~05~
Kuroo
Wie immer bei solchen Veranstaltungen schnitt ich mich von dem Prinzen ab und verzog mich zu den Angestelltenräumen, um nach einem ganz bestimmten blonden Caterer Ausschau zu halten. So gut wie jedes Mal ergab sich eine fantastische Gelegenheit, damit wir uns kurz von unseren Pflichten entziehen und nur wir zwei existieren konnten.
Seit fast einem Jahr ging das jetzt schon so. Als Kageyama noch in seiner Wehrpflicht aktiv war, wurde ich öfter für solche Jobs einberufen, bei denen ich eigentlich nur aufpassen musste, dass keiner die reichen Adeligen belästigte. So lernte ich den süßen, Katzen ähnlichen Studenten kennen, der eigentlich bei jeder royalen Veranstaltung zugeteilt war.
Die ersten Monate war unser Verhältnis ein rein körperliches gewesen, doch mittlerweile kannte ich ihn ganz gut und wusste, dass ich mehr wollte und dass mir das, was wir hatten, bald nicht mehr reichen würde.
Interessiert verfolgte ich seine Bewegungen von einem Punkt am Rande des Geschehens aus. Seit sein orangehaariger Freund aufgetaucht war, war er noch mehr auf die Arbeit fixiert als vorher. Heute gab es allerdings wirklich viel zu tun, doch mir war aufgefallen, wie sehr er unsere Beziehung zu einander vor dem Knirps abgeblockt hatte. Und das störte mich gewaltig.
Da streifte plötzlich Futakuchi meinen Weg. >>Drückst du dich vor deiner Pflicht, oder warum stehst du hier so in der Gegend herum?<<, fragte er und hob provokant eine Braue.
>>Und selbst?<<, gab ich einfach nur spitz zurück. >>Müsstest du nicht ebenfalls an deinem Prinzchen kleben?<< Futakuchi war die persönliche Leibwache von Prinz Yutaro Kindaichi des jüngsten Sohnes von König Oikawa.
Der Braunhaarige stütze seine Hände in seinen Hüften ab. >>Nein, Iwaizumi hat mich zu dem Neuling nach vorne verdonnert. Hier wimmelt es schließlich überall von Security, da braucht Kindaichi keinen Geleitschutz.<<
>>Dito. Außerdem habe ich Kageyama von hier aus auch ganz gut im Blick.<< Tatsächlich war meine Positionierung unter einem der Sonnenschirme ganz gut gewählt, da der schwarzhaarige Prinz von hier aus gut im meinem Blickfeld war. Dass ich allerdings nur Augen für einen blonden Bediensteten hatte, verschwieg ich lieber.
>>Na dann, ich geh mal nach hinten<<, verabschiedete sich mein Kollege und verschwand kurz darauf hinter dem Angestelltengebäude.
Keine zehn Sekunden später stand dann ein blonder Haarschopf vor meiner Nase. Er hatte sich sein leeres Tablett unter den Arm geklemmt und schaute grimmig zu mir hoch. >>Es fällt noch Jemandem auf, wenn du mich so anstarrst, Tetsuro.<<
Ich zuckte bloß mit den Schulter und verzog meine Lippen zu einem anzüglichen Grinsen. >>Nein, nur dir fällt das auf. Die eigentliche Aufmerksamkeit liegt nämlich wie immer auf den Royals.<<
Der Kleinere rollte die Augen. >>Apropos, solltest du nicht selber an einem von denen kleben?<<
Mein Grinsen wuchs. Ich streckte die Hand aus und fuhr sanft mit meinen Finger seine Wangenknochen entlang, bevor ich mit zwei Fingern sein Kinn festhielt und mit meinem Gesicht seinem so nahe kam, dass sich unsere Lippen beinahe berührten. >>Ich klebe aber viel lieber an dir<<, hauchte ich und musste schmunzeln, als ich merkte, wie sein Atem flacher wurde.
Seine Augenlider sanken leicht, dennoch schielte er lüstern zu mir hoch. >>Ist das so?<<
>>So ist es<<, raunte ich, ließ aber von ihm ab und brachte wieder Abstand zwischen uns. Ich trat einen Schritt zurück und beobachte zufrieden, sein Missfallen über meine Reaktion.
