~26~
Kageyama
Ich mochte den Krankenhausgeruch nicht. Er war so befremdlich und stechend, sodass man sich gleich unwohl fühlte, auch wenn sie sich bemühten. Ich schätzte es, dass sie hin und wieder kleine hübschen Ecken eingerichtet hatten, die eigentlich ganz nett aussahen.
Doch heute waren meine Gedanken nicht darauf gerichtet. Mein Kopf war voll und bescherte mir einiges an Kopfschmerzen. Ich war müde und hätte am liebsten Stundenlang schlafen. Doch das ging nicht, dafür gab es für mich zu viel zu tun.
Auch wenn ich nicht den Titel besaß, war ich im Grunde nun der König. Ich musste alles tun, was meine Vater täte, die Präsenz ausstrahlen, die Sicherheit geben, ein Symbol werden. Meine Schultern taten jetzt schon von der Last weh. Ich musste meinem Vater einfach gerecht werden.
Kindaichi neben mir machte mich nur noch unruhiger. Er wirkte nämlich unruhig, fasste ständig an sich selbst herum und öffnete den Mund, als wolle er was sagen, nur um ihn gleich wieder zu schließen. Er war unsicher. Und der Grund der Unsicherheit schien ihn zu sein.
Ich blieb stehen. >>Was?<<, wollte ich nun schließlich wissen und drehte mich zu ihm, um ihn ansehen zu können. Er hatte mich gebeten, mit mir ins Krankenhaus zu kommen, doch er schwieg die ganze Zeit und hatte kein Wort mit mir gewechselt. Seine Seitenblicke, die er mir ständig zuwarf bemerkte ich trotzdem.
Er schluckte und sah mir fest in die Augen. >>Danke.<<
Ich zog meine Augenbrauen zusammen. >>Wofür?<< Mir fiel nichts ein, was ich dankenswertes getan haben sollte.
>>Dafür, dass du Kunimi zurück holen lässt<<, erkläre er und an seinem Blick erkannte ich, wie ehrlich er es meinte und wie wichtig es wohl für ihn sein musste.
Perplex öffnete ich meine Lippen und sah ihn einen Moment an. Dann schloss ich sie aber wieder und ging doch zügig weiter. >>Das war keine große Sache<<, redete ich es klein. Ich presste meine Lippen zusammen und unterdrückte das, was sich gerade in meiner Brust aufbauen wollte.
Kindaichi sah es offenbar nicht so. >>Für mich aber schon!<<, widersprach er mir und kam mir nach. Er passte sich meinem Schritt an und drehte sich zu mir. >>Ich will nicht die ganze Zeit um meine Familie fürchten!<<
Seine belegte Stimme und die Worte ließen mich inne halten. Auf eine seltsame Weise erzeugte es einen stechenden Schmerz in meiner Brust, doch ich konnte nicht genau beschreiben, wie. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann er uns je als Familie bezeichnet hatte. >>Ich-<<
>>Ihr seid meine Brüder und ich liebe euch! Zu sehen, wie erst du und dann Kunimi zum Militär müssen...<< Er sah zu Boden und legte einen Arm um sich selbst, wobei er die Schultern zuckte. >>Und jetzt das... ich will euch nicht verlieren<<, gestand er leise, den Blick weiterhin gesenkt.
Meine Lippen teilten sich und ich konnte nichts anderes tun, als ihn verblüfft anzusehen. Wir hatten nie ein gutes Verhältnis und das jetzt von ihm zu hören, erschütterte mich. Ich dachte immer, er wäre ein arrogantes Arschloch und er kümmere sich nicht weiter um mich, was mich nicht sonderlich gestört hatte. Anscheinend kannte ich ihn doch kein Bisschen.
Überrascht von mir selbst, öffnete ich meine Arme und schlang sie um meinen kleinen Bruder.
Kindaichi erstarrte und keuchte erschrocken auf. Er war genauso geschockt von diesem sentimentalen Moment wie ich, doch nur wenige Sekunden später erwiderte er die Umarmung und erdrückte mich fast. Sein Gesicht vergrub er dabei in meiner Schulter. >>Es tut mir leid!<<
Ich war nicht in der Lage, irgendwie zu reagieren. Ich war mir auch nicht sicher, ob ich emotional gerade überhaupt etwas auf die Reihe bekam, aber ich hörte ihm zu.
>>Seit ich denken kann, habe ich zu dir aufgesehen.<<
Ich hielt inne. Aufgesehen?
>>Doch nach Mutters Tod hast du dich von uns allen abgewandt<<, fuhr er fort und ich erkannte an seiner Stimme, dass er kurz vorm Weinen war. Sie zitterte und klang kläglich. >>Es hatte mich so verletzt, du hast so getan, als würdest du diese Familie hassen. Also habe ich mich auch von dir abgewandt. Dabei wollte ich immer so sein wie du, sogar jetzt noch.<<
Unbewusst spannte ich meine Schultern an und krallte mich mit meinen Fingern etwas in seinen Rücken. Es war, als würde sich noch mehr Gewicht auf meine Schultern laden. Mein kleiner Bruder sah zu mir auf...
>>Aber dieser Anschlag<<, redete er nach einem harten Schlucken weiter. >>Ich habe alles im Fernsehen verfolgt. Ich habe es genau gesehen. Ich hatte solche Angst.<< Seine Stimme brach und ich spürte, wie etwas warmes, feuchtes meine Schulter berührte. Tränen? Er weinte. >>Ich will euch nicht verlieren!<<
Er Kloß hatte sich in meiner Kehle gebildet und es fiel mir schwer, ihn runter zu schlucken. Ich versuchte, fest zu sprechen, doch mein Ton war kratzig. >>Das wirst du nicht<<, versprach ich und fing an, zögerlich seinen Rücken zu streicheln.
