Eight.
Würde mich über ein paar Kommentare & Votes sehr freuen :)
Mit einem schwachen Lächeln sehe ich auf und klopfe mir die Erde von meiner Jeans, die ich extra hier für angezogen habe, da ich mein Kleid nicht ruinieren wollte.
Ich lehne mich an Deans Seit, sehe runter auf das Grab, welches nun wieder liebevoll und schön aussieht. Kleine, blaue Vergissmeinnicht umranden den Grabstein. Es waren Sams Lieblingsblumen. Der Grabstein ist schlicht, wie so oft in Amerika, ist es ein weißes Kreuz unter Hunderten, einzig und allein die Innschrift unterscheidet ihn. Auch wenn ich Sam nie kennen lernen konnte, mag ich ihn sehr, er war schließlich Deans kleiner Bruder und allein die ganzen Erzählungen die ich gehört habe und die Fotos die ich sehen durfte, reichen mir aus um diesen jungen, tapferen Mann zu mögen. Ich wünsche mir sehr, dass Samuel und Joanne einen Onkel wie ihn haben und auch wenn ich nie den Schmerz empfinden werde wie Dean es tut, trauere auch ich ihm hinterher.
Nur zu gut weiß ich, was in meinem Mann vorgeht, als er das Kreuz vor unseren Augen fixiert. Viel zu viele Tage habe ich ebenso vertieft, teilweise Stunden lang, auf einem Friedhof gestanden, mich an die alten Zeiten erinnert, gedacht seine Stimme zu hören, seine Präsenz hinter mir zu spüren.
Noch einige Minuten stehen wir einfach still vor dem Grab und denken nach, die Kinder sitzen flüsternd und leise kichernd auf einer Bank weiter entfernt. Joanne versteht das Ganze noch nicht wirklich und auch wenn Samuel langsam anfängt es zu begreifen, ist sein Onkel für ihn ein Fremder.
"Das Grab sieht schön aus nicht wahr?" Dean nickt leicht, lächelt traurig. Ihm ist es immer sehr wichtig, dass es hier gepflegt ist und man sieht, dass Leute da sind die sich kümmern, trauern und sich erinnern. Viele Gräber von gefallenen Soldaten sind lieblos zurückgelassen worden, nicht jeder Angehörige kann oder möchte sich so sehr darum kümmern, wie Dean und ich es für Sam tun.
"Lass uns gehen." Dean lässt ein leises Seufzen aus, kniet sich vor das Grab und zündet noch eine Kerze an. Ich gehe zurück zu Samuel und Joanne, um ihn noch kurz alleine zu lassen.
Mein Blick schweift durch die Gegend, auf der Suche nach nichts speziellen. Der Friedhof ist leer, dafür dass hier so viele Verstorbene liegen. Nur wenige sind zu Besuch, ich möchte nicht wissen wie es hier an Regentagen aussieht, vermutlich wie eine Geisterstadt. Es ist traurig, dass Menschen Tote so aus ihrem Leben streichen, nur weil die Erinnerungen manchmal schmerzhaft sind. Alle hier haben es doch verdient, dass an sie gedacht wird, jeder von ihnen hat für sein Land gekämpft, jeder hat das Leben einer anderen Person verschönert und verändert und das hier sollte der Dank sein?
Doch bin ich besser? Auch ich habe Harrys Grab, seit Dean nicht mehr besucht. Wie es wohl aussieht? Ob seine Schwester noch zu Besuch kommt, es pflegt? Weiß sie von ihm?
Ich sehe rüber zu Dean, welcher sich aus seiner hockenden Position aufrichtet und dabei etwas vom Boden aufhebt. Er mustert es, bevor er es zurück an seinen Platz legt und auf mich zu kommt. "Hast du die Kreuzkette mitgebracht?" Verwirrt schüttele ich den Kopf.
"Was für eine Kreuzkette?" "Ach nicht so wichtig. Vielleicht hat Jessica sie abgelegt." Er legt seinen Arm um meine Hüfte,gemeinsam spazieren wir über den Friedhof Richtung Ausgang.
"Gehen wir noch ein Eis essen?" Joannes blaue Augen strahlen auf zu uns. Lachend hebt Dean sie auf seinen Arm. "Können wir machen meine Prinzessin."
"Geht ihr doch, ich muss zu Hause etwas erledigen und ich habe sowieso nicht so viel Lust auf Eis."
"Bist du dir sicher, Rose?"
"Ja."
Wir verabschieden uns mit einen Kuss. Unsere Wege trennen sich an einer Kreuzung.
Während meine Familie sich in Ruhe auf den Weg zu einer Eisdiele macht, beeile ich mich nach Hause zu kommen. Unbedingt möchte ich noch weitere Briefe lesen.
21. Mai 1957
Geliebte Rose,
Ich hoffe ich habe mich nicht verzählt. Es sollten nun fünfzehn Tage vergangen sein. Noch immer weiß ich nicht genau wo ich bin oder was sie von mir wollen. Ich verstehe sie nicht und sie verstehen mich nicht, doch sie wollen mich nicht töten oder gehen lassen. Glücklicherweise konnte ich einen mit meiner Uhr bestechen um ein paar Blätter und diesen Bleistiftstumpf zu bekommen. Ich möchte, dass du erfährst was aus mir geworden ist. Ich möchte nicht, dass du irgendwelche Vermutungen hörst, ich möchte dass du es selber lesen kannst.
