5.

Während Thomas vor ihr die Treppen hinauf stieg und sie ihn eingehend betrachtete, fiel Suki auf, dass sie ihn in diesem lotterhaften Aufzug unmöglich der Menschheit präsentieren konnte. Sie selbst hatte sich zwar bereits mehr oder weniger an seinen muffigen Geruch gewöhnt, aber der Taxifahrer würde schon schräg gucken, wenn sie plötzlich mit einem Landstreicher aus dem vorigen Jahrhundert aufkreuzen würde! Also pellte sie sich umständlich aus ihrem dunkelgrünen Wollmantel und lief ihm mit flinken Schritten und ausgestrecktem Arm hinterher, nachdem sie die Treppe hinter sich gelassen hatten.

„Thomas, warte mal!", rief sie und hielt ihm den Mantel hin, als er stehen blieb und sich zur umwandte. Fragend huschte sein Blick von dem Kleidungsstück in ihrer Hand zu ihrem Gesicht und wieder zurück. „Du siehst nicht gerade vertrauenserweckend in den Sachen aus, und außerdem ist es saukalt draußen. Äh, noch kälter, als hier drin... Komm, zieh den über."

Mit einem Ausdruck, als hätte sie ihn persönlich beleidigt, schaute er auf sie hinab und erwiderte, dass es sich nicht schickte, eine Dame frieren zu lassen, drehte sich mit einer geschmeidigen Bewegung von ihr weg und ging weiter, ohne sich noch einmal umzuschauen, auf die Eingangstür zu. Suki stöhnte genervt, behielt aber den Mantel weiterhin unter den Arm geklemmt, denn sie trug über ihrem Kleid ja zum Glück noch ihre dicke, flauschige Strickjacke. Ja, oben herum war ihr warm genug, dachte sie gerade, als Thomas die Haustür öffnete und ihnen der eisige Wind entgegen schlug. Nach wenigen Schritten durch die schneidende Kälte griff Thomas wortlos und ohne sie anzusehen nach ihrem Mantel und zog ihn an. Suki lächelte zufrieden und wühlte in ihrem Rucksack nach ihren Reinigungstüchern.

„Moment mal, da wär noch was!", sagte sie leise und Thomas schaute fragend zu ihr runter.

Sanft legte sie ihre Hand an sein Kinn, damit er still hielt und fing an, mit der anderen sein Gesicht zu säubern - da sie selbst recht groß war und zudem hohe Absätze trug, hatte er sich dazu nicht einmal hinunterbeugen müssen. Sie spürte, wie ihr Herz plötzlich anfing schneller zu schlagen. Obwohl sie vorher schon das Gefühl hatte, dass der Schock langsam abfiel, aber das jetzt war etwas ganz anderes! Keine Furcht, sondern viel mehr das leichte Aufflackern von Zuneigung. Schnell schalt sie sich dafür und atmete tief durch, um wieder etwas runter zu kommen.

„Danke", murmelte Thomas verlegen.

„Kein Problem, zuhause kannst du duschen", gab sie leise zurück.

Das war auch dringend nötig! Plötzlich riss Thomas die Augen auf und huschte hinter Suki, ganz so als wollte sich hinter der großen Frau verstecken.

„Was um Himmels Willen...!", japste er, als das Taxi forsch anbrauste und vor der Auffahrt hielt.

Suki verzog das Gesicht, denn Thomas Finger krallten sich schmerzhaft in ihre Oberarme und er zitterte, genauso, wie sie, nur dass es bei ihm wohl weniger die Kälte verursachte, die ihm in die Knochen kroch!

„Hey, haben sie Zuwachs bekommen? Da bin ich aber froh!", begrüßte sie der Taxifahrer. „Was ist mit dir, Kumpel? Bisschen schreckhaft, was?"

„Thomas, komm!", zischte Suki und schob den größeren Mann energisch zum Wagen.

Er setzte sich hinein und blickte sich staunend um, Suki krabbelte neben ihn auf den Rücksitz.

„Fahren sie einfach zurück ins Dorf", fuhr Suki den Taxifahrer an, der Thomas mit geweiteten Augen offen stehendem Mund anstarrte.

„Okay, Lady", knurrte der, nachdem er sich wieder gefangen hatte und fuhr los.

Als die ersten Häuser auftauchten, griff der hübsche Mann aus einer anderen Zeit ganz automatisch nach Sukis Hand und riss ehrfürchtig die Augen auf. Suki zuckte zusammen, schaute kurz nach unten zwischen sich und den Thomas, ließ es aber zu.

