~09~
Hinata
Mit meinem Zeigefinger fuhr ich den Tassenrand meines leergetrunkenen Kaffees nach, während ich mit Kenma auf die Rechnung wartete. Mittwochs trafen wir uns immer in dem kleinen Café in der Nähe des Campus', um unsere Pause gemeinsam zu genießen.
Gerade allerdings tippte er unaufhörlich auf seinem Handy herum und hatte so ein verträumtes Lächeln auf den Lippen. Ich tippte, dass Kuroo der Glückliche war, mit dem er schrieb.
Wissend grinste ich und legte mein Kinn auf meine Hände. Meine Ellenbogen waren auf der Tischplatte abgestützt. >>Na, schreibt ein gewisser Bodyguard?<<, neckte ich meinen besten Freund ein wenig.
Kenmas katzenartigen Augen zuckten zu mir, bevor sie wieder – diesmal betont gleichgültig – zurück zum Display wanderten. >>Wie kommst du darauf?<<, fragte er monoton.
Ich wank gespielt ab. >>Ach, nur so.<< Dreist klaute ich mir seinen Keks, den er jedes Mal zu seinem Kaffee bekam, aber nicht aß. >>Du hast nur so verliebt auf den Bildschirm gesehen.<< Vielsagend wackelte ich mit meinen Augenbrauen.
Kenma rollte die Augen. >>Dein Knutschfleck am Hals habe ich doch auch nicht kommentiert.<<
>>Was?!<<, stieß ich erschrocken aus. Den hatte er bemerkt? Ich hatte mir doch so mühe gegeben, ihn bis zu seinem Verschwinden zu verbergen.
Seine Mundwinkel zuckten leicht, bevor er sich eine Strähne hinter die Ohren steckte, die ihm im Gesicht hing. >>Und die Striemen an deinen Handgelenken habe ich bis dato auch nicht erwähnt<<, meinte er und legte sein Handy auf die hölzerne Tischplatte.
>>Striemen?<<, fiepste ich und nahm augenblicklich diese unter die Lupe. Ich hatte sie zwar schon vor zwei Tagen bemerkt, aber gedacht, dass sie mittlerweile kaum noch sichtbar wären. Falsch gedacht! Nach wie vor zierten rote Streifen meine Haut und als ich vorsichtig mit dem Daumen darüber strich, brannten sich sogar leicht.
Mein Gegenüber nahm noch den letzten Schluck aus seiner Tasse. >>Jetzt mal ehrlich, dachtest du echt, ich bemerke die nicht?<<, fragte er und zog eine Braue hoch, während er seine Tasse wieder abstellte.
Ich spürte, wie sich meine Wangen erwärmten. Verlegen knetete ich meinen Unterarm mit der rechten Hand und mied den Blick meines besten Freundes. >>Ja, dachte ich.<<
Kenma schnaufte belustigt. >>Du trägst ein T-Shirt, Shoyo!<<, rief er mir kopfschüttelnd ins Gedächtnis.
Ich öffnete den Mund, hielt aber inne und formte meine Lippen stattdessen wie die zu einem Fisch.
>>Außerdem habe ich gesehen, wie du ihn den Rest der Feier angestarrt hast und als du es gemerkt hast, rot geworden bist<<, setzte er noch ernst nach. Ich konnte seine Stimmlage nicht so recht einordnen.
Jetzt wurde ich wirklich rot und stopfte mir zur Beschäftigung den Keks zwischen die Zähne. Eifrig kaute ich, wobei ich Kenmas Worte in der Luft schweben ließ.
Dadurch griff er es aber nochmal auf, als gerade die Kellnerin kam und uns die Rechnung hinlegte. Er besah sich sie kurz, bevor er sein Portmonee zückte, da er heute mit Bezahlen dran war, und einen Zehner darauf legte. >>Passt so<<, sagte er an die Kellnerin gewandt. Diese Bedankte sich für das Trinkgeld und verschwand schnell wieder.
>>Ich hoffe für dich, dass es nur einmalig war<<, seufzte er und stand auf, wobei er sein Notizblock noch in seine Tasche packte.
Ich nickte und schaute ihm fest in die Auge, während ich ebenfalls aufstand und meinen Rucksack schulterte. >>Es war einmalig<<, bestätigte ich.
Der Blonde tat es mir gleich und schlang sich noch schnell seine Jacke um die Hüften. >>Gut, du bist einfach nicht für Affären oder solche Sexbeziehungen geschaffen.<<
Ich zog die Nase kraus. >>Was soll das denn heißen?<<, wollte ich wissen.
Kenma lächelte leise. >>Nichts. Nur, dass du einfach zu emotional bist. Ich denke nicht, dass du Körperliches von Gefühlen trennen könntest.<< Er zuckte die Schultern.
Ich wusste nicht, was ich von der Aussage halten sollte, also antwortete ich darauf einfach: >>Ich das zwischen dir und Kuroo denn nur eine Sexbeziehung, oder konntest du Körperliches auch nicht von Gefühlen trennen?<<
Dies Reaktion, die ich drauf bekam, war eindeutig.
Kenmas ganze Gesichtszüge erstarrten, bevor seine kalten Augen in meine sahen. Ich hatte meinen Finger auf den richtigen Punkt gelegt. >>Ich habe eine Vorlesung<<, meinte er kühl und ging voran aus dem Café.
Ich folgte ihm rasch noch ein Stück in die Uni hinein und sogar bis zu seinem Kursraum. Auch wenn Schweigen herrschte, wusste ich, dass er mir nicht sauer war. Er war vermutlich auf sich sauer, da er sich mit genau dieser Frage nicht auseinandersetzten wollte. Er hatte Angst vor der Antwort.
>>Bis nachher, Shoyo!<<, verabschiedete er sich noch und schloss sich seinen Kommilitonen an, die mit ihm den selben Kure belegten.
Ich wank ihm noch aufgeregt, bevor ich mich umdrehte und durch die Gänge schlenderte. Da ich meine Vorlesung, die ich jetzt regulär hätte, ausfiel, hatte ich erst mal nichts zu tun. Ich überlegte, ob ich nach Hause gehen sollte, verwarf das aber wieder. Wenn ich Zuhause ankäme, müsste ich gleich wieder los.
So blieb ich lieber in der Uni und spazierte zu der Fakultät, in der ich als nächstes hatte. Es war gespenstisch still in den Fluren. Niemand lief hier herum. Ich vertrieb mir die Zeit einfach, indem ich mir die Schaukästen genauer ansah.
Da hörte ich plötzlich Schritte, die durch die Gänge hallten.
Interessiert drehte ich mich in die Richtung, aus der ich das Geräusch vernahm. Genau im selben Moment bogen drei Personen um die Ecke und marschierten direkt auf mich zu.
Die beiden hinteren Männer liefen mit lockeren Klamotten im Gleichschritt und starren Blick gerade aus. Sie visierten mich gerade zu an. Unwohl trat ich einen Schritt zurück. Sie sahen auch viel zu alt für Studenten aus.
Der Vordere trug eine lässige Jacke mit einer Kapuze, die er über seine Kap gezogen hatte. Außerdem saß eine dunkle Sonnenbrille auf seiner Nase, sodass man ihn kaum erkannte.
Ich betrachtete ihn genauer. Irgendwas an ihm kam mir wage bekannt vor.
Das Trio kam vor mir zum stehen und vermittelte eine so intensive Aura, das ich mich am liebsten in Luft aufgelöst hatte. Ich schluckte hart und schaute zu ihnen auf. >>Bitte?<<
Die Männer blickten sich permanent um und überwachten den gesamten Gang, während der Fremde mich angrinste und den Kopf schief legte. Erst als er mit seinem Zeigefinger die Sonnenbrille langsam ein Stück nach unten zog und seine dunkelblauen Augen freilegte, machte es in meinem Hirn klick.
>>Kageyama?!<<, rief ich überrascht aus und bekam vor Überforderung den Mund nicht mehr zu. Jetzt erkannte ich auch Kuroo unter seinen Begleitern. Da würde sich Kenma aber freuen!
Sofort hielt der Schwarzhaarige einen Finger vor die Lippen, um mir zu signalisieren, leise zu sein. >>Nicht so laut! Ich möchte unter keinen Umständen auffallen<<, meinte er und sah sich prüfend um.
Ich blinzelte einige Male hektisch. >>Äh, klar!<<
Da lugte hinter ihm ein Eulenkopf über seine Schulter. >>Hey, hey, hey! Das ist also der kleine Hinata<<, schlussfolgerte er und studierte mich von oben bis unten ein.
Gleich darauf kam auch die schwarze Katze näher, wirkte aber weniger begeistert mich zusehen. >>Weißt du, ob hier irgendwo ein leerer Raum ist?<<, fragte er mich ernst.
>>Ähh...<< Wie auf Befehl torkelte ich zum nächst gelegenen Kursraum und begutachtete den kleine Zettel, der an jeder Tür hing. >>Der ist jetzt frei<<, meinte ich.
>>Fantastisch!<< Schon im selben Moment wurde ich in dem Raum gestoßen und hinein befördert. Bevor ich irgendetwas richtig mitbekam, war der Eulenbodyguard drin, der Katzenbodyguard draußen und der Kronprinz direkt vor mir.
Diese Situation kam mir gerade unheimlich absurd vor. Ich stand hier, in einem leeren Raum der Karasuno University mit dem Prinzen von Haikyuu, mit dem ich vor nicht einmal drei Tagen geschlafen hatte. Dass das mal eintreffen würde, hätte ich niemals gedacht.
>>Was... was machst du- ihr hier?<<, fragte ich verdattert und trat ein Schritt zurück, da Kageyama nicht nur ein Bisschen näher war, als es die private Distanzzone erlaubte. Blöderweise war dort gleich ein Tisch, der meine Flucht deutlich einschränkte.
Kageyama verzog die Lippen und streifte sein Undercover-Equipment von sich. >>Lass die Formalitäten bitte einfach weg<<, seufzte er, als würde ihn das Ganze einfach nur ermüden.
>>Okay! Klar! Also...<< Ich hatte keinen Plan, wie ich mich jetzt verhalten sollte, also hüpfte ich auf den Tisch in meinen Rücken und wippte mit den Beinen etwas. >>Was machst du eigentlich hier? Bist du extra hergekommen, um mich zusehen?<<, witzelte ich.
Mit einem lasziven Grinsen trat er auf mich zu, legte seine Hände zu beiden Seiten meiner Schenkel auf die Tischplatte und brachte sich mit mit auf Augenhöhe. >>Du hast es erraten<<, raunte er, wobei sein Atem meine Lippen streifte.
Das und seine Worte verursachten ein Kribbeln, welches sich von der Stelle im ganzen Körper ausbreitete. Meine Wagen wurden heiß und ich konnte ihn nur wie gebannt anstarren. >>W-warum?<< Mist, ich hasste es, wenn ich stotterte!
Er atmete langsam aus, während das Blau seiner Iriden kein einziges Mal von mir abließ. Er wartete einige Sekunden, bevor seine seine Worte langsam und betont aussprach. >>Ich will, dass du mir deinen Körper schenkst.<<
Es brauchte einen Moment, bis der Satz auf meine Ohren traf und ich diesen Begriff. Perplex schaute ich ihn mit leicht geöffneten Lippen an. >>Was?<<
Er richtete sich wieder auf und gab mir etwas mehr Freiraum. Sofort hatte ich das Gefühl, wieder besser atmen zu können. >>Einfach gesagt<<, ergriff der Prinz erneut die Stimme, >>Ich möchte dich als mein neues Spielzeug benutzen.<<
Regungslos starrte ich den Schwarzhaarigen an, unfähig ein Wort herauszubringen. Mein Hirn wollte das Gesagte noch nicht ganz verarbeiten.
Kageyama seufzte und schob seine eine Hand in die Tasche seiner Jeans, die andere streckte er nach mir aus. >>Gibt mir mal dein Handy<<, meinte er ruhig.
Wie automatisch befolgte ich den Befehl und zog mein Handy aus meiner Jackentasche. Ich legte es in seine Hand und sah dabei zu, wie er sein eigenes herausholte und etwas darauf abtippte. Danach reichte er es mir wieder.
>>Ich schreib dir und dann erwarte ich eine Antwort. Ohne deine Einwilligung werde ich gar nichts machen.<< Er kreiste die Schultern und bedachte mich mit einem musternden Blick.
>>Ähm, Kageyama<<, schaltete sich sein Bodyguard ein, der auf die Uhr schaute. >>Habt ihr nicht gleich noch ein Treffen mit euren Cousins?<<
Er wandte seinen Blick ebenfalls zur Uhr und nickte bedächtig. >>Ja, wir sollten los, sonst komm ich noch zu spät<<, meinte er und drehte sich um, bevor er allerdings ging schaute er nochmal über die Schulter zu mir. >>Denk darüber nach und überleg dir gegebenenfalls schon mal ein Safeword.<<
>>Safeword?<<, wiederholte ich und rutschte vom Tisch runter. Verlegen knetete ich meine Hände. >>Wie in >Fifty Shades of Grey<?<< Mein Atmen beschleunigte sich allein bei dem Gedanken einer solchen Szenerie mit Kageyama und mir.
Ein Grinsen schlich sich auf dessen Lippen. >>So ähnlich.<< Und damit verschwand er samt Bodyguard aus dem Raum und ließ mich alleine und überrumpelt zurück.
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Kapitel 9!
Es tut mir leid, dass dieses Update jetzt etwas später kam. Irgendwie habe ich gerade eine Schreiblockade, auch wenn ich weiß, wie es weitergehen soll, wollen meine Finger einfach nicht tippen. Ich entschuldige mich deshalb auch schon mal im Vorraus, sollte das nächste Update auch wieder später kommen.
Man liest sich beim nächsten Mal!
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