Kindaichi entspannte sich sichtlich und atmete laut aus. >>Danke<<, hauchte er.
-
>>Was ist das?<<
Skeptisch schaute ich auf den Artikel, welchen mir Hanamaki auf den Tisch geknallt hatte. Es hatte einen Textentwurf, das Bild war allerdings noch freigehalten. Die Zeitung war eine seriöse, die oft über politisches und Weltwichtiges berichtet, weswegen ich noch misstrauischer wurde. Wieso sollte er mir so was auf den Tisch werfen?
>>Ein Artikelentwurf<<, antwortete dieser und zündete sich gerade wieder eine Zigarre an.
Mein Gesicht schlief ein und ich schnaubte nur. >>Ach nee, aber was soll ich mit dem?<<, wollte ich wissen und schaute ihn auffordernd an. Verarschen konnte ich mich selber.
>>Als König solltest du jetzt noch mehr auf deine Sprache achten.<<
Ein weiteres Schnauben gefolgt von einem Augenrollen meinerseits. Er duzte mich schon immer. Vermutlich war es seine Art mir zu zeigen, wie wenig er mich doch respektierte und dass er der Meinung war, über mir zu stehen.
Hanamaki seufzte und pustete Rauch aus seinem Mund. Er kam näher. >>Du liest es ja nicht mal<<, beschwerte er sich und zog wieder an seiner Zigarre. >>Das ist ein Artikel über die Annäherung von dir und Miss Yachi im WestWing Park.<<
>>Ja, nur gab es keine Annäherung im WestWing Park<<, warf ich grummelig ein. Mir gefiel nicht, auf was es hinauslaufen würde. Ich hatte da schon so eine Ahnung.
>>Richtung, die findet am Freitag um 14 Uhr statt.<<
>>Vergiss es!<<, rief ich sofort aus und schlug mit der flachen Hand auf das Blatt. >>Was soll der Scheiß!<< Ungezügelte Wut bahnte sich einen Weg meinen Hals hoch und wanderte in meine Venen, wo es anfing, sich auf zu kochen.
Hanamiki schloss nur frustriert und genervt die Augen, wobei er erneut langsam einen Schwall an Rauch zwischen seinen Lippen hervorstieß. >>Darunter ist einer, der eure Verlobung Preis gibt.<< Er sagte so, als wäre das gar nichts, als würde es nicht mein ganzes Leben umkrempeln, irgendein Mädchen zu meiner Frau zu nehmen.
Daher schaute ich ihn auch völlig entgeistert an. >>Sag mal- Nein!<<, rief ich nur wieder aus. Ich war 21 zur Hölle, meine Hochzeit darf gerne erst in ein paar Jahren stattfinden!
Shoyo!
Bei diesem Gedanken schüttelte ich den Kopf. Daran sollte ich nicht mal denken! Egal wie sehr mir die Vorstellung gefiel, wie er in einem weißen Anzug vor dem Altar stünde, das ging nicht. Ein homosexuelles Paar in der Monarchie? PAHA!
Und selbst wenn ich einen Weg finden würde, könnte ich das nicht von ihm verlangen. Er würde in die Königsfamilie einheiraten und brachte mehr als nur eine Bürde mit sich. Das würde ich für ihn nicht wollen. Er würde sein Strahlen verlieren.
>>Ich hatte an ein Treffen für Freitag gedacht, weil du dort um die Mittagszeit herum keinen weiteren wichtigen Termin hast<<, holte mich Hanamaki aus meiner Welt zurück. Er tippte dabei wieder irgendetwas auf seinem Tablet herum.
Ich schüttelte den Kopf. >>Nein!<<, wiederholte sich. Mein Vokabular hatte sich auf dieses eine Wort beschränkt.
Der Berater seufzte und sah mich an, als wäre ich ein kleiner, dummer Junge, der noch keine Ahnung von der Welt hatte. Wie mich das ankotzte!
>>Wie sähe das denn aus, wenn ich gleich nachdem mein Vater ins Koma gefallen ist, meine zukünftige Angetraute verehre!<<, warf ich ein und krallte mich in das Papier, sodass es Falten bekam.
Er rollte die Augen. >>Es würde Stabilität und Sicherheit vermitteln<<, entgegnete er. >>Außerdem würde es zeigen, dass du deine Playboy-Phase hinter dir gelassen hast. So einen möchte Keiner als seinen König.<<
Mein Blick verdunkelte sich. Mit aller Kraft unterdrückte ich meine Wut und ließ sie an dem armen Artikel aus. Leid tat er mir nicht, dafür ruinierte er zu sehr mein Leben.
>>Außerdem ist sie ebenfalls adelig und aus einem Nachbarland. Es verschafft uns Verbindungen.<<
>>Nein<<, sagte ich erneut und mit diesmal deutlich fester Stimme, ehe ich aufstand. >>Und das ist mein letztes Wort. Ich werde mich zu keinem Treffen und zu keiner Hochzeit bereit erklären lassen!<<
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Kapitel 26
ich bin ehrlich, ich mag dieses Kapitel nicht sondelich. Es is auch so kurz-
Dennoch hielt ich es irgendwie für notwendig, um die Umstände nochmal näher zu bringen.
Dafür ist die ganze FanFiktion nun zu ende geplant! Mal sehen wie es sich dann zum Schluss doch nochmal entwickelt!
Ich hoffe, ihr hattes trotzdem Spaß beim Lesen!
Man liest sich beim nächsten Mal!
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