Thirty-one.


Schnaufend schleppe ich die Einkäufe die knarrenden Treppen hinauf. An der letzten Stufe bleibe ich hängen. Die Taschen lasse ich fallen, nur um ich noch gerade rechtzeitig abzufangen, bevor mein Gesicht Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hätte.
Dabei sind meine Knie gegen die Kante geschlagen. Ein stechender Schmerz durchfährt meine Knochen, als ich mich aufraffe und mich umsehe.

Die Paprikas und Bananen liegen auf dem nächsten Absatz und auch die restlichen Lebensmittel liegen im Treppenhaus verteilt. Mich darüber ärgernd, dass ich mit dem Hochtragen nicht auf Harry gewartet habe, sammele ich alles auf und lege es vor die Wohnungstür. Das Obst sowie die Joghurts kann ich vergessen.

Fluchend trage ich zuerst die kaputten Dinge rein um dann auch den Rest nach und nach auf die Küchentheke zu legen. Durch den Sturz ist der meiste Dreck des Bodens nun an meinem hell blauen Kleid, welches nun farblich mit der Haut an meinen Beinen übereinstimmt.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich noch Zeit habe, bis Harry von der Arbeit zurückkommt. Nachdem ich alles im Kühlschrank und den Regalen verstaut habe, gehe ich mir rasch eine Bluse und eine Hose anziehen. So kann ich wenigstens meine geschundenen Knie verdecken.

Schnell mache ich mich noch einmal frisch, bevor ich das Mehrparteienhaus verlasse und mich auf den Weg in die Innenstadt mache.

Mittlerweile kenne ich einige Abkürzungen, weshalb ich nach einem recht kurzen Fußweg bereits mein Ziel erreicht habe.
Abermals streiche ich meine Kleidung glatt und richte meine Haare. Erst dann betrete ich die Kanzlei und steuere zielsicher auf Josephine zu. Eine etwas ältere, aber liebevolle Dame, die des Öfteren Urlaubsvertretung für die Sekretärin meines Noch-Ehemannes spielt.

Mit einem Lächeln auf den rot geschminkten Lippen frage ich sie, ob ich mit Dean sprechen könnte. Etwas perplex blickt Josephine mich an, bis sie mich, nach längerem Nachdenken, durchwinkt. Ausreden hätten ihr jetzt sowieso nicht geholfen, kenne ich doch seine Arbeitszeiten in und auswendig.

Zaghaft klopfe ich gegen die dunkle Holztür, nur um diese augenblicklich zu öffnen und einzutreten. Dean sieht mich nicht weniger verwundert an.

„Ich möchte meine Kinder sehen.“ Lege ich ihm mein Anliegen dar. Dabei versuche ich möglichst selbstbewusst zu wirken und lasse mich auf einen der Stühle, auf der anderen Seite des Schreibtisches, nieder. Der Brünette lockert seine Krawatte, bevor er verständnisvoll nickt.
„Deinen Wachhund hast du zu Hause gelassen?“
Auch wenn er es mit einem gehässigen Lächeln ausspricht, höre ich etwas Unsicherheit aus seiner Stimme. Viel zu lange kenne ich diesen Mann, als dass er mir dies verheimlichen kann. Ein kleines Grinsen umspielt meine Lippen, als mir klar wird, dass er – Dean Winchester- Angst vor Harry hat.

Ohne weiter darauf einzugehen fährt er fort und erklärt mir, er habe bereits einige Formalien herausgearbeitet.

„Du meinst du hast einen Vertrag aufgesetzt? In dem steht wann ich meine Kinder sehen darf?“ Mit hochgezogener Augenbraue blicke ich über den Schreibtisch, um Dean im selben Zuge deutlich zu machen, dass ich mir als Mutter keine Vorschriften machen lassen müsste.

„Du hast uns verlassen, nicht wir dich und jetzt verhalte dich gefälligst auch so, Rosemary. Es ist ganz einfach, du hast zwei Möglichkeiten. Entweder unterschreibst du oder du siehst die Kleinen nicht wieder, bis du es getan hast.“

„Falsch. Es gibt drei: Ich hole die Kinder ab wann ich möchte oder ich gehe vor Gericht.“

Ein dunkles, aufgesetztes Lachen verlässt den Mann gegenüber von mir. Eine dünne Mappe auf den Tisch legend, weist er noch einmal darauf hin, wo wir hier sind. „Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ist das hier meine Kanzlei. Ich bin Anwalt und du die Hur- Frau eines heruntergekommenen Veterans. Denk nochmal ganz scharf nach, wer hier am längeren Hebel sitzt.“

Wütend funkele ich ihn an, wissend, dass er Recht hat. Trotzdem werde ich nicht einfach so aufgeben und zulassen, dass ich meine Kinder nur sehen darf, wann er es will. Um Dean aber erstmals zu beschwichtigen überfliege ich die Blätter vor mir.

