8 - Ein Holpriger Start
Ruby wachte mollig warm in einem weichen Bett auf, doch musste schnell feststellen, dass sie nicht wie gewohnt in ihrem Zimmer lag. Verwirrt sah sie sich in dem kleinen Raum um. Er war gefüllt mit Regalen, auf denen etliche Gefäße mit Kräutern und Tankturen standen. Eine ältere Frau stand vor einem Tisch am anderen Ende des Raums und war dabei etwas zusammen zu mischen. Sie hatte braun-graue Haare, die in einen Dutt gebunden waren und so die glatten, flachen Hörner hinter ihren Ohren voll zum Vorschein brachte. Ihre braun-grüne Kluft sah alt und abgenutzt aus, als hätte sie nur die eine, und das schon für eine lange Zeit. Langsam, setzte Ruby sich auf und schob ein paar einzelne Haarsträhnen aus ihrem Gesicht.
Die Drakonierin hörte das leise Knarren des Bettes und drehte sich prompt zu ihr um. "Oh, du bist wach. Wie schön." Lächelnd kam sie zu ihr gelaufen und setzte sich auf die Bettkante. "Wie fühlst du dich, Kind?"
Ruby öffnete den Mund, aber ihre gereizte Kehle brachte sie nur zum Husten. Daraufhin stand die Frau wieder auf und holte der Nixe etwas zu trinken.
"Hier", sagte sie, als sie Ruby das Wasser reichte. Ruby leerte das Glas bis auf den letzten Tropfen und atmete anschließend erleichtert auf. Noch nie hatte sich Trinken so gut angefühlt.
"Danke", sagte sie mit schmerzendem Hals, "Wo bin ich hier?"
"Keine Sorge, du bist sicher in unserem Lager. Außerhalb von Ashra." Ein Schauer lief Ruby den Rücken runter. Wie war sie denn nur hier hergekommen? Sie stand ruckartig auf und wäre dabei fast umgefallen. Ihre Beine konnten sie kaum halten. Sie war gezwungen sich wieder zu setzen.
"W-warum?" brachte sie heraus, "Wie bin ich hier hergekommen?"
"Unsere Jungs haben dich zu mir gebracht. Ich bin Apothekerin, weißt du?"
Ruby wollte noch mehr Fragen stellen, aber plötzlich klopfte es laut an der Holztür. Hindurch kam eine andere Drakonierin. Sie musste ungefähr in Rubys Alter sein, jedoch das komplette Gegenteil zu ihr. Ebenholzfarbene Haut, dunkelbraune, krauselige Haare, die streng in einen Zopf gebunden waren.
"Satona", sagte sie in einer ernsten Stimme, "Ich soll die Creme für den Kleinen abholen."
"Ah ja," stieß die ältere Drakonierin aus und lief zu einem der Regale, wo sie eine kleine Schale herausnahm.
Währenddessen fand der Blick der jungen Frau zu Ruby. Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte sie die Nixe an.
"Stör ich?" fragte sie mit einem Knurren, doch Ruby war klar, dass sie es nicht aus Höflichkeit sagte.
Schnell schüttelte die Nixe den Kopf und stand mit wackeligen Beinen auf. "Nein. Ich sollte eh bald gehen."
Satona richtete ihre geweiteten Augen auf sie. "Gehen?"
Ruby nickte nur und machte sich auf den Weg zur Tür, als ihr die junge Drakonierin jedoch den Weg versperrte. Ihr Blick war ernst, fast einschüchternd. Es führte kein Weg an ihr vorbei.
"Echt jetz'? Du hast ganz schön Nerven, Kleine", sagte die junge Drakonierin.
"Iari", warnte Satona, die sich neben Ruby gestellt hatte.
"Nein, lass mich aussprechen. Man rettet dir das Leben und du willst verschwinden, ohne auch nur ein einfaches 'Danke'?"
Ruby schüttelte ihren Kopf. "Nein, ich wollte nich'..." flüsterte sie halbstark.
"Ugh, geht das auch 'n bisschen lauter? Ich versteh' dich hier oben nich'", sagte Iari genervt und spielte auf Rubys kleine Größe an. Die Drakonierin nahm einen großen Schritt in ihre Richtung, woraufhin die Nixe rückwärts stolperte.
"Nun is' aber gut", kam Satona dazwischen. Dann sah sie Ruby betteln an. "Bitte, leg' dich nochmal hin, okay?"
