~04~
Hinata
Zur Musik wippend, war ich dabei die nassen Gläser abzutrocknen und nacheinander in die Regale hinter der Bar zu platzieren. Routiniert schnappte ich mir eines nach dem Anderen, bearbeitete es mit dem Tuch und wiederholte den Vorgang. Es war Mittag und ich hätte gleich Feierabend, weshalb ich gut gelaunt, die Melodie mit pfiff.
Da kam ein gestresster Keishin Ukai um die Ecke. Er hatte wie üblich eine Zigarette im Mund und tippte hektisch auf dem Display seines Handys herum. >>Verdammter...<<, murmelte er vor sich hin, wobei seine Kippe zwischen den Lippen auf und ab wippte.
>>Was ist den los?<<, fragte ich, während ich mich auf die Zehenspitzen stellte, um das Glas an seinen richtigen Platz zu bringen.
>>Mir fehlt noch ein Kellner für die Gartenparty der Royals heute. Tabi hat kurzfristig abgesagt<<, meinte er, ohne von dem kleinen Bildschirm in seiner Hand aufzusehen. Das Handtuch, welches gerade noch auf seiner Schulter lag, landete mit einem Fluch auf den Boden.
>>Ich könnte einspringen<<, bot ich an und legte nun auch mein Tuch, allerdings behutsam, hin und stütze mich mit meiner Hüfte und mit verschränkten Armen am Tresen ab. Es war Samstag, also hatte ich nichts zu tun, ich könnte zusätzliches Geld ganz gut gebrauchen, Kenma wäre da und... Ich schüttelte bei diesem absurden Gedanken den Kopf und seufzte. Ein kleiner Teil von mir hoffte auch, dort Kageyama von gestern anzutreffen. Immerhin hatte er erwähnt, dass er Adelig sei, also vielleicht war seine Familie auch auf eine dieser royalen Feiern eingeladen.
>>Echt?<< Ukai hob seinen blonden Schopf. >>Das würdest du machen?<<
Ich nickte langsam zur Bestätigung, bevor ich von meinem Chef am Ärmel gepackt und mitgeschleift wurde. Ehe ich mich versah, landete ich auch schon auf der Rückbank seines Autos und bekam eine neue Uniform ins Gesicht geklatscht.
>>Zieh die an! Ich verdopple deinen Lohn für diesen Gefallen!<<
Und schon fuhren wir los und ich kippte nach hinten um. >>Echt?<<, brachte ich schwerfällig heraus, während ich mich bei dem unmöglichen Fahrstil abmühte, aufzustehen. >>Danke! -eh!<< Und schon plumpste ich wieder um.
Es stellte sich als enorm schwer heraus, sich mit Ukai als Fahrer umzuziehen. Immer wieder fiel ich um, stieß mich an der Decke oder an der Tür, wälzte mich wie ein Idiot herum und einmal streckte ich meinem Vorgesetzten versehentlich mein Hinterteil entgegen. Alles im Allen kamen wir aber in weniger als fünfzehn Minuten an.
Wir parkten an einem der Angestellteneingänge. Als ich mit vollkommen verstrubbelten Haaren ausstieg, erhob sich in der Ferne ein protziges Gebäude, welches mir die Sprache verschlug. Es war zwar weiter weg, da sich vor uns erst mal eine riesige Gartenfläche erstreckte, da wir uns schließlich auf einer Gartenparty befanden, aber ich war trotzdem beeindruckt. Es war zwar nur eines von vielen der royalen Anwesen, die im ganzen Land verteilt waren, aber ich war immer wieder erstaunt, wie luxuriös dieses Leben, so weit von meinem entfernt, war.
>>Komm, Hinata, hilf mir bitte beim tragen<<, bat mich Ukai, als er gerade den Kofferraum öffnete.
Die Sonne blendete mich, weshalb ich mir die Hand gegen die Stirn hielt, um den Blonden erkennen zu können. Rasch joggte ich auf ihn zu, um mit anzupacken. Kurz bevor ich mir eine der Getränkekisten schnappen wollte, wurde mir eine Schlaufe um den Hals gestülpt.
Überrascht sah ich an mir unter und erkannte eine Karte von unserer Firma, die fürs Catering zuständig war, an mir hinab baumeln.
>>Damit die Security weiß, dass du zu uns gehörst<<, meinte Ukai noch, bevor er vor ging und die Kofferraumklappe wieder schloss.
