12. Kapitel
>Yeah, Ayden!< Jubelnd versuchte ich meinen kurzen Arm über die Abgrenzung zu strecken, um Ayden ein High-Five zu schenken. Völlig verschwitzt, aber lachend, sprang er etwas nach oben und erwischte so meine Hand. Sam stand derweil hinter mir und gab einen Ayden kreischend einen Luft Kuss, oder wem auch immer, jedenfalls freute er sich riesig.
Ayden drehte sich wieder zur seiner Mannschaft um, die ihn von allen Seiten besprangen, johlten und die Arme in die Luft streckten. Wie zu erwarten haben sie gewonnen und wollten das jetzt ausgiebig feiern.
Er versuchte sich aus den Klemmen seiner Mannschaft zu befreien und rannte zu Gwen, die ihn grinsend und mit Pompons erwartete. >Aw, das hätte ich auch gerne!<, sagte Sam gedankenverloren neben mir. >Das könntest du, wenn du ihn mal anspre-< Sam zeigte mir mit seiner Hand, dass ich nicht weitersprechen musste. >Versuch du mal einen der heißesten Typen anzusprechen, ohne zu wissen, ob er schwul ist.< >Ich dachte, du wolltest ihn beobachten?<, sagte ich leicht sarkastisch, immer noch aufs Feld starrend. Die Menge um uns herum kreischte und johlte wie verrückt, und schmiss Popcorn und andere wirre Dinge auf das Feld, um zu zeigen, dass sie sich irre freuten. Hm, Baseball war doch eher mein Sport. >Ja! Aber das ist doch nicht so einfach, wie es scheint. Ryan ist leider nicht so ein offenes Buch, wie Kaden und Daemon.< Ich lachte kurz auf. >Glaub mir, Daemon ist auch nicht offener als Ryan, da ist Ryan offener, finde ich.<
Neben mir wurde es verdächtig ruhig und ich guckte zur Seite, und erblickte einen verwirrten Sam. >Was ist?< Er erwachte aus seiner Starre. >Was macht dich da so sicher?< Irgendetwas stimmte nicht und ich stellte mich aufrecht hin. Hatte ich etwas Falsches gesagt? >Sam, alles ok?< Er schüttelte den Kopf, um mir zu demonstrieren, dass wir das beiseiteschieben. >Es ist gut... guck mal, wer da kommt!< Sam lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf das Feld.
Isaac kam zum Geländer und streckte ebenfalls total verschwitzt und lächelnd seine Hand nach mir aus. Ich tat es ihm gleich (Ohne das schwitzen). >Toll gespielt!<, musste ich etwas brüllen. >Ich weiß.<, zwinkerte er mir zu. >Kommst du nachher zur Party?< Ich lächelte. >Nein, tut mir leid, ich kann nicht.< Er ließ seine Hand wieder sinken und guckte gespielt bockig. >Was, wieso denn nicht?< >Ich komm!<, brüllte Sam wieder sichtlich fröhlicher. Auch Sam zwinkerte er zu. >Gut.< Er guckte wieder zu mir. >Dann sehen wir uns Montag wieder?< Ich nickte. Dann ging er wieder zu seiner Mannschaft.
Nebenbei hörte ich ihn seufzen. >Ich wäre auch gerne so hübsch.< Ich legte einen Arm um ihn und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. >Das bist du doch.< Dann fügte ich noch hinzu: >Und das wird auch bald einer sehen.< Sam gab mir einen Kuss auf den Scheitel. Auch wenn er immer so fröhlich, lebendig und aufgeschlossen wirkt, hat Sam trotzdem viel auf seinen Schultern zu tragen, schon alleine, weil sein Vater ihn nicht so akzeptiert, wie er ist. Generell wirkt seine Familie recht abgeneigt gegenüber diesem Thema, selbst als ich mal bei ihm übernachtet habe, lästerte seine Familie indirekt über das Schwul sein. Seine Mutter ist danach wutentbrannt aus dem Esszimmer gestürmt und hatte geschrien: >Verlasst sofort mein Haus!< Wenigstens war seine Mutter auf seiner Seite.
