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[Jungkook]

„Was soll ich tun, wenn ich mal muss?", fragte ich leise. „Angekettet kann ich mich ja gerade so vom Bett aufsetzen, aber das war es auch wieder."

Taehyung beugte sich leicht nach vorne, um mich anschauen zu können, denn er saß noch immer hinter mir, obwohl wir bereits fertig waren mit dem Mahl. Er hatte seine Arme auch noch fest um meinen Oberkörper geschlungen als würde er mich nicht loslassen wollen.

„Fragst du das gerade einfach so oder weil du gerade wirklich mal musst?", erwiderte der Prinz und schien sich dabei ein leichtes schmunzeln nicht verkneifen zu können.

Weil es mir peinlich war, nickte ich nur schwach und merkte, dass meine Wangen sich wieder rot färbten, weshalb ich versucht mein Gesicht leicht zu verstecken. Dies gefiel Taehyung natürlich nicht, was er mir dadurch zeigte, dass er meine Hände griff, die ich bis eben noch vor mein Gesicht hielt, mit seinen verschränkte und sie aus meinem Gesicht nahm.

„Wenn das der Fall ist, dann kriegst du für den Moment eine längere Kette, mit der ich dich im Badezimmer abkette. Dort steht der Eimer und wenn dir lieb ist, kannst du dich dort auch frisch machen. Sun Mis Mitarbeiterinnen holen ständig frisches Wasser für uns", sagte er lächelnd und hielt mir dabei einen Schlüssel vor die Augen. „Aber heute vertraue ich dir und lasse dich darin ohne Kette, zumal das Fenster zu hoch ist, als dass du daraus springen könntest."

Mit einem schwachen Grinsen auf löste Taehyung also die Fessel von meinem Bein und stand vom Bett auf. Er hielt mir seine Hand hin, welche ich nur zögerlich ergriff, denn ich war noch immer skeptisch, der ganzen Sache hier gegenüber.

Sobald ich auch seine Hand ergriff, zog er mich vom Bett hoch auf meine Beine, die über die Tage ziemlich geschwächt sind, sodass ich einige Zeit brauchte, bis ich keine Schmerzen mehr beim Stehen hatte. Taehyung erwies mir diese Zeit und somit gingen wir erst los, als ich auch wirklich gehen konnte.

Gemeinsam verließen wir das Zimmer durch die große Tür und standen in einem riesigen Flur. Die Decke war höher, als die Bäume die bei mir Zuhause standen. An der Wand waren überall Verzierungen aus Seide und Gold, während der Boden schlicht von einem roten Teppich gehalten wurde. Ebenfalls an den Wänden befanden sich kleine Fackeln, die dem großen Flur genügend Licht spendeten, denn obwohl sich an beiden ändern riesengroße Fenster befanden, schien nicht genug Sonnenlicht rein, um hier alles zu erhellen.

Anders als ich es bei mir durch die Tiere gewöhnt war, war es hier ziemlich ruhig. Man hört vereinzelt Leute unten reden, welche höchstwahrscheinlich die Bediensteten der Familie waren. Es roch frisch und nicht nach Gülle, die wir auf dem Feld benutzten.

Ich dachte, dass die Innenstadt schön war, aber dieser Flur allein war schon um einiges schöner. Es fiel mir schwer, mir noch auszumalen, wie es im restlichen Palast aussah und wie viele Räume es hier noch gab, die sonst was in sich hatten.

„So aufregend", murmelte ich und konnte mir ein leises kichern nicht verkneifen. Es war eher eine instinktive Handlung, geleitet durch mein Unterbewusstsein, während ich Tagträume hatte und an eine andere Sache dachte.

Taehyung bemerkte meine Reaktion relativ schnell und drehte sich daher lächelnd zu mir um. Sein Lächeln war wieder breit und herzlich wie sonst auch schon. Es bildeten sich ganz schwach Grübchen an seinen Wangen, sodass dieses Lächeln nur schöner wurde. Und meine Brust erwärmte sich wieder, sodass ich meine Hand leicht dagegen drückte.

Letztendlich gingen wir den Flur hinunter und hielten vor einer Tür, die die Tür des Badezimmer zu sein schien, denn an dieser Stelle ließ der Prinz meine Hand los.

„Lass dir all die Zeit, die du brauchst, aber brauch dann doch nicht zu lang", sagte er noch, bevor er dann abging. Ich schaute ihm noch hinterher und staunte ein wenig darüber, dass ein solch nett und freundlich aussehender Mann, dennoch so viel Macht in sich trug, bald ein ganzes Land zu regieren und über Millionen von Menschen zu herrschen.

Ich betrat das Badezimmer und schaute mich auch hier wieder gründlich um. Es war wunderschön, schöner als alles andere, was ich je zuvor gesehen hatte. Und das war nun mein Lebensstandard, weil ich mit dem Prinzen lebte.

Dennoch machte sich in mir das Gefühl breit, fehl am Platz zu sein. Das ist nicht meine Welt und ich gehöre nicht hier hin.

Ich will zurück Nachhause. Ich will zu meiner Mutter.

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Ein Update zum Freitag Morgen!

Geht schön ins Wochenende meine sweeties <3

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