17. Kapitel
Seufzend holte ich mir ein Buch aus dem Regal, welches ich für meine Hausarbeit benötigte, die ich nächste Woche abzugeben hatte. Eigentlich hatte ich sie schon vor gut 2 Wochen aufbekommen, aber ich schob sie so lange auf, bis sie wirklich irgendwann fällig war und ich schleunigst beginnen sollte. Ja, weil - ich tat immer noch nicht gerne was für die Schule. Besonders Hausarbeiten, die jagen mir gleich eine Gänsehaut ein. Was mache ich bloß, wenn ich irgendwann auf dem College bin? Jammern und den Dozenten fragen, ob er bei mir bitte eine Ausnahme machen könnte? Da hilft alles nichts, also einfach Augen zu und durch.
Mit Motivation, aber nicht mit Freude, setzte ich mich in eine Ecke der Bibliothek, die von Schülern kaum besucht wurde, ich aber gefunden hatte. Hier stand sogar ein alter PC, der aber wenig bedient aussah. Ich schaute an die Wand vor mir, die mit einer riesen Weltkarte bedeckt war. Hm, wer mag denn schon Erdkunde?
Mit meinen Stiften und Textmarkern bewaffnet, schrieb ich wichtige Informationen auf und markierte sie mir nach einer bestimmten Reihenfolge: Pink waren Zeitangaben, gelb Fakten und blau waren Punkte, auf die ich in meiner Arbeit genauer eingehen wollte. Vielleicht sollte ich nochmal in die Stadtbibliothek gehen und im Internet gucken, da gibt es bestimmt mehrere Informationen.
Als ich meine halbe fertig geschriebene Seite betrachtete, kam mir nur ein Gedanke auf: Ich habe keine Lust mehr. Also steckte ich meine Nase noch tiefer in das Buch, um mich mehr konzentrieren zu können und vielleicht noch etwas Brauchbares zu finden. Hey, könnte ja sein, dass ich noch zum Super-Streber montiere! Obwohl, dass wäre mir ein bisschen zu langweilig.
Ich vernahm ein Geräusch vor mir, beachtete es aber nicht weiter und rutschte tiefer mit dem Buch in den Stuhl. Gott, wenn ich die fertig habe, schreie ich Halleluja! Geschichte kann ätzend wie auch spannend sein. Das einzige, was ich nicht mag an Geschichte und Politik ist, dass die Sätze so elend lang sind und du die Hälfte nach dem Lesen wieder vergessen hast, weshalb du es nochmal lesen musst. Grrr. Da denkt man sich so: "Wieso?"
>Was machst du denn hier?< , hörte ich auf einmal vor mir. Vor Schreck schreckte ich hoch und hätte fast dabei das Buch fallen lassen. Vor mir stand Jayden, der mich irritiert musterte. >Jayden, musst du mich so erschrecken!< Er verzog seinen Mund nur leicht, der in letzter Zeit kaum noch nach oben ging. Es schien ihn zu amüsieren, dass er mich erschreckt hat. Wenigstens ein Zeichen, dass er mich noch nicht ganz hasst. Damals taten wir das ständig.
>Was machst du hier?<, fragte ich ihn das gleiche zurück. Er umklammerte seinen Rucksack fester, sonst zeigte er keine Regung. Was war bloß los mit ihm? Er war doch sonst nicht so und besonders mir gegenüber nicht. Aber anscheinend hatte ich ihn mehr verletzt, als erahnt.
>Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.<, konterte er. Ich verzog meine Augen zu schlitzen. >Du fragst mich so, als wenn ich hier nie bin.< Jetzt lachte er doch. >Na ja, weil du nie hier bist.< Okay, das war ein Argument, aber kein belegtes. >Als ob ich hier nie bin.< >Du sitzt hier, als wenn du auf der Flucht wärst. Du hast deine Jacke nicht ausgezogen und deinen Rucksack hast du auch noch auf.<, stellte er fest, >Und außerdem geht nur jemand her, der sich verstecken möchte.< Da hatte er nicht mal Unrecht.
Es gab einen Grund warum ich mich versteckte und der war: Daemon. Letzte Nacht hatte ich von ihm geträumt und das nicht gerade unschuldig, so dass mir die feuerröte sogar jetzt noch in die Wangen schoss. Und das schlimmste, es hatte mir gefallen, extrem. Jetzt weiß ich, was meine tiefsten Bedürfnisse waren und das erschreckte mich, weil ich eigentlich angewidert und ängstlich gegenüber ihm sein müsste. Seitdem ging mir diese eine Aktivität, die man mit ihm machen konnte, nicht mehr aus dem Kopf.
Außerdem hatte er noch irgendetwas vor, weshalb ich noch einen Grund hatte, mich hier zu verstecken.