Ich gluckste, wobei ich meinen Blick von ihm abwandte, um nicht ganz meine Pflichten zu vernachlässigen. >>Außerdem bin ich geschulter Bodyguard, ich kann auch schon mal...<<, ich stockte und meine Augen verengten sich, als ich eine Szenerie weiter in der Ferne erblickte, >>... auf zwei Personen achten<<, brachte ich meinen Satz misstrauisch zu ende.
Verwirrt zog Kenma neben mir die Nase kraus, bevor auch er in dieselbe Richtung blickte und verkrampfte.
In der Nähe eines Brunnen befand sich Kenmas kleiner Freund. Er schien aufgeregt, oder so etwas, jedenfalls verhielt er sich nicht normal. Nicht nur das, er stand direkt vor dem Prinzen, dessen angespannte Haltung ich selbst von hier hinten erkennen konnte. Ich wusste nicht, was dort vor sich ging, aber mir gefiel das gar nicht.
Da tauchte Akaashi wie aus dem Nichts aus der Menge auf und trat zügig auf die Zwei zu. Sein Kopf schwang umher, als würde er nach Jemandem suchen. Dann streifte sein Blick meinen und er hielt ihn für zwei Sekunden an, bevor er wieder zu dem Prinzen sah und endlich bei im ankam. Unauffällig fuhr der Privatsekretär mit seinem rechten Arm über seinen linken Oberarm.
Sofort leistete ich seinem Befehl folge und setzte mich in Bewegung. Auch er hatte die komische Situation erfasst und mich beauftragt, mich darum zu kümmern. Unter uns Vieren existieren geheime Zeichen, die nur Bokuto, Kageyama, Akaashi und ich kannten, damit wir uns verständigen konnten, ohne dass Andere davon Wind bekamen.
Der Sekretär kümmerte sich um den Prinzen, während ich angespannt und in Alarmbereitschaft bei dem Knirps an kam. Bevor ich aber etwas tun konnte, kam mir Kenma zuvor. Grob packte er seinen Freund an den Schultern und riss ihn zu sich herum.
>>Ich sagte doch, nicht mit irgendwelchen Gästen reden<<, zischte der Blonde aufgebracht, was ich eher selten an ihm sah. Seine Fassungslosigkeit über den Anderen war sichtlich zuerkennen.
>>Ja, aber...<<, begann Shoyo zögerlich, wurde aber harsch unterbrochen.
>>Und da hast du nichts besseres zu tun, als den Kronprinzen an zu quatschen?<<
Die Gesichtszüge entgleisten ihm und seine ganze Haltung erstarrte. >>K-kro-kronprinz?<<, stammelte und seine braunen Augen wurden so groß wie zwei Teller. Sein Finger deutete langsam in die Richtung, in die Kageyama gegangen ist. >>Ich... ich hab...<< Er schluckte und ich erkannte die Panik in seinen Augen. Er schluckte. >>Willst du damit sagen, ich habe den Kronprinzen gekü-<<
Meine Hand landete auf seinem Mund, drückte seine Wangen zusammen und zwang ihn, mich anzusehen. Mein Blick wurde schneidert und machte ihm unmittelbar klar, dass er jetzt besser nichts mehr sagen sollte.
>>Mitkommen<<, ordnete ich kurz angebunden an, bestimmt packte den Orangenen am Oberarm und schubste ihn vor mich als Zeichen, dass er vorgehen sollte.
Kenma stellte sich an seine Seite und legte ihm behutsam eine Hand zwischen die Schulterblätter, um ihn zurück zu der kleinen Getränkeküche zu lotsen. Gemeinsam betraten wir diese, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen.
Kaum waren wir alleine, ergriff ich die beiden Schultern des Kleinen und schaute ihn intensiv an. >>Wie ist dein voller Name?<<
Der jungen Caterer, der gar nicht wusste, was ihm geschah, zitterte leicht und entgegnete mir mit einem Gesichtsausdruck voller Angst. >>Sh-shoyo Hinata<<, stotterte er und kniff die Augen zusammen.