Wie vermutet ist alles zu Gunsten des Anwaltes ausgelegt worden. Natürlich übersehe ich auch nicht die Abschlussklausel, die sogar die wenigen Zusprüche die er mir macht, außer Kraft heben kann.

Dean Winchester bleibt Vormund von Joanne und Samuel Winchester, solange dieser nicht anders entscheidet. Ihm liegt das Recht zu Grunde über den Verbleib der Kinder, sowie der Besuchszeiten von Rosemary Winchester frei zu entscheiden. Obrige Abmachungen verbleiben zunächst Angebote an Rosemary Winchester, welche jeder Zeit zurückgezogen werden können.
Mit dem Unterschreiben, versichert Rosemary Winchester alle dem zuzustimmen und ihre Vormundschaft vollkommen an Dean Winchester abzugeben.

Entsetzt sehe ich zu dem Mann vor mir. Das kann nicht sein Ernst sein. Mir einen Kugelschreiber hinlegend, sagt er: „ Solange du und dein Freund euch vernünftig benehmt, sollte es keine Probleme geben. Ich will schließlich auch nicht, dass meine Kinder den Kontakt zu ihrer Mutter vollkommen verlieren. Aber ich werde auch nicht zulassen, dass du sie durch diesen Mann in Gefahr bringst. Anscheinend bist du blind vor Liebe und erkennst nicht, dass er nicht gut ist. Weder für dich, noch für Joanne und Sam. Ich hoffe du wirst irgendwann wieder zu Besinnung kommen und Harry verlassen und zurück zu uns gehen. Dahin wo du hin gehörst. Bis dahin brauchst du nicht darauf hoffen, dass ich dich rücksichtsvoll behandel. Du hast meine Welt zerstört, jetzt werde ich nicht zulassen, dass du dir eine neue aufbaust.“

Schluckend starre ich ihn einige Augenblicke an, bevor ich nach der Mappe greife und damit den Raum so schnell wie möglich verlasse.

Das ist also sein Plan. Er will mir wehtun, bis ich nicht mehr kann und zurück gekrochen komme. Dean denkt ernsthaft, er könnte so Harry und mich auseinander bringen, aber da liegt er gewaltig falsch. Unsere Liebe ist stärker als er. Wir sind stärker. Denn wir haben uns und Dean ist nur ein einsamer, erbärmlicher Mann.

Momentan kann ich nicht verstehen, wie ich es mit ihm so viele Jahre ausgehalten habe.
War er schon immer so gewesen und habe ich es einfach nicht bemerkt?
Oder hat die Trennung ihn zu diesem skrupellosen, egoistischen Arschloch gemacht?

Jedenfalls egal wieso er so ist, was zählt ist, dass er so ist. Mit seinem Verhalten bestärkt er meine Entscheidung für Harry nur noch mehr.

Zu Hause angekommen treffe ich auf meinen Freund. Noch in seine dreckigen Arbeitsklamotten gehüllt sitzt er am Esstisch. „Wo warst du?“
Wortlos lege ich ihm den Vertrag hin und krame ein paar Töpfe heraus. Er hat sicherlich schon Hunger.

Während ich koche, scheint er sich jede Zeile genauestens durchzulesen, bis er fertig ist und zu mir kommt.

„Der denkt auch, er hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen, oder? Aber weißt du was,“ sanft legt er eine Hand auf meine Wange, dreht so meinen Kopf zu ihm, „wir kriegen das hin, Rose. Wir haben schon so vieles geschafft, da ist das doch eine Kleinigkeit. Ich hab da auch schon so eine Idee.“
Neugierig sehe ich zu ihm auf. Als sein Grinsen dreckiger wird und die Kunstpause unerträglich, fordere ich ihn auf weiter zu reden.

„Wir schlagen ihn mit seinen eigenen Waffen, ganz einfach.“

Was Harry wohl vor hat ?

Seit ihr eigentlich Team Dean oder Team Harry ? 😂

Ein relativ kurzes Kapitel, aber in letzter Zeit bin ich froh wenn ich überhaupt zum schreiben komme. Und da ich die Wahl hatte euch entweder warten zu lassen oder ein nicht so langes Kapitel aufzutischen, habe ich mich für letzteres entschieden.

Vielen Dank für die Votes und Kommentare!

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