»35«
[Jungkook]
Nach all den, was ich den letzten Tagen passiert war, erleichterte es mich, mal wieder einfach die Natur zu genießen, draußen zu sein und einfach zu entspannen. Meine Füße kribbelten bis zu meinen Knien, weil sie sich wohl fühlten, endlich wieder in Bewegung zu sein.
Auch Taehyung schien es wirklich gebraucht zu haben, einige Stunden an der frischen Luft zu verbringen, denn so verspannt, wie er vorhin schien, war er nicht mehr. Er trug ein andauerndes leichtes Lächeln mit sich, hielt den Lederriemen in der einen Hand, zog das Pferd hinter sich und hielt mich an der andere Hand.
Ich mochte es, seine Hand zu halten, denn es gab mir die Sicherheit, dass er mich nicht fallen lassen würde. Diese Hand würde mich auf die Beine ziehen, wenn ich falle, egal wie tief ich falle und wo ich dann drinstecke.
„Lass uns dort sitzen", sagte Taehyung irgendwann und zeigte dabei mit seinem Zeigefinger auf einen kleinen Felsen, denn er in der Ferne gesichtet hatte. Wir gingen die letzten Meter dorthin und setzten uns auf den, durch die Sonne aufgewärmten, Stein. Ich konnte mich aufgrund meiner Körpergröße sogar nach hinten lehnen und genoss so die Lichtstrahlen auf meiner Haut, die mir Energie gaben und mich aufwärmten.
Ich konnte mich auf jeden Fall daran gewöhnen, wobei Taehyung es eher schwer schien, es sich auf dem harten Stein bequem zu machen, weshalb er sich viel bewegte, sobald er aber eine Position fand, die ihm passte, blieb er ruhig und legte sich, wie ich auch, hin und genoss es. Mit einem wohligen seufzen schloss ich meine Augen und gähnte dabei, obwohl ich weder müde, noch erschöpft war.
In diesen Positionen verbrachten wir hier einige Zeit, viele Meter über der Stadt, die wir von hier oben hinter dem großen Wald sehen konnten, den ich bereits schon sein meiner Kindheit kannte. Meine Eltern sagten mir immer, es sei gefährlich, ihn ohne ein Pferd oder alleine zu betreten, weil hier öfter mal Menschen verschwunden sind. Man sagt, dass man bei Nacht von den Seelen dieser Menschen, die bereits gestorben sind, gerufen wird und ins Innere des Waldes gelockt wird, bis man darin plötzlich auf grausame Weise durch den Fluch einer Hexe, welche den Wald verzauberte, den Drang dazu verspürt, sich selbst umzubringen.
Niemand wusste so genau, ob es denn wirklich so war, denn die, die den Pfad verließen und nach Antworten suchten, kamen nie mehr zurück und waren spurlos verschwunden. Von alten Damen, alten Herren, bis zu kleinen Kindern. Es sind wirklich viele Menschen hier bereits verschwunden, weshalb der Pfad, der hindurch führt und freigelegt wurde von den Bäumen, auch umzäunt ist.
„Worüber denkst du nach?", fragte mich Taehyung, weshalb ich meine Augen öffnete, um ihn anzuschauen. Er hatte sich aufgesetzt, wendete seinen Blick aber wieder von mir ab, weshalb ich mich ebenfalls wieder aufsetzte.
„Meine Gedanken sind gerade bei dem Wald dort. Du kennst ja sicherlich die Geschichten darüber", murmelte ich und hatte meinen Blick auf die, von hier oben, grüne Fläche gelegt. Ich seufzte leise, weil ich mir nicht mal vorstellen konnte, wie schlimm es wohl darin war und wie sehr diejenigen darunter litten, die in den Bann des Fluches gezogen wurden.
Der Ältere schüttelte nur seinen Kopf und lachte leise als hätte ich soeben einen Scherz erzählt, dies tat ich aber nicht, sodass ich ihn nur verwundert anschaute.
„Jungkook, du bist wirklich süß. Sechzehn Jahre alt, aber im Kopf dennoch ein kleines Kind", erwiderte der Mann auf meinen verwunderten Blick. Er wuschelte mir durch meine Haare, weshalb ich mich etwas zusammenzog und von ihm wegdrehte, weil ich das nicht mochte. „Es sind Geschichten, die dir deine Eltern erzählten, damit du nicht auf die Idee kommst, dort rein zu gehen und dich dort darin zu verlaufen. Das hat ihnen eine Menge Stress erspart."
