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[Taehyung]

„Lass meine Hand nicht los", sagte Jungkook leise. Seit dem Vorfall hatte er mir nicht mehr in die Augen geschaut, aber er war mir auch nicht mehr von der Seite gewichen, obwohl ich es hätte verstehen können, wenn er es getan hätte.

Ich weiß nicht, wohin er mich mitnahm, denn es war nur ein sandiger, auch steiniger, Weg, der umgeben war vom Nichts, ob Wald oder endlose Felder. Hier befand sie keine Menschenseele, weshalb ich anfangs für einen Moment glaubte, er versuche mich umzubringen, aber dazu war er nicht in der Lage, nicht nur körperlich.

„Du erklärst meinem Vater, was passiert ist und wer schuld daran ist, dass es so passiert ist, wie es passiert ist", murmelte der Junge nach einiger Zeit, als wir bei fast schon vollkommener Dunkelheit vor einer Hütte standen, die nur schwach von innen beleuchtet war. Sein Zuhause?

„Dann lass mich das morgen machen Jungkook. Ich werde mit königlicher Robe und einem Pferd kommen, die Entschädigung mitbringen und es ihm erklären. So wie ich jetzt aussehe, einfache Sachen tragend, wird er mich nicht ernst nehmen können", befürchtete ich und strich mir dabei einmal durch die Haare und dann durch mein Gesicht.

Jungkook schüttelte nur seinen Kopf und klopfte an dem großen Brett aus Holz, welches scheinbar eine Tür darstellen sollte. Ich wollte einen Rückzieher machen und verschwinden, jedoch kannte ich den Weg zurück in die Stadt nicht und würde mich daher nur verlaufen.

Man hörte bereits ein Gemaule, welches scheinbar von dem Menschen kam, der die Person erzeugt hatte, die ich liebte. Der Mann, welcher meinen kleinen Jungkook ausnutzen und schänden wollte, er stand mir gegenüber.

„Du und deine Mu-", sagte der Schwarzhaarige und hörte für einen kurzen Augenblick auf zu reden, als er mich sah. „Wer bist du?", fragte er, seine Stimme dabei nur abwertend.

„Kim Taehyung mein Name", sagte ich und erwartete, dass sich der Mann niederbeugte, jedoch blieb er einfach stehen und schaute mich verwirrt an. Er sagte nichts mehr zu mir und griff brutal nach Jungkooks Arm, um diesen in die Hütte zu ziehen, jedoch zog ich den Jungen fest an mich und legte meine Arme beschützend um ihn. „Wir haben viel zu bereden", sagte ich noch, ehe ich einfach in die Hütte eintrat.

Der Mann rollte nur genervt die Augen, gab dann nach und setzte sich auf den Boden. Innerhalb dieser Hütte gab es fast nichts. Es lag eine Decke auf dem Boden, welche scheinbar als Schlafplatz diente, in der anderen Ecke lag ein Topf und ein Becher, ein kleiner Hocker am Rande und alte, abgelaufene Schuhe am Rande einer Tür, die in einen weiteren Raum führte, welcher jedoch zu dunkel war, als dass ich was erkennen konnte.

Scheinbar wartete Jungkooks Vater darauf, dass ich mich zu ihm auf den Boden setzte, jedoch bemerkte ich relativ schnell, dass dieser eingehüllt von Staub und Dreck war, weshalb ich mir den Hocker nahm, ihn mit meinem Schnäuztuch, welches frisch gesäubert war, putze und mich dann raufsetzte.

„Du weißt wahrscheinlich, dass deine Frau und deine Sohn heute auf dem Opferfest waren. Mich wundert es, dass du nicht da warst, jedoch hinterfrage ich das nicht länger und komme zum Punkt, denn deine Frau wurde auserwählt, geopfert und ihre Überreste wurden letztendlich verbrannt und in den Fluss geschüttet. Dein Sohn nahm sich die Freiheit, dass ohne dich zu machen, denn er wollte dich nicht dabei haben, aufgrund aller Schandtaten, die du in der Vergangenheit an dieser Frau begangen hast", sagte ich. Ich zückte keine Miene und wirkte vollständig emotionslos, obwohl mein Herz innerlich schmerzte, denn ich verlor das Gefühl der Schuld nicht, weil es Jungkooks Mutter war.

Normalerweise war es mir egal, was mit Menschen passierte. Es interessierte mich nicht, wie und warum sie starben, aber diese Frau war heilig und ich hatte sie getötet.

„Wie wagst du es das zu tun? Miststück!", rief der Vater. Er holte aus, schaute dabei aber nicht zu mir. Sein Blick lag auf Jungkook, der die ganze Zeit neben mir stand, sehr dicht. Er hatte gezittert und seine Augen waren glasig, jedoch weinte er nicht.

Ich hatte erwartet, dass er den Jungen schlug, jedoch landete seine flache Handfläche auf meiner Wange, wodurch ein klatschender Ton durch den Raum ging. Durch die Wucht neigte sich mein Kopf zur Seite, wo ich einige Zeit in eine kleine Ecke schaute, bevor ich meinen Blick wieder auf den alten Mann richtete.

Sofort öffnete ich den Mund, um zu sprechen, jedoch landete seine Hand ein weiteres Mal auf meinem Gesicht, dieses Mal hatte er sie jedoch zu einer Faust geformt. Ich fiel vom Hocker und landete auf dem Boden, auf allen Vieren, was der Schwarzhaarige nur als Chance nutzte, mit seinem Fuß auf meinen Rücken zu treten, sodass ich nur ganz auf dem Boden lag.

Ich spuckte das Blut aus, welches sich in meinem Mund gesammelt hatte, durch beide Schläge, die er mir verpasste, wollte wieder aufstehen, bekam jedoch seitlich einen Tritt gegen meinen Brustkorb, wodurch ich einige Zeit nach Luft hechelnd dort lag und an die Decke schaute.

Jungkook schluchzte. Vor mir sah ich nur, wie sich der Fuß wieder hob, aber nach einem lauten Knall fiel der Mann fast schon neben mich. Der Junge hatte ihm mit dem Topf so stark gegen den Kopf geschlagen, dass er mit einer blutenden Wunde zu Boden gefallen war.

Dort lag also sein Fleisch und Blut, verletzt durch seine eigene Hand, aber Jungkook half ihm nicht, sondern mir, sodass wir relativ schnell aus der Hütte flüchteten, wobei ich jedoch fast ganz auf ihm stützte.

[...]

„Ich muss mich kurz hinsetzen", keuchte ich leise und ließ mich auf einen etwas größeren Felsen nieder, der vor einem Baum stand, welcher jedoch keine Blätter trug, denn scheinbar war er ausgetrocknet.

Jungkook stand mit gesenktem Kopf vor mir und weinte leise. „Es ist meine Schuld, es tut mir so leid", nuschelte er und wischte sich dabei eine Träne weg.

Ich griff nach seiner Hand und zog ihn auf meinen Schoß, sodass ich meine Arme um ihn legen m und ihn fest an meine Brust drücken konnte. Sanft strich ich über seinen Rücken und versuchte ihn dadurch zu beruhigen. „Ich habe es verdient", sagte ich, „schließlich habe ich deine Mutter und somit seine Frau getötet."

„Du wolltest es verhindern, das hast du selbst gesagt. Sie haben dein Signal einfach falsch verstanden", murmelte der jüngere leise und endlich schaute er mich an. Ich erkannte sein Gesicht problemlos, denn der Vollmond schien heller am Nachthimmel denn je.

Eifrig schüttelte ich nur den Kopf, bevor ich sprach. „Ich hätte rufen oder zu ihnen gehen sollen, statt ein Signal zu geben, dann wäre ein Missverständnis nie zustande gekommen und sie wäre jetzt noch am Leben. Ich bin ein Mörder."

Und auch Jungkook schüttelte jetzt den Kopf, weshalb ich sanft seufzte. Ich schaute zur Seite und auf in den Himmel.

„Der Mond ist heute wunderschön und er strahlt so hell", sagte ich leise und genoss den Anblick. Jungkook schmiegte sich näher an mich, wobei er seine Arme um meinen Nacken schlang.

Es verwirrte mich ein wenig, weshalb ich meinen Blick zu ihm wendete, wobei er jedoch so nah an mir dran war, dass sich unsere Nasenspitzen fast schon berührten. Wir schauten uns einfach in die Augen und sagten nichts, es war also sehr ruhig.

Ich zog ihn noch etwas näher an mich und bemerkte, dass er daraufhin die Augen schloss, wobei ich hingegen meine Augen erst schloss, nachdem er den Kuss erwiderte, zu dem ich ansetzte.

Der Tag des hellsten Mondes, war gleichzeitig der Tag unseres ersten Kusses.

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Endlich Ferien meine süßen Mäuschen...

das bedeutet, dass ich ganze zweieinhalb Wochen warten muss, bevor ich wieder morgens in meine Klasse gehe mit einem „hallo meine süßen Mäuschen, ich bin's wieder eure Katja".

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