KAPITEL 2


RUBY

Das laute Klirren eines zerdepperten Tellers riss mich unwirsch aus dem Schlaf und ich drückte stöhnend meinen Kopf tiefer in mein Kissen, um die scheppernden Klänge irgendwie zu ignorieren und meinen Körper noch ein wenig ruhen zu lassen.

Wie dünn waren diese Pappwände bitte?

Als es auch nach wenigen Minuten nicht leiser wurde und es schien, als würde jegliches Geschirr auf dem Boden zerspringen, erhob ich mich schläfrig aus dem Bett und machte mich auf den Weg nach unten, fest entschlossen, dem Störenfried, der es wagte, mich um halb sechs in der Frühe aus dem Bett zu rasseln, meine Meinung zu geigen.

Müde rieb ich mir über die Augen, während ich die Treppe ins Untergeschoss hinablief und die Küchentür ansteuerte, die bereits sperrangelweit offen stand und mir wenige Sekunden später freien Blick auf das Chaos ließ.

Scherben.
Überall und unzählbar viele Scherben waren auf dem Boden zersprungen und bedeckten die gelblichen Tonfliesen wie einen Teppich aus Porzellan.

Mitten darin lag ein kümmerlicher Menschenhaufen und hatte die Knie an den Oberkörper gepresst und seine Arme um sich selbst geschlungen.
Er zitterte. Er zitterte unglaublich, wog sich verstört nach vorne und hinten und stammelte dabei atemlos Wortfetzen in die Luft, die ich nur halbherzig verstehen konnte.

Der Küchenschrank über Leander stand weit offen.
Kein einziger Teller hatte seine Attacke überlebt und während ich vorsichtig über die Scherben auf ihn zutrat, sah ich, dass auch einige der bunten Lieblingstassen meiner Mitbewohner 'Anders Anschlag nicht überlebt hatten.

Wenigstens etwas.

»Grau. Grau. Grau. Grau«, stammelte Leander mit aufgerissenen Augen vor sich her und starrte leblos auf den Boden vor sich.

Er war ganz in seiner Panikattacke versunken, so dass er mich nicht näher kommen sah.
Erst als ich mich vor ihn hockte und mit meiner Hand nach seinem Kinn griff, reagierte sein Körper auf meine Berührung und zuckte hektisch zusammen, ehe er begann um sich zu schlagen und zu treten und seine Angst weinend herauszuschreien.

Er hatte eine ungeheure Kraft, wenn er der Panik seinen Kopf überlies und auch wenn ich in die Scherben hinter mir fiel, ließ ich mich nicht von ihm abringen.

»Lass den Blödsinn, Leander!«, fluchte ich und stürzte mich im nächsten Moment auf ihn, um ihn rücklings auf den Boden zu pinnen, seine Arme bewegungsunfähig zu machen und ihm dann fest in die Augen zu sehen.

»Ich bin es nur. Ruby! Und du brauchst keine Angst zu haben. Es ist alles gut!«, versuchte ich ihn zu beschwichtigen, ohne den Blickkontakt zu lösen und tatsächlich stellte er nach einigen Sekunden seine Gegenwehr ein und erwiderte meinen Blick.

»Ein- und ausatmen, Leander. Konzentrier dich auf mich!«, forderte ich ihn auf und atmete einmal tief ein und aus.
Ohne meinen Griff zu lockern oder ihn aus den Augen zu lassen, machte ich genau das, was ich auch von ihm verlangte und nach einigen Minuten ebbte sein Zittern langsam ab und er atmete wieder in einem normalen Zustand.

»Grau. Grau. Ruby, ... da ... grau«, hauchte er leise und sah mich mit großen Augen an. Ich schüttelte den Kopf.

»Hier ist nichts, 'Ander, es ist alles gut. Kein 'Grau' und das mit den Scherben ist auch bald wieder behoben. Es ist alles in Ordnung, okay?«

Er nickte leicht benommen, ehe er für einen Moment die Augen schloss und in sich zusammensackte.
Als wäre das mein Stichwort ließ ich ihn los und richtete mich ein wenig auf, um wieder vernünftig auf die Beine zu kommen.

»Was hast du denn gesehen?«, fragte ich schließlich und sah seufzend auf meinen linken Unterarm, der dank Leanders Füßen ein paar saftige Schnittwunden abbekommen hatte.
Blut floss mir am Arm hinunter, mitten in meine Handfläche.