Jeder würde seine Eltern jetzt in den Schutz nehmen und daher wollte ich dasselbe für eine Sekunde tun, jedoch hielt ich inne und öffnete meinen Mund nicht, weil ich wusste wozu mein Erzeuger in Stande war. Meine Mutter hätte sich sorgen gemacht und mich gesucht, sie lebte aber nicht mehr und mein Vater hätte mich eigenhändig umgebracht, nachdem er mich gefunden hätte. Es hätte ihnen Stress bereit, da hatte Taehyung recht, aber dennoch konnte ich seinen Worten nicht glauben.
„Das stimmt nicht", antwortete ich mit einem sicheren Ton in meiner hellen Stimme, „es sind bereits viele Menschen darin verschwunden und mein Bruder hat mir gesagt, er habe dort den Geist eines kleinen Mädchens gesehen, als er mit seinen Freunden dort spielen wollte! Es ist wahr!"
„Wenn du meinst. Dann lass uns hineingehen und schauen, ob es denn auch wirklich so ist, wie du sagst, denn dies hier ist mein Land und Geister sind nicht erwünscht", sagte Tae voller Sarkasmus in jedem seiner gesprochenen Wörter, aber auch in seinem Blick. Ich mochte es nicht, dass er mich nicht ernst nahm, weshalb ich die Arme vor der Brust verschränkte. Außerdem war es eine sehr leichtsinnige Idee, in den Wald zu gehen, weshalb ich durch meine Position auch davor weigerte.
Dennoch griff Taehyung nach meinem Arm, zog mich auf die Beine und noch bevor ich mich weigern und wieder hinsetzen konnte, setzte er mich wieder auf das Pferd und sich selbst dann auch. Dieses Mal aber so, dass er vorne war und ich mich von hinten an seinen Rücken schmiegte und meine Arme um seinen Oberkörper schling, sobald er los ritt.
Er ritt schneller, sehr schnell sogar, weshalb ich viel mehr Angst als vorher hatte, denn nun waren seine Arme nicht mehr an meinen Seiten und er war nicht mehr hinter mir. Ließe ich jetzt los, würde ich mit aller Wahrscheinlichkeit hart auf den Boden aufprallen und durch eine schwere Verletzung sterben, weshalb ich diesem Risiko lieber aus dem Weg ging und mich fester in seiner Kleidung krallte.
Wir rasten wie der Wind den Weg hinunter vom Berg und durch ein kleines Tal, bevor wir uns dem Wald immer mehr näherten. Ich spürte, dass es immer kälter wurde und auch, dass die Wolken zusammenzogen, wodurch ich ein eher ungutes Gefühl bei der ganzen Sache bekam. Natürlich hatte ich Taehyung an meiner Seite, aber was könnte er als Mensch denn schon gegen einen Geist machen?
Sobald wir den Wald betraten, war es kalt als wäre es später Herbst. Es war windstill, sodass mich jedes Rascheln, dass nicht von uns ausgelöst wurde, beunruhigte, zumal wir nicht mehr auf dem Pferd saßen, sondern auf unseren eigenen Beinen waren. Taehyung sagte, es sein zu uneben für das Tier, weshalb er es etwas versteckter, damit es keiner klaute, an einen Baum befestigte, etwas näher im Wald.
„Das ist keine gute Idee", flüsterte ich leise und hielt mich an seinem muskulösen Arm fest. Ich wollte mich umschauen, aus Neugier, gleichzeitig aber wollte ich meine Augen zukneifen, aus Angst.
Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn nichts passiert wäre und wir den Wald so schnell wie möglich verlassen hätten, jedoch passierte etwas, weshalb ich mich schreiend erschreckte, als ich plötzlich nichts mehr sah und sich ein stechender Schmerz durch meinen Kopf zog.
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Solch einen Wald habe ich literally bei mir um die Ecke. Darin sind zwar nie Menschen verschwunden (i believe), aber seitdem dort an der Straße mal ein verheerender Unfall passierte, ist es immer so unangenehm da vorbeizulaufen, zumal ich den getöteten gesehen habe, bevor das Leichentuch über ihm lag. Mit meinen Jungen elf Jahren war das ein traumatisches Erlebnis, dass mich bis heute prägt.
Aber ich liebe Wälder und Geister trotzdem.
Aber was ist mit Kookie passiert? :o
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