13 - Klare Worte
„Tut sie noch weh?“ fragte Ruby den Mann vor ihr.
„Es is‘ schon eine Weile her“, erklärte Taron, während er seine Fingerspitzen über die empfindliche Haut seiner Narbe streifen ließ, „aber es fühlt sich immer noch so an, als wäre es gerade erst passiert.“
Ruby wollte fragen, was denn überhaupt passiert war, aber entschied sich es lieber zu lassen. Taron schien sich dabei nicht wohl zu fühlen, genau wie die Nixe selbst nur ungern über ihren Gesang sprach. Außerdem konnte sie in ihrer momentanen Position nicht anders, als direkt drauf zu starren und Ruby brachte keinen einzigen Ton zustande.
„Ruby, kann ich dich was fragen?“ erklang seine Stimme nach einer Weile.
Sie nickte, doch trotz ihrer positiven Antwort zögerte Taron mit seiner Frage. „An deinem ersten Tag hier hast du gesagt, dass Thyfen genauso gelitten hat, wie wir. Wie hast du das gemeint?“
Die Nixe musterte ihn skeptisch, bevor sie antwortete.
„Als ich noch in seinem Anwesen war, gab es einen Moment, indem er mir von sich erzählt hat. Und damit meine ich nich‘ irgendwas Oberflächliches oder so, sondern richtige Gefühle.“
Eine ungemütliche Stille begann die Zwei zu umhüllen. Taron sagte nichts zu ihrer Aussage und Ruby war sich nicht sicher, ob er nur stark darüber nachdachte, oder ob er auf mehr wartete.
„Er… hat mir von der Ermordung seiner Eltern erzählt…“, fuhr sie fort, „Und als wäre das nich‘ schlimm genug, hat ihn dann auch noch sein bester Freund verraten. Ich kenne zwar keine Details zu dem, was genau passiert is‘, aber man konnte ihm ansehen, wie sehr ihn das verletzt hat.“
Es verging noch ein lautloser Moment, bevor Taron etwas erwiderte.
„Verstehe“, flüsterte das Fantom in die Nacht hinein.
Die Stille, die danach entstand war erdrückend. Unerträglich. Taron war irgendwo in seinen Gedanken verschollen, aber Ruby wurde das Gefühl nicht los, als müsste sie etwas dazu sagen oder das Thema wechseln. Irgendetwas.
„Schleichst du dich eigentlich öfters in Thyfens Anwesen?“ Es war das Erstbeste, das ihr eingefallen war und sie hoffte inständig, dass es ausreichen würde, um die Stimmung etwas zu heben.
Taron ließ sich auf einen der größeren Felsen am Ufer der Oase fallen. Ruby folgte seinem Beispiel und setzte sich neben ihn. Der Mond schien weiterhin hell auf die zwei hinab und erleuchtete die weite Wüste in seinem kühlen, silbernen Licht.
„Ne, nich‘ wirklich“, antwortete das Fantom mit einem bekümmerten Lächeln, „Selbst unsichtbar is‘ das Risiko erwischt zu werden ziemlich hoch.“
So paranoid wie der Lord war, konnte Ruby sich das ganz gut vorstellen. Die Tiden mussten den Einbruch gut im Voraus durchgeplant haben.
„Wie lange kannst du dich denn am Stück unsichtbar halten?“ fragte die Nixe dann neugierig.
„Tja, das kommt drauf an… Wenn ich nur meinen Körper umhülle, kann ich bis zu einer Stunde ausharren. Aber, als ich dich aus dem Anwesen getragen hab‘ hat mich das viel mehr Kraft gekostet. Deshalb musste ich mich dann ziemlich beeilen.“
„Wie sieht’s denn bei dir aus?“ fragte Taron nach einer kurzen Pause, „Ich weiß so gut wie gar nichts über Nixen. Was kann eure Magie?“
Ruby drehte ihren Kopf von seinem interessierten Blick weg und sah auf die Wasseroberfläche, die im Mondschein leicht zu glitzern schien.
