~21~
Kageyama
Ich hasste es, Reden zu halten. Es war nur noch ein Grund, das Dasein eines Prinzen für mich zu verabscheuen. Da kam ich aber leider nicht drum herum.
Ich schrieb diese Reden ja nicht mal. Man könnte jetzt meinen, dass es mir doch Arbeit erleichterte, aber dieses geheuchelte Gehabe, welches ich da von mir geben musste, ging mir so dermaßen auf den Sack, dass ich den Zettel am liebsten zerknüllen und als Brennholz ins Kaminfeuer werfen wollen würde.
Während mir Yakus diese dämliche Krawatte band, starrte ich mein Ebenbild in der Spiegelreflektion an. Dass Jemand an mir rumfummelt und meine Kleidung richtete, war ich gewöhnt und Yaku war da auch ganz auf seinen Job fokussiert, aber manchmal nervte es schon. Vor allem, wenn er diese dämliche hellblaue Krawatte zu fest schnürte!
Der Anzug war neu. Akaashi hatte mich letztens dazu gezwungen, mir einen neuen anfertigen zu lassen, da es wohl wieder Zeit wurde. Als Mittelpunkt der Aufmerksamkeit musste ich ständig mit neuen Klamotten erscheinen. Auch wenn etwas gerade besonders angesagt war, kam es vor, dass ich es tragen musste, um Teil der Gesellschaft zu sein.
Da erklang plötzlich ein Klopfen von der Tür aus. Als ich meinen Kopf in die Richtung drehte, lehnte Tsukishima in dem Rahmen, die Arme vor der Brust verschränkt. >>Dich sieht man in letzter Zeit ja kaum noch<<, begrüßte er mich.
Yaku richtete noch mein gleichfarbiges Einstecktuch, ehe er zurück trat, einen Knicks machte und aus meinen Gemächern verschwand.
Ich brummte nur. >>Das sagt der Richtige<<, erwiderte ich. >>Dich konnte man eine Zeit lang auch nicht mehr sehen. Ist was passiert?<< Meine Hände fuhren über den leicht rauen Stoff es Anzugs.
Der Blonde, der in der Spiegelung gut zu erkennen war, zuckte bloß gleichgültig dir Schulterm. >>Nichts besonderes. Bei mir jedenfalls nicht.<< Er schaute mich lange mit seinem typischen, müden Blick an. >>Hast du was von Tadashi gehört?<<
>>Nein, wieso?<< Ich lief zu dem kleinen Hocker, um einen Fuß darauf zu stellen, sodass ich mir die Schnürsenkel binden konnte.
>>Keine Ahnung, der hat auch lange nichts von sich hören lassen<<, grummelte er leise vor sich hin.
Ich sah aus dem Augenwinkel zu ihm und zog eine Augenbraue an. Daher wehte der Wind also. >>Ach, das meinst du.<< Ich wechselte den Fuß. >>Ja, er war vor zwei Tagen zum Frühstück hier<<, sagte ich also. >>Auf mich hat er gewirkt wie immer, schien nur müde zu sein. Erzählt hat er jedenfalls nichts. Denkst du denn, es ist was passiert? Oder warum fragst du?<<
Ein erneutes Schulterzucken seinerseits. Es war was, das merkte man, auch wenn er es nicht zugab. Entweder war etwas passiert, von dem ich nichts wusste, oder etwas anderes ging vor. >>Nur so, er hat sich nicht mehr bei mir gemeldet<<, meinte er. >>Und auf meine Nachrichten regiert er nicht.<<
Ich zog die Augenbrauen zusammen und schnappte mir eine Wasserflasche. >>Komisch. Das passt gar nicht zu ihm, warst du schon bei ihm?<<, hakte ich nach.
Tsukishima kratzte sich am Hinterkopf und zog die Innenwangen zwischen seine Zähne. >>Das stimmt nicht ganz, es ist etwas passiert<<, gestand er nun aus heiterem Himmel.
Meine Brauen wanderten nun in die Höhe. Tsukishima erzählte was aus eigenen Antrieben? Es geschahen noch Zeichen und Wunder! Es musste ihn echt beschäftigen, wenn er damit zu mir kam. >>Okay, und was?<<, tat ich beiläufig, auch wenn es mich brennend interessierte. Ich setzte zum Trinken an.
>>Wir hatten Sex.<<
Und da hustete ich das Wasser auch schon wieder aus meinem Mund. Ich schlug mir auf die Brust und schaute ihn mit rotem Kopf an. >>Bitte?<<, fragte ich mit kratziger Stimme, da ich fast am verrecken war. >>Mit Tadashi?<<
Er nickte langsam und bedächtig. >>Wir hatten so einen komischen Moment. << Er fuhr sich durch die Locken. >>Ich weiß auch nicht. Es war alles wie immer, doch plötzlich hat er mich geküsst und Eins kam zum Anderen und plötzlich lagen wir nackt im Bett.<<
>>Und dein Schwanz ganz tief in ihm, hm?<<, brummte ich und biss mir auf die Zunge. Ich wollte nicht verurteilend klingen, konnte es allerdings auch nicht verkneifen. Die Vorstellung wollte nur nicht ganz in meinen Kopf.
Er schaute mich mit einem vernichtenden Blick an.
Ich räusperte mich und schloss die Wasserflasche wieder. >>Das erklärt es doch dann aber<<, warf ich ein und stellte sie zurück. >>Du weißt, dass er nicht so offen und selbstbewusst mit so was umgeht, es ist ihm vermutlich nur unangenehm.<<
Tsukishima gab einen nachdenklichen Laut von sich, wobei er den Kopf hin und her wiegte. >>Hätte ich auch gedacht, aber den Tag danach hatte er sich eigentlich... ja, recht normal verhalten<<, meinte er und benetzte seine Lippen.
Nachdem auch der zweite Schuh saß, schaute ich ihn mit gerunzelter Stirn an. >>Also hat es gar nichts damit zu tun?<<, fragte ich nach und checkte nochmal meine Manschetten.
Er zuckte nur die Schultern. >>Keine Ahnung, erst einige Tage später hat er sich so komisch verhalten und nun redet er gar nicht mehr mit mir<<, murrte er.
>>Dann geh ihn doch einfach mal besuchen<<, schlug ich vor. >>Anders wirst du es wohl nie herausfinden.<<
>>Tust jetzt einen auf Weise, ja?<<, fragte er zynisch und lenkte so wieder das Thema auf mich.
Ich zog grinsend die Augenbrauen hoch. >>Natürlich! Deswegen halte ich auch politische, nicht-selbstgeschriebene Reden!<<, erwiderte ich.
-
Hinata
>>Ach, der Film war schön<<, meine Papa und lächelte, als der schwarze Abspann das Bild ersetzte und eine leise Melodie den Raum umfing. Dabei lehnte er sich an Dad, der ebenso lächelnd zu ihm sah und ihm durch das silberne Haar strich.
Meine Brüder, die beide in seltsamen Positionen auf der anderen Seite des Sofas lagen, stimmten zu und streckten sich.
Das war einer der Gründe, warum ich gemeinsames Filme-schauen mochte. Es war immer so ein wunderbares Gefühl, wenn man zusammen Zeit verbracht hatte und Spaß hatte. Es machte mich glücklich.
Seufzend und streckend richtete ich mich allerdings auf und schnappte mir die leeren Popcornschüsseln, damit ich sie in die Küche bringen konnte.
>>Danke, mein Schatz<<, meinte Papa lieb, als er das bemerkte, nachdem sein Mann sich vorgebeugt und nach der Fernbedienung geangelt hatte.
>>Kein Ding<<, erwiderte ich und spülte sie aus, ehe ich sie in den Geschirrspüler stellte. Ich räumte auch gleich noch die leeren Gläser ein und stellte ihn an, als ich hörte, wie sich der Sender wechselte. Dad hatte scheinbar umgeschaltet.
Danach hörte ich irgendein Knallen. Vermutlich war einer meiner Brüder gerade vom Sofa gefallen, kein Wunder, wenn man wusste, wie sie dort manchmal lagen. Es gab kurzes Gelächter und Gemurmel, ehe Ryu brüllte: >>Shoyo, wir wollen Zocken, kommst du hoch?<<, fragte er. Wir spielten öfter mal in Noyas Zimmer zusammen.
Ich lächelte. >>Ja, komme gleich!<<, rief ich zurück und gähnte. Heute würde ich wohl nicht früher ins Bett gehen. Ich rieb mir kurz über die Augen, ehe ich wieder zurück ins Wohnzimmer schlurfte, wo mein Vater irgendeinen Nachrichtensender verfolgte.
Normalerweise wäre das ja nicht so ganz was für mich, doch als mir ein gewisser schwarzhaariger Prinz in die Augen fiel, hatte es meine Aufmerksamkeit. Ich schaute zum Fernseher und biss mir auf die Lippe. >>Worum geht es?<<
Überrascht über diese Frage wurde ich von der Seite angesehen, doch ich begutachtete bereits Kageyama in diesem viel zu heißen Anzug. Grau stand ihm echt gut, vor allem mit diesem Schnitt. Ob ich ihn dazu bringen könnte, mal einen zu unseren Sextreffen zu tragen?
>>Über den Ausbau der Häuser und Straßen im Getto<<, antwortete Dad mir und schaute auch hin. >>Es gab viele Proteste in letzter Zeit und jetzt wollten der König und der Kronprinz eine Rede dazu halten, um die Gemüter etwas zu beruhigen. Shirabu hatte sein Missfallen darüber aber auch schon geäußert.<<
>>Der stößt doch aber oft mit dem König aneinander, was das angeht. Der hat halt seine Meinung und die ändert er nicht so schnell<<, entgegnete Papa sanft und streichelte seine Schulter.
Shirabu war irgendein hochrangigr Politiker und schon seit Jahren mit meinen Vätern befreundet, vielleicht hatte Dad daher einen gewissen Gefallen an der Politik und interessiert sich so übertrieben brennend dafür. Weiß weiß.
Ich blieb allerdings noch einen Moment stehen, um mir das anzusehen. Gerade berichtete ein Reporter über das Geschehen, was mir auch nochmal ein Bisschen Aufschluss gab. Man sah die beiden Royals nur im Hintergrund, ich konzentrierte mich eher darauf. So konnte ich auch sehen, wie der Prinz sein Handy aus der Anzugtasche holte und etwas darauf eintippte.
Keine zehn Sekunden später ging eine Nachricht bei mir ein. Ich weitete leicht die Augen und holte mein Handy ebenfalls aus meiner Hosentasche. Als ich seinen Namen auf dem Display erkannte, musste ich breit grinsen. Ich öffnete die Nachricht.
Hast du heute Abend Zeit?
Bei den Worten fing mein Herz an, schneller gegen meine Brust zu schlagen, wobei ich mir auf die Lippe biss, als ich antwortete.
Jetzt ja
Ich kam mir immer kitschiger vor, wenn ich mit ihm schrieb, aber ich konnte nichts dagegen machen. Ich war bis über beide Ohren verknallt! Es sollte mich erschrecken, da Kageyama eh unerreichbar für mich war, doch ich genoss einfach die Zeit, die ich mit ihm verbringen konnte.
>>Wer schreibt denn?<<, fragte Papa plötzlich ganz beiläufig und ließ mich zusammenzucken. Er wollte es zwar nicht offen zeigen, aber er war definitiv neugierig.
Ich räusperte mich. >>Nur der Gruppenchat<<, wank ich ab, da kam schon die nächste Nachricht ein.
Das ist gut, ich sterbe hier gleich! Das ist grauenhaft! Das gibt mir immerhin einen Lichtblick in meinem Tag.
Ich rollte die Augen. Wenn es um seine Pflichten als Prinz ging, war er echt melodramatisch, aber es brachte mich zum Lächeln.
Ja, ja, jetzt posiere bitte wieder brav in die Kamera. Ich brauch mein EyeCandy. Du kannst doch nicht am Handy sein, während du im Fernsehen bist, na hör mal! 🤨
Es war einfach göttlich. Ich konnte echt im Fernsehen erkennen, wie er meine Nachricht las und überrascht aufschaute. Er blickte sich um, ehe er wohl die Kameraschar entdeckte, denn ich hatte das Gefühl, er würde mich direkt ansehen.
Plötzlich verwandelte sich sein Gesicht in sein typisch charmantes Grinsen und er verbeugte sich leicht, was mein Herz aufgeregt zum Flattern brachte. Das gerade galt nur mir!
Dafür kam allerdings ein genervtes Schnauben vom Sofa. >>Es ist eine Schande, dass dies der nächste Thronfolger sein soll!<<, beschwerte sich ein Vater.
>>Daichi<<, appellierte Papa wiederum.
>>Ist doch wahr!<<, warf er wieder ein und ich wurde etwas kleiner. Irgendwas tat daran weh. >>Er benimmt sich wie ein Scherzkeks und interessiert sich kein Bisschen für die Politik. Er nimmt nichts ernst! Wie soll so ein Idiot denn bitte einmal helfen, unser Land regieren?<<
>>Dafür kann er doch nichts!<<, rief ich nun zurück. Auch wenn er gar nicht mich gemeint oder angegriffen hatte, fühlte es sich so an und ich ging in Verteidigungsmodus.
Meine Väter schauten mich beide perplex an, als ich die Stimme erhob.
>>Außerdem ist er kein Idiot!<<, setzte ich nach. Er sollte sich kein Urteil über ihn fällen, wenn er ihn nicht einmal kannte. Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
Dad zog die Augenbrauen hoch und blinzelte mich ungläubig an. >>Mag ja sein, dass er auf dich in solchen Klatschmagazinen einen guten Eindruck macht, aber er ist nun mal ein Trottel, dem man diese Position wohl kaum geben kann.<< Sein Blick wanderte wieder zum Fernseher, da der König zum Pult trat, um anzufangen, eine Rede zu halten.
Ich hörte irgendwelches Geschwafel von unserer Majestät, welches mein Vater weiter verfolgte. Ich allerdings war immer noch geladen.
>>Man gibt sie ihm ja nicht, die ist ihm auferlegt worden!<<, verteidigte ich ihn weiter und presste die Lippen zusammen. Meine Hände ballten sich immer wieder zu Fäusten. Diese ignorante Art meines Vaters machte mich sauer.
Dieser rollte genervt die Augen und hatte sichtlich keine Lust auf diese Konversation. >>Ja, er ist hineingeboren. Da könnte man doch denken, dass er eine gewisse Ahnung von der Wichtigkeit seiner Rolle hat, aber das kommt in sein hübsches Köpfchen wohl nicht rein!<<
Wir heizten uns immer weiter an, da wir beide in unserer Antwort immer einen Hauch von Feindseligkeit hineinbrachten, was es nicht grade entspannte. Es schien sogar so weit zu gehen, dass Papa meinte, einschreiten zu müssen.
>>Okay, ihr zwei, jetzt beruh-<<
Da erklang plötzlich ein lautes Geräusch aus dem Fernseher, welches uns alle zusammenzucken ließ und mich direkt ins Herz traf. Wir erstarrten.
Ein Schuss.
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21!
Ich wollte mal eine Art Cliffhanger machen, hehe
Ich denke, jetzt wird es wieder interessanter
Auch wenn es nicht ganz so geworden ist, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Ich hoffe, es hat euch gefallen!
Man liest sich beim nächsten Mal!
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