19. Kapitel
Daemon kam langsam zum stehen und zeigte so sein prachtvolles Haus, was seine Familie sich natürlich nur leisten konnte, weil Daemons Eltern hohe Tiere in der IT-Firma waren. Den Namen habe ich leider vergessen, aber der wird mir auch noch wieder einfallen.
Er bog in die Einfahrt und anders als bei uns öffnete sich das Garagenhaus nicht quietschend. Warum ich nicht so beeindruckt war vom ganzen? Weil meine Eltern ebenfalls in solchen Kreisen verkehrten, hatte ich solche Häuser schon öfter gesehen und das klingt jetzt vielleicht ein bisschen dümmlich, aber ich liebte unser bescheidenes Leben. Natürlich hatte diese Villa auch ihren Glanz, aber ich mochte unser Haus mehr, schon allein weil ich dort mit meinem Vater aufgewachsen bin.
Trotzdem sog ich den Atem schwer ein, als ich diese riesen Garage erblickte, falls ich das noch so benennen darf. Sie war voll mit Autos, ich zählte weitere Audi R8 und wenn ich mich nicht irrte stand dort hinten sogar ein Ferrari. Ach du Scheiße. Wie viel verdienen die bitte im Monat?
Gebannt starrte ich aus dem Fenster und zählte die Autos, die alle geordnet parkten. Was mir auffiel war, dass das allesamt Sportwagen waren. Und... nein, das konnte nicht sein! Ein verdammter Camaro stand wenige Meter von uns entfernt. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Ich zuckte zusammen, als eine warme Hand sich auf meinem Oberschenkel legte. Erschrocken guckte ich in seine braunen Augen, die vom Lächeln glitzerten. >Ich wusste, dass es dir gefällt.< Ich konnte nichts anders, ich musste einfach Lächeln. >Oh ja.< Die Hand verschwand und Daemon stieg aus. Ich wollte es ihm gleich machen, aber da hielt er mir schon die Tür auf. >Madame.< Auch jetzt musste ich wieder Lächeln. O mein Gott, der Camaro war nur wenige Schritte von mir entfernt.
>Möchtest du ihn dir mal genauer angucken?<, hörte Daemon auf einmal viel zu nah bei mir. Erschrocken schritt ich zurück. >Ähm, wenn ich dürfte.< Er nahm meine Hand und führte mich hin. Der Lack fühlte sich wunderbar unter meinen Fingerspitzen an. Ich hatte schon etliche in Zeitschriften gesehen, aber so hautnah noch nie. Verdammt, wie gerne würde ich damit jetzt eine Spritztour machen. Als könnte Daemon meine Gedanken lesen, lachte er kurz auf. >Noch nicht Darling, noch nicht.< Ich musste mir ein Stöhnen unterdrücken.
>Wollen wir sonst reingehen? Du hast bestimmt Durst.< Oh ja und wie ich den hatte. Meine Kehle fühlte sich wie Staub an. Ich nickte.
Er führte mich um die Autos herum zu einer Tür und als er sie öffnete, hätte ich mich fast an meiner eigenen Zunge verschluckt. Wow, diese Villen haben auf jeden Fall ihren eigenen Scharm. Achtlos warf Daemon den Autoschlüssel in eine Schale und marschierte weiter, ohne darauf zu achten, ob ich auch mitkam. Das war der Daemon den ich kannte. Ich hielt mitten beim Gehen inne, als ich Fotos erblickte, die akkurat an der Wand befestigt waren. Wtf?
Meine Augen müssten fast rausfallen, so sehr weiteten sie sich. Ich wusste es, ich hatte es gewusst! Daemon war ein verdammtes Model! Es zeigte ihn auf ein Motorrad und das andere ganz normal an einer Wand... mit Hemd offen. Das waren auf jeden Fall professionelle Fotos, das konnte man nicht abstreiten. >Das wurde letztes Jahr für eine Kampagne gemacht.<, hörte ich auf einmal Daemon neben mir sagen. Er hatte zwei Wassergläser in der Hand und musterte mit zusammengekniffenen Augen die Bilder.
