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[Jungkook]
„Es tut mir so leid", sagte ich leise und setzte mich vorsichtig auf das Bett, in dem Taehyung zur Zeit lag. Seine Augen waren noch immer geschlossen und er war noch am Leben, denn seine Brust hob und senkte sich in regelmäßigen Abständen. Er atmete, aber er schlief. Ich wusste nicht, wie tief sein Schlaf war, aber es schien als würde er hier noch eine ganze Weile verbringen. Nach dem Blutverlust und der großen Wunde, die er noch lange er mit sich rumtragen müsste, war es völlig verständlich, dass er nicht genug Kraft hatte, um aufzuwachen.
„Yoongi sagte, du seist gerade im Himmel bei deinem Bruder", erzählte ich und griff seine Hand. Sanft strich ich mit meinem Daumen über seine weiche Haut. „Das bedeutet, dass ihr euch nach all den Jahren wieder seht. Es muss sich bestimmt schön anfühlen, aber gleichzeitig auch schlimm, denn wer weiß wie lange es dauern wird, bis du ihn wieder siehst."
Mit einem leisen seufzen stützte ich meinen Kopf vorsichtig an unseren Händen ab. In seine spürte ich keinerlei Kraft, nicht auch nur ein bisschen. Taehyung sah aus wie ein Toter.
„Ich weiß du hörst mich nicht und ich rede gerade mit einem eher leblosen Menschen, aber dennoch möchte ich dir sagen, dass ich dich liebe", murmelte ich und küsste seine Hand. „Ich habe nie aufgehört dich zu lieben, also denk dort oben bitte nicht, dass ich es mit Absicht getan hätte, denn ich wäre nie in der Lage dazu, dich zu verletzen."
Auch wenn nicht viel passierte, hatte ich stark gegen die Tränen anzukämpfen, die unbedingt hinauswollten. Ich wischte sie immer sofort weg, weil Taehyung mich gerade bestimmt sehen konnte, auch wenn er nicht hier war. Er sah durch Gottes Augen hinunter zu mir, weshalb er mich nicht so am Ende sehen sollte.
„Bitte komme schnell wieder und sei dann gesund. Ich werde es mir ohnehin nie wieder verzeihen können, was passiert ist, also mach es wenigstens ein bisschen besser und lass mich nicht allein. Das Königreich auf lange Zeit alleine zu regieren, wird eine sehr große Herausforderung für mich und ich weiß nicht, ob ich ihr gewappnet bin", sagte ich und löste mich allmählich von ihm, da ich ein leises Klopfen an der Tür hörte.
Jimin hatte Namjoon und Jin zu sich geholt und lenkte sie ab, damit ich für kurze Zeit zu Taehyung konnte. Seitdem der Vorfall geschah, waren sie drei Tage lang nicht von seiner Seite gewichen, sodass ich keine Möglichkeit hatte, ihn zu sehen. Ich musste mich immer wieder verstecken, wenn sie mich suchten, aus Angst, sie würden sich an mir rächen wollen, obwohl sie anderes sagten. Yoongi sagte, ich sollte ihren Worten nicht zu schnell vertrauen, denn ein Mensch wäre aus Wut dazu in der Lage einen anderen Menschen grundlos zu töten.
Ich drehte mich zur Tür, welche nun weit offen stand, um in ein vor Wut flammendes Augenpaar zu schauen. Nichts, was ich nicht hätte erwartet. Jin stand dort, seine Hände zu Fäusten geballt, seine Stirn gerunzelt. „Da bist du also", sagte er leise und ging einige Schritte auf mich zu. Je näher er mir kam, desto mehr Panik hätte in mir aufsteigen müssen, da ich durch
Taehyung aber zu verletzt war, fühlte ich Jin gegenüber keine Angst mehr. Ich fühlte zur Zeit nichts als Trauer für den Mann meiner Träume.
Nicht einmal der Schlag, den der Ältere mir mit seiner flachen Hand auf die Wange verpasste, schmerzte so sehr wie das Gefühl, einen geliebten Menschen unabsichtlich fast umgebracht zu haben. Es kribbelte für einen Moment, denn Jin hatte eine große Hand, die dementsprechend auch viel traf, mehr war da aber auch nicht.
„Wärst du gottverdammter Hund nicht, dann wäre Taehyung jetzt nicht in dieser Lage. Verstehst du mich? Du hast hier nichts zu suchen!", schrie er mich an und hob seine Hand wieder. Sobald er zuschlagen wollte, erkannte ich eine andere Hand, die Jin daran hinderte.
Es war Namjoon.
„Hör auf jetzt", sagte er leise zu seinem Freund. „Ich weiß du bist wütend auf ihn und auch, dass du dir große Sorgen um Taehyung machst, es hat aber keinen Sinn, Jungkook so fertig zu machen. So gesehen war es ja Taehyungs Schuld, denn er hätte Jungkook den kleinen Knirps einfach umbringen lassen sollen, anstatt sich selbst aufzuopfern."
„Er hätte noch anhalten können! Er hätte das Schwert fallen lassen sollen und so wäre keiner ums Leben, wenn nur fast, gekommen! Es ist allein seine Schuld und ich werde sicherstellen, dass dieser dreckige, arme Bauernjunge den Schmerz fühlt, den auch Taehyung fühlen musste!", sagte Jin, er schrie es fast, jedes einzelne Wort, und packte mir an den Kragen, fing an mich zu wirken. Wie ich geahnt hatte, trieb ihn seine Wut, denn er hatte gerade mehr Kraft als man sie ihm eigentlich ansah. So fiel es auch Namjoon ziemlich schwer, seinen Lebenspartner von mir zu lösen, sobald er dies aber schaffte, schlug er ihn wie Jin mich geschlagen hatte.
„Verdammt Jin! Verstehst du es denn nicht? Solang Taehyung nicht bei Bewusstsein ist, ist Jungkook der König! Er herrscht und hat somit genug macht, um dich hinrichten zu lassen! Verspiel es dir nicht bei ihm", meinte Namjoon, lautstark, sodass es im ganzen Raum schon schallte.
Jin hielt seine Hand an seine Wange und trat einen Schritt zurück. Er schüttelte nur leicht den Kopf und rannte geradewegs aus dem Raum hinaus. Namjoon hingegen blieb hier, senkte seinen Kopf und seufzte.
„Es tut mir leid, ich hatte nicht erwartet, dass er sich so benimmt", sagte der Ältere leise und lehnte sich an die Wand hinter ihn.
„Nicht so schlimm", murmelte ich.
„Er hat ja recht, dass es meine Schuld ist, also verdiene ich es nicht, anders behandelt zu werden. Am liebsten würde ich gerade den Schmerz spüren, den auch Taehyung spürte, nur weil ich dieses Gefühl der Schuld nicht länger ertragen kann."
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Komm auf keine dummen Ideen lieber kookie, du hast noch ein Königreich zu regieren
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