„Verdammt, da vorne ist alles dicht. Was ist denn heute nur los in unserem Kaff?", brummte der Taxifahrer, während der englische Adlige leise Geräusche des Staunens von sich gab.

Ein Bagger fuhr über eine Baustelle, der Lärm drang bis in den Innenraum des Wagens und Thomas klebte förmlich mit der Nase an der Fensterscheibe. Suki seufzte und flüsterte: „Thomas, bitte!"

Er drehte den Kopf zu ihr, guckte sie überrascht an, als würde er jetzt erst merken, dass sie da war. Dann fiel sein Blick auf ihre Hand, die er fest umschlossen hatte, und zog seine schnell zurück.

„Es ist nur...es ist alles... so neu für mich", flüsterte er entschuldigend.

„Ich weiß. Ich werde dir helfen, dich zurecht zu finden", erwiderte Suki zuversichtlich lächelnd.

Moment! Was sagte sie denn da bitte schön? Ihr war doch klar, dass das nicht von Dauer sein konnte und sie ihn irgendwann würde zurückschicken müssen! Doch schon bei dem Gedanken daran wurde sie unendlich traurig. Immer wieder wägte sie in ihrem Kopf das Für und Wider ab, dabei war ihre Entscheidung doch schon längst gefallen. Sie konnte ihn einfach nicht zurückschicken. Viel zu lange hatte sie mit Wina darauf hingearbeitet, ihn möglicherweise zu finden. Viel zu lange hatten sie sich mit Allerdale Hall und dessen Geheimnissen und Bewohnern beschäftigt. Vor allem ihm, Sir Thomas Sharpe...

Nun, alleine konnte sie ihn unmöglich lassen. Thomas dieser Welt völlig auf sich gestellt auszusetzen, wäre einfach grausam gewesen und absolut tabu. Aber das bedeutete, dass sie ihn mit nach Hause nehmen musste, die Abreise war für den Nachmittag geplant, damit sie Abends das Video bei YouTube hochladen konnte. Thomas, ein Souvenir aus England...Suki wurde übel. Na super, dachte sie, selbst schuld! Rufe den Teufel, und du wirst ihn nie wieder los! Doch als sie Thomas wieder anschaute, wurde ihr warm ums Herz. Wie ein Teufel wirkte er überhaupt nicht, nein, er staunte immer noch über ihre Welt und war dabei sogar ziemlich niedlich!

In der Pension hatte Suki Glück. Die Wirtin war gerade in einem Nebenraum verschwunden, sodass sie ihn unbemerkt durch den Empfangsbereich schmuggeln konnte. Auf dem Zimmer erklärte sie dem Engländer, wie die Dusche funktionierte und grinste dann über seine freudigen Ausbrüche, während das warme Wasser auf ihn niederprasselte. Nun brauchte er noch frische Klamotten. Sie trug vorwiegend Kleider, darin würde er wohl ziemlich albern aussehen, also musste sie sich etwas einfallen lassen. Widerwillig ging sie zu Nils rüber und klopfte energisch.

„Nils, ich brauche deine Hilfe!", rief sie, denn sie hatte eine Idee.

Nils kannte Thomas nicht, der Kameramann interessierte sich null für die Hintergründe der Frauen und filmte nur. Er hatte vielleicht gestern den Namen aufgeschnappt, aber Suki war sich sicher, dass in Nils' Gehirnwindungen kein Platz für logische Schlussfolgerungen war. Als er völlig verkatert und in Unterhosen öffnete, stöhnte Suki kurz genervt auf.

„Morgen... Ich brauch Klamotten", gab sie knapp zum Besten.

Zuerst schaute er sie völlig verdattert an, konnte ihr offenbar nicht folgen, doch dann schlich sich dieses ekelhafte Grinsen auf sein Gesicht.

„Für den Schwulen? Mann ey, ihr seid das Gespräch der Stadt!", gab Nils zurück. „Was hast du gemacht, ihn mit einem Dildo entjungfert?"

„Hast du uns etwa gehört?! Tut mir schrecklich leid, wir haben wirklich versucht leise zu sein... aber du weißt ja, wie das ist... ", schloss sie schulterzuckend und mit einem völlig unbeeindruckten Gesichtsausdruck, was Nils völlig irritierte, hielt er sie doch für eine frigide Emanze. Sie nahm dies mit Genugtuung wahr, fuhr aber ernst fort: „Die sind nicht für Jamie...hab gestern Nacht noch einen neuen Praktikanten aufgetan." 

