2.
Wina hatte den Rohschnitt schnell fertig, denn es war ja nicht viel Material zusammen gekommen. Schade, dass wir die zweite Schraubenattacke nicht drauf haben, dachte sie und machte es sich auf dem Bett gemütlich. Stopfte Eierlikörfässchen in sich hinein, wie immer, wenn sie frustriert war. Dabei wußte sie nicht mal genau, warum. Vielleicht wegen Suki, die sie eben nicht nur aufgesucht hatte, weil sie wegen der Aufnahme nachfragen wollte, sondern, weil sie in dem Überraschungsmoment wenigstens einen Bruchteil von Sukis Gefühlen wahrnehmen konnte. Zuerst war Wina das schlechte Gewissen wie eine Flutwelle entgegen geschlagen, doch ihre Freundin hatte sich schnell wieder im Griff gehabt und ihr wahres Gefühl mit einer leichten Freude übertüncht. Suki war wahnsinnig aufgeregt gewesen, was ihr gar nicht ähnlich sah. Die große, rothaarige Schönheit war normalerweise durch nichts zu beeindrucken, hatte sie doch schon zahlreiche furchteinflößende Stimmen, die direkt aus der Hölle zu stammen schienen, in ihrem Kopf gehabt. Wina war jedes Mal froh gewesen, dass sie selbst diese Dämonen „nur" spüren konnte.
Was hast du vor, Suke? dachte die kleine Frau und nahm sich das nächste Eierlikörfläschchen, die sie aus Deutschland „importiert" hatte. Sie halfen auch gegen Herzschmerz. Sie guckte das Foto an, dass auf ihrem Nachtschrank lag, und seufzte tief.
Thomas Sharpe. Der hübsche, englische Adlige mit der kriminellen Vergangenheit, der Suki und Wina zusammen geführt hatte. Beide Frauen hatten „Return to Allerdale Hall" gelesen und Suki hatte etwas dazu auf Twitter gepostet, Wina hatte geantwortet und so hatte es seinen Lauf genommen. Irgendwann, beim dritten oder vierten Treffen der beiden Frauen, hatten sie sich dann gegenseitig geoutet. Nicht nur Liebhaber der dunklen Materie zu sein, sondern selbst Fähigkeiten zu besitzen, die andere Menschen nicht hatten. So hatten sie beschlossen, sich zusammen zu tun und ihre übersinnlichen Skills zu nutzen, um irgendwann Thomas zu finden. Wenn sie genug Geld zusammen hätten, um die Reise nach England zu finanzieren, was zwei lange Jahre gedauert hatte und eine Ehe zerstört hatte.
Wina stöhnte. Ja, die Geister und ihre Idee, sich auf spirituelle Pfade zu begeben, waren ihrem neun Jahre älteren Ehemann Thies sauer aufgestoßen. Anfangs hatte er die Ambitionen seiner Frau nur belächelt und dachte wohl, sie würde nicht ernst machen, doch als Wina Suki kennen gelernt hatte, war sie erst richtig eingestiegen. Ab dem Zeitpunkt hatte sich das Ehepaar nur noch gestritten und dann hatte Thies irgendwann einmal verlangt: „Entweder die Geister oder ich! Ich will dich nicht mit diesem merkwürdigen Engländer teilen!"
„Jungfrau! Verdammt!", hörte Wina Suki nebenan fluchen und kicherte.
Plötzlich tauchte ein winziger Funken der Erkenntnis in ihrem Kopf auf, doch sie konnte diesen Gedanken nicht weiter verfolgen, denn das Telefon klingelte. Edwina zuckte erschrocken zusammen und schaute auf das Display. Eine deutsche Nummer! In Deutschland war es bereits zehn Uhr Abends und sie wunderte sich, denn die Nummer hatte die Durchwahl eines Amtes oder...
„Löwenstrom?", meldete sie sich alarmiert.
Ja, sie hatte Thies' Namen behalten, weil sie ihn so liebte. Den Namen oder Thies?, dachte sie und hörte eine nüchterne, weibliche Stimme fragen:
„Sind sie die Ehefrau von Thies Löwenstrom?"
„Ich war, bis vor acht Monaten", entgegnete Wina.
„Er hat sie aber als nächste Kontaktperson angegeben..."
