~28~


Tsukishima

Geschickt schnappte ich mit eines der Champagnergläser, die gerade ein Caterer auf einem Tablett durch die Masse trug. Ich setzte es an meine Lippen und stürzte es in einem Zug runter, ehe ich es wieder dem Kerl in die Hand drückte.

Man konnte nicht behaupten, ich hätte gute Laune. Die hatte ich nicht.

Und das lag nicht an dem Chaos, was gerade im Königshaus herrschte – das bekam ich privat nicht wirklich mit – sondern an etwas Anderem. Es bereitete mir schon seit Tagen Kopfzerbrechen und wollte einfach nicht loslassen. Es saß in meinem Hinterkopf und laberte mich ständig zu, sodass ich zu nichts Anderem mehr kam. Es nervte.

Nachdem ich mich mit Kageyama und seinen Brüdern unterhalten hatte – Kunimi war nun auch wieder im Schloss – löste ich mich aus dem Grüppchen und trat den Rückzug an. Eigentlich wollte ich sogar ganz abhauen, doch etwas hielt mich davon ab zu gehen, bevor ich nicht diese eine Person gesehen hatte.

Meine Augen fuhren konstant durch die Menge und suchte nach einem grünen Haarschopf. Er hatte sich nicht Blicken lassen, seit Wochen nicht und seit neun Tagen war tatsächlich die Funkstille zwischen uns eingetreten. Das gefiel mir nicht. Sonst freute er sich doch auch immer über jedes Bisschen Aufmerksamkeit, die ich ihm schenkte. Warum also jetzt nicht mehr?

War ich etwas nicht gut genug mehr? Jetzt da wir mit einander geschlafen hatten, hatte er kein Interesse mehr? Oder war es etwas anderes, das ihn von meinem nackten Körper abneigte?
Ich schnaubte, ehe ich inne hielt. Gefunden!

Doch der Anblick gefiel mir nicht. Nein, er war mir regelrecht zuwider. Was sollte das auch?

Ich hatte Tadashi also gefunden, nur unterhielt dieser sich gerade breit lächelnd mit irgend so einem dahergelaufenen Weib!

Ein weiteres Schnauben kam durch meine Nase und bevor ich selbst den Befehl geben konnte, setzten sich meine Beine auch schon in Bewegung.

Er hatte also nichts Besseren zu tun, als mir aus dem Weg zu gehen und sich dafür an irgend so ein Mädchen ran zu machen, ja? War die überhaupt adelig? Schien mir nicht so!

>>Ja, das Wetter heute ist wirklich traumhaft!<<

Ernsthaft? Darüber redeten sie? Es war ja nicht mal originell.

Ich schob meine Hände in die Anzughose und blieb stehen, als sie mich bemerkten. Ich konnte nicht anders, als die Blondine abfällig zu mustern. Sie hatte eine rote schmale Brille und gewellte Haare, wobei sie ein grünes Kleid trug und ihr blaue Ballerina an den Füßen klebten. Sie sah lächerlich aus. Sie tat einen auf schick-gemacht, war es aber nicht.

>>Oh, Hallo!<<, begrüßte sie mich mit einem eklig freundlichen Lächeln. Ihre Augen waren dabei fast zusammen gekniffen. Sie wurde mir immer unsympathischer. Wer war die denn überhaupt und was hatte sie auf so einem Event zu suchen?!

Tadashi hingegen wich meinem Blick aus und senke seinen, um auf sein Glas Wasser zu sehen. Jetzt war eindeutig klar, dass etwas nicht stimmte. Er mied mich wie die Pest und das machte mich so langsam sauer. Besonders, dass er ja keinen Ton raus brachte und mir nicht mal sagte, was denn sein beschissenes Problem war!

Ich beachtete dieses Weib also nicht weiter und fixierte meine ganze Aufmerksamkeit auf den Dunkelhaarigen vor mir. Er war mir mal ein paar Antworten schuldig. >>Bist du jetzt sogar zu feige, um mich anzusehen?<<, fragte ich so mürrisch wie immer. Das wollte ich nicht hier vor diesem Etwas klären.

Tadashis Schultern spannten sich bei den Worten an, ansehen tat er mich aber immer noch nicht. Er ballte nur seine Hände immer wieder zu Fäusten und schien mit sich zu ringen. Ich fragte mich, was in seinem kleinem Köpfchen gerade vor sich ging.

