~27~
Kageyama
>>Und das ist die Küche!<<, beendete Osamu begeistert seine Führung und drehte sich zu mir um, wobei seine Hände in seine Hüften gestützt waren.
Er und Suna waren vor knapp drei Wochen endlich hier eingezogen. Die zwei hatten tatsächlich das Meiste selbst renoviert und eigentlich von nichts Anderem geredet. Damit hatte das Königshaus sie dann auch selbst rausgeschmissen. Bei der Besprechung vor zwei Tagen war er auch gar nicht mehr dabei gewesen.
Das Haus war wirklich schön und lag in einem eher ruhigeren Viertel am Stadtrand. Der Grundriss erinnerte mich an einen Altbau aus dem viktorianischen Zeitalter, was zugegebenermaßen echt meinem Geschmack entsprach. Besonders die Fenster gefielen mir, da sie auch schön viel Licht in den Raum ließen. Das Wohnzimmer war davon besonders getroffen. Lag vielleicht auch daran, dass es gleich zur Terrasse und hinaus in den Garten führte.
Osamu und Suna hatten sich hier wahrlich ein Paradies geschaffen.
Ich beneidete sie dafür. Sie bestimmten selbst und lebten ihr Leben, wie sie es wollten. Sie waren zusammen und frei.
>>Wow! Die ist ein Monster!<< Erst jetzt schenkte ich Osamus Heiligtum, der Küche, meine Aufmerksamkeit. Meine Augen fielen fast aus meinem Kopf.
>>Ja, halt ausgestattet<<, erwiderte er schlicht, als wäre es keine große Sache.
Ich hingegen sah das anders. >>Die ist ja noch größer als unsere Schlossküche<<, meinte ich und fuhr mit meinen Fingern über das kalte Gestein der Theke. >>Aber es sollte mich eigentlich nicht wundern, du hast das Kochen schon immer geliebt.<< Es passte zu ihm.
Osamu zuckte die Schultern und schmunzelte. >>Das stimmt.<< Er lief auch halb um die Kücheninsel und betrachtete sein Baby. >>Ich werde ein Restaurant eröffnen<<, gestand er nun und sah mich fest an. Übte er mit dem Blick dafür, es seinem Vater zu sagen?
Ich sah ihn nur an und blies die Wangen auf. >>Das ist ein großes Ding, aber das war doch immer dein Traum, oder nicht?<< Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und schaute mich weiter um.
>>Ähm, ja, das war es!<< Er räusperte sich und kratzte sich an seinem Hinterkopf. >>Ich wollte es nur mal richtig ausgesprochen haben. Du hast es jetzt sogar noch vor Tsumu erfahren. Aber verrate ihm das nicht, der würde sonst ausflippen.<<
Ich schmunzelte und dachte an meinen anderen Cousin. >>Ja, das kann ich mir vorstellen. Das würde sein Ego kränken, wenn er nicht der Erste wäre, dem du das sagst<<, meinte ich belustigt. >>Seht ihr euch denn noch oft?<<
Osamu presste die Lippen zusammen. >>Na ja, gerade ist es im Königshaus ja eher hektisch und aufgewühlt. Dürftest du ja besonders mitbekommen<<, fing er leise an, wobei sein Unterton deutlich bedrückt war. >>Aber ich sehe ihn nicht so oft, wie ich es gewohnt war, dass ist... seltsam.<<
Ich nickte verstehend. Ich konnte es zwar nicht nachempfinden, wie es war einem Zwilling so nahe zu stehen, aber ich kannte ja die Zwei und konnte mir vorstellen, wie es für ihn sein musste.
>>Dafür schreiben wir jeden Tag!<<, warf Osamu etwas munterer ein und rollte genervt die Augen. >>Er kann es immer noch nicht lassen, mir diese nervigen Katzenmemes zu schicken<<, nörgelte er, doch ich erkannte das kleine Heben seiner Mundwinkel.
Ich gluckste leise vor mich hin. So kannte man ihn.
Da ging die Tür auf.
Als sie wieder ins Schloss fiel, drehten wir beide unsere Köpfe in die Richtung. Dein breit grinsender Ex-Bodyguard kam uns entgegen und hielt eine Imbisstüte in die Höhe. Er stellte diese darauf auf die Theke. Er klopfte seine Hände ab und sah mich an. >>Hallo, Kageyama- Was?<<
Man musste Osamu nicht sonderlich gut kennen, um das Missfallen auf seinen Gesichtszüge ablesen zu können. Sein Blick huschte zu der Tüte und dann vielsagend wieder zu Sunas.
