~06~

Kageyama

Akaashi nachlaufend, musste ich mich zwingen, mich nicht nochmal zu dem orangenen Wuschelkopf umzudrehen.

Gerade hatte ich eine Mail meines ehemaligen Kommandanten gelesen, da tauchte dieser Zwerg plötzlich vor meiner Nase auf und versuchte, mich mit seinem niedlichen Strahlen zu verzaubern. Mein Herz schlug bei seinem Anblick plötzlich rasend schnell.

Was machte er aber hier? Er schien, mich nicht zu verfolgen, weil er sonst gewusst haben müsste, wer ich war. Das war aber deutlich nicht der Fall gewesen, sonst wären ihm bei de Worten >euer Hoheit< nicht die Augen aus dem Kopf gefallen.

Jetzt wusste er es. Ich hoffte nur, dass es für ihn nicht allzu viel veränderte, weil ich ihn sonst als meinen neuen Zeitvertreib knicken könnte.

>>Wer war das gerade eben?<<, fragte Akaashi auf einmal unauffällig, ohne sich zu mir zuwenden.

Ich biss mir auf die Zunge, wollte meinen treuen Privatsekretär eigentlich nicht anlügen. >>Keine Ahnung. Irgendwer vom Personal, der die Etikette wohl nicht kennt, schätze ich<<, antwortete ich nur halb wahrheitsgemäß.

Der Schwarzhaarige zeigte wie immer keine Reaktion. Ich konnte nicht so recht erkennen, ob er mir glaubte oder nicht. >>Dein Vater hat seinen Bruder bereits empfangen, aber du solltest es trotzdem ebenfalls tun<<, wechselte er also einfach das Thema, zog sein Handy aus der Tasche und checkte es kurz.

Ich schaute mich etwas verwundert um und stellte etwas überraschendes fest. >>Wo ist eigentlich Bokuto?<<, sprach ich meinen Gedanken laut aus. Für gewöhnlich war er als mein Bodyguard entweder bei mir, oder er klebte, wie die meiste Zeit auch, an Akaashi. Generell war er auch eigentlich Jemand, dem man mit seiner auffälligen Art gut in der Menge ausmachen konnte, doch ich konnte ihn nirgendwo erblicken.

>>Auf der Toilette.<< Der Sekretär klang leicht zerknirscht. >>Er hat zu viele von den scharfen Häppchen gegessen. Er wollte sich den Mund ausspülen gehen, als er gemerkt hat, dass Champagner nicht hilft.<<

Ich konnte mir nur schwer ein Grunzen verkneifen. Das passte zu ihm.

Da blieb Akaashi plötzlich stehen, trat zur Seite und schaute mich noch einmal an. Wenige Meter von uns entfernt, erkannte ich meinen Vater, der sich gerade mit meinem Onkel unterhielt. Meine Laune sank weiter, als ich meine Familie sah.

>>Viel Glück!<<, wünschte mir der Schwarzhaarige, gab mir einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter und verzog sich. Vermutlich würde er Bokuto suchen gehen.

Ich schloss die Lider, atmete einmal tief durch und stellte mich auf die Rolle ein, die ich gleich zu spielen hatte. So wie jedes Mal errichtete jeder Royal eine Fassade, die sie aufrecht erhielten, wann immer sie in der Öffentlichkeit oder unter sich waren.

Meine Vorbereitung wurde nur leider dadurch gestört, dass mich ein blondes und hauptsächlich nervtötendes Wesen ansprang. >>Tobio-kun!<<, zwitscherte Atsumu und schlang mich in eine erdrückende Umarmung.

>>Tsumu, verhalt dich wenigstens nicht in der Öffentlichkeit wie der Trottel, der du bist<<, murrte Osamu hinter ihm trocken und verpasste seinem Zwilling noch während er an mir hing eine Schelle.

Das waren sie, meine Cousins. Die Söhne des Bruders meines Vaters. Die meiste Zeit über wusste ich nicht, ob ich sie mögen oder hassen sollte.

>>Aber ich habe unseren kleinen Cousin seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen!<<, schmollte der Blonde und machte keine Anstalten daran, mich loszulassen. >>Kann ich nicht froh sein, dass er ihm Krieg nicht gestorben ist?<<

Manchmal hatte ich das Gefühl sein geistiges Alter rutschte um zwanzig Jahre herab. Er sagte größtenteils genau das, was ihm gerade durch den Kopf ging. Und das war der Punkt, zu welchem wir zwei uns gut verstanden, wir schissen beide auf die Norm der Monarchie, aber manchmal kam dann auch so eine Seite in ihm durch, bei der ich nicht wusste, wie ich sie einzuschätzen hatte. Atsumu wirkte dann immer so unberechenbar. Ich fragte mich, was es wirklich war, was er dachte.