Ich beobachtete den Kleineren und kam zu einem weiteren Entschluss, Irgendwas war nicht in Ordnung und es hatte etwas mit mir zu tun. War etwas vorgefallen, von dem ich nichts mitbekommen hatte? Es wäre durchaus möglich.

So langsam ging mir sein Gezögere auf die Nerven. Er hatte die ganzen letzten Wochen Zeit zum Nachdenken gehabt, also ist irgendwann auch mal gut! Ich hatte keinen Bock mehr!

Kurzerhand schnappte ich mir also sein Handgelenk und riss ihn mit mir mit. Den verwirrten Blick des Weibes ignorierte ich dabei, auch, dass Tadashi mehr oder wenig hinterher stolperte.

Ich brachte ihn weg. Ich wollte wohin, wo es nicht von Menschen wimmelte, die nichts anderes außer ihr Geld in der Tasche im Kopf hatten. Ich brauchte keine Szene vor allen Anderen, um das nächste Gesprächsthema zu werden. Dafür war ich mir selbst zu schade.

>>Was ist los?<<, fragte ich ihn sofort und ließ ihn los, als wir bei einem Busch, der ein Pferd darstellte, hielten.

Er zog seinen befreiten Arm wieder zu sich und streichelte sein rotes Handgelenk, was den Abdruck meiner Finger zierte. Er blieb stumm, sagte immer noch nichts.

>>Wenn du es so sehr bereust, mit mir geschlafen zu haben, dann hab wenigstens auch den Mut, es zu zugeben<<, spie ich ihn gepresst entgegen. Meine Finger bohrten sich derweil in meine Handflächen, um etwas Druck abzulassen.

Auch wenn ich für gewöhnlich nichts an mich heranlasse, oder wenigstens so tu, bei Tadashi war das Anderes. Bei ihm rutschte mir immer irgendein Gefühl heraus, sonst hätte ich ja auch gar nicht mit ihm geschlafen. Dabei hatte ich mich Jahre lang so gut unter Kontrolle gehabt!

Ich wusste nicht, wann es passiert war, aber irgendwann in den letzten 10 Jahren musste ich mich in ihn verliebt haben. Plötzlich hatte ich Herzklopfen, wenn er mich mal zufällig berührte, dann wurde meine Brust mal ganz warm, wenn er so niedlich lächelte und seine Nase sich dabei kräuselte, oder aber seine Nähe, die mich immer wieder so zur Ruhe brachte, wenn mein Vater mal wieder meine Mutter schlug.

Nachdem ich es bemerkte, hatte ich mich von ihm entfernt. als ich gemerkt hatte, wie sehr es ihn verletzte, kam ich ihm doch wieder näher. Doch ich wusste es nun mal; dass er hetero war und kein Interesse an Männern zeigte, hatte er nie. Stattdessen flirtete er mit irgendwelchen Weibern oder liked Bilder von Schauspielerinnen!

Das er mit mir geschlafen hatte, konnte ich erst auch gar nicht fassen. Dann schob ich es einfach auf den Alkohol. Und nun ging er mit aus dem Weg.

>>Was?<<, erwiderte der Dunkelhaarige vor mir nur verwirrt auf meine Aussage.

Meine Augen verengten sich und es bildeten sich schon Halbmonde und meiner Hand, so sehr bohrte ich die Nägel hinein. >>Wenn du den Gedanken daran so zuwider findest, dann steh wenigste dazu und sag es mir ins Gesicht! Anstatt dich so feige zu verziehen!<<

Yamaguchi weitete seine Augen und blinzelte, vermutlich überrascht davon, dass ich gerade meine Stimme erhob. Erst wirkte er vor den Kopf gestoßen, ehe sich Falten auf seiner Stirn und zwischen seinen Augenbrauen bildeten. Er sah mich grimmig an.

>>DU hast doch keine Woche später mit diesem bescheuerten Bodyguard geschlafen!<<, schoss er anklagend zurück. Seine Nasenflügel blähten sich vor Wut und er biss sichtlich die Zähne zusammen.

Vor den Kopf gestoßen blinzelte ich einige Male. >>Eh, ja?<< Wieso sollte ich auch nicht, ich musste mich schließlich davon ablenken, Tadashis Haut jede Sekunde berühren zu wollen, wenn ich in seiner Nähe war. Ich musste doch-

>>Du beschissenes Arschloch!<<, schrieb mir gerade dieser entgegen und unterbrach so meine Gedanken. Seine Zähne gruben sich in seine Unterlippe, ehe er beide Hände mit voller Wucht gegen meinen Brustkorb stieß. Er wollte sich wegdrehen, doch es war zu spät, ich hatte die glasigen Augen gesehen.