Dieser hob ergebend die Hände und setzte sofort zur Erklärung an. >>Als du mir geschrieben hast, dass fein werter Cousin auf der Matte erscheint, wollte ich ihm wenigstens etwas zu essen anbieten<<, meinte er verteidigend.
>>Dafür gibt es doch mich!<<, erwiderte der Grauhaarige empört. >>Ich bin der Koch! Ich hätte schon was gemacht!<< Er verschränkte die Arme vor der Brust und versteckte sein Schmollen hinter einer grimmigen Miene.
Der Fuchs rollte nur die olivgrünen Augen und schnaubte leise. >>Du hast gar nichts vorbereitet. So hätte das zu lange gedauert, und Kronprinz hier hat sicher jetzt noch einen engeren Terminplan als vorher schon<<, argumentierte er gegen und zog provozierend eine Augenbraue hoch.
Ich verzog die Lippen bei der Bezeichnung, sagte aber nichts. Stattdessen schaute ich dem fast Ehepaar lieber beim Streiten zu.
Osamu spitzte die Lippen. >>Mir wäre schon was eingefallen<<, nuschelte er leise und sah weg. >>Ab jetzt gibt es nur noch Osamu kost!<<, legte er fest.
Sunas schmutziges Funkeln in den Augen verbarg er erst gar nicht. Daraufhin holte er aber zwei Pizzen heraus und suchte nach den Tellern. >>Wie war denn die Besprechung gestern?<<, fragte er, als er gerade das Geschirr aus dem Regal holte.
>>Besprechung?<< Osamu schaute verwirrt zwischen uns hin und her.
>>Ja, ich hatte gestern noch mit Kenji geschrieben.<<
>>Hä?<<
>>Sie haben es dir nicht mal erzählt?<< Ich sah den ehemaligen Prinzen überrascht an. Sie kapseln ihn echt ganz von dem Gesehen ab?
Langsam schüttelte Osamu den Kopf und schluckte hart. >>Nein<<, antwortete er leise, wobei er sich auf die Lippe biss. Man sah ihm den Schmerz dabei an. Es tat ihm weh. Selbstverständlich, es war, als wäre er nicht mehr Teil der Familie, die doch immer seine gewesen war, egal wie falsch.
Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Musste ich zum Glück auch gar nicht, denn Suna streckte seine Hand aus und drückte sanft die von seinem Verlobten.
>>Also, ähm, wie geht es denn deinem Vater? War er wenigstens so fit, dass er dabei sein konnte? Was habt ihr überhaupt besprochen?<<
Mein Mund öffnete sich, doch bevor ich etwas erwidern konnte, schloss ich ihn wieder und schluckte hart. >>Nein, er liegt im Koma<<, gestand ich ihm also mit leicht kratziger Stimme. Es fiel mir immer noch nicht leicht, es auszusprechen.
>>Was?!<< Beide riefen das Wort zur gleichen Zeit und mit dem gleichen entsetzen aus.
Ich nickte bloß. >>Man kann nicht sagen, wie lange er noch so sein wird, ob er je wieder aufwacht, oder welche Nachfolgen es hat, wenn er es tut<<, erzählte ich und leckte mir über die trocknen Lippen, ehe ich wieder schwer Luft holte.
>>Das tut mir leid.<< Seine Stimme war ebenso gedrückt und ich konnte mit vorstellen, dass es ihn auch traf. Er war sein Onkel.
Nach einigen Sekunden des Schweigens räusperte ich mich dann aber wieder. >>Wollen wir aber erst mal essen und ihr erzählt mir von euren Hochzeitsplänen?<<, fragte ich mit hebender Laune, da ich das Thema wechseln wollte. Vielleicht lenkte es mich auch davon ab, dass ich vermutlich bald selbst eine haben würde.
-
Reden. Ich hasste Reden. Dennoch kam ich in meinem Leben da nicht drum herum.
So saß ich wieder an diesem langen Tisch vor einer Armee von Reportern, um mich von Fragen, die ich eh nur wage beantworte, durchlöchern zu lassen. Meine Familie saß sowohl zu meiner Rechten als auch zu meiner Linken. Ich war das Zentrum, sollte der Außenwelt vermitteln, dass ich vorübergehen die Führung übernommen hatten.
Vor mir lag ein Stapelblätter, der meine Rede umfasste, die Hanamaki für mich zusammen stellen hatte lassen. Ich durfte nicht mal mitreden. Wie mich das doch ankotzte! Ich war nichts weiter als seine Marionette, die er bewegen konnte, wie er wollte!
