Dreh dich wieder um! Aber momentan hatte ich leider nicht so eine Willenskraft, wie ich das gerne hätte. Er drehte den Kopf leicht zur Seite und guckte mich grinsend an. Meine Wangen wurden heiß, aber anstatt mich beschämend wegzudrehen, öffnete ich leicht meinen Mund. Ich saß komplett in der Falle. Jemand rempelte mich an und ich erwachte wieder. >Sorry.<, lallte er und ging torkelnd weiter. >Kein Problem.<, sagte ich, obwohl der Typ mich bestimmt nicht mal gehört hat. Als ich wieder zu Daemon gucken wollte, war er verschwunden. Zum Glück auch, sonst hätte ich mich noch mehr zu Klops gemacht. Ich atmete tief durch, trank den letzten Schluck von meinem Drink und wollte mich gerade auf die Suche nach Sam machen, als mich jemand am Arm packte. Leicht erschrocken drehte ich mich.

Daemon. Er kam ganz nah zu mir. >Wenn du mich so anguckst, musst du auch mit mir tanzen.< O Nein, das hat mir gerade noch gefehlt. Niemals würde ich mit Daemon Star tanzen! Aber er zog mich auf die Tanzfläche, bevor ich überhaupt reagieren konnte. Schon standen wir umringt von schwitzenden Körpern. >Jetzt steh nicht so dumm rum, ich hab dich vorhin tanzen sehen. Ich weiß, dass du das kannst.< Daemon zog mich zu sich. O Gott. Nicht gut, gar nicht gut.

Er bewegte sich und automatisch bewegte ich meine Hüften mit. Was tat ich hier? Mein gesunder Menschenverstand verabschiedete sich und machte den unbewussten Platz. Ich legte meine Hände an seinem Nacken ab und ließ die Musik durch mich hindurch. Es fühlte sich wunderbar an. Daemons Hände wanderten nach unten, so dass ich die Luft scharf einsog und ihm in die Augen guckte. Er sah so gut aus, dass man am liebsten geweint hätte. Die Welt verschwand um mich herum, das einzige was übrig blieb, war Daemons Anwesenheit. Sein Blick wanderte zu meinen Lippen und meine Augen folgten ihm. Es schrie alles in mir, aber ich ignorierte es. Er zog mich noch näher zu sich. Unsere Lippen waren nur noch Millimeter voneinander getrennt und ich konnte ihn schon fast schmecken.

Es schrie noch lauter und diesmal erwachte ich wirklich. Vor Schreck riss ich die Augen weit auf und schupste ihn weg von mir. Was hatte ich nur getan? Daemon stand verdutzt da und guckte mich an, als wenn ich nicht ganz bei Trost wäre. Ich wollte ihn nicht mal mehr angucken, so sehr angeekelt war ich von mir. Ich machte auf den Absatz kehrt, um nach Ayden und Sam zu suchen. Sam hatte ich schnell gefunden. >Können wir bitte gehen?< >Was? Wieso?< >Ich möchte wirklich einfach nur weg. Ich erzähl dir später alles.< Sam folgte mir immer noch sichtlich verwirrt. >Kannst du Ayden suchen? Ich geh schon mal nach draußen.< Er nickte und ich verschwand nach draußen. Gierig sog ich die etwas kühle Nachtluft in meine Lunge. Zitternd lehnte ich mich gegen den kalten Stein und ließ die Kälte durch meinen erhitzen Körper hindurch. Es fühlte sich gut an, wieder an einen klaren Kopf zu bekommen, trotzdem könnte ich mir selber links und rechts eine geben.

Wie konnte ich nur so dumm sein!? Sowas sollte bestraft werden. Ich hatte mit Daemon getanzt, und das nicht gerade unschuldig. Wenn ich zurück dachte, wurden meine Wangen wieder heiß, weil ich mich so schämte. Ich hatte mir geschworen nie etwas mit Daemon, geschweige denn mit irgendein "Bad Boy" etwas anzufangen. Klingt vielleicht etwas kindisch, aber so konnte ich mich schützen. Sie waren allesamt Playboys und an den wollte ich nicht mein Herz verlieren.

O Gott, was hatte ich getan? Das wird die ganzen nächsten Wochen die Runden machen und das schlimmste, mein Bruder wird es auch mitkriegen. Ich konnte mich schon mal auf eine Standpauke gefasst machen. Er hasste es, wenn ich mit Jungs zusammen war und übernahm blöder Weise dabei die Vaterrolle. Na toll.

Die Tür schwang auf und Sam und Ayden traten heraus. >Was ist los?<, sagte Ayden, als er mich sah. Ich überlegte kurz, ob ich es ihm erzählen soll, aber entschied mich dagegen. >Ja, ein Typ hat mich da bloß blöd an gemacht.< >Muss ich jemanden verprügeln?< Das ich betonte er ganz besonders. >Nein.< Ich wusste, dass ich ihnen die Wahrheit sagen könnte, aber es war nur ein kleine Sache und außerdem erfahren sie es sowieso. Vermutlich von Miranda, die alte...

>Wollen wir los?< Ayden rief ein Taxi, aber Sam guckte mich immer noch misstrauisch an. Er wusste, dass ich log, aber er wusste auch, dass ich nicht mit der Wahrheit raus rücken würde, solange ich es nicht von alleine erzählen wollte. Sam war dabei, komischer Weise, sehr geduldig. >Ich danke euch, dass ihr mit mir kommt.< Sam legte einen Arm um meine Schulter. >Kein Problem, Süße.< >Seid ihr wenigstens erfolgreich gewesen?< >Nein.<, sagten beide gleichzeitig. >Aber Ayden, ich hab dich doch mit Gwen gesehen?< Er zuckte mit den Schultern. >Wir wurden immer unterbrochen.< >Das wird bestimmt noch. Und warum bei dir nicht Sam?< >Ich glaube, ich habe zu gut Ninja gespielt.< Ich verkniff mir ein Lachen. >Tut mir leid für dich.< >Ach, halb so wild.<

Das Taxi kam und wir setzten uns hinein. Seufzend ließ ich meinen Kopf in den Nacken fallen. Mir wollte einfach Daemon nicht mehr aus dem Kopf gehen. Aber worauf ich mich nachher am meisten freute war: abschminken und ins Bett fallen lassen.

Das hat so viel Spaß gemacht es zu schreiben, ich hoffe, euch gefällt es auch so wie mir! :)

Mal ein paar Fragen: Wie gefällt euch Ayden eigentlich? Denkt ihr, er kommt mit Gwen zusammen oder passiert da vielleicht noch etwas anderes?

Wer weiß :D

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