„Hä?", murrte Nils. „Mitten in der Nacht?"

„Gib mir einfach ne Hose und nen Pulli von dir!", verlangte Suki.

Nils stöhnte, rieb sich über die Augen.

„Babyyy...wo bleibst du denn?", hörte Suki nun eine Frauenstimme rufen.

Klar, seine Eroberung war noch da! Nils verzog das Gesicht.

„Moment...", murmelte er, verschwand hinter der angelehnten Tür, um nur wenige Augenblicke später mit einem Stapel Kleidung im Arm wieder vor ihr aufzutauchen.

„Hab noch ne Boxer drauf gepackt. Seine hast du doch bestimmt zerrissen, oder?", grinste er süffisant. „Was hat der, was ich nicht habe..." schloß er dann seufzend.

„Anstand", gab Suki zurück. „Und dass er keine Klamotten hat, liegt nicht am wilden Sex."

„Ihr seid echt lahm! Was ist denn dabei, ein bisschen Sex zu haben, wenn man unterwegs ist?", gab Nils maulend zurück.

„Und was sagt deine Verlobte dazu?", hakte Suki nach und nahm ihm die Klamotten ab.

„Das kriegt die ja nicht mit."

„Na super. Dann versuch's doch mal bei Bibi, vielleicht läßt die sich leichter flach legen."

„Ey, nu sei nicht so!", quakte Nils, doch Suki war schon wieder über den Flur zu ihrem Zimmer gelaufen.

Sie wollte gerade die Tür öffnen, besann sich aber und klopfte. Keine Antwort, doch auch kein Wasserrauschen mehr - die Pension war ziemlich hellhörig. Suki klopfte lauter- immer noch nichts. Dann drückte sie die Klinke langsam hinunter, schlüpfte schnell wieder in das Zimmer und zog im nächsten Moment auch schon scharf die Luft ein. Sie schloß die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, ließ ihren Kopf nach hinten gegen das Holz sinken. Denn bei dem Anblick des schönen Mannes, der nach ihrem Duschgel duftete und in ihrem Bademantel mit den Jack-Skellington-Köpfen auf dem Bett lag und schlief, war ihr die Luft weg geblieben. Der Bademantel war ein wenig zur Seite gerutscht, sodass sie gar nicht anders konnte, als hinzugucken, was sich zwischen seinen langen, schlanken Beinen befand. Sie schluckte schwer, denn nun wurde ihr bewußt, dass Nils recht hatte. Nicht in seiner Zügellosigkeit, dennoch brauchte sie Sex. Mittlerweile war die Durststrecke verdammt lang...und dann...ausgerechnet dieser Mann!

Der Youtube- Ratgeber lag neben Thomas, anscheinend hatte er darin gelesen und war dabei eingeschlafen. Er musste fürchterlich erschöpft sein, nach all den Eindrücken dieser neuen, für ihn völlig fremden Welt, hinzu kam noch das Wissen, dass er eigentlich tot sein müsste! Dennoch sah er erholt und rosig aus.

Suki richtete zuerst ganz vorsichtig den Bademantel, sie wollte ja nicht, dass er wach wurde, wenn sie gerade ihre Hand so nahe an seinem Schritt hatte. Dann legte sie sachte eine ihre Fingerspitzen auf seinen Arm und sagte leise seinen Namen. Er zuckte sofort zusammen und fuhr hoch, dabei rutsche die Seite des Mantels schon wieder beiseite!

„Edith!", rief er und hatte beim Hochschrecken reflexartig ihr Handgelenk gepackt, hielt es in seinem festen Griff.

„Nein, ich bin es... Suki", wisperte sie und schaute dann auf seine Finger, die sie fest umklammert hielten. Seine Knöchel traten schon weiß hervor. „Lässt du mich bitte los? Du... tust mir weh..."

Blitzschnell, als hätte er sich an ihr verbrannt, ließ er ihre Hand los. „Suki?", er kniff die Augen zusammen und sie wurde ganz kribbelig, da er sich gar nicht darum scherte, dass er ihr, dieses Mal im wachen Zustand, seinen unbedeckten Intimbereich präsentierte.

Schnell warf sie den Stapel Klamotten auf seinen Schoß.

„Hier, habe dir was zum Anziehen besorgt...probier's mal an", hauchte sie und heftete ihren Blick auf die hinter ihm liegende Wand.

Er blickte auf die Jeans und den dunklen Pullover, als wäre das Zeug bedrohlich. Hob den Pulli hoch.

„YOLO?", fragte er irritiert.

Suki war froh, dass die Jeans immer noch seine Kronjuwelen bedeckte und antwortete: „You only live... ach du liebe Zeit...", schloß sie kichernd, versuchte es sich noch verkneifen, aber es war schon zu spät. Das Kichern ging in ein Lachen über und kurz durchfuhr sie ein stechender Schmerz im Oberbauch, ließ sie kurz stocken „Aua...", japste sie immer noch giggelnd und legte sich eine Hand auf die schmerzende Stelle, weil sie einfach nicht aufhören konnte.

Allmählich wurde sie lauter und lauter. Schließlich krümmte sich Suki aus vollem Halse lachend, während Thomas sie ansah, als wäre sie komplett verrückt geworden. Naja... so abwegig war das auch wieder nicht. Sie hatte einen Geist zum Leben erweckt... Einen Geist. Sollte sie davon irgendjemandem außer Wina erzählen, würden sie sie wahrscheinlich direkt in die Geschlossene sperren. Die Zeiten, in denen man Frauen wie sie auf den Scheiterhaufen gestellt hatte, waren ja zum Glück lange vorbei!

„You...", begann sie nochmal und japste nach Luft.

„You?", fragte er und sie wischte sich keuchend und mit zittrigen Fingern die Tränen aus dem Gesicht.

„You ohhh...only...", lachte sie weiter.

„For Christ's sake!", zischte er nun genervt und sah sie finster an. „Beruhige dich, Suki, Frau aus der Zukunft!"

„Ich versuch's, aber...", setzte sie an und endete wieder in einer Lachsalve.

Nun stand Thomas auf und bevor ihr Blick wieder auf seinen Lendenbereich fallen konnte, drehte sie sich schnell zum Fenster und spürte wie Hitze in ihr aufstieg. Erst beim Anblick des winterlichen Tages konnte sie sich etwas beruhigen, hörte Thomas hinter ihr rascheln.

„You only live once", sagte sie leise, nachdem sie mehrere Male tief durchgeatmet hatte.

„Was?", fragte er.

„YOLO. Steht für: You only live once."

Stille. Und dann ein leises Prusten, als würde Thomas krampfhaft ein Lachen unterdrücken, so wie sie vor wenigen Augenblicken. Suki drehte sich zu ihm um, sah, dass er in Hochwasserhosen und YOLO- Pulli vor dem Spiegel stand. Sein Gesicht zuckte, und als sich ihre Blicke im Spiegel trafen, war es vorbei. Thomas lachte laut und Suki ebenfalls. Der große Kerl zeigte auf das Logo und kicherte:

„YOLO!", und Suki heulte amüsiert auf.

Plötzlich hämmerte jemand gegen die Tür. Beide zuckten zusammen, als wären sie bei etwas Verbotenem erwischt worden. Suki huschte an Thomas vorbei und öffnete. Was blieb ihr auch anderes übrig? Doch es war nur Nils, der sich ohne ein Wort an sie zu richten an ihr vorbei ins Zimmer schob und Thomas musterte, der sich die Lachtränen wegwischte und immer noch leise aufstoßen musste.

„Ach, du bist Sukis neuer Stecher, hm?", grinste Nils. „Oh, ich vergaß, die läßt sich ja nicht stechen!"

Nun verdunkelte sich Thomas' Blick und er erwiderte brummig: „Ich steche nichts. Ich filme. Und außerdem haben sie sich noch nicht vorgestellt, junger Mann!"

Suki nickte, schaute zwischen den beiden Männern hin und her.

„Und Thomas filmt gar nicht so schlecht. Breaking News: Es gibt auch Typen, die nicht sofort mit einer Frau ins Bett wollen!", gab sie in Richtung des Kameramannes zischend zurück.

„Um Gottes Willen, worüber reden wir hier?", erwiderte Thomas entsetzt und bedachte sie mit einem schockierten Blick.

Ohne ihn anzusehen, tätschelte sie beruhigend die Schulter des großen Mannes „Was willst du, Nils?", blaffte Suki dann Nils an, ohne auf Thomas Frage einzugehen.

„Naja, ich...also...Joanna hat mich gebeten, noch ein paar Tage zu bleiben. Den restlichen Schnitt schafft ihr doch alleine, oder? Äh... wo ist Eddie eigentlich?"

Suki zog die Augenbrauen hoch.

„Nenn Wina nicht Eddie, das hasst sie! Hat sie dir nicht Bescheid gesagt?"

„Ähm...kann mich nicht dran erinnern."

„Thies hatte einen Herzinfarkt und sie ist zu ihm gefahren. Und zu dem Schneiden - ja, dass schaffen Thomas und ich. Wie gesagt, ist er ein Naturtalent. Und er will noch nicht mal Kohle...", überlegte die Rothaarige.

„Was soll ich mit Kohle?",  fragte Thomas verwundert.

„Geld, Thomas. Also, wenn ich es mir recht überlege - ja, ich denke, Wina würde es auch begrüßen. Nils, hiermit bist du gekündigt. Gib mir bitte dein Rückfahrticket für heute."

Nils schnaubte: „Bist du bescheuert? Nur, weil ich gesagt hab, dass du aussiehst, wie ne Klosterschülerin?"

Dabei war er einen Schritt auf die größere Frau zugegangen, doch Thomas schob sich dazwischen. Allerdings hatte Suki nicht die geringste Angst vor Nils. Selbst ohne die hohen Absätze war sie fast genauso groß wie er. Mit hochgezogenen Brauen schaute sie ihm direkt in die Augen als wollte sie sagen Willst du mich mit dem Auftritt allen Ernstes beeindrucken?

„Beruhigen sie sich, Mr...?" richtete nun Thomas das Wort an den kleineren Mann.

Nils wich zurück, wühlte in seiner Tasche und warf einen zerknüllten Zettel auf den Boden.

„Hier haste dein Scheiß Ticket, Suki! Viel Spaß noch mit deinem steifen Kerl da."

Dann rauschte er ab.

                                                                                                °°°

Thies beobachtete seine Frau, während sie schlief. Sah, dass sie ab und zu zusammen zuckte, was sie früher nur selten getan hatte, erst, seitdem sie mit Suki diese Geisterjäger- Geschichte machte. Natürlich glaubte er nicht an Geister, aber er war oft Zeuge von Winas Fähigkeiten, Emotionen wahr zu nehmen, gewesen und machte sich Sorgen um ihr Wohlbefinden. Zuerst hatte er Suki dafür verantwortlich gemacht, doch dann hatte er Bücher bei Wina gefunden, die sie lange, bevor sie Suki kennen gelernt hatte, gekauft hatte. Und hatte sich eingestehen müssen, dass seine Frau dem Okkulten schon seit ihrer Hochzeit zugetan war. Alles betteln, appellieren an ihre Vernunft hatte nix geholfen, das Ultimatum, welches sie so schocken sollte, dass sie von ihrem Weg abkommen würde- nein, Wina hatte es durchgezogen und nun war ihm nur noch die Kapitulation geblieben. Er würde sich einfach im Hintergrund halten, ihr zuhören, ohne ihre Ideen ins Lächerliche zu ziehen und vielleicht würde sie sich irgendwann besinnen und die Geister lassen. Sanft küsste er ihre Hand und sie seufzte leise. Thies schloß die Augen und während er weiter ihre Finger liebkoste, dachte er an die süße Schwesternschülerin, die ihm vor zwanzig Jahren im Studentenwohnheim vorgestellt wurde und ihn mit ihren großen, warmen Augen verzaubert hatte. Sodass er seine damalige on- off Beziehung, die sowieso nicht mehr gut gelaufen war, beendet hatte, um der jüngeren Frau mit dem altmodischen Namen den Hof zu machen. Edwina war verdammt schüchtern gewesen und er sehr zurückhaltend, so hatte es ein Jahr gebraucht, bis aus Freundschaft und regelmäßigen Treffs mehr geworden war. Und auch nur, weil sein Kumpel ihn gefragt hatte, wie Wina im Bett wäre. Als er ehrlich geantwortet hatte, dass da nix lief, hatte sein Kumpel ihn ausgelacht. Daraufhin hatte Thies ihn in die Wüste geschickt und Wina bei der nächsten Gelegenheit geküsst. Ihre Reaktion hatte ihn völlig überrascht und sie hatten nicht mehr aufhören können, sich zu berühren, bis sie an diesem Tag noch miteinander geschlafen hatten.

Thies stöhnte auf und wunderte sich, dass er in dieser Situation heiß wurde. Aber der Arzt hatte recht gehabt, seit Wina da war, fühlte er sich gesund, nein, regelrecht fit! Er öffnete die Augen und zuckte zusammen, denn seine Frau schaute ihn grinsend an.

„Was machst du da?", fragte sie belustigt. „Brauchst du einen Schnuller?"

Uh...Flashback! Der erste Blowjob von ihr. Der ältere Mann schloß die Augen und knurrte gequält, denn nun regte sich etwas, das sich nicht regen sollte- hier!

„Geht es dir gut?", hauchte Wina erschrocken.

„Zu gut", flüsterte er. „Ich werde übermütig. Also...nicht ich, sondern..."

Er guckte Wina wieder an und grinste schief. Sie riss ihre Augen auf, Himmel, ja! dachte er, ich will sie, jetzt. Es ist zu lange her...

„Er hat immer noch ein schlechtes Timing...", erwiderte sie seufzend.

„Ich weiß!", gabThies leise zurück, „Immer dann, wenn er NICHT soll. Und umgekehrt..."

Wina strich ihm sanft über die bärtige Wange.

„Das war immer in Ordnung. Ich hab's nie persönlich genommen"

„Hm. Aber ich!", knurrte Thies und schloß die Augen.

Plötzlich entzog Wina ihm ihre feucht genuckelte Hand und lies sie unter die Decke wandern. Er griff sofort danach und zischte: „Nein! Die sehen alles!"

„Tun sie nicht. Sind gerade alle zu einem Notfall getürmt", erwiderte Wina belustigt und blinzelte.

„Wie gemein. Da liegt ein Mensch im Sterben, und wir...", seufzte Thies.

Doch er ließ ihre Hand los.

„Das Leben ist unfair...", hauchte Wina und strich über seinen nackten Bauch, sie hatten ihm das Flatterhemd im Krankenhauschic verkehrt herum angezogen, sodass sein Oberkörper frei lag.

Unten herum hatte er immerhin noch die Unterhose an, die aber ziemlich eng geworden war.

„Mäuschen...", knurrte der blonde Mann. „Das ist lieb von dir, aber ich glaube, doch keine gute Idee."

„Warum?"

Er deutete auf den Monitor. Ja, die Frequenz hatte zugenommen. Und als sich Winas Finger um seinen Penis schlossen, war er schon bei einem Puls von hundert. Wina ließ ihn los und tippte auf dem Monitor herum.

„So, Problem gelöst. Lass dich einfach fallen und genieße...", flüsterte sie in sein Ohr und küsste ihn dann, während ihre Hand wieder nach seinem Penis suchte.

Sie beobachtete ihn, während sie ihn weiter mit der Hand stimulierte.

„Guck lieber durch die Scheibe!", keuchte er.

„Du bist wichtiger. Ist es...okay? Geht es dir gut?", hauchte sie.

„Hm. Wird nicht laaa...uh" Thies keuchte auf und schon lief die warme Flüssigkeit über ihre Finger. „Ich war mächtig unter Dampf", bemerkte er entschuldigend.

„Jetzt besser?"

„Jetzt habe ich Lust auf ein Steak", gab er seufzend zu verstehen.

Wina lachte.

„Ich liebe dich."

„Nicht so sehr, wie ich dich...komm her, Maus", knurrte er und drückte sie fest an sich.

„Ich muss dich saubermachen", quakte sie, völlig umhüllt von seinen Armen, an seinen stämmigen Körper gedrückt- so, wie sie es liebte.

Thies bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. Dann schauten er sie an und murmelte: „Ich werde die Scheidung annulieren."

„Das geht doch nicht",  seufzte Wina.

„Dann heiraten wir eben noch einmal. Schau, mein Ring...sie haben ihn mir abgenommen, als ich eingeliefert wurde."

Er deutete auf den Nachtschrank und Wina zog die Schublade auf. Nahm den Ring und hing ihn an ihre Kette, an dem auch ihr Trauring baumelte. Thies blickte darauf.

„Du hast ihn auch immer dabei?", hauchte er.

„Natürlich. Er hat mir schon oft Glück gebracht. Ich geb dir deinen nach der OP wieder. So, jetzt mache ich dich sauber und dann frage ich mal nach, wann du endlich dran kommst!"

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