Ich musste erst mal schlucken. >Ich wusste, dass ich dich schon einmal im Fernsehen gesehen habe.< Er lächelte, aber es wirkte gequält. Ich räusperte mich. >Du siehst gut aus.< Oh Mist, was habe ich gerade gesagt? Ertappt biss ich mir auf die Lippe, wohlwissend, dass sein Blick unter meiner Hand brannte. Die Temperatur stieg ins unermessliche, solange er mich anstarrte. Ich merkte wie er näher kam und mich berührte, trotzdem konnte ich nicht zu ihm schauen.
>Ich wusste gar nicht, dass du so nett sein kannst.<, raunte er mir ins Ohr. Du, ich auch nicht. Ich versuchte Luft zu holen, aber es funktionierte nicht ganz. Er bewegte seine Hand und ich fragte mich unwillkürlich, was jetzt folgen würde. Ganz egal was, ich würde platzen.
Plötzlich hielt er das Wasserglas hoch. >Hier, du hattest doch Durst.< Jetzt musste ich doch zu ihm gucken. Die Röte müsste schon zur Farbe meines Nagellacks passen. >Stimmt.<, sagte ich knapp und riss ihm förmlich das kalte Glas aus der Hand. Lachend drehte er sich um und ging voran. Gott, wahrscheinlich werde ich hier mit Fieber rausgehen. Gierig trank ich es aus. Meine Kehle und meine Lippen dankten mir in dem Moment. Ich wusste im ersten Moment nicht wohin er mich führte, aber als er die Treppen hoch lief - das waren bestimmt nicht die einzigen im Haus - ahnte ich schlimmes.
Stockend kam ich zum stehen. >Ähm, wo genau führst du mich überhaupt hin?< Er drehte sich stirnrunzelnd und absolut herablassend zu mir um. >In mein Zimmer.<, sagte er mit so einer Verständlichkeit, dass mir kurz die Galle hochkam. Ihn nachahmend sagte ich: >Du weißt, dass ich nicht eine deiner Chicks bin?< Was dachte er von mir? Dass ich sofort meine Klamotten von mir reiße und quietschte: Nimm mich? Er lief die Treppen wieder hinunter und kam vor mir zum stehen, so dass ich mich automatisch weiter nach hinten lehnte.
Ein Mundwinkel zog sich nach oben. >Ich weiß.< Dabei betrachtete er mich von oben bis unten. Mein Körper glühte unter diesen intensiven Blick, wobei ich meine Schenkel noch enger aneinander drückte. >Dabei bin ich mir aber nicht sicher.<, quetschte ich heraus. >Mhm.<, nuschelte er, dabei nahm er eine wirre Haarsträhne, die sich aus meinem Dutt gelöst haben müsste. Hastig sog ich den Atem ein, als er leicht meine Wange berührte und die Haarsträhne zurücksteckte.
Seit wann reagiere ich so heftig auf Berührungen?
Daemon schaffte es immer wieder alles bei mir durcheinander zu bringen. Und das gefiel mir irgendwie gar nicht und auch irgendwie total. Langsam ließ er die Hand wieder sinken, der intensive Kontakt blieb. Ich hatte noch nie solche braunen Augen gesehen, die einerseits warm wie ein Sommermorgen wirkten und andererseits gefährlich wie ein Dolch blitzten. Er beugte sich vor und hauchte mir hauchzart einen Kuss auf die Lippen. Sie haben sich nicht mal berührt und trotzdem breitete sich eine Gänsehaut über meinen ganzen Körper aus.
>Kannst du aber, denn ich habe noch nie jemanden mit zu mir genommen, außer Ryan und Kaden.<, sagte er wieder etwas gefasster und marschierte denn einfach schnurstracks nach oben. Völlig verdattert blieb ich zurück, von seiner plötzlichen Antwort total aus der Fassung gebracht. Ob er das ernst meinte? Ich mein, sonst hätte er dies nicht gesagt, oder? Nach Jayden erzählte Daemon ja viel wenn der Tag lang ist. Och Jayden! Den hatte ich total vergessen, ehrlich gesagt habe ich alles vergessen, dank... Daemon.