Rasch packte ich mit einer Hand sein Kinn und zog sein Gesicht wieder in meine Richtung, dabei zwang ich ihn, mich anzusehen. Ich erkannte die leichte Reizung unter seinen Augen, die diese etwas rötlich aussehen ließ. Seine Nase schniefte, doch er bewegte sich nicht.

>>Ich dachte, es hätte etwas zwischen uns verändert, wir wäre uns näher gekommen.<< Er schluckte hart, auch wenn es mit meinen Fingern um sein Kinn schwer war. >>Ich dachte, du würdest mich auch endlich so sehen.<<

>>Wie sehen?<<, fragte ich plötzlich wieder ganz ruhigen. Ich mochte es nicht, den Kleineren so zu sehen. Ich wollte nicht der Grund sein, warum er weinte, auch wenn es auf eine niedliche Art bezaubernd aussah.

>>So wie ich dich. Als jemanden, den du begehrst. Jemand der mehr als nur ein Freund ist<<, flüsterte er leise und seine Unterlippe zitterte wieder.

Mehr als nur ein Freund? Habe ich mich gerade verhört? Nein, das muss ein Traum sein! Aber so schöne Träume hatte ich eigentlich nicht.

Und dann sprach er die Worte aus, mit denen ich nie gerechnet hätte und die eine ganze Explosion in meinem Körper auslösten.

>>Ich liebe dich.<<

Kaum hatte es sein Mund verlassen, drückte ich meine Lippen auf seine und zog ihn in seinen Kuss.

-

Hinata

>>Und das waren die neusten Berichte aus dem Königshaus<<, hielt die Moderatorin ihren Abschlusssatz und verschwand damit vom Bildschirm.

Seufzend wendete ich meinen Blick von dem kleinen Fernseher an der Bar. Das Glas in meiner Hand war bereits trocken, doch ich rubbelte immer noch darüber. Meine Gedanken galten etwas ganz Anderem. Sie waren voll von ihm und zermürbten mich innerlich. Jedes mal, wenn ich sein Gesicht vor Augen hatte, tat es mir im Herzen weh.

Es gab noch so vieles, was ich ihm sagen wollte, was ich mit ihm machen wollte! Dinge, über die ich mit ihm reden wollte, da mich seine Ansicht dazu interessierte. Außerdem gab es noch so Vieles über ihn, das ich nicht wusste. Ich wollte alles über ihn wissen!

Doch jetzt war er unerreichbar für mich.

Ein verdächtiges Brennen versammelte sich hinter meinen Augenlidern. Das war nicht fair! Kenma war doch auch mit Kuroo glücklich, dieser Suna auch mit seinem Prinzen, wieso dann ich nicht!?

Ich wusste, ich würde von ihm niemals verlangen können, den Thron, das Königshaus und seine Familie aufzugeben. Auch wenn er es hasste, er würde sie nicht fallen lassen. Vor allem jetzt nicht. Das musste er auch nicht. Ich würde es tun. Ich wollte mit ihm zusammen sein, an seiner Seite sein, dafür würde ich auch in seine Welt gehen und das Alles mit ihm zusammen durchstehen.

Aber nicht mal das hatte ich ihm noch sagen können!

Ich weiß zwar, dass er dieses Leben nicht für mich wollen würde, aber ich wollte es. Wenn es hieß, dann bei ihm sein zu können, würde ich alles in Kauf nehmen, was es bedeutete, an seiner Seite zu sein.

Ich hatte es einfach immer verdrängt, wer er war und was es für seine Zukunft bedeutete. Erst seitdem er wirklich in diese Rolle treten musste und ich ihn darin sah, verstand ich es. Ich hatte zwar keine Ahnung, ob ich es hinkriegte, aber-

Er war unglücklich. Das sah ich ihm in jedem einzelnen Interview an und irgendein egoistischer und selbstgefälliger Teil in mir glaubte, ihn wieder glücklich machen zu können. Ich glaubte daran, dass diese Gefühle nicht nur einseitig waren, das waren sie nicht! Sonst wäre er in dieser Nacht doch nicht zu mir gekommen.