Gemeinsam begaben wir uns zu einem Gebäude, welches vermutlich nur wegen solcher Anlässe hier stand, und allein für das Personal gedacht waren. Vor der Tür standen zwei große Männer in schwarzen Anzügen.
>>Ich weise dir gleich noch Jemanden als Verstärkung zu<<, meinte der Kleinere der Beiden. Er hatte dunkle Haare und erinnerte mich irgendwie an einen Igel.
>>Ja, geht klar!<< Der Größere hatte graue Haare und grüne Augen, außerdem überragte er meine kleine Gestalt um Längen. Sein Blick hingegen war viel aufgeschlossener und freundlicher.
>>Dann lass ich dich kurz allein<<, sagte der Igel wieder, wand sich zum Gehen, schenkte uns aber vorher noch einen prüfenden Blick.
>>Guten Tag, ich bin Lev Haiba.<<
>>Und du brauchst dich nicht vorstellen<<, erklang es noch rau in der Ferne, bevor der Dunkelhaarige ganz verschwand.
>>Ja, sicher!<<, stammelte Lev und kniff sich, scheinbar peinlich berührt, die Augen zu. Schnell machte er sich aber wieder auf, um unsere Ausweise zu kontrollieren. >>Ihr dürft passieren.<<
Ich kicherte vor mich hin und lächelte den Riesen, bevor ich hinein ging, freundlich an. >>Ich heiße übrigens Shoyo Hinata<<, summte ich noch, in der Hoffnung, dass ihm sein kleiner Patze dann doch nicht mehr ganz so peinlich war.
Drinnen angekommen, stellte ich fest, dass das Gebäude doch etwas größer war als anfangs gedacht. Zuerst betraten wir einen Eingangsbereich, in dem unzählige Jacken hingen und kleine Sitzgelegenheiten waren, falls einer mal eine Pause machen sollte. Danach gelangten wir in eine gigantische Küche, in der gerade irgend so ein rothaariger Koch einen Schwarzhaarigen durch die Gegend scheuchte.
Die Kisten brachten wir allerdings erst mal in eine gut ausgestattete Vorratskammer. Ich stöhnte befreit auf, als ich das schwere Ding endlich los wurde und wischte mir mit den Handrücken über die Stirn, da ich bei der Hitze schnell angefangen hatte zu schwitzen.
>>Dich würde ich am Liebsten vorerst für die Getränke einteilen, Hinata<<, war Ukai schon wieder ganz beschäftigt, schnallte sich einen Gurt, den ich auch oft bei der Arbeit im Restaurant sowie jetzt trug, um die Hüften und tippte geschäftig auf seinem Arbeitstablet herum. >>Ein Raum weiter. Kenma wird dir sagen, was du zu tun hast, er hat die Leitung über diese Abteilung.<<
Ich nickte und konnte mir das breite Lächeln, das sich auf meine Lippen schlich, als ich hörte, das ich mit meinem besten Freund zusammen arbeitete, nicht verkneifen. Flink verschwand ich in den Raum, in welchen ich bisher noch nicht war.
Kaum das ich die Getränkeküche betrat, entdeckte ich ihn auch schon neben einem großen schwarzhaarigen Typ stehen. Seine Frisur war komplett verstrubbelt und er trug wie der Security gerade eben einen schwarzen Anzug. Ich erkannte einen Knopf in seinem Ohr und anders als Lev vorhin trug er sogar eine Waffe mit sich.
>>Hey, Kenma!<<, rief ich und rannte strahlend auf den Blonden zu. Dieser riss sich erschrocken von seinem Gesprächspartner los und trat einen kleinen Schritt seitwärts von ihm weg.
>>Shoyo<<, begrüßte er mich sanft lächelnd. >>Was machst du denn hier?<<
>>Ich springe für Tabi ein!<<, erzählte ich, stütze enthusiastisch meine Hände in die Hüften und blickte nun zu dem Schwarzhaarigen. >>Und wer ist das?<< Neugierig streckte ich mich ihm entgegen.
>>Kuroo<<, war die monotone Antwort, bevor er sich zu einen der Schränke begab und Gläser heraus holte.
>>Was, mehr hast du nicht zu ihm zusagen?<<
>>Ja, das frage ich mich auch<<, empörte sich Kuroo mit mir und war mir sofort sympathisch. Wir wechselten kurze Blicke, und der Größere grinste mich kurz an.