„… Also…“ begann sie unsicher, „ähnlich wie bei den Naja, können wir bei Hautkontakt unsere Magie durch den Körper des anderen fließen lassen. Aber anders als bei den Schlangen, wirkt die Magie der Nixen nich‘ als Gift, sondern als eine Art der Heilung.“
Taron schien sprachlos zu sein. Hatte es ihn überrascht, dass Nixen andere heilen konnten? War ihm aufgefallen, dass sie ‚Nixen‘ und nicht ‚wir‘ gesagt hatte?
Als Ruby endlich wieder ihren Blick zu ihm schweifen ließ, war all die Neugierde aus seinen Gesichtszügen verschwunden. Seine Augen waren von einem traurigen Schleier bedeckt und seine rechte Hand drückte flach gegen sein Dekolleté, wo sich die helle Narbe über seine ansonsten satte zimtfarbene Haut zog.
„Hmm“, summte er, bevor er sich ihr mit einem kleinen Lächeln wieder zuwandte, „wärst du damals schon bei uns gewesen, hättest du mir sicher helfen können.“
Sein Lächeln verschwand, als er Rubys schockierten Gesichtsausdruck sah.
„Äh… ich meine nur, allgemein… nicht, dass du dich jetzt schlecht fühlen solltest, oder so. Ich meine nur-“
„Ich hätte keinen Unterschied gemacht“, unterbrach sie ihn schnell. Ruby betrachtete die Schwimmhäute zwischen ihren Fingern. Taron hatte schon recht. Eine Nixe hätte ihm damals sicherlich helfen können. Eine Nixe. Doch Ruby war eine Sirene. Keine Nixe.
Und obwohl sie sich fast sicher war, dass sie genauso heilen könnte, wie ihre Schwester, Delody, wollte sie es lieber nicht darauf ankommen lassen. Sie hatte es nie ausprobiert. Es war ihr nie erlaubt gewesen. Und jetzt… traute sie sich einfach nicht mehr es zu versuchen.
„Wie meinst du das?“ fragte das Fantom. Mit dem weichen Ton seiner Stimme, ließ er ihr die Wahl zu antworten oder nicht. Und irgendwie wollte Ruby ihm genau deshalb antworten. Weil er sie nicht dazu zwang. Weil er ihr das Gefühl gab, dass es nicht schlimm war, wenn sie sich ihm nicht ganz öffnen wollte. Aber aus diesem Grund wollte sie sich ihm öffnen. Machte das Sinn? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht…
„Ich… Ich hab' das noch nie so richtig gemacht. Ich wüsste gar nich‘ wo ich anfangen soll.“
„Du hast noch nie deine Magie benutzt?“ fragte Taron verdutzt und bekam nur ein eigenartiges Kopfschütteln als Antwort.
Ruby hatte eine ihrer Hände von ihren herangezogenen Knien gelöst und spreizte ihre Finger immer wieder auseinander. Ihre Bewegung wurde erst von einer großen Hand gestoppt, welche sich locker um Ihre schlang. Tarons plötzliche Berührung ließ die Nixe mal wieder gleich rot anlaufen. Es ging eine unglaubliche Wärme von seiner Hand aus, die sich wie ein Lauffeuer durch ihren Körper verbreitete und ihr Herz in Flammen aufgehen ließ.
Taron zog ihre vergleichsweise winzige Hand näher an sich heran und betrachtete die dünnen Schwimmhäute mit einem kleinen Lächeln.
„Das is‘ alles halb so wild“, meinte er, „Ruby, du wurdest mit dieser Magie geboren und nur weil du sie noch nie benutzt hast, heißt das nich‘, dass du’s nich‘ kannst. Es is‘ ein Teil von dir. Wenn du’s wirklich brauchst, wird es funktionieren. Da bin ich mir sicher.“
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Heey 👋
Sorry, dass so lange nichts kam. Bei mir geht es zurzeit drunter und drüber und irgendwie fehlt mir meistens einfach die Motivation hier weiterzuschreiben... 🙈 Oder besser gesagt, ich bin so unzufrieden mit allem, was mir zurzeit zum Schreiben einfällt, dass ich es lieber lasse.
Naja, so oder so, das war das neuste Kapitel. Wie hat es euch gefallen?
Übrigens, wärt ihr daran interessiert, wenn ich ein extrakapitel schreibe, wo es Infos zu meinen magischen Wesen gibt?
Bisous ❤️
MarSuu
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