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[Taehyung]

Ich zeigte auf eine ärmlich aussehende Frau und wählte sie somit als letzte der Fünf aus, die heute vor der ganzen Stadt hingerichtet und somit geopfert werden. Sie hatte langes, braunes Haar, einen zierlich dünnen Körper, der von großen fast schon Stofffetzen eingehüllt war, voller Dreck und Schmutz, wie es sie nun mal für eine Bäuerin gehörte.

Die Angst war ihr förmlich auf die Stirn geschrieben, wie ihre Augen nur leer waren und ihr Körper nicht einmal zuckte, schließlich war ich derjenige der ihr gerade den Boden unter den Füßen nahm und weil sie die letzte war, die ausgewählt wurde, bekam sie auch die letzte Hinrichtung, welche zu gleich die begehrteste und schlimmste war.

„Dann sei es so. Bringt das Miststück nach vorne", sagte der Priester. Sein Name war Min Yoongi und ihn sah ich meist nur an solchen Festen, schließlich musste alles im Namen Gottes geschehen, damit uns keiner als Verbrecher betiteln konnte, die aus Lust und Laune Menschen töteten, denn neben der Opferung war diese öffentliche Hinrichtung auch sehr hoch angesehen in der Bevölkerung, jedenfalls bei den Adligen, ihnen gefiel es nämlich, zu sehen was aus den fünf armen Bauern wurde. Sie empfanden regelrechte Befriedigung daran, denn manche Lehnsherren verloren dadurch den Mann, der die Bauernfamilie in seinem Lehn vertrat, wodurch dieser Herr alle Möglichkeit der Welt bekam, den Frauen und Kindern dieser Familie alles anzutun, was ihm lieb war.

„Taehyung du das nicht", hörte ich jemandem hinter mir sagen. Eine leise, gebrochene Stimme eines Jungen, der scheinbar weinend gerade darum flehte. Ich drehte mich um und blickte in ein dunkelbraunes Augenpaar, welches leuchtete wie sein Lächeln einst leuchtete.

Ich schüttelte nur den Kopf. „Ich weiß nicht woher du dir das Recht nimmst, mich in aller Öffentlichkeit informell anzusprechen und damit zu demütigen. Ein kleiner Bauernjunge, dreckig und stinkend, sollte so nicht mit dem Prinzen umgehen", sagte ich leise.

Meine Worte trafen ihn sichtlich wie mein Messer im Krieg Ritter trief, die gegen mich kämpften. Mit jedem Mal, dass ich was neues sagte, füllten sich seine Augen weiter auf mit Tränen, seine Wangen wurden hochrot und er verlor an Körperstatur, sah klein und schwach aus. Aber er war auch klein und schwach, daher konnte er mich auch keineswegs aufhalten, weil er es vielleicht nicht lieb hatte, dass ich solch eine, in seinen Augen, Grausamkeit vollbrachte.

Er ließ sich auf die Knie fallen, senkte seinen Blick und flehte. Ein Bild, welches sich mir auch an dem Tag unserer ersten Begegnung zeigte, dieses Mal aber spürte ich keinen Mitleid und auch keine Neugier für diesen Jungen. Nicht für seinen zierlichen Körper, seine braunen Augen oder seine dunklen Haare. Heute interessierte er mich nicht.

„Bringt sie alle um", verkündete ich das Startsignal, wodurch die Henker sich mit aller Freude ihren Opfern widmeten.

Das erste Opfer. Ein ärmlicher Bauer, etwas älter denn seine Haare waren schon grau. Der Henker schnitt ihm die Finger, dann die Hand und letztendlich den Kopf ab.

Das zweite Opfer. Eine junge, wunderschöne Frau. Wahrscheinlich eine Bäuerin eingeheiratet in eine normale Bürgerschaft. Sie wurde sofort erhangen und somit sofort getötet.

Das dritte Opfer. Ein Jugendlicher, seine Haare Pechschwarz und seine Haut blass als wäre er bereits tot. Man brachte einen fast schon kleinen Felsen an sein Bein durch eine Kette an. Mitsamt dem Fels warf man ihn in den Brunnen, wo wir normalerweise die Hexen vernichteten. Das Geschrei und Gelächter der Menge wurde mit jeder Sekunde lauter, bis keine einzige Luftblase mehr hinaufkam, sodass alle ausrasteten vor Freude.

Das vierte Opfer. Eine Jugendliche, seine Haare ungewöhnlich Orange. Sie stich mir ins Auge, denn sie war wahrscheinlich die Brut einer Hexe. Ihr Kopf kam sofort ab, bevor sie dann verbrannt wurde.

Das fünfte Opfer. Eine Frau, dunkelbraune Haare, wie er sie hatte. Strahlende Augen, wie er sie ebenfalls hatte. Der Henker befestigte eine Kette um ihren Hals und eine um ihre Beine. Beide Ketten befestigte er an zwei Pferde, die in die jeweils gegenüberliegende Richtung standen.

Hinter mir wurde das Schluchzen des Jungen plötzlich stumm, kein Ton mehr von ihm als wäre er war nicht da.

Ein zweiter Henker kam zur Hilfe, beide hielten sie einen erhitzten Metallstab in der Hand. Wenn ich das Startsignal geben würde, bekämen sie die Aufgabe, die Pferde mit diesen Stäben zu berühren, wodurch sie in Panik gerieten, losliefen und die Frau somit auseinander rissen. Brutal, bisher nur einmal bei einem Hexer angewendet, aber sehr begehrt.

Ich hob wollte gerade meine Hand heben, da meldete sich der Junge wieder, aber er blieb noch immer stumm. Er krallte sich seitlich von hinten in meine Kleidung und in meinen Arm, vergrub sein Gesicht in meiner Schulter und hielt mich so auf, das Signal zu geben. Seufzend schaute ich an ihm ab und sah, dass er wieder weinte.

„Lass sie leben und nimm mich im Gegenzug", sagte er, wobei er aber nicht hochschaute und leise redete, sodass keiner hörte, was er sagte. So herrschte verbreitet eine Stimme in der Menge und viele verwirrte, ungeduldige Blicke auf mir.

Endlich schaute der Junge auf. Sein Blick bohrte sich in mich, direkt in mein Herz, es wärmte es auf, aber zerbrach es gleichzeitig.

„Ich werde dich heiraten, aber bitte töte nicht meiner Mutter", sagte er noch leise.

Ich weitete die Augen und zog die Luft scharf ein. Mein Blick viel auf die Frau, die dort lag und stumm vor sich hin weinte, während ihr Blick auf ihren Sohn und mich gerichtet war. Ihr eigener Sohn, ihr eigen Fleisch und Blut, flehte hier um das Leben seiner geliebten Mutter, der Frau, die ihn so machte, wie er war, ihm die schönen Geschichten erzählte und vor den Gewalttaten seines Vaters schützte.

Diese Frau war ein Engel, denn sie gab dem Menschen ein Leben, den ich liebte. Ich musste sie retten, weil sie meine Schwiegermutter werden würde, aber ich gab ein falsches Signal, wodurch die Henker die Pferde antippten.

In diesem Moment legte ich meine Arme um Jungkook und drehte ihn weg, drückte sein Gesicht fest gegen meine Brust, weil er durch seine Körpergröße auf dieser Höhe lag, wobei er weinend leicht gegen mich schlug. Ich hielt seine Ohren zu, während man hinter uns wieder das Gejubel hören konnte, welches den Höhepunkt erlangte, als die Arme Frau starb.

Und somit machte mich das zum Mörder von Jungkooks Mutter.

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I kind of broke my own heart with this chapter.

Nothing more to say.

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