Ich musste hart schlucken, ehe ich nun endlich das Glas an dessen richtigen Ort stellte, wobei ich mich etwas auf die Zehenspitze stellen musste. Ich schnappte mir darauf das nächste Glas, welches neben mir an der Spüle stand.

Aber da war noch etwas, was an mir nagte. Und zwar dieser bescheuerte Artikel über diese Yachi, die sich offensichtlich mit Tobio getroffen und eine wunderbar romantische Zeit hatte. Was sollte der Schweiß denn bitte!? Und das Schlimmste war, dass ich nicht mal wusste, was daran stimmte und was völlig frei erfunden war. Aber er würde sich doch nicht gleich nach unserer „Trennung" eine Neue angeln, oder?

Meine Unterlippe wollte zittern, doch ich stoppte es, indem ich darauf biss und einfach weiter mit dem Handtuch in das nasse Bierglas vor mir. Mein Herz hatte sich entschlossen, weiter weh zu tun, während ich angestrengt versuchte, an was Anderes zu denken.

Da ging die Tür und ein neuer Gast kam herein. Ich wollte ihn gerade begrüßen, als ich inne hielt. Ein mir bekannter Bodyguard spazierte herein und lächelte mir zu, ehe er sich vor den Tresen setzte.

>>Hey, ich bin hier, um Kenma abzuholen<<, meinte Kuroo und verschränkte seine Arme auf der Theke, wobei er mich mit seinem üblichen Ausdruck ansah. Er schien glücklich. Kenma soielte darin wohl eine große Rolle.

Ich stellte das Glas ab. >>Er ist sich umziehen<<, erwiderte ich und krallte mich in das Handtuch. Das wollte ich auch. Ich wollte auch von meinem Freund abgeholt werden. Meine Brust wurde immer schwerer.

Just in dem Moment kam auch Kenma aus dem Hinterraum. Er hatte sich umgezogen und seine Tasche geschultert. Als er Kuroo sah, hellte sich sein Gesicht kaum merklich auf, ehe er zu ihm lief und zur Begrüßung einen Kuss auf die Lippen drückte.

Mein Blick glitt zu Boden. Ich sollte langsam damit aufhören, mich dadurch verletzen zu lassen. Ich sollte mich für Kuroo und Kenma freuen. Warte mal, Kuroo...

>>Ich mach mich dann mal auf den Weg! Lass den Kopf in der Zeit nicht so hängen, ja? Bis dann, Shoyo!<<, verabschiedete sich mein bester Freund und Arbeitskollege gerade von mir, doch ich hörte nur mit einem Ohr zu.

Kuroo war Kageyamas Leibwache.

>>Wir sehen uns!<<

Noch bevor der den Satz beendete, langte ich über die Tisch und packte Kuroo am Handgelenk, um ihn aufzuhalten. Er war mein Schlüssel! Er wusste, wo Tobio sich aufhielt, zu jeder Zeit. Er konnte mich zu ihm bringen!

De Schwarzhaarige schaute überrascht zu mir runter und zog eine Augenbraue hoch. >>Ja, bitte?<<, fragte er und legte den Kopf schief.

>>Bring mich zu ihm!<<

Er wusste genau von wem ich sprach, denn seine Schultern verspannten sich und er presste die Lippen zusammen. >>Das kann ich nicht, Shoyo.<<

Ich hielt die Tränen zurück. >>Aber warum denn nicht?!<<, verlangte ich zu wissen.

>>Weil ich nicht einfach Leute zu ihm bringen kann.<<

>>Aber ich bin doch nicht irgendwer!<<, beschwerte ich mich noch vor der Vollendung der Antwort.

Kuroo seufzte. >>Trotzdem. Er könnte mich dafür ohne mit der Wimper zu zucken feuer.<<

>>Das würde er nicht tun!<<, hielt ich gegen.

Er seufzte schon wieder. >>Ich kann dich nicht zu ihm bringen<<, wiederholte er.<

>>Aber-<<

>>Ich kann dich nicht zu ihm bringen, dir aber sagen, wo er sich gerade aufhält.<<


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28!

TUT MIR LEID!

leider gibt es da so ein blödes Ding namens Leben, was es mir gerade schwer macht, zu schreiben-

Und ich weiß nicht, irgendwiee ist mir das TsukiYama nicht so gelungen...na ja

Ich hoffe aber, es hat euch wie immer gefallen!

Man liest sich beim nächsten Mal!

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