»Da ... da waren Schatten!«, berichtete mir Leander und ließ mich unscheinbar mit den Augen rollen.

Was sollte es auch sonst gewesen sein?

»Ruby, ich schwöre es dir, da waren Schatten. Vom Wohnzimmer sind sie in den Flur gehuscht und haben dann die Haustür aufgemacht! Es war jemand in der Wohnung!«, schwor mir Leander und rappelte sich langsam wieder auf die Beine, während er sich an der Arbeitsplatte festhielt.

»Und das soll ich dir weswegen glauben?«, fragte ich und spähte durch die Tür ins offene Wohnzimmer, wo ich nichts verschoben oder sonst auffälliges sehen konnte.

»Weil ich es dir sage! Ich bin nicht verrückt, Ruby! Ich weiß, was ich gesehen habe und das war keine Einbildung!«, beteuerte er und argumentierte wild mit den Armen, ohne mich damit beeindrucken zu können.

»Na, klar und ich bin in Wahrheit die Zwillingsschwester der Queen! Wenn du nicht verrückt bist, Leander, was war das dann vor zwei Wochen, als du Miss Jane erzählt hast, in der Schule von einem Killerkaninchen angefallen worden zu sein und dir in Wahrheit nur eine Ameise über die Hand gelaufen ist und dich angepinkelt hat? Oder was war das vor Wochen, als du eine Panikattacke hattest, weil ihr Volleyball gespielt habt, du von einem Softball getroffen wurdest und Angst bekommen hast, jemand würde dich damit versuchen, umzubringen?
Nenn mir einen guten Grund, warum ich dir jetzt glauben sollte und es nicht wieder eine deiner Einbildungen waren, die, sehr wohl, verrückt sind?«

Fragend legte ich meinen Kopf schief, um ihn zu einer Antwort aufzufordern, aber wie ich erwartet hatte, gab es kein schlüssiges Argument, das das, was er glaubte, gesehen zu haben, wirklich machte.

Ich nickte langsam und lächelte dann schwach.

»Verstehe schon, Großer!«, murmelte ich und klopfte ihm dann auf die Schulter, ehe ich mich daran machte, die Scherben aufzuheben.

»Es ist aber wirklich die Wahrheit!«, hörte ich es hinter mir leise flüstern.

Ich schnaubte ironisch.

Natürlich ist es das ...

xxxx

Stunden später lag ich auf der Couch und durchsuchte die Fernsehkanäle nach einer guten Show, die mich den Vormittag über unterhalten würde, während alle anderen aus dem Haus waren und Miss Jane Leander zu seinem Termin mit Mister Bust brachte.

Im Gegensatz zu mir ging Leander zu diesen Terminen freiwillig und suchte den Psychologen mindestens einmal in der Woche auf.
Seine Angstzustände und Panikattacken wegen den Streichen, die sein Kopf ihm spielte, waren ein ernsthaftes Problem und belasteten ihn, weswegen er sich gerne einer neutralen Person anvertraute.

Ich konnte das nachvollziehen und was Leander mit seiner Freizeit machte, war ihm überlassen.
Ich selbst allerdings hielt mich von dem Mann mit den verrückten Karohemden lieber fern.
Ich vertraute diesem Kerl und seinem Kopf nicht über den Weg, denn in meinen Augen, liefen bei dem die Uhren nicht mehr ganz richtig. Er hatte – so wie wir seit heute morgen – nicht mehr alle Teller im Schrank.

Das einzig Gute, was der Vorfall von heute morgen mit sich gebracht hatte, war die Verletzung an meinem Arm, die mich einmal mehr von der Schule fernhielt und das dieses Mal sogar mit einer rechtmäßigen Entschuldigung.

So hatte ich den ganzen Morgen über meine Ruhe, bis die anderen Nervensägen aus der Schule wiederkamen und mich mit ihrer Anwesenheit beehrten.

Neben Leander und Miss Jane waren wir noch drei weitere Personen im Horrorhaus, die hier ihre Stunden wie im Knast absaßen und nebenbei auf eine große glückliche Familie taten, zu der ich ganz sicher nicht gehören wollte.

Da gab es Zoey, die sich schminkte wie ein Clown und für die Größte hielt, weil ihr Vater angeblich ein hochangesehener Bänker auf Londons Straßen war.
Zu schade, dass er sein Töchterchen dennoch hier abgesetzt hatte und ihr zum Geburtstag nicht einmal eine Karte zukommen ließ.
So wichtig war sie ihm also.
Und so wichtig war sie selbst.