Warum auch immer Sam so komisch auf meine Antwort über Ryan reagiert hatte, werde ich wahrscheinlich erst irgendwann erfahren. >Hey, weißt du was?<, fragte ich ihn. >Na?< >Wir können heute auch einfach bei mir übernachten. Meine Mom hat bestimmt nichts dagegen...< Er zog die Stirn kraus. >Ich weiß nicht. Was ist mit der Party?< Sam wusste ganz genau, dass ich nur gelogen habe, als ich sagte, ich könne nicht. Aber er wollte hin. >Das soll jetzt nicht böse klingen, aber ich denke nicht, dass Ryan oder sonst wär dort sein wird.< Er ließ die Schultern hängen. >Da hast du Recht.<
Im selben Moment hellte sich sein Gesicht wieder auf. >Okay, lass uns eine Pyjama-Party schmeißen!< Ich grinste. >Supi!< Er ergriff meine Hand und führte mich von der Tribüne runter, so dass wir zum Parkplatz gehen konnten, der vollgestopft war, wie eine Sardinenbüchse. >Nimmt uns Jayden mit?<, fragte Sam vielsagend. Ich piekte ihm in die Seite, worauf er zusammenzuckte. >Nein, der ist bestimmt noch unterwegs.<
Seitdem Jayden mich beim Sportplatz aufgegabelt hatte, ist unsere Beziehung... distanzierter. Er ging mir aus dem Weg, so wie ich ihm, er warf mir böse Blicke zu oder beachtete mich überhaupt nicht. Einmal ist er sogar an mir vorbeispaziert, ohne irgendein Anzeichen, dass er mich bemerkt hätte. Danach hatte selbst Kaden mir einen verwirrten Blick zugeworfen, weil die Scott-Geschwister nicht dafür bekannt sind, sich mal nicht zu ärgern und mal nicht den ganzen Flur zu unterhalten. Ich meine, hallo! selbst Kaden bemerkte es! Noch mehr als entschuldigen kann ich mich auch nicht. Aber wenn ihr jetzt denkt, dass Jayden übertreibt, kann ich euch leider nicht Recht geben, denn er hatte allen Grund für sein Misstrauen. Und lag damit sogar richtig, na gut, nur teilweise. Er ging natürlich nur vom schlimmsten aus.
Sam riss mich aus meinen Gedanken, indem er mir seine Tasche in die Hand drückte. >Ich muss den irgendwo haben...< Ich bemerkte erst jetzt, dass wir uns schon an seinem Auto befanden, das im Mondschein glitzerte wie glänzendes Obsidian. >Ha, habe sie!< Fröhlich klimperte er mit seinen Schlüssel und ließ sich auf seinen Sitz fallen... der Beifahrersitz. >Fährst du?< Ich stöhnte und verdrehte die Augen. Ich wollte jetzt kein Auto fahren, denn ich war viel zu müde und außerdem, wer will schon mit einem alten Volvo gesehen werden? Aber Sam hatte ihn frisch lackiert und sah damit wenigstens nicht mehr ganz so reif für den Schrottplatz aus.
Ich schluckte die aufkeimende Oberflächlichkeit hinunter und stieg ebenfalls ein. Gleich, als ich den Motor startete, stellte Sam das Radio an, woraus dröhnend Toxic von Britney Spears kam. Jeah, mein Lieblingssong (hust, hust, nicht). Dementsprechend verlief die Fahrt auch: nämlich öde und laaannnggg. Sam nuschelte oder sang die ganze Zeit mit, während er auf sein Handy tippte. Ich war gereizt und hatte Hunger, dennoch zeigte (versuchte) ich es Sam nicht zu zeigen, weil ich wusste, dass er jetzt Aufmunterung dringend gebrauchen könnte. Und was wäre jetzt nicht besser als; Chips, Schokolade und Damon Salvatore? Sams absolute Lieblingskombination.
Mit quietschenden Reifen kamen wir an und Sam sprang tänzelnd hinaus, auf dem Weg zur Tür, hinein in die gute Stube. Natürlich roch es hier angenehm nach Essen, denn meine Mom hatte frei und kochte deswegen etwas Leckeres für uns. Diesmal roch es nach gebratenen Hähnchenkeulen. >Mom, ich bin wieder da!<, brüllte ich. >Oh, Hallo mein Schatz!<, brüllte sie fröhlich zurück. Sam und ich gingen durchs Wohnzimmer in die Küche. >Mom, Sam übernachtet heute hier, ist das ok?< Mit dem Pfannenwender und ihrer Kochschürze, drehte sie sich lächelnd zu uns um. >Na klar!< >Wollt ihr gleich mitessen?< Heftig nickte ich. Meine Mom lachte auf, also vermute ich mal, dass Sam hinter mir auch eifrig nickte.