>>Kuroo...<<
Ich ignorierte Kenma, war ganz auf Hinata vor mir fokussiert. >>Was wolltest du von dem Prinzen?<<, wollte ich wissen und ließ ihm keine Möglichkeit, mir auszuweichen.
>>Kuroo!<<, kam es jetzt schärfer von Kenma. Er schlang seine zierlichen Finger um meinen Unterarm und brachte mich so dazu, meinen Kopf in seine Richtung zudrehen. Seine flehenden Augen kriegten mich weich, weshalb ich meinen Griff um Hinatas Schultern lockerte und ein Stück zurück trat, um ihm wieder Freiraum zu geben.
Der Kleine sank in sich zusammen und stolperte rückwärts gegen die Theke, wodurch er versehentlich zwei Gläser umwarf. Sie blieben ganz, sorgten aber dafür, dass er erschrocken nach hinten sah.
Kenma trat auf seinen Freund zu, legte seine Hand auf seine Schulter und versuchte, ihn so zu beruhigen. >>Alles gut, Shoyo.<<
Nein, es ist nicht alles gut, dachte ich bitter, blieb aber ruhig. Ich sah dabei zu, wie der Blonde ein Glas nahm, Wasser hinein füllte und es dem Knirps gab, der es dankend annahm. Seine Hand zitterte, dennoch führte er das Glas an die Lippen und trank.
Auch wenn es sich dadurch etwas hinaus zögerte, war es vermutlich besser, wenn der Zwerg sich erst mal beruhigte, bevor ich ihn ausfragen konnte. >>Also, was ist gerade eben passiert?<<, fragte ich dann nach einigen Augenblicken nochmal. Auch Kenma wirkte interessiert, aber vor allem besorgt.
Hinata atmete als Reaktion durch durch, dann schaute er mich schon wesentlich gefasster an. >>Ich wollte mit ihm reden.<< Er pausierte und fasste sich gegen die Stirn. >>Ich habe Kage- ich meine, den Prinzen gestern auf der Feier von meiner Uni getroffen. Ich hatte ihn nicht erkannt und wir sind ins Gespräch gekommen<<, berichtete er, während er Löcher in die Luft starrte, als würde er es revue passieren lassen.
Kenma neben ihm biss sich auf den Finger und schüttelte fassungslos den Kopf. >>Den Kronprinzen nicht erkennen<<, nuschelte er. >>Das kann auch nur dir passieren, Shoyo.<<
Der Angesprochen blickte verdutzt zu ihm, bevor sich seine Wangen rot färbten und er wieder zu Boden sah. >>Wir haben uns geküsst und... na ja....<<
Ich schnaufte erschöpft, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. >>Der Prinz und seine Eskapaden.<< Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schaute die zwei Caterer erneut an.
Kenmas Miene war zerknirscht, während Hinata bedrückt wirkte.
Ich zog mein Handy aus der Brusttasche. >>Ich werde Akaashi bitten, eine Verschwiegenheitserklärung zu besorgen. Damit wärst du verpflichtet, kein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren, was passiert ist<<, klärte ich ihn auf und tippte auf dem Display herum. >>Noch einen Skandal kann der Prinz jetzt echt nicht gebrauchen.<<
>>Nein.<<
Überrascht schaute ich auf und begegnete Kenmas katzenartigen Augen. Seine Hand lag über meiner und drückte sie runter, sodass ich von meinem Vorhaben abließ. >>Er wird nichts sagen.<<
Meine Augenbrauen verengten sich. >>Das ist schon Routine. Nichts schlimmes.<<
Er schüttelte den Kopf. >>Es gibt nichts zu erzählen.<<
Ich seufzte. >>Ich habe Pflichten, und diese Prozedur gehört nun mal-<<
Sanfte Lippen unterbrachen mich. Überrascht bewegte ich mich im ersten Moment nicht, bis ich es erwiderte und genüsslich die Augen schloss. Rasch verschlang ich den kleinen Mund mit meinem und leckte gierig darüber. Bevor ich allerdings noch weiter gehen konnte, beendete Kenma den Kuss und klimperte mich unschuldig an.