Neben Zoey waren dort noch Tanja und Ian, der jüngste von uns Fünfen, der als kleines Baby auf der Straße ausgesetzt und allein gelassen worden war.
Eine tragische Geschichte mit dem Kleinen, aber ohne Bezug zur Familie, fiel es ihm am leichtesten, mit seiner Vergangenheit klarzukommen.

Tanja mochte ich von allen am wenigsten. Sie war vom Charakter her nicht halb so schlimm wie Zoey, aber sie war jemand, der eine Wahl hatte und sich trotzdem jeden Tag für die falsche entschied.

Tanja war fettleibig, adipös.
Sie wurde therapiert und hatte ihre Speisepläne und Tabellen, an die sie sich halten konnte. Aber genau das tat sie nicht.
Sie vertat die Wahl, die sie hatte, um wieder gesund zu werden und zu ihrer Familie zurückzukommen jeden einzelnen Tag, an dem sie sich heimlich ihre Bonbons in den Mund schob.
Und ich hasste sie dafür.
Ich konnte ihr genau deswegen nicht in die Augen sehen oder auch nur in einem Raum mit ihr stehen.

Sie machte mich einfach krank, blutig vor Zorn und ... eifersüchtig.

»Wem willst du denn an den Hals?«, riss mich eine Stimme aus den Gedanken und mein Kopf schoss nach rechts, wo Leander im Türrahmen lehnte und mich amüsiert, aber fragend ansah. Den Vorfall von heute morgen schien er halbwegs unbeschadet überstanden zu haben. Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn er in seiner Attacke ernsthaft verletzt und niemand ihm geholfen hätte. Es gab Beispiele der Vergangenheit, die ihn ins Krankenhaus transportiert hatten. Schrecklich.

Ich löste meine, in Gedanken zur Faust gebildeten, Hände vorsichtig voneinander.

»Niemandem«, antwortete ich dann und fuhr mir durch die Haare.
Leander zuckte mit den Schultern.
»Na, dann. Hast du Hunger?«, fragte er gleich hinterher, wohlwissend, dass ich nicht einen einzigen meiner Gedanken mit ihm teilen würde.

Ich schüttelte mit dem Kopf folgte ihm aber, als er an mir vorbei in die Küche lief und einen Topf aus dem Schrank holte.
Ich setzte mich auf die Arbeitsplatte, während er Milch aus dem Kühlschrank und eine Packung Milchreis aus einer Schublade hervorzog und mir beides unter die Nase hielt.

»Hm ... nicht mal auf ein bisschen Milchreis mit Zimt und Zucker? Ich kenne dich doch, Ruby, du liebst Süßkram. Außerdem, wann hast du das letzte Mal etwas Richtiges gegessen?«

Ich biss mir auf die Zunge.

Eine sehr gute Frage.

»Vor zwei ...«
Er zog eine Augenbraue in die Höhe.
Ich seufzte.

»Na schön ... es kann schon ein paar Tage her sein, dass ich eine vollständige Mahlzeit hatte, aber ich habe nun mal einfach keinen Hunger«, verteidigte ich mich und verschränkte meine Arme, wohlwissend, dass er den Spieß nun umgedreht hatte und ich diejenige war, der niemand Glauben schenkte.

»Ja, ja und ich bin die Zwillingsschwester der Queen. Na, klar«, zwinkerte Leander und ließ mich mit den Augen rollen, während er den Reis in die heiße Milch schüttete und aufkochte.

Eine Stunde später saßen wir pappsatt nebeneinander auf dem Sofa und sahen irgendeine belanglose Daily-Soap, die uns der Fernseher hergab.

Ich hatte nur knapp die Hälfte der vollen Müslischüssel geschafft und mir dafür einen unzufriedenen Blick von Leander eingefangen, der den Rest letztendlich aber kommentarlos gegessen hatte.
Für mich war das Gegessene schon eine Menge.
Üblicherweise ließ ich die Tagesmahlzeiten ausfallen und beschäftigte mich mit anderen Dingen, aus Gründen, die niemanden etwas angingen.

Leander betrachtete das mit Argwohn. Aber er belehrte mich nicht und darum akzeptierte ich seine Gesellschaft.

Mit ihm kam ich von allen mit Abstand am besten aus.
Er war einfach jemand, mit dem man sich gut unterhalten konnte und sich trotzdem nicht eingeengt oder zu irgendetwas verpflichtet fühlte.
Leander und ich hatten beide unsere Geheimnisse und Päckchen zutragen, führten zwei verschiedene Leben und bezeichneten einander nicht offiziell als Freunde, obwohl wir Freunde waren.

Ich kam gerade deswegen so gut mit ihm aus.
Einfach, weil ich wusste, dass ich Leander offiziell nichts schuldete.
Nicht einmal Freundschaft.

xxxx

»Na, ihr zwei Schulschwänzer, wie sieht's aus? Da habt ihr Miss Jane ja mal wieder toll um den Finger gewickelt!«

Zoey kam am späten Nachmittag mit einem selbstgefälligen und abwertenden Blick durch die Haustür geschneit und rümpfte die Nase, als sie mich und Leander vor dem Fernseher sitzen sah.
Dicht hinter ihr kam auch Tanja durch die Tür und hielt direkt die Nase in die Höhe, als sie den süßen Geruch von Zimt in der Luft wahrnahm.

»Ist das Milchreis? Geil! Darf ich auch was?«

Sie drängelte sich an Zoey vorbei.
Ich erhob mich ruckartig.

Das war nichts persönliches.
Ich nahm Tanjas Essstörung sehr ernst und es tat mir leid, dass sie unter einer litt.
Aber es tat mir nicht leid, dass sie nicht darum kämpfte, diese Störung loszuwerden, dass sie es nicht einmal versuchte.

Sie fühlte sich wohl hier in der WG, im Horrorhaus und dafür verurteilte ich sie, obwohl ich kein Recht dazu hatte.

»Klar, steht in der Küche! Nimm dir ruhig den ganzen Topf«, erzählte ich missbilligend und unfreundlicher als ich beabsichtigt hatte. Ich wollte mich schuldig fühlen, aber ich konnte meinen Körper einfach nicht kontrollieren.

Leander sah mich warnend an. Er hielt mich bei meiner Patzigkeit am ehesten zurück, denn er hasste Streit grundsätzlich.
Und Zoe und ich in einem Raum, das war nur ein Synonym für Streit.

»Was fällt dir eigentlich ein, so mit ihr zu reden, du aufgeblasene Kuh? Erst versuchst du Leander umzubringen, dann klaust du mir meinen neuen Lippenstift von Loreal Paris und jetzt nimmst du Tanja so in die Mangel! Für wen hälst du dich eigentlich?«, ging die Diskussion auch schon los und Zoey trat auf ihren schmalen fünf Zentimeter Pumps einen arroganten Schritt auf mich zu, um mich von oben herab anzusehen.

Ich war im Verhältnis tatsächlich eine sehr kleine Frau.
Aber ich maß mich nicht in Körpergrößen, sondern mit physikalischer und geistiger Stärke und die besaß ich in rauen Mengen.

»Wer keine Ahnung hat, sollte auch nicht von Ahnung reden«, gab ich ihrer Aussage Widerworte und blickte ihr ruhig entgegen.

Mal ehrlich, als hätte ich ihren Lippenstift geklaut.
Auf Herpes konnte ich gut verzichten.

Nein, danke.

Und die Sache mit Leander hatte rein gar nichts mit mir zutun.
Ich hatte ihm schließlich nur geholfen, nachdem er sich erschreckt hatte, was man von unserer Beautyqueen und ihrem Schnarcheschlaf nicht behaupten konnte.

»Zoey, Ruby hat nicht-«, versuchte Leander in das Gespräch zu haken, aber ich hielt ihn auf.

»Lass es, Leander, sie soll sagen, was sie zu sagen hat!«

»Aber-«, setzte er wieder an, als Zoey ihn selbst unterbrach.

»Was kannst du sie dafür auch noch verteidigen? Jeden Tag macht diese kleine Klugscheisserin negative Stimmung und hält sich an keine einzige unserer Regeln. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sie für eine Wilde halten, aber das stimmt ja nicht ganz. Schließlich haben wir es hier mit einer Sullivan zu tun, nicht wahr, Rubinia?
Bei Mami und Papi musstest du dich anscheinend nie anständig benehmen. Sie haben deinen Dreck mit Geldscheinen hinter dir weggewischt, aber jetzt – Oh, nein! – jetzt ist die kleine Ruby ganz allein auf dieser Welt und muss sich mit der Realität herumschlagen. Ist dir das zu viel, ja? Isst du deswegen nichts mehr? Weil du dir für Essen auf Pappmaschee zu schade bist? Hast wohl sonst nur von goldenen Tellern gegessen und dich fein bekochen lassen, hm? So siehst du auch aus, kleines Prinzesschen!
Aber eines verstehe ich nicht ganz: Wieso hast du deine Eltern umgebracht, wo du doch nichts ohne sie bist?
Bloß ein kleines Häufchen Elend, ohne Freunde und Verwandte oder dein ach so tolles Geld. Du bist wertlos, Ruby! Ein niemand! Und du wirst für immer ein nutzloser Niemand bleiben! Denn das ist, was, du Schlampe, verdienst!«

Die Luft im Wohnzimmer war stickig.
Niemand traute sich mehr zu atmen.