***
>Boh, so vollgefressen war ich schon lange nicht mehr.<, sagte Sam ätzend und ließ sich auf meiner Couch nieder. Ich fasste mir an den Bauch und plumpste angestrengt auf meinen Drehstuhl. >Da kann ich dir nur zustimmen.< Meine Mom hatte wie zu erwarten Hähnchenkeulen gemacht, mit Süßkartoffeln und Blumenkohl mit brauner Butter. Wir hatten uns so viel auf die Teller gemacht, dass wir für Jayden fast gar nichts mehr übriggelassen haben. >Das war's denn mit meiner Diät.<, sagte Sam und robbte sich hoch. So wie er das machte, musste ich mir tatsächlich das Lachen verkneifen. >Was für eine Diät? Du isst doch fast jeden Tag Pommes.< Sam fixierte mich kurz finster. >Das nennt man "Schummel Tag".< >Du meinst wohl eher "Schummel Tage".< Jetzt bewarf er mich mit einem Kissen. >Und außerdem sind wir jung, da können wir so viele Schummel Tage haben, wie wir wollen. Wenn man jung ist, sollte man das genießen. Wir werden noch schnell genug alt.<, sagte ich, während ich ihm mit dem Kissen zurück abwarf. Er legte es sich auf den Bauch.
>Guter Witz, aber wenn man die Boys beeindrucken möchte, mit seinem Sexy Body, dann muss ich auch etwas dafür tun.< Ich verdrehte die Augen. >Aber ist das nicht scheiß egal, was andere von einem denken? Du musst dir gefallen...< >Ach Ronnie, hör auf mit deinem Blümchen Geschwafel. Ich leg dir jetzt mal die harten Fakten auf den Tisch.<, sagte er und setzte sich aufrechter hin. Ich zog amüsiert eine Augenbraue nach oben.
Gerade, als er schon beginnen wollte, klingelte es unten. Ich stand auf, weil ich nicht denke, dass meine Mom hingehen wird. >Merk dir deinen Satz. Ich will unbedingt deine Tipps für den Sommer hören.< Ich hörte noch, wie Sam >Ha Ha.< sagte, während ich die Treppe hinunter, zur Tür ging. Eigentlich hatte Jayden seinen Schlüssel mit, es sei denn, er hatte ihn wieder vergessen. So typisch.
Ich riss sie schwungvoll auf, um Jayden eine Standpauke zu erteilen, hielt aber inne, als ich die Person entdeckte. >Ayden?< Er lächelte mich breit an und zeigte mir eine große Tüte Käse-Tortillas. >Ist zufällig noch ein Platz für mich oben?< Ich fing selber an breit zu lächeln und zog ihn schnell in eine Umarmung, bevor ich ihn mit reinzog. >Was machst du hier? Ich dachte, ihr geht noch auf die große Party?< Ayden streifte sich die Schuhe ab. >Na ja,...< >Ayden!< Sam kam wie ein kleines Kind hinunter gelaufen und überfiel ihn von hinten stürmisch. >O Mein Gott, was machst du hier?< Er nahm seine an bodenliegende Tasche und schulterte sie. >Das wollte ich auch gerade Ron erzählen.< >Wollen wir sonst erst mal nach oben?<, fragte ich. >Ja!< Sam nahm Ayden bei der Hand und zog ihn mit nach oben, zu meinem Zimmer.
Ayden schmiss seine Tasche in die Ecke. >Also, ich wollte eigentlich noch auf die Party gehen, besonders wegen Gwen, aber als ich gemerkt habe, dass ihr nicht mitkommt, dachte ich mir schon wo ihr seid.< Ayden ließ sich sichtlich erschöpft auf die Couch fallen. >Und außerdem bin ich viel zu kaputt, um jetzt noch zu feiern, ich frag mich, wie die anderen das schaffen.< Sam sprang begeistert auf. >Das haben wir ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht! Was wollen wir gucken?< Ayden und ich lachten. >Ein Baller Film wäre jetzt gut.<, sagte Ayden. >Hast du sowas da?< >Mhm, ich müsste mal bei Jayden gucken.< >Ich mach das!<, sagte Sam. >Nein, ich mach das.<, sagte ich mit Nachdruck.
Wer weiß, was er dort alles anstellen würde. Vielleicht ein Video von sich drehen? Oder Jaydens Unterhose anziehen? >Ich glaub, er hat sich letztens John Wick gekauft.< >Uh, ist der nicht erst ab achtzehn?< >Muss doch niemand erfahren.< Dank Jayden, konnte ich auch Filme ab 18 schauen. Ein Vorteil, wenn man einen großen Bruder hatte.
Halöle👐
Ich melde mich wieder zurück.😆
Ich hatte diese Woche leider keine Zeit gehabt, weiter daran zu arbeiten.
Ich hoffe, es gefällt euch, auch wenn es recht unspektakulär ist.❤
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top