Ich hob meinen Blick und eröffnete die Konferenz mit den Worten, die ich schon so oft von meinem Vater gehört hatte. Hier schaute dabei immer mal wieder knapp auf das Blatt. Schnell Lesen und Wiedergeben hatte ich von klein auf gelernt. Ich war diese auch kurz vorher noch einmal durchgegangen.
Meine Haltung war steif und die Anspannung ließ ich in meinen Beinen raus. Meine Mimik musste fest und entschlossen wirken, ich musste Sicherheit und stärke vermitteln. Ich war ihr Symbol, ihre Repräsentation.
>>Die Situation ist eine Herausforderung für Jeden von uns, aber keine, die wir nicht meistern könnten...<< ... >>Wir arbeiten hart und unsere Polizei leistet einen excellenten Job in dem Fall...<< ... >>Wir haben immer ein offenes Ohr für Sie...<< ... >>Wir freuen uns über jede Botschaft...<< ...
Die Worte verließen meinen Mund wie mechanisch. Die Puppe funktionierte...
>>Es ist nichts das wir-<<
...doch geriet ins stocken.
Plötzlich verwirrt blinzelte ich auf das Blattpapier und sah in die Menge, die mit leuchtenden Kameras entgegen starrte. Ich schaute die Leute nach einander einzeln an. Langsam legte ich den Text wieder auf den Tisch und hielt inne.
Ich spürte die Blicke Aller auf mir. Auch die meiner Familie, die sich sicher fragten, warum ich gestoppt hatte und mich am liebsten dafür zurecht weisen wollten. Mir war aber nicht danach, der Rede weiter zu folgen.
Ich holte tief Luft und stand auf. >>Die Wahrheit ist... der König, mein Vater, er liegt im Koma.<<
Man hörte erschrockenes Japsen, auch von der Reihe neben mir. Auf einmal war es noch ruhiger, als es davor schon war.
Meine Stimme war fest, aber man hörte den leicht rauen Klang raus, der zeigte, dass es mir auch nicht ganz leicht fiel. >>Wir wissen nichts Genaueres. Seine Werte sind stabil, verändern sich weder zum Guten noch zum Schlechten<<, meinte ich und räusperte mich. >>Mir wurde gesagt, ich solle nun Sicherheit vermitteln, doch ehrlich gesagt, habe ich Angst.<<
Ich atmete durch meine Nase und ignorierte den scharfen Blick Kitas. >>Meine ganze Familie. Die Ermittlungen gehen zwar voran, aber so ein Ereignis lässt doch keine Familie kalt. Nicht mal die Royals. Wir haben jetzt mit sehr viel zu kämpfen.<< Ein Schlucken folgte. >>Ich glaube, eigentlich muss ich nicht viel mehr dazu sagen. Wir sind eine Familie, die etwas zum Erschüttern gebracht hatte und wir sind nun dabei, alles aufrecht zu erhalten und wieder in die rechten Bahnen zu leiten. Das ist es, was sie jetzt über uns wissen müssen.<<
Ich hörte Kamera Geknipse und sah ein Aufblitzen, darauf folgte noch eins und noch eines.
>>Das heißt aber nicht, dass wir uns von unseren Pflichten abwenden! Wir werden weiterhin für dieses Land da sein, das verspreche ich Ihnen!<< Mein Blick wurde fester. Ich musste es hinbekommen! Ich musste nun der sein, der ich immer sein sollte! >>Es gibt immer Krisen, aber auch die werden wir bewältigen, Stück für Stück! Ich beten für unseren König und sorgen dafür, dass alles wieder schön ist, wenn er aufwacht!<<
Im Nachhinein betrachtet, schäme ich mich für diese Ansprach. Aber sie hatte unsere Bevölkerung in eine positive Aufruhr versetzt und sogar einen Hasgtag hervor gebracht. #FürUnserenKönig Ich war mir nicht mal mehr sicher, was ich da so raus gehauen hatte. Ich habe einfach gesagt, was mir gerade in den Kopf kam. Ich glaube, ich hatte nicht mal den Punkt getroffen, den ich wollte. Ich hatte mich nur aufgespielt und trotzig gegen die Vorschriften aufgelehnt.
Hinter den Kulissen brach dann die Hölle über mich ein.
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Kapitel 27!
So viel habe ich diesmal gar nicht zu sagen. Nur, dass ich mich im Voraus entschuldigen werde, da das nächste Kapitel wohl etwas später kommen wird-
Ich hoffe aber, dass es euch gefallen hat!
Man liest sich beim nächsten Mal!
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