Kenma seufzte genervt und begann, die Gläser mit Champagner zu füllen. >>Wir kennen uns von der Arbeit wie du siehst. Er ist die Leibwache des Kronprinzen und ich auf gefühlt jeder Feier der Royals der Kellner.<<
Stolz, dass ich von ihm eine Antwort erhalten hatte, klopfte ich mir auf die Schulter. Dann drehte ich mich zu Kuroo und legte den Kopf schief. >>Du bist die Leibwache des Kronprinzen? Wie ist es so, so nahe für einen der Royals zu arbeiten?<<, fragte ich interessiert, da ich mir nicht vorstellen konnte eine richtige Konversation mit der Königsfamilie zu führen. Sie waren so unantastbar, surreal, wie aus einer anderen Welt.
Kuroo prustete kurz und dachte ehrlich über meine Frage nach. Er hatte selber ein Glas Champagner in der Hand und schwenkte es etwas hin und her. >>Schwer zu sagen. Ich vermute, wie bei jedem anderen Arbeitgeber auch, bloß sind die Ansprüche hier etwas höher und man wird besser bezahlt.<< Er grinste und trank einen Schluck.
Mit großen Augen deutete ich auf sein Getränk. >>Und du darfst trinken bei der Arbeit?<<
Der Schwarzhaarige verzog die Lippen und blickte sein Glas abschätzig an. >>Das wird das einzige bleiben.<<
>>Du bist hier eigentlich auch zum Arbeiten, Shoyo<<, mischte sich Kenma nebenbei ein und bereitete gerade das zweite Tablett vor.
Ich schob die Unterlippe vor und schmollte leise. >>Ich will doch nur deinen Freund besser kennenlernen<<, beschwerte ich mich und wandte mich auch sogleich wieder an ihn. >>Wie redest du denn mit der königlichen Familie?<<
Kuroo trank den Rest seines Champagners in einem Zug aus und fuhr sich mit dem Daumen über die Lippe. >>Ich halte mich an die Etikette wie Jeder andere auch<<, sagte er Schulter zuckend, hielt dann aber doch noch mal inne. >>Aber ich arbeite für den Prinzen, seitdem er neun Jahre alt ist und ich würde sagen, wir haben ein Recht gutes Vertrauensverhältnis, da sind die Formalitäten meist egal, außer in der Öffentlichkeit natürlich. Manchmal vergesse ich sogar, dass er der Kronprinz ist und dann kommt es mir fast so vor, als wären Bokuto und ich so was wie seine großen Brüder.<< Er erzählte das, mit so einem nostalgischen Ton und einem leichten Lächeln, sodass ich dieses erwiderte.
Da wurde mir plötzlich ein rundes Tablett in die Hände geschoben. >>Arbeit<<, brummte Kenma und schnappte sich ebenfalls eines, bevor er Richtung Tür ging. Bevor er sie öffnete stoppte er aber noch mal kurz und schaute über die Schulter zu mir. >>Sieh den Gästen hier am besten nicht in die Augen, oder sage irgendein Wort, bevor dir noch etwas Falsches raus rutscht. Und zu der Königsfamilie gehst du besser gar nichts, wenn du das hier öfter machen möchtest, muss ich dich noch mehr einarbeiten.<<
Ich nickte hastig und streckte ihm einen Daumen-hoch hin. >>Ich hätte nur eine Frage.<<
>>Und die wäre?<<
>>Woher weiß ich, wer zur Königsfamilie gehört?<<
Kenmas Blick schlief ein und hinter uns brach Kuroo in Gelächter aus. Wie lachte dieser Typ bitte? Das klang irgendwie nicht gesund. Dennoch schoss mir vor Scham die Wärme in die Wangen.
Kenma schlug sich eine Hand gegen die Kopf. >>Wie kann es sein, dass du seit deiner Geburt in Haikyuu lebst, aber nicht weißt, wie der König aussieht<<, murmelte der Blonde verzweifelt.
Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf.
>>Er trägt heute, soweit ich weiß, einen hellgrauen Anzug mit einem türkisen Einstecktuch. Braune Haare, braune Augen. Du solltest ihn allein schon an seiner Haltung erkennen<<, half mir der Bodyguard etwas aus, wofür ich ihm wirklich dankbar war.
Danach traten wir endlich ins freie, hinein in eine andere Schicht der Gesellschaft. Die frische Luft tat gut und im Schatten waren die Temperaturen echt angenehm. Ich schaute mich noch ganz erstaunt um, während Kenma sich bereits nach Rechts verabschiedete.