„Ja, richtig, wir...sind noch...", hauchte sie, und ihr Herz begann vor Angst zu rasen.
Nach der Ansage von Thies war Wina zu Suki gezogen und zwei Wochen später hatte er ihr die Scheidungspapiere geschickt. Als sie darauf eingegangen war, hatte er sie angerufen und gefragt, ob sie es wirklich so wolle. Edwina hatte geantwortet, dass sie es nicht wolle, jedoch niemals von ihrem spirituellen Weg abweichen würde und Thies sich dem anpassen müßte. Daraufhin hatte Thies aufgelegt und sich ein paar Wochen lang nicht gemeldet gehabt. Irgendwann hatten sie dann zusammen vor den Anwalt treten müssen und danach waren sie in einem Restaurant essen gewesen. Beide hatten das Streitthema gemieden, so kamen sie mehr oder weniger gut miteinander aus, hatten immer noch fast täglich Kontakt. Wina schluchzte.
Die Frau am anderen Ende hatte sich mit jemanden unterhalten, Wina hörte Stimmen, ein Piepen und andere Geräusche im Hintergrund, die sie nur zu gut kannte.
„Was ist mit Thies?", fragte sie hohl.
„Ähm...ja, gib ihm noch ne halbe Ampulle. Entschuldigen sie, Frau Löwenstrom, hier ist die Hölle los. Ich bin Dr. Grohl, Ärztin auf der Intensivstation der Klinik St. Georg. Ihr Mann hat heute Vormittag einen Herzinfarkt erlitten. Es war zum Glück nicht allzu schlimm, seine Kollegen haben rechtzeitig reagiert. Ihm geht es den Umständen entsprechend gut und er ist bei Bewusstsein."
In Edwina's Kopf schwirrte es und sie bekam kaum noch Luft. Und ihr erster Gedanke war: Es ist meine Schuld. Ich habe ihm die letzten Jahre zur Hölle gemacht!
„Hallo? Hören sie mich?", hakte die Ärztin nach.
„Ja. Ich...komme zu ihnen", erwiderte Wina schnell. „Danke für die Nachricht."
„Kein Problem, er wollte, dass sie so schnell wie möglich Bescheid wissen- eher noch, als seine nächsten Angehörigen. Und er sagte ganz deutlich, dass sie seine Frau wären."
Wina's Herz machte einen Satz.
„Sagen sie Thies bitte, dass ich den nächsten Flug nach Hamburg nehme. Zur Not schwimme ich rüber!", entgegnete Wina energisch.
„Immer langsam! Er ist weit davon entfernt, zu sterben, aber wir müssen wohl operieren. Das erzähle ich ihnen aber, wenn sie hier sind."
Wina nickte, obwohl die Ärztin es nicht sehen konnte. Nachdem sie aufgelegt hatte, stopfte sie ein paar Sachen in ihren Rucksack und lief rüber zu Suki. Tränen rollten über ihr Gesicht, ihr war übel vor Angst um den Mann, mit dem sie fast zwanzig Jahre verheiratet gewesen war. Sie polterte gegen die Tür, während sie die Jacke überzog. Keine Reaktion.
„Suke?", rief die dralle Frau aufgeregt. „Bitte, mach auf, es ist ein Notfall."
Wina drückte die Klinke herunter, die Tür war abgeschlossen. Sie horchte an der Tür. Nichts. Dann lief sie die knarrende Treppe hinunter, die rotwangige, üppige Wirtin schaute sie erschrocken an.
„Rufen sie mir bitte ein Taxi zum Flughafen", orderte Wina. „Ist Ms. van Veer ausgegangen?"
Die Wirtin nickte.
„Vor fünf Minuten. Was ist denn passiert?"
„Ich muss zurück nach Deutschland, mein Mann...ist im Krankenhaus", erwiderte Wina, ihre Stimme brach fast.
„Das tut mir leid. Ich hoffe, sie bekommen einen Flug..."
„Das hoffe ich auch." Wina seufzte schwer, während sie Suke schrieb.
„Wo bist du? Muss zu Thies, er hatte einen Herzinfarkt. Der Rohschnitt ist fertig, du brauchst nur noch das neue Material drauf spielen. Nils hilft dir sicherlich. Viel Glück morgen!"