>>Wenn du so weiter machst, verstößt du nicht nur gegen die Etikette, sondern bringst ihn mit deiner Umklammerung noch um<<, kommentierte der Grauhaarige Augen rollend.

Osamu hingegen war ziemlich abgeklärt. Er verhielt sich lieber unauffällig und blieb im Hintergrund, es sei denn er trat gerade seinem Bruder in den Arsch. Ansonsten befolgte er die Regeln, wenn auch nicht mehr als nötig. Im Großen und Ganzen kam ich ganz gut mit ihm klar, es sei denn er bremste mich und Tsumu, wenn wir mal eine nicht ganz ordnungsgemäße Feier veranstalteten.

Bestimmt befreite ich mich dennoch aus den Fängen des Blonden und schob ihn beiseite. >>Und ihr bleibt jetzt die nächste Zeit erst mal bei uns im Schloss?<<, änderte ich das Thema und vergrub die Hände in den Hosentaschen meines Anzugs.

Beide nickten unisono. >>Ist doch toll, so können wir uns gemeinsam etwas die Langeweile vertreiben<<, meinte mein weniger Intelligenter Cousin und wollte erneut einen Arm um mich legen.

Ich wich geschickt aus. Eigentlich hatte ich bereits etwas anderes im Auge, was mir die Langweile vertreiben sollte. >>Es gibt doch aber genug andere Residenzen, weshalb quartiert ihr euch denn bei uns ein?<<, fragte ich, ohne jeglichen Vorwurf in der Stimme.

Osamus Miene verdüsterte sich. >>Es besteht der starke Verdacht, dass es sich bei dem Feuer um vorsätzliche Brandstiftung handelt. Die Polizei vermutet, dass sie es gezielt auf uns abgesehen hatten<<, erzählte er bedeckt, sodass es auch ja keiner um uns herum mitbekam.

Meine Augen weiteten sich. Das war mir neu. Geschockt schaute ich zwischen den Zwillingen hin und her und selbst Atsumu schien, das nicht auf die leichte Schulter zunehmen. >>Also hat jemand ein Attentat auf euch verübt? Hat es denn irgendwen schlimm erwischt?<< Bei dieser Sache wurde ich jetzt auch ernster. Jemand hatte es also auf die Königsfamilie abgesehen?

Samu wich meinem Blick aus, biss sie auch die Unterlippe und sah zu Boden. >>Suna hat eine leichte Rauchvergiftung davongetragen<<, gab er zerknirscht zu.

Sein Zwilling boxte ihm gegen die Schulter. >>Hör auf, dir dafür die Schuld zu geben!<<, schimpfte er und wirkte ehrlich besorgt um seinen Bruder.

>>Aber er ist noch mal ins Feuer, weil ich-<<

>>Es ist sein Job, Samu! Er ist unser Bodyguard.<< Auf seine Art beruhigend, legte er seine Hände auf die Schultern des Älteren. >>Außerdem geht es ihm doch schon wieder so gut, dass er Morgen entlassen werden kann.<<

Der Grauhaarige hob vorsichtig seinen Blick und nickte zaghaft. Dann galt seine Aufmerksamkeit wieder mir, er richtete sich auf, straffte sein Jackett und räusperte sich. >>Jedenfalls hat der König angeordnet, dass wir zu euch ziehen, bis wir Genaueres wissen.<<

>>Hat er dir davon gar nicht erzählt?<<

Ich verneinte Atsumus Frage mit einem Kopfschütteln. >>Glaubst du, mein Vater redet mit mir?<<

Das lockte ihm ein Grinsen aufs Gesicht. >>Bringst du ihn immer noch zur Weißglut?<<

Ich erwiderte es und neigte den Kopf zur Seite. Wodurch mir einige Haarsträhnen über die Augen fielen. >>Was Anderes macht doch auch keinen Spaß.<<

In dieser Hinsicht verstand ich mich mit dem blonden Prinzen wunderbar. Wir wechselten einen wissenden Blick, bevor ich mich von ihnen abwendete. >>Ich gehe mal eurem Vater >Hallo< sagen<<, meinte ich und verabschiedete mich, indem ich eine Hand hob.