Ich begab mich also mit einem sanften Lächeln auf den Lippen in die andere Richtung. Hier und da hörte ich viel Gemurmel und lief an, gefühlt nur gleich aussehenden, Menschen vorbei. Bisher lief alles gut, keiner redete mit mir, oder kam mir blöd, weshalb ungestört meine Augen nach einem bestimmten Schwarzhaarigen Ausschau halten konnte.
>>Ich wusste gar nicht, dass das Königshaus auch Aushilfsjobs für Schüler anbietet<<, erklang plötzlich eine nervige Stimme neben mir, und sorgte dafür, dass ich im Gehen inne hielt.
Skeptisch schielte ich nach oben und erblickte einen blonden, schlaksigen Typ in Anzug, der eine Brille trug und alles andere als sympathisch wirkte. >>Ich bin Student<<, gab ich dennoch professionell von mir.
>>Echt? Von hier oben siehst du so klein aus.<<
Neben ihm kicherte ein Grünhaariger vor sich hin und hielt sich dabei die Hand vor den Mund. Große Menschen...
>>Dürfen Minderjährige überhaupt Alkohol ausschenken?<<, stichelte er mich weiter und grinste doof vor sich hin.
Nicht provozieren lassen... >>Möchten Sie denn einen Schluck?<<, kaute ich meine Höflichkeitsfloskel vor und neigte den Kopf. Das war definitiv ein Nachteil an dem Job. Ich durfte mich gegen diese Leute nicht zur Wehr setzten.
>>Nein, danke, wir haben schon<<, gab jetzt sein Freund etwas netter von sich und schmunzelte mir zu.
Da bemerkte ich auch die Gläser in ihren Händen und meine Wangen wurden rot. Das hatte ich gar nicht registriert. Schnell verschwand ich von den Zweien und drehte weiter meine Runde, bis ich ihn endlich entdeckte.
Ich blieb abrupt stehen und ohne mein Zutun breitete sich ein Strahlen auf meinem Gesicht aus. Ich dachte einfach, ich würde ihn nicht mehr wieder sehen, doch da stand er nun. Er befand sich etwas abseits der Grüppchen in der Nähe eines riesigen, wunderschönen Brunnens und starrte gebannt auf sein Handy. Sein Daumen flog unaufhörlich über das Display.
Ohne lange zu fackeln, setzte ich mich in Bewegung und spazierte in schnellen Schritten auf Kageyama zu. Er hatte ein schwarzen Anzug an, der seiner Haarfarbe ziemlich glich, außerdem eine dunkelblaue Krawatte passend zu seinen Augen. Er sah bei Tageslicht nur noch umwerfender aus. Mein Puls beschleunigte sich vor Aufregung.
Er hingegen nahm mich nicht gar nicht wahr. Erst als ich mit einem breiten Lächeln vor ihm stand, schwang sein Blick zu mir. Schmetterlinge nisteten sich in meinem Bauch ein. >>Hey, Kageyama!<<
Die blauen Augen meines Gegenübers weiteten sich überrascht und er zuckte kurz zurück, als er mich erkannte. Seine Lippen teilten sich vor Verblüffung leicht und er brachte kein Wort heraus.
Also übernahm ich das Reden. >>Von wegen wir sehen und gar nicht wieder. Es sind nicht mal vierundzwanzig Stunden vergangen!<<, kicherte ich.
Da ich keine Reaktion erhielt, wurde ich zunehmend nervöser, verschränkte meine Arme hinter meinem Rücken und scharte mit dem Fuß im Gras herum. Meine Wangen erhitzen sich etwas. >>Vielleicht könnten wir ja auch da weiter machen, wo wir gestern-<<
>>Euer Hoheit<<, grätschte irgend so ein Anzugträger dazwischen.
Bei diesen zwei Worten erstarrte ich und mein Herz setzte einen Schlag aus.
>>Prinz Kita ist mit seinen Söhnen gerade eben eingetroffen. Sie erwarten euren Empfang<<, sprach dieser Mann einfach weiter, doch ich schenkte ihm keine Beachtung.
Mein Blick blieb auf Kageyama haften, wartete genau ab, was er als nächstes tun würde.
>>Natürlich<<, entgegnete dieser in einer befremdlich förmlichen Tonlage und wich mir aus, um zu dem Mann zusehen. Mit einem schweren Schlucken ließ er sein Handy in die Tasche seines Jacketts gleiten. >>Ich komme sofort, Akