~10~
Kuroo
Wir hatten es unbemerkt und vor Ende der derzeitigen Vorlesung geschafft, ohne Aufmerksamkeit auf uns gezogen zu haben, das Gebäude zu verlassen. Nun saßen wir im Auto und fuhren zu Kageyamas Verabredung in dem Golden Garden, eines der Promi-Restaurants der Stadt. Bokuto fuhr und ich nahm den Beifahrerplatz in Beschlag, während der Prinz hinten auf der Rückbank saß und aus dem Fenster starrte.
>>Dass du von Schulen und Universitäten immer so fasziniert bist<<, brummte ich, als ich den nachdenklichen Blick des Schwarzhaarigen durch den Seitenspiegel erkannte. Die blauen Augen bliesen Trübsal, während sie die vorbeiziehenden Häuser kaum wahrnahmen.
>>Ich habe nie welche besucht<<, meinte er und hob seinen Blick, um zu mir nach vorne zusehen. >>Seit ich fünf bin, bekam ich Privatunterricht, da finde ich es einfach nur interessant, zu sehen, wie es in solchen Bildungsgebäuden aussieht. Ich beneide die Leute, die diesen Abschnitt in ihrem Leben so verbringen durften.<<
Das er so redete, kam selten vor. Ich wusste, wie sehr er sein Dasein als Kronprinz verabscheute, aber so melancholisch sprach er nur selten darüber. Sonst war seine Stimme getränkt mir Hass und Abscheu.
Glücklicherweise wechselte Bokuto so gleich das Thema. >>Wir können froh sein, dass alles reibungslos verlaufen ist. Wir haben den Stundenplan geklaut und den Knirps abgefangen. Er ist übrigens total putzig, du hast guten Männergeschmack, Kageyama!<<
Ja, da waren wir tatsächlich in das Sekretariat der Uni eingebrochen, um diesen bescheuerten Stundenplan zu stehlen, kopieren und wieder in die Schublade zu schieben. Und wer musste dafür herhalten? Ich! Nur weil ich mit fünfzehn ein Kleinkrimineller gewesen bin.
Plötzlich fuhr der Wagen einen abrupten Schlenker.
>>Entschuldige!<< Bokuto umklammerte das Lenkrad mit seinen Händen wieder fester und richtete seinen Blick stur auf die Straße.
>>Warum bist du eigentlich immer am Steuer, wenn du nicht mal fahren und dich dabei gleichzeitig unterhalten kannst?<<, murrte ich und rollte mit den Augen.
>>Hey! Ich kann ganz wunderbar Autofahren!<<, verteidigte er sich und schob schmollend die Unterlippe vor.
Kageyama auf der Rückbank gluckste vor sich hin. >>Solltest du auch, sonst gefährdest du deinen Klienten!<<
Ich schnaubte belustigt, als ich ein Vibrieren in meiner Hosentasche spürte. Überrascht griff ich hinein und zog mein Handy heraus, welches aufgeregt blinkte. Kenma? Mein Daumen fand den grünen Button. >>Hey, Kenma! Solltest du nicht gerade eine Vorlesung haben?<<, fragte ich, noch während ich das Gerät zu meinem Ohr führte.
>>Du und der Kronprinz wart gerade in der Uni?<<, drang eine kalte, aber auch irgendwie angriffslustige Stimme aus dem Hörer. Das kannte ich von dem Blonden gar nicht, trotzdem war es eindeutig seine Stimme.
Ich zog die Augenbrauen zusammen und drückte meine Zunge gegen meine vorderen Zähne. >>Ja?<<, formulierte ich meine Antwort als Frage.
Kenma schnaubte. >>Ich nehme an, er wollte zu Shoyo, mh?<<
Meine Fresse ist der pissig drauf! Ich versuchte mich von seiner Zickerei nicht beeindrucken zu lassen, sondern entspannt an die Sache heranzugehen. >>Ja, der scheint, deinen kleinen Freund zu mögen<<, erwiderte ich also amüsiert. >>Tut mir leid, wir sind nicht so lang geblieben, als dass ich dir hätte >Hallo< sagen können.<<
Ich vernahm Kenmas Gegrummel. >>Darum geht es gar nicht!<<, fauchte er durchs Telefon.
Langsam wurde ich von seiner Art genervt. >>Dann spuck aus, was dein Problem ist<<, versuchte ich noch es freundlich rüber zu bringen. >>Du brauchst mich nicht anzuzicken. Gedankenlesen kann ich nämlich nicht... zumindest habe ich es nie versucht.<<
>>Ich will, dass der Prinz, Shoyo in Ruhe lässt!<<, sprach er es endlich aus.