>Das kenne ich gar nicht von dir, dass du mal in Bücher schaust.< >Haha.<, gab ich sarkastisch von mir. Ich klappte mein Buch zu und lehnte mich weiter vor. >Jetzt zu dir: Was möchtest du?<
Er fuhr sich durch seine sonst immer so gestylten Haare und schien zu überlegen, wie er das gedachte aussprechen könnte. Seine hellen wachen Augen guckten gefasst und entschlossen zu mir, was mich ein wenig beunruhigte, weil er das Gesicht meistens nur in Spielen aufsetzte oder Autorennen.
>Bring mich mit Gwen zusammen.<
Ich war auf alles gefasst, ich meine, ich kannte Jayden, er war mein Bruder, aber das hätte ich niemals erwartet. Er war nicht hinterlistig oder böse zu jemanden, den er kannte und mochte, aber dieser Jayden, der mir mit diesen hinterlistigen Funkeln entgegen starrte und nicht mal ansatzweise Scham zeigte, war nicht mein Bruder. Diesen Fremden kannte ich nicht. >Was?<, fragte ich nochmal, falls ich es falsch verstanden habe.
Er nahm seine selbstbewusste Haltung ein, die er immer einnahm, wenn er etwas unterstreichen wollte. >Du hast mich schon verstanden, denke ich.< Nein, denke ich nicht. Sowas kann er nicht ernst gemeint haben, oder? Es fiel mir wie Schuppen vor den Augen. Damals , als ich gemeint habe, dass Jayden langsam ein Bad Boy wird, lag ich absolut richtig. Und leider keiner von der netten Sorte.
>Das kannst du nicht ernst meinen.<, sagte ich immer noch geschockt. Er zog seelenruhig den Stuhl vor mir zurück und ließ sich darauf nieder, als wenn er dem kleinen dümmlichen Kind, etwas Einfaches ganz genau erklären müsste. Ich hätte ihm am liebsten ins Gesicht geklatscht. >Weißt du, ein beliebter Junge mit beliebten Freunden, dessen Freundeskreis aus Sportlern und den beliebtesten Mädels besteht, braucht eine bekannte Frau. Am besten eine, die fast genauso beliebt ist, wie einer selbst.<
Was für ein Schrott gab er da bitte von sich? Noch nie hatte er so einen Quatsch gesagt. Niemals.
>Jayden, was sagst du da?< Er lächelte mir gehässig entgegen. >Das weißt du ganz genau.< Langsam erwachte ich aus meiner Eisstarre. >Gwen ist fast mit Ayden zusammen, du-< >Ach, komm schon, Ronnie! Er geht das so langsam an, dass Gwen fast einschläft dabei.< Ich wurde wütend. >Sie mögen sich.< >Ach ja? Wieso ist denn zwischen den beiden noch nichts passiert, he? Sie wollen es langsam angehen? Das glaubst du doch wohl selber nicht.< Die Worte von ihm wollten einfach nicht zu mir durchdringen, so bescheuert klangen sie für mich.
>Du bist krank. Ayden ist mein bester Freund, das könnte ich ihm niemals antun.< >Du wirst aber.< Ich schüttelte entschlossen meinen Kopf. >Nein, auch nicht für meinen Bruder.< Ich beugte mich über den Tisch. >Außerden, wenn du Gwen magst, tu selber etwas dafür.< Ich fand die Vorstellung furchtbar, Jayden und Gwen zusammenzusehen. Ganz besonders, wenn Jayden Ayden Gwen auspannt. >Seit wann bist du so feige geworden?<, fragte ich ihn. Er schnaubte bloß. >Ich bin nicht feige. Wer hatte denn Daemon sein Gewinn verweigert?< >Ich verweigere es ihm immer noch.< Er grinste wieder. >Typisch, aber ich habe die Schuld schon auf mich genommen.<
Ich zog die Stirn kraus. >Aber Daemon-< >Ach, Daemon erzählt mist.<, unterbrach er mich. >Was hast du getan?< >Nichts besonderes.< Das glaubte ich ihm nicht. Ich starrte ihn noch eine Weile an, bis ich beschloss, dass es Zeit war, zu gehen und zwar so schnell wie möglich. >Wo willst du hin?<, fragte Jayden mich irritiert. >Ich bin hier fertig, wie du unschwer erkennen kannst.< >Aber-< >Nein! Ich werde das nicht für dich tun.<, sagte ich bestimmt und gefasst. >Aber, wenn du dich entschuldigen möchtest, dann kannst du gerne zu mir kommen.<
>Du solltest dich zuerst entschuldigen.< Sauer schaute ich auf. >Ich habe mich bereits entschuldigt, aber für meine Vergangenheit kann ich mich nicht entschuldigen.< Und mit diesem Satz verließ ich die Bibliothek.
Information:
Die Kapitel werden ab jetzt kürzer.
Es werden auch noch maximal 10-12 Kapitel folgen.
Also, jetzt wird es spannend. 😊
Das da oben soll übrigens so einigermaßen Jayden darstellen.^^
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