Tanjas Esslöffel war in der Luft erstarrt, Ian, der gerade erst zur Tür hineingeschneit war, traute sich nicht, seine Schuhe auszuziehen und Leander war einfach nur blass geworden.

Ich war verstummt.

Tatsächlich fehlten mir für einen Moment die Worte.

Aber nicht wegen Zoe, sondern wegen der plötzlichen Kälte, die mich umarmte und an jenen Abend zurückschleuderte an dem mein Vater mit meinem Namen auf den Lippen gestorben, ich zu Boden gerissen worden war und mein Bruder sich für mich das Leben genommen hatte.

Für einen Moment spielten die dunklen Bilder in meinem Kopf Basketball und prellten schmerzhaft durch meinen Kopf.

Da war ein Messer, das vor meinen Augen glänzte und ein Schuss, der mir in den Ohren rauschte und Blut, das metallen in meiner Nase brannte.

Und dann war das alles plötzlich wieder weg.

Die Vergangenheit verschwamm und ich sah wieder Zoey, die mich überlegen angrinste und keine Ahnung hatte, was sie dort gerade tatsächlich gesagt hatte.

»Willst du es nicht endlich zugeben, dass du deine Eltern umgebracht hast? Dass du es warst, weswegen auch immer? Willst du dich nicht endlich stellen und deine Zeit im Gefängnis absitzen, dort, wo du hingehörst?
Die gesamte Stadt hat Angst vor dir, alle wechseln sie die Straßenseite, damit du ihnen nicht zu nahe kommst.
Du bist krank, Ruby, das solltest du einsehen, bevor du Leander einmal ernsthaft verletzt.«

Ihre Stimme nahm einen gespielt einfühlsamen Ton an, der sich in meinen Blutbahnen verteilte und einen Kurzschluss verursachte. Da brannte mir eine Sicherung durch.

»Wow«, hauchte ich leise und ließ ein diabolisches Grinsen über meine Lippen ziehen.

Allein das reichte aus, um Zoes Augen flackern zu lassen.

»Du hast dich also schlau gemacht. Hast eines der Klatschplakate gelesen und eins und null zusammengezählt. Bravo, Zoey. Aber klingelt es nicht bei dir?«

Ich machte einen Schritt auf sie zu und sah mit Belustigung, wie sie ihren Mut aufrechterhielt.

»Was sollte denn klingeln?«, fragte sie.

Ich grinste nur noch mehr.

»Na ja ...«, hauchte ich dicht an ihr Ohr, »Du stehst gerade Haut and Haut mit der potentiellen Mörderin in einem Raum und bist ihr jeden Tag schutzlos ausgeliefert. Meinst du nicht, dass du um mehr als deinen Lippenstift zu bangen hast, wenn du dir mich als Feindin aussuchst?«

Ich lehnte mich langsam zurück und sah mit Genugtuung, wie sich die Angst im Körper meines Gegenübers ausbreitete.

Zoey schluckte merklich und sah mich plötzlich aus ganz anderen Augen an.

Ich lächelte sie an und dann in die Runde.

»Bis später, Leute«, verabschiedete ich mich schließlich und ging ohne weiteres in Richtung Haustür.

Kaum aber hatte ich den Knauf in der Hand drehte ich mich noch einmal zu Zoey um.

Sie sah mir verängstigt entgegen.
So, wie ich es gewollt hatte, damit sie mir nicht zu nahe auf die Pelle rückte.

Menschen waren nur so stark, wie andere sie stark
machten –

»Ach und ... süße Träume, Zoey!«

– und ich würde niemals zulassen, dass Zoey oder irgendjemand anderes meine Stärke unterschätzte.

—————

Damit kennt ihr jetzt auch die restlichen Bewohner der WG.

Sympathisch oder eher ... nicht so?

Mal sehen, was nun geschieht ...

Schönen Tag noch! 💎

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