>>Dann suchen wir mal Sakusa!<<, bestimmte Atsumu und stolzierte in die entgegengesetzte Richtung.

Ich sollte Sakusa und Hoshiumi auch noch einen Besuch abstatten. Die Zwei waren wie Tsukishima und Yamaguchi Freunde, die ich durch den Adel schon Ewig kannte. Allerdings gehörten die Beiden nur zu dem mittleren Adel und waren somit nicht auf jeder Feier anwesend, weshalb ich sie nicht ganz so oft sah.

Kita bemerkte mich schon vom Weiten und schenkte mir ein kleines Lächeln. Er stand neben seinen Bruder. Sie hielten beiden jeweils ein Glas Champagner in der Hand und unterhielten sich recht entspannt.

Bei meiner Ankunft zeigte mein Vater keinerlei Regung in seinem Gesicht, vermutlich um sein Missfallen nicht offen preiszugeben.

>>Tobio!<<, ergriff mein Onkel wiederum freundlich das Wort. >>Wir schön, dich nach zweiundzwanzig Monaten mal wiederzusehen. Ich bin froh, dass du unbeschadet aus deiner Wehrpflicht zurückgekehrt bist.<< Er schüttelte meine Hand und bedachte mich mit einem prüfenden Blick.

Ich setzte ein falsches Lächeln auf. >>Es freut mich auch außerordentlich, wieder zurück zu sein<<, log ich gekonnt. Etwas Anderes hat man mir im Umgang mit meiner Familie nicht beigebracht. >>Wie ich gehört habe, wurdet ihr Opfer eines Attentats<<, trieb ich es ganz beiläufig auf die Spitze.

Amüsiert beobachtete ich, wie mein Vater neben mir zusammenzuckte und mich mit einem bösen Blick bedachte. Er nahm noch einen Schluck aus seinem Glas, bevor er es auf einem Tablett abstellte, welches gerade von einem blonden Caterer vorbei getragen wurde.

>>Tobio<<, mahnte er und faltete die Hände hinter seinem Rücken. >>Nicht in der Öffentlichkeit.<<

Meine Mundwinkel zuckten, als Kita seinen älteren Bruder mit hochgezogenen Brauen begutachtete. >>Wie dem auch sei, ich muss mich noch um einige der anderen Anwesenden kümmern<<, schnurrte ich, verneigte mich leicht vor meinem Vater und kehrte ihm dann den Rücken zu.

Ich wollte nicht noch länger in der Anwesenheit der beiden Geschwister bleiben und verzog mich deswegen lieber schnell. Außerdem hatte ich noch Jemanden aufzusuchen. Schließlich musste ich meinem Zeitvertreib mal alles erklären.

Im schnellen Schritt lief ich über den grünen Rasen, wich geschickt potenziellen Gesprächen aus und steuerte das Gebäude des Personals an. Bevor ich eintrat, schaute ich mich noch einmal um, um sicher zu gehen, dass niemand mein Handeln mitbekam und verschwand dann im Inneren.

Drinnen ging ich einmal um den Tresen herum, nur um beinahe über einen mir bekannten Blondschopf zu stolpern.

>>Oh, hi, Kageyama, wie komme ich dazu, dass du mich mit deiner Anwesenheit beehrst?<<, fragte er, während die Zigarette zwischen seinen Lippen unaufhörlich wackelte. Langsam richtete er sich auf und knallte ein Bier auf die Arbeitsfläche.

Keishin und ich waren tatsächlich um einige Ecken verwand. Seine Mutter war die uneheliche Tochter meines Großvaters und somit war er mein weiter geheimer Cousin, von dem niemand außer mein Vater, mein Großvater und ich wussten. Er selbst wusste es zwar auch, war aber froh, keinerlei Anspruch auf den Thron zu haben, da Großvater Ukai nämlich in die Familie eingeheiratete hatte. Somit trug Keishin kein königliches Blut in sich und führte ein ganz normales, bürgerliches Leben.