Ich hielt einen Moment inne. Deswegen war er so drauf?
Kenma war aber noch nicht fertig. >>Der wird ihm nicht gut tun! Shoyo soll nichts mit dieser bescheuerten Welt zu tun haben. Besonders nicht, wenn ihn so ein Playboy wie der Prinz ihn dahin verführt! Also sorge dafür, dass er sich von ihm fernhält!<< Und damit legte er ohne Weiteres auf, nur das Tuten war noch zu hören.
Perplex entfernte ich das Handy von meinem Ohr und schaute auf das - mittlerweile dunkle – Display. Was war das? Ich blinzelte und öffnete immer wieder den Mund, ohne einen Ton von mir zu geben. Ich hatte das Gefühl, dass da gerade noch mehr hinter steckte. Wegen irgendwas war er vorher schon angefressen gewesen.
>>Alles okay?<<, fragte Kageyama von hinten und schaute ihn über den Seitenspiegel aus dem Fenster neugierig an.
>>Äh, ja<<, antwortete ich und presste die Lippen zusammen. Ich wusste, dass sich der Prinz das Gesagte von Kenma zu Herzen nehmen würde. Er wirkte zwar wie ein Arschloch, war aber keines. Außerdem gönnte ich meinem Schützling mal etwas Spaß und Nähe von jemand anderem.
Kageyama lachte hinten leise. >>Wirkt irgendwie nicht so<<, meinte er und lächelte mich schief an. Er hatte ja auch nicht unrecht.
Kageyama
Ich betrat das noble Restaurant und wurde sogleich von einem edel gekleideten Kellner begrüßt. Er war jung, vielleicht neunzehn und hatte braunes, zurück gegeltes Haar. Er führte mich einen Flur entlang und in ein separates Zimmer. Er öffnete mit die Tür und ich blickte gleich auf die große Fensterfront, die die ganze Wand einnahm und einen hervorragenden Blick auf die Stadt bot.
Ich betrat den Raum und setzte mich an den Tisch, an welchem bereits Osamu und Suna saßen. Ich nickte ihnen zu, bevor der Kellner verschwand und wir unsere Ruhe hatten. Ich seufzte und griff zuerst nach der Speisekarte. Sie war aus Leder und fühlte sich rau unter meinen Fingern an, während die Seiten mit einem schönen Tuch – ich tippe auf Seide – zusammen geflochten wurden. Man sah gleich, dass es Handarbeit gewesen sein musste.
>>Ich war so frei und habe schon mal einen trockenen Weißwein für uns bestellt<<, meinte mein Cousin und sah mich aus einem wartenden Blick an. Die Karte war schon vor ihm aufgeschlagen, bekam aber keine Beachtung. Eine Schande für dieses Kunstwerk.
Suna hingegen schaute mich gar nicht an. Ihm war es zwar nach der Etikette nicht erlaubt, mir direkt in die Augen zu sehen, was auch totaler Schwachsinn war, aber da war es nicht. Die geheime Beziehung der Beiden zog sich und wurde immer wackliger. Es musste langsam müde davon werden. Dazu kam, dass es Jemand auf die Königsfamilie abgesehen hatte und die Zwei nur knapp davon gekommen waren.
Ich nickte nur zu Osamus Aussage. >>Habt ihr euch denn schon für etwas entschieden?<<, begann ich also einfach mal und blätterte durch die Karte.
Suna schüttelte den Kopf auf meine Frage und starrte unschlüssig auf die aufgeschlagene Seite. Sonst machte er auf mich immer einen selbstsicheren, ja fast schon arroganten Eindruck, doch jetzt wirkte er klein.
Osamu kaute auf der Innenseite seiner Wange herum und nickte, ehe sein Finger wie ein Speer in die Karte seines Freundes flog. >>Nimm die Nummer 33, die wird dir schmecken<<, bestimmte er, ehe er seine wieder zu klappte.
Ich selbst überlegte noch eine Weile und überflog die ganzen Gerichte. Alles klang wirklich gut! Kein Wunder, es war eines der populärsten und renommiertesten Restaurants in der Stadt. >>Was nehme ich denn?<<, murmelte ich, während die Tür erneut aufging und eine blonde Kellnerin herein kam.
Sie nahm die Bestellung auf, ehe sie mich mit einem wartenden Blick ansah. Ihre Augen fuhren meinen Körper etwas zu intensiv hoch und runter, das konnte ich aus dem Augenwinkel sehen.