Sie überlegte, ob sie Suke um Verständnis bitten sollte. Doch tief im Inneren wußte sie, dass ihre Freundin längst durchschaut hatte, dass Wina ihren Ex noch liebte und dass sein Wohlbefinden wichtiger war, als Thomas Sharpes Geist. Wenn es überhaupt Thomas Sharpe war, in dem Postamt könnte sonst wer herum spuken! Das Taxi kam und Wina stieg ein.
°°°
Suki betrat den Pub. Er war voll, obwohl in dem Ort nicht viele Menschen lebten und es mitten in der Woche war. Naja, Donnerstag. Vielleicht war es für Engländer schon fast Wochenende? Nils hatte eine junge Frau im Schlepptau, die sich gelangweilt ihre Fingernägel anschaute, während er über irgendwas lamentierte.
Die ist bestimmt keine... dachte Suki. Sie hatte die Wirtin nach ihrem Sternzeichen gefragt, in der Hoffnung, dass das auch gelte, doch bei diesen Sachen konnte ein kleiner Fehler schon fatal sein. Aber es war ihre einzige Hoffnung, denn eine richtige Jungfrau würde sie sicher nicht finden. Nils war Stier, dass wußte sie. Er sah seine Chefin und winkte.
„Hey, Suke! Hier rüber!"
Ein paar Kerle drehten sich zu ihr um, einer grinste sie breit an, ein anderer musterte sie süffisant. Nervös strich sie sich die Haare aus dem Gesicht und ging zu Nils.
„Suke, das ist Joanna. Und das ist die berühmte Suki van Veer, Star der Show Friday's Most Haunted!"
„Kenn ich nich", brummte die Frau mit den langen, braunen Haaren.
„Kann ich verstehen, ist ja 'ne deutsche Sendung", erwiderte Suke.
„Echt, ihr seid deutsch? Hört man gar nicht", murmelte Joanna so gleichgültig, dass man es ihr kaum abnahm.
Suki zog die Augenbrauen hoch.
„Willst du auch jemanden abschleppen?" Nils grinste seine Chefin breit an.
„Ja, eine Jungfrau", gab Suke trocken zurück.
Nun prustete der junge Kerl sein Bier über das Dekolleté seiner neuen Bekanntschaft, die schrie auf und sprang vom Barhocker.
„Du dämliches Arschloch!", brüllte sie.
„Danke, Suke", knurrte Nils.
„Ist das meine Schuld?", erwiderte die Rothaarige.
Nils zuckte mit den Schultern.
„Ich dachte, du wolltest Briefe lesen?", fragte er.
„Hab's mir anders überlegt."
Suki seufzte und blickte sich um, während Nils zwei Bier bestellte. Er reichte ihr eins und sagte: „Hey, lass uns lieb zueinander sein. Schön, dass du hier bist!"
„Das kannst du gleich wieder vergessen!", knurrte Suke nun.
„Was?"
„Aus uns wird nichts. Du bist keine Jungfrau."
Nach einem kurzen, betretenen Schweigen schnappte Nils irritiert: „Du meinst das echt ernst?"
Suke nickte und trank einen Schluck. Einer der Bar- Typen musterte Nils und überlegte wohl, ob er einen Chance gegen ihn hätte.
„Der da...vielleicht", schlug Nils vor und zeigte auf einen bebrillten Nerd, der sich schüchtern umguckte.
„Muss nicht unbedingt eine männliche Jungfrau sein", gab Suki trocken zurück.
Nils kippte fast vom Barhocker.
„Wow! Kann ich zugucken? Ich bin auch...", setzte er überschwänglich an, doch Suki packte seinen Hals.
„Ganz bestimmt nicht, Dickhead. Jetzt beruhige dich, wir fallen auf."
Fünf Biere später begann Nils, immer wieder den Arm um Suki zu legen und ihr zuzuflüstern, dass er ja einfach so tun könne, als sei er unerfahren, wenn sie das so anmachen würde. Suki stieß ihn immer wieder fort und schließlich mischte sich einer der Bartypen ein, der einen starken Manchester- Akzent hatte.
„Vergiss die Braut, Kleiner. Die braucht einen Mann", tönte er und blinzelte Suki zu.