Ich guckte nach oben in die Richtung in der er verschwunden ist. Sollte ich hinterhergehen?
Bevor ich auch noch irgendwas überdenken konnte, setzten sich meine Beine von allein in Bewegung. Langsam, fast schleichend, ging ich die Treppe hoch, bis ich nach gefühlten Stunden endlich den Treppenansatz erreicht hatte. Ich spürte unter meinen Füßen einen weichen weißen Teppich, der sich wunderbar anfühlte. Ich hätte hier gerne ewig gestanden, aber auf einmal drang Musik aus einem Zimmer.
Daemons Zimmer.
Was tat ich hier eigentlich? Und warum war ich hier? Warum wollte ich hier sein? Es sollte sich eigentlich komplett falsch anfühlen. Er war Daemon, der, der sich jede Woche eine Neue nahm, der, der auch mal gerne illegale Sachen machte und nicht für seine Nettigkeit bekannt war. Und sich für eine Kampagne zu Verfügung stellt und auf Model tut. Er müsste extrem eitel sein. Oder nicht?
Aber auch das waren nur Vorwürfe und Gerüchte, die erzählt wurden, von irgendwelchen Leuten, die ich nicht kannte und die er höchstwahrscheinlich selber nicht mal kannte. Mir schwirrte der Kopf. In den letzten Tagen ist so viel passiert, dass man es langsam meinem Körper auch ansah.
Als ich heute Morgen in den Spiegel schaute, erschrak ich fast vor mir selber. Blässe überzog mein Gesicht, tiefe Augenränder, die immer dunkler wurden und mein Gesicht fahl und müde erschienen ließen. Ich sah einfach ausgelaugt aus. Selbst Gewicht hatte ich schon verloren, obwohl ich so gern aß, hatte ich die letzten Tage das Essen weitestgehend gemieden. Denn jedes Mal, wenn ich etwas aß, fühlte es sich wie Säure in meinem Mund an. Gesund war das schon lange nicht mehr.
Aber wenn ich mit Daemon zusammen war - so komisch das auch klingen mag - versetzte es mir immer einen kleinen Booster. Ich fühlte mich lebendig, so, wie ich mich schon lange nicht mehr gefühlt habe. Das letzte Mal als mein Dad noch bei uns war. Die Lebensfreude kehrte wieder.
Und das machte mich fuchsteufelswild.
Vor allem, weil es Daemon war und weil ich mich versuchte mit all meiner Kraft dagegen zu wehren, dass ich ihn so attraktiv finde. Aber wieso sollte ich mich weiter verstellen? Ich wollte ihn, mehr als alles andere gerade... und er lenkte mich ab. Genau das wollte ich vermeiden, nämlich ihn zu benutzen, um meine Probleme zu vergessen. Und, dass er mich benutzen konnte.
Meine Hände fingen an zu zittern. Die Mauer, die ich so schön für ihn errichtet habe, fiel langsam in sich zusammen. Aber, würde ich ihn wirklich nur benutzen? Wie sollte ich das herausfinden? Entschlossenheit packte mich und zog mich förmlich zur Tür. Ich hatte einen Entschluss gefasst, eine Entscheidung getroffen und ich denke Daemon auch, sonst hätte er mich niemals mit hierher genommen.
Es kribbelte überall an meinem Körper, als wüsste er ganz genau, was passieren würde. Die Tür war ein spaltbreit geöffnet und ich drückte sie weiter auf, um gleich wieder zu stocken.
Der Anblick, der sich mir bot, raubte mir schlichtweg den Atem.
Nächste Szene enthält sexuelle Handlungen. Also, wer es nicht lesen möchte, einfach überspringen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top