>>Glaubst du echt, dass du mich mit so einem billigen Trick rum kriegst?<<
>>Ja. Funktioniert doch.<< Er zuckte bloß mit den Schultern, faltete die Hände auf seinem Rücken zusammen und trat an Hinatas Seite.
Ich presste angestrengt die Lippen aufeinander. >>Schön<<, gab ich nach und steckte mein Handy zurück. >>Ich werde dennoch vorerst zurück zu dem Prinzen und Akaashi kehren. Mal sehen, was Kageyama dazu sagt.<<
-
Kenma
Kuroo verschwand leicht verstimmt. Ich schaute seinem breiten Rücken noch so lange nach, bis die Tür ins Schloss fiel und mir die Sicht nahm.
>>Nahh, warum passiert mir das?<<, klagte Shoyo, presste sich den Handflächen auf die Augen und warf den Kopf verzweifelt nach hinten.
Ich machte mich daran, neue Tabletts fertig zu stellen. >>Vielleicht solltest du dich mehr für das Land interessieren, in dem du lebst. Dann wird so was sicher nicht nochmal passieren<<, riet ich und schnappte mir eine Flasche von dem Alkohol und suchte nach dem Öffner.
Er murrte leise vor sich hin. >>Tu ich ja, nur habe ich mich nie mit der Königsfamilie befasst<<, murmelte er beschämt und ich erkannte aus dem Augenwinkel, wie er, völlig in Gedanken versunken, mit den Fingerspitzen unaufhörlich gegen die Theke tippte.
>>Beschäftige dich nicht so viel damit und vergiss es einfach.<<
>>Glaubst du, er macht wirklich mit so vielen rum, wie Kuroo es angedeutet hat?<<, fragte er mich dennoch und blickte mich aus verletzten Augen eindringlich an.
Oh, nein...
>>Ja.<< Ich schloss die Augen, um nicht in seine sehen zu müssen, und widmete mich wieder meinem Tun. >>Du musst nur mal durch die Klatschpresse gehen<<, meinte ich und befreite die Flasche mit einem >Plock< von ihrem Korken.
>>So was lese ich nicht.<<
>>Ich auch nicht, aber Inuoka wedelt uns doch damit immer vor der Nase herum.<<
Shoyo biss sich auf den Daumen. >>Ach, da hör ich doch nie zu. Das Leben von irgendwelchen Promis interessiert mich doch nicht<<, tat er es ab und starrte zu Boden.
Manchmal verlor ich echt die Hoffnung in ihn. >>Hak es einfach ab und denk nicht mehr darüber nach. So ein Typ wäre nicht gut für dich<<, entschied ich. Nacheinander stellte ich die Gläser sorgfältig auf die Tablette.
>>Sollte ein Prinz nicht die beste Wahl sein?<<, philosophierte er und dachte vermutlich gerade an etliche Romanik-Komödien, in denen der Traumprinz das Herz der Prinzessin eroberte. Shoyo war nun mal ein Träumer.
>>Ein Prinz bedeutet für einfache Bürger wie dich und mich nur Ärger.<<
Der Orangehaarige seufzte und ich sah förmlich, wie die Traumblase über ihm zerplatzte. >>Dad würde eh ausrasten, wenn er davon Wind bekäme, so sehr, wie er die Monarchie hasst.<<
>>Eben<<, stimmte ich ihm zu und reichte ihm das neue Tablett. >>Und jetzt an die Arbeit!<<
Wir liefen Richtung Ausgang, doch Shoyo blieb noch einmal stehen. >>Warum wolltest du eigentlich nicht, dass Kuroo diese Verschwiegenheitserklärung holt?<<
Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange. >>Ich halte es einfach für das Beste, wenn du nicht auf dem Radar der Royals auftauchst. Wie bereits gesagt, das gibt nur Ärger.<< Ich drehte mich zu ihm und schenkte ihm ein sanftes Lächeln.
Er erwiderte es zuerst nur zögerlich, bevor es dann zu seinem üblichen Strahlen wurde. >>Du hast recht. Ich bleibe lieber in meinem Leben, so wie es ist.<<
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Und Kapitel 5!
Ich hoffe, es hat euch gefallen! Hier habe ich mal mehr Kuroken angeschnitten cx
Man liest sich beim nächsten Mal!
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