Aber wie konnte sie das? Thyfen hatte bestimmt schon bemerkt, dass sie nicht mehr im Anwesen war. Nun steckte sie wirklich in Schwierigkeiten. Sie wollte sich nicht ausmalen, wie wütend der Lord darüber sein würde. Was sollte sie nur tun? Satona hatte recht, Ruby würde es in ihrem Zustand nicht zurück schaffen. Sie wusste ja noch nicht einmal, wo sie eigentlich war. Aber was blieb ihr anderes übrig?
"Hey, du bist wach!" erklang noch eine andere Stimme. Rubys Blick wanderte zu dem Mann, der nun plötzlich in der Tür stand. Er war groß, bestimmt ein Meter achtzig, mit zimtfarbener Haut. Seine kurzen, schwarzen Haare waren auf der linken Kopfseite etwas länger geschnitten und in ein paar kleine Zöpfe geflochten.
Während er ein paar Schritte auf die drei Frauen zu lief, zuckte sein pechschwarzer Löwenschwanz aufgeregt hinter ihm her und wedelte den Sand vom Boden auf. Das Fantom ignorierte Iari komplett und kam direkt vor Ruby zum Stehen. "Geht's dir besser?"
Ruby nickte, obwohl sie nicht wirklich verstand was los war. Und während Iari eingeschnappt die Hütte verließ, nahm die ältere Drakonierin die Gelegenheit und zog die Nixe am Arm wieder in Richtung des Bettes.
"Komm. Wir unterhalten uns am besten im Sitzen."
Sie begleitete die Nixe bis ans Bett, wo diese sich seufzend hinsetzte.
"Ich bin übrigens Taron", sagte er dann, als er sich neben sie setzte.
Sie hob ihren Blick. Taron hatte warme, braune Augen, in denen sie sich leicht hätte verlieren können. Ihr Herz fing wieder einmal ungewollt an zu rasen. Doch sie hatte erst auf die harte Tour gelernt, sich nicht nur nach ihren Gefühlen zu richten. Sie musste vorsichtiger sein.
Aber ihren Namen, entschied sie, konnte sie ihm ruhig sagen.
"Ich bin Ruby", flüsterte sie so laut sie konnte. Ihr Hals tat beim Sprechen immer noch schrecklich weh.
Taron runzelte leicht die Stirn und sah zu der Drakonierin, die sich einen Stuhl genommen und sich dazu gesetzt hatte.
"Satona", begann er, doch diese sprach gleich los.
"Nun, du warst stark dehydriert. Was deine Stimme betrifft, sieht es aus, als wären deine Stimmbänder stark gereizt. Deshalb fällt dir das Sprechen so schwer."
Es machte Sinn. Thyfen hatte sie schließlich bis zur Ohnmacht gewürgt. Plus, die Dehydrierung danach hat es wahrscheinlich auch nicht besser gemacht. Unbewusst, hielt sie eine Hand an ihren Hals.
"Keine Sorge", sagte Satona gelassen, "Das kann man gut behandeln. Deine Stimme wird im Nullkommanichts wieder fit sein."
Daraufhin lächelte Ruby ihr dankbar zu.
"Aber ich will mir nich' ausmalen, was passiert wäre, wenn du noch länger so misshandelt worden wärst. Es war gut, dass du sie da rausgeholt hast, Taron", fügte die Drakonierin hinzu.
Ruby sah mit großen Augen zu dem Mann neben ihr, welcher ein kleines Lächeln auf den Lippen trug. Als er Rubys verwirrten Blick einfing, fing er an zu erklären.
Nachdem er fertig war seufzte Ruby auf.
So war das also. Er hatte sich Sorgen gemacht und sie deshalb mitgenommen.
"Danke", brachte sie heraus, "aber ich muss wirklich zurück."
Tarons Augen weiteten sich und Ruby konnte nicht nur Verwirrung sondern auch so etwas wie Furcht in seinem Blick erkennen.
"Was? Nach allem was er dir angetan hat, willst du zurück? Wieso das denn?"
"Ich wüsste nicht, wo ich sonst hin soll. Meine Heimat liegt sehr weit entfernt und selbst wenn... Dort is' kein Platz mehr für mich."
Taron musterte sie für einen Moment, bevor er vom Bett aufsprang und mit einem breiten Grinsen zu ihr runter sah.
"Dann bleib doch einfach bei uns."
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Heey!👋
Ich bin ja so aufgeregt, euch die neuen Charaktere vorzustellen! xD
Was haltet ihr von Tarons Vorschlag? Soll Ruby lieber dort bleiben oder zurück zu Thyfen gehen? Bin gespannt was ihr so denkt!
Ach, und wenn es irgendwas gibt, das ihr nicht versteht, oder irgendwelche Anmerkungen, nur her damit! ;)
Bisous ❤️
MarSuu
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