Da sie mich immer noch nicht getötet haben, glaube ich auch nicht wirklich daran, dass es all zu bald passieren sollte. Sie wollen anscheinend irgendwelche Informationen, doch weder weiß ich was sie wissen wollen noch würde ich es ihnen sagen. Ich bin kein Staatsverräter.
Du wirst dich sicherlich fragen wie es mir geht. Noch bin ich am Leben, das ist doch das was zählt, nicht wahr?
Es ging ihm beschissen, doch das wollte er nicht zugeben.
Nur wenig Licht schien durch die Löcher zwischen den Steinen, doch seine Augen hatten sich daran schnell gewöhnt. Es war stickig und unglaublich warm in der kleinen Zelle, er war sich sicher, dass das Gebäude dauerhaft von Sonne beschienen wurde.
Er hatte gerade genug Platz um sich auf dem harten Boden hinzulegen, aber auch da konnte er sich nicht vollständig durchstrecken. Die Decke war zu niedrig um aufrecht zu stehen und nach links und rechts hatte er nicht genügend Platz um die Arme auszustrecken. Die einzigen Gegenstücke in dem Raum waren sein Stift, die Blätter und eine eiserne Kette die um sein rechtes Fußgelenk scheuerte und seine sowieso schon eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten noch einmal verringerte.
Seine Glieder schmerzten von der dauerhaft unangenehmen Körperhaltung, seine Hose klebte nass an seiner vom Schweiß glänzenden Haut, sein Shirt hatte er schon vor Tagen ausgezogen. Es war schmerzhaft gewesen, der Stoff klebte an der offenen Wunde in seiner Schulter, einige Stoffstücke waren noch immer an Ort und Stelle. Das trockene, dunkle Blut überdeckte ein wenig den Eiter der aus der entzündeten Schusswunde austrat. Eine harte, schmerzende Kruste hatte sich nur teilweise über das Loch gelegt. Er schwitzte und zitterte, ihm war heiß und doch so unbeschreiblich kalt.
Die fehlende Nahrung half ihm auch nicht bei der Genesung. Einmal täglich bekam er einen Krug mit schon fast bräunlichem Wasser in dem er auch des öfteren eine Mücke oder einen Käfer fand. Nur alle paar Tage wurde ihm mal ein wenig Brot oder andere Essensreste gebracht. Mann konnte sich nur noch wage vorstellen wie er mal ein kräftiger, gut gebauter Soldat war. Allein die Muskeln die sich auf seiner blassen Haut noch ein wenig abzeichneten, ebenso wie seine Uniform, ließen daran erinnern.
Seine Hand zitterte und nur schwer bekam er die Worte lesbar aufs Papier.
Ich werde alles tun um hier raus zu kommen, doch sollte ich es nicht schaffen möchte ich, dass du weißt wie sehr ich dich liebe. Ich möchte, dass du nie das Gefühl vergisst wenn wir uns liebten und ich ich möchte, dass du nie vergisst was unsere Liebe geschafft hat. Vergiss nicht all die Freude die wir gemeinsam erfahren haben und die Höhen und Tiefen, die wir durchstehen konnten, vergiss nicht wie wir gemeinsam lachten und tanzten. Erinnere dich an unsere Treffen, an all die Erfahrungen, die wir zusammen machen durften. Erinnere dich an den Tag an dem wir bei Gewitter irgendwo im nirgendwo liegen geblieben sind.
Ich schniefe und wische mir schnell die stetig kullernden Tränen von der Wange. Mein Herz scheint zu schmelzen, hin und her gerissen zwischen der Trauer und den unsterblichen, wieder aufkommenden Liebesgefühlen, erinnere ich mich an den Tag. Ich erinnere mich an jeden einzelnen Tag, den ich mit ihm verbracht habe. Auch wenn ich jahrelang versucht habe sie zu vergessen. Wie soll man etwas vergessen was zu einem gehört, wie soll man etwas vergessen, ohne das man nur eine unbedeutende Hälfte ist? Meine Finger fahren gedankenverloren über meine rot geschminkten Lippen.
Seine Lippen auf meinen. Ich erinnere mich. Der Regen hämmerte unaufhörlich gegen die Scheiben des Autos, seine Hände waren überall. Immer und immer flüsterte er liebevolle Wörter, während ich mich mit jedem Wort mehr und mehr in ihn verliebte, während ich mich mit jeder Berührung mehr und mehr vergaß und während ich mich mit jedem Blick in seine grünen Augen mehr in ihr verlor. Meine Gedanken spielten schon längst verrückt, ich ließ mein Herz und meinen Körper sprechen. Gab mich vollkommen seiner Liebe hin, so wie ich es nie zuvor getan hatte. Er sprach zu mir, wie es nie ein Junge zuvor getan hatte. Er weckte Gefühle, die ich nie zuvor spürte und er berührte mich da, wo es noch nie jemand zuvor getan hatte. Niemals in eine Million Jahren würde ich diese Nacht vergessen können.
Vergiss es nicht, vergiss uns nicht. Erinnere dich an mich, wenn ich selbst es nicht mehr tue.
Harry.
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