„Nope. Ganz im Gegenteil...", lallte Nils. „Die sucht ne Unberührte."
„Was?", fragte der Typ verwirrt.
„Ne fucking Jungfrau!", schrie Nils, als wären der Typ taub und nicht dumm.
Suki hatte die Toiletten schon entdeckt gehabt und schob sich energisch durch die Barbesucher, um möglichst schnell dahin zu gelangen. Nur weg von diesen Idioten, dachte sie, und hörte, wie der Manchestermann rief: „Ist hier jemand noch Jungfrau?"
Alle lachten. Suki stöhnte, ihr wurde heiß. Vor Wut! Die Dinge, die sie gerade mit Nils anstellen wollte, ließen die Ideen der Dämonen, denen sie begegnet war, ziemlich „Vanilla" aussehen. Sie lachte leise und stieß die Tür auf, sie knallte in den Rücken einer Wartenden und diese schrie schmerzgeplagt auf.
„Oh, verdammt...Sorry. Das bin so typisch ich", erklärte die Rothaarige beschämt und staunte über die Gestalt, die vor ihr stand.
So jemanden hätte sie hier in dieser furchtbar konservativen Bar nicht erwartet. Die Person guckte sie böse an. Suki lächelte und nun wurde sie freundlicher.
„Schon gut. Ist ziemlich voll hier", gab sie leise zurück.
Vor ihr war eine lange Schlange, doch die anderen Frauen schienen sie zu ignorieren.
„Absolut. Und ich bin da drin gerade Thema", erklärte die Rothaarige.
„Cool, dann bin ich es nicht mehr!", erwiderte die Unbekannte.
Sie reckte Suke die Hand entgegen und sagte: „Ich bin Jamie. Die einzige Transe in unserem Kaff."
„Suki. Nicht die einzige Rothaarige, aber wohl die Größte in dieser Bar."
Als die beiden endlich an der Reihe waren, die Kabinen zu betreten, hatten sie sich schon richtig in Rage gelacht. Jamie wartete, bis Suki fertig war und natürlich sorgte das Paar in der Kneipe für Aufsehen. Doch Suki war es egal. Jamie war einundzwanzig und hatte noch nie Sex gehabt, weil es keine Gelegenheit in dem Dorf gegeben hätte. Und der Alkohol betäubte ihr schlechtes Gewissen schlußendlich...
°°°
Wina stand zitternd am Terminal. Nein, Flüge gingen erst wieder am Morgen, hatte die Blondine am Schalter ihr näselnd erklärt und sie von oben bis unten angeschaut. Wina war in ihrer ausgebeulten Jogginghose und dem Schlabbershirt von Thies los gefahren. Das Letztere war immerhin vom Mantel verborgen, doch die puffige Hose, die in den Stiefeln steckte, sah einfach pennermäßig aus, und auch ihr vom Heulen verwischtes Make-Up ließ sie nicht gerade vertrauenswürdig rüber kommen. Sie guckte auf ihr Handy, Suki hatte noch nicht geantwortet. Nicht mal gelesen, sah sie, vielleicht war Suki ohne ihr Telefon losgezogen...
Ein schnieker Typ im Anzug trat an den Schalter. Wina verstand, dass er anscheinend eine Chartermaschine nach Hamburg wollte. In einer halben Stunde wäre diese soweit, grinste die Blondine den Typ an. Winas Herz klopfte schneller. Ohne lange nachzudenken erhob sie sich von dem Plastiksitz im Wartebereich und ging zu dem Kerl hinüber, der mit der Blondine flirtete.
„Entschuldigen sie?", fragte sie vorsichtig.
Ja, auch der Typ bedachte sie mit einem abschätzigen Blick.
„Mein Name ist Edwina Löwenstrom. Ich muss dringend nach Hamburg und würde gerne mit ihnen fliegen, natürlich übernehme ich die Hälfte der Kosten", schloß sie fest und versuchte, seinem Blick standzuhalten.
Doch der veränderte sich plötzlich, er lächelte, während die Schalterblondine bei dem Wort „Kosten" losgeprustet hatte.
„Lowenstrom?", fragte er.
Edwina nickte. Sie kramte ihren Ausweis hervor und zeigte ihn dem Mann.