Wie gerne ich doch mit ihm tauschen würde. >>Ich suche nach einem deiner Mitarbeiter.<<

Verwundert hielt er inne. Gerade wollte er seine Flasche zu seinem Mund führen, doch er hielt die Bewegung an und zog eine Braue fragend hoch. >>Wieso?<< Innerlich beantwortete er es sich wohl selbst, wie ich an seiner Mimik ablesen konnte. >>Wen denn?<<

Mein Hand schoss unter mein Kinn. >>Etwa so groß. Orangene Wuschelhaare. Hat so ein niedliches Gesicht. Hinata, meinte er, heißt er<<, beschrieb ich ihn und zeichnete dabei zur Unterstützung ein imaginäres Abbild neben mir in die Luft.

In Keishins Kopf leuchtete es auf. >>Ja, Hinata Shoyo! Der Knirps ist heute für Tabi eingesprungen. Kenma hat ihn vermutlich-<<

Da ertönte hinter uns das Quietschen einer Tür. Synchron drehten wir Zwei unsere Köpfe in die Richtung aus der das Geräusch kam und erblickten eine kleine, überforderte Mandarine. Wie sagte man so schön? Wenn man vom Teufel spricht.

Mein Cousin hob seine Bierflasche und schlug mit der Handfläche auf den metallenen Tresen. >>Dann verschwinde ich mal lieber. Ich brauche keinen Lifeporno<<, meinte er und spazierte an mir vorbei.

Ich gluckste vor mich hin.

>>Ich kenne dich und deine Geschichten halt<<, antwortete er auf meine Reaktion und verschwand aus einer der vielen Türen, die dieser Raum besaß.

Nun lag meine Aufmerksamkeit allein auf dem Kleinen, der keine fünf Meter von mir entfernt stand und nervös auf seinen Ballen wippte. >>Sieh mich an<<, forderte ich ihn mit ruhigem, aber bestimmten Ton auf.

Er leistete Folge und hob seinen Blick. Er schluckte schwer. >>Euer Hoheit.<<

Bei dieser Anrede verdüsterte sich meine Miene. Ich mahlte mit meinem Kiefer und schritt langsam auf Hinata zu. >>Ich sagte doch bereist, du sollst mich Kageyama nennen<<, knurrte ich dunkel und blieb nur wenige Zentimeter vor ihm stehen.

Seine Lippen teilten sich, um etwas zu erwidern, aber ich kam ihm zuvor. >>Das ist mein Zweitname. Meine Freunde nennen mich so und ich befehle dir, es ebenfalls zu tun<<, klärte ich ihn auf, damit er verstand.

Shoyos Gesichtszüge veränderten sich, erlegte den Kopf schief und hob die Brauen. >>Du befiehlst es mir? Macht man das als Prinz so?<<

Ich nickte knapp und lächelte leise. >>Exakt!<<

Er zog eine Schnute, bevor er sich aufrichtete, seine Schultern straffte und sein Kinn reckte. >>Dann befehle ich dir, dass du mich Hinata nennst<<, trotze er und begegnete mir mit einem entschlossenen Blick aus seinen braunen Augen.

Überrascht schaute ich auf den Knirps runter und dachte schon, ich hatte mich verhört. >>Du befiehlst es mir?<<, wiederholte ich seinen Text. Perplex blinzelte ich ihn an.

>>Ja.<<

Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. >>Na gut, dieses Mal lasse ich dir das durchgehen.<< Langsam beugte ich mich vor, um meinen Mund direkt an seiner Ohrmuschel zu platzieren. >>Beim nächsten Mal bekommst du aber die entsprechende Strafe für deinen dreisten Einwand<<, raunte ich und registrierte erfreut den Schauer, der Hinata durchlief.

>>Strafe?<<, wiederholte er hauchend.

Ich zog mich zurück und lächelte bloß leicht. Ich hatte noch viel vor mit dem kleinen Hinata. Statt auf seine Frage zu antworten, drehte ich mich um und steuerte den zweiten Ausgang an. >>Mitkommen!<<

>>Was? Wohin?<< Verwirrt hüpfte er mir nach.

Ich öffnete die Tür, schaute zu ihm und auf ihn herab. >>Du wolltest doch, dass wir dort weiter machen, wo wir gestern Abend aufgehört hatten.<<

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Tadaa, Kapitel 6!

Ich muss zugeben, ich bin nicht wirklich zufrieden damit. Vielleicht hat es euch aber gefallen - hoffe ich zumindest! xD

Also, ich denke, man hört heraus, was im nächsten Kapitel passiert. Da frage ich mich aber gerade, ob ich es vielleicht kennzeichnen soll. Also halt eine Smutwarung. Würdet ihr das gerne wollen, oder kann ich es weglassen?

Man liest sich beim nächsten Mal!  

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