Ich seufzte also und drehte mich mit einem charmanten Lächeln zu hier herum, ehe ich stockte. Verdammt! Ich habe mit ihr geschlafen- mehr als einmal. Ich räusperte mich also und ließ mir nichts anmerken. Das sollte sie sich ganz schnell aus dem Kopf schlagen. Meine Alarmglocken begannen zu schrillen, als ich sah, wie ihre Faust mit einem Zettel meinen Schoß ansteuerte.
>>Die Nummer 15 für mich bitte!<<, bestellte ich also schnell und klappte die Karte wieder zu, um sie ihr zu reichen. Mein Lächeln blieb dabei stetig gleich.
Sie öffnete ihren süßen Schmollmund, der mich wieder daran erinnerte, warum ich mehr als einmal mit ihr was hatte, und zuckte kaum merklich mit den Kopf zurück, ehe sie die Lippen zusammenpresste, mit denen sie mich wunderbar verwöhnt hatte. Es war zwar zwei Jahre her, aber sie war wirklich eine,die in Erinnerung blieb. Jetzt wusste ich ja, wo ich sie fand, wenn ich es mal wieder wirklich nötig hatte.
Nur hatte ich momentan erst mal ein anderes Spielzeug gefunden, mit dem ich mich beschäftigen würde.
Die Blondine nickte knapp und nahm auch die anderen Speisekarten, ehe sie den Rückzug antreten wollte, wobei sie nochmal einen höflichen Knicks machte und verschwand.
Ich war gerade dabei, mich umzudrehen, um erst mal etwas in Ruhe mit meinem Lieblingscousin zu plaudern, als dieser mein Grinsen abrupt zum Gefrieren brachte.
>>Ich werde meinen Anspruch auf den Thron aufgeben<<, ließ er die Bombe platzen, wegen der er mich vermutlich heute auch alleine sprechen wollte.
Ich starrte in ihn. Hier musste ich meine Maske ja nicht wahren, weshalb ich einfach nur einige Male ungläubig blinzelte. >>Was?<<, fragte ich nochmal nach, um sicher zu gehen, dass ich mich nicht verhört hatte.
>>Ich werde meinen Anspruch auf den Thron aufgeben<<, wiederholte er nochmal nur für mich. Und dieses Mal fiel mir auch Sunas Reaktion auf. Der Bodyguard schaute immer noch nicht auf. Deswegen war er die ganze Zeit abwesend. Er schien Osamus Entscheidung anzuzweifeln.
Meine Bodyguards im Hintergrund kamen nun auch näher, um besser mithören zu können. Suna war schließlich auch betroffen und ein Kollege von ihnen.
Ich entspannte meine Wangenmuskelatur wieder und sah ihn diesmal mit einem ernsten Blick an. >>Und wie stellst du dir das vor?<<, fragte ich. Ich wusste ganz genau, was damit Einherr ging, wusste mein Cousin auch, nicht nur dadurch, da ich mit diesem Gedanken auch lange gespielt hatte.
Osamu atmete tief durch. >>Ich will mit Sunarin zusammen sein<<, sprach er das aus, was jedem in dem Raum hier klar war. >>Und die Krone erlaubt mir das nicht. Sie würden Sunarin feuern und ihm seine ganze Existenz streitig machen. Und ich bin mir sicher, dass sie nach dem letzten Besprechungsabend erahnen.<< Er schluckte.
Ich leckte mit über die Lippen und strich mir über die Kehle. >>Und du bist dir sicher?<<, hakte ich nach und schaute ihm in die Augen.
Er erwiderte den Blick aus einem dunkeln Grau. >>Ja, ich-<<
>>Du würdest alles aufgeben!<<, unterbrach Suna ihn und schaute ihn anklagend an. >>Dein Familie, deine Position, dein Einkommen, die Unterstützung, den Schutz. Du wärst nicht mehr ein Teil von deinem Leben, so wie du es immer hattest! Das kann ich nicht von dir verlangen!<< Er schaute ihn zerrissen an.
Osamu wiederum erwiderte es mit überraschten Augen. >>Aber ich liebe dich<<, argumentierte er für meinen Geschmack etwas zu kitschig. >>Ich habe mir das lange und intensiv überlegt, noch bevor ich damit zu dir gekommen bin.<< Sein Stimme war sanft und versuchte ihm wohl, sein Schuldgefühle auszutreiben.
Ich hielt mich erst mal zurück und bekam schon mal den Wein serviert. Ich bedankte mich bei dem Kellner und nahm einen Schluck.
>>Wir könnten auch den Vorschlag deines Vaters annehmen<<, fing Suna an und schaute ihn mit einem für mich undefinierbaren Gesichtsausdruck an. >>So wäre es für dich besser und sicherer. Du müsstest nicht dein Leben für mich aufgeben.<
Osamu schaute ihn müde an und kaufte ihm das ganz offensichtlich nicht ab. Er drehte sich voll zu seinem Freund um, damit er ihn richtig ansehen konnte. >>Sei ehrlich, willst du, dass ich eine der Anwärterinnen heirate, Kinder mit ihr bekomme, in der Öffentlichkeit eine Ehe führe und wir uns nur hinter der Tür im Geheimen lieben können, für unser restliches Leben?<<
Suna schluckte und schüttelte langsam den Kopf. >>Nein<, sagte er leise und ich erkannte den Schmerz in dem Olivegrün, als Osamu die Dinge aufgezählt hatte. Er biss sich auf die Lippe.
>>Siehst du!<<, zeigte ihm mein Cousin wieder. >>Ich auch nicht! Ich will dich nämlich ganz haben und jedem zeigen, dass du nur meins bist!<<
Ich trank wieder einen Schluck, diesmal einen deutlich größeren und legte sogar den Kopf in den Nacken. So eine Schnulze wollte ich mir nun echt nicht geben. Ich füllte mir gleich noch mehr nach.
>>Aber ich will nicht, dass du auf den Schutz der Krone verzichtest, nicht wenn es jemand auf euch abgesehen hat!<< In seiner Stimme lag ein Flehen, was ich so von ihm nicht kannte.
>>Aber wenn ich es jetzt nicht tue, wird es zu spät sein!<<, hielt er dagegen und lächelte leicht. >>Und vielleicht lassen sie mich auch in Ruhe, wenn ich kein Teil der Königsfamilie mehr bin.<<
Suna schien immer noch, Zweifel zu haben, was man ihm deutlich ansah, weshalb Osamu sich zu ihm lehnte und seine Lippen sanft auf die seines Bodyguards legte. Der Kuss wurde schnell verlangender und erkannte die Zunge des Dunkelhaarigen, die sich in den Mund des Prinzen drängte.
Ich trank schon wieder einen Schluck. >>Wenn das dann geklärt wer, würde ich erfahren, wobei du meine Hilfe so dringend brauchst. Meine Unterschrift für mein Einverständnis bekommst du, keine Sorge, dass dürfte in diesem Fall natürlich nicht vollends reichen, dir aber einiges erleichtern.<<
Osamu löste sich und sah mich dankend an. >>Danke, Kageyama!<< Er atmete erleichtert aus und lehnte sich etwas zurück. >>Dann würde ich das Statement so zeitnahe wie möglich machen, damit die Öffentlichkeit noch vor der Krone erfährt<<, meinte er. >>Könntest du Akaashi bitten, mir dabei zu helfen. Er ist vertrauenswürdig.<<
Ich nickte. >>Kein Problem, ich schreib ihm gleich.<< Also zog ihn mein Handy aus der Tasche und tippte eine Nachricht an meinen Privatsekretär.
>>Und wenn du dich einfach in der Öffentlichkeit hinter mich stellst und mir bei dem Papierkram hilfst, wäre ich dir auch dankbar<<, setzte er noch leiser nach.
Ich lächelte ihn an. >>Ich stehe immer hinter dir, das weißt du. Es sei denn du stiehlst schon wieder mein Eis!<<, meinte ich und streckte ihm die Zunge raus.
Osamu lachte leise. >>Danke! Du weißt gar nicht, wie froh ich darüber bin!<<
>>Ja, ja!<<, wank ich ab. >>Mach da jetzt nicht so eine Riesensache draus.<< Ich streckte mich und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, wobei ich Suna und Osamu nacheinander angrinste. >>Dann sorgen wir mal dafür, dass wir den Prinzen aus dem Schloss kicken<<, witzelte ich.
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Ich lebe noch!!!
Es tut mit leid, dassso unfassbar lange nichts kam, Im Grunde war ich einfach zu faul- Obwohl ich finde, dass ein Auslandsjahr eine sehr gute Ausrede ist!
Wie auch immer! Ich liebe diese Fanfiction und werde sie definitiv zu Ende bringen, egal wie lange es dauert! Leider kann ich nicht versprechen, wann das nächste Kapitel kommt.
Ich hoffe trotzdem, dass euch das Kapitel gefallen hat! Und ich werde mit mal mehr in den Arsch treten!
Wir lesen uns beim nächsten Mal!
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