„Kennen sie Thies Lowenstrom?", fragte der Engländer.
„Er ist mein ex- äh...Ehemann", hauchte Wina.
„No! Really!", schoß es aus dem Mann heraus, den die Deutsche nicht zuordnen konnte. „Thies hat vor zwei Jahren mein Stadthaus in Hamburg gebaut! Toller Typ! Natürlich können sie mit!"
Nun guckte die Blondine überrascht. Ja, Edwina war mit einem betuchten Star- Architekt verheiratet! Den sie niemals um Geld anbetteln würde, sie hatte auch seinen Unterhalt abgelehnt, weil sie der Meinung gewesen war, sie würde es allein schaffen. Dies war jetzt eine Ausnahme, sie hatte nicht mal soviel Geld, um den Charterflug auch nur zu einem zehntel bezahlen zu können! Schon war ein Flugbegleiter da und brachte die beiden zum Hangar. Und Wina schickte ein Dankeschön ans Universum.
°°°
Suke war leise in ihr Zimmer geschlichen, um Wina nicht zu wecken, die sicher schon schlief. Genau wie die Wirtin, nun, es war halb drei, genau die richtige Zeit, um einen Zauber zu vollführen! Jamie war total stoned gewesen und hatte nicht mal mitbekommen, dass Suki ihm Blut abgenommen hatte. Zufällig hatten Suki und Edwina auch den selben Beruf erlernt- Krankenpflegerin. Und diese hatten immer Material zur Blutentnahme in den Taschen...Suki lachte leise. Natürlich nicht! Sie hatte es vorsichtshalber eingesteckt. Weil sie davon geträumt hatte! Und nun sollte es wahr werden, sie würde mit Thomas sprechen können!
Sorgfältig mischte sie die Zutaten, zuerst die pflanzlichen Bestandteile, dann gab sie etwas von dem getrockneten Blut in die Schale und zum Schluß das Jungfrauenblut, vermischt mit ihrer eigenen Spucke. Leise sagte sie die unheilvoll klingenden Worte auf, die in dem Buch geschrieben standen, immer darauf bedacht, sie auch ja deutlich auszusprechen - nicht auszudenken, was alles hätte passieren können, wenn sie nur eine Silbe falsch betont hätte - und entzündete die Mischung. Sie verteilte den Rauch in alle vier Himmelsrichtungen und raunte: „Thomas Sharpe, ich, Suki van Veer, rufe dich! Erscheine!"
Der übel riechende Rauch breitete sich aus und waberte durch das Zimmer. Sie hielt die Luft an und erwartete, bald eine durchscheinende Gestalt erkennen zu können. Minuten zogen sich dahin, wie Stunden, doch kein Geist, weit und breit!
„Thomas! Komm zu mir! Dein Blut zwingt dich, mir zu gehorchen!", erklärte Suki etwas lauter.
Sie lauschte. Wedelte wieder mit der Schale. Nichts passierte, außer, dass ihr von dem Gestank des Rauches langsam übel wurde. Nach dem alles verräuchert war, wartete sie noch eine Minute, bis sie zu dem Schluß kam, dass Jamie vielleicht doch keine Jungfrau mehr war. Oder vielleicht war es auch nicht Thomas' Blut gewesen, aber dann hätte ein anderer Geist erscheinen müssen. Sie öffnete das Fenster und ließ den Rauch abziehen. Vielleicht war irgendwas an der Mischung falsch gewesen?
Suki war viel zu aufgeregt, um zu schlafen, nahm ihr Buch und überprüfte das Rezept ein weiteres mal: „Durch die Belladonna wird das Blut des Geistes wieder belebt. Er kann sich an dem Ort manifestieren, an dem sich sein Blut befindet."
Sie schlug sich an den Kopf. Natürlich, Thomas würde ihr nur im Postamt erscheinen, weil...sie stockte. Manifestieren? Sie blätterte zurück. Ja, der Rufzauber war auf der vorherigen Seite, sie hatte das falsche Rezept benutzt! Und zwar:
Einen Geist zum Leben erwecken
Suki hielt die Luft an. Doch nein, das ging nicht. Sie glaubte an so Einiges, aber nicht daran, dass irgendjemand irgendwo auf dieser Welt toter Materie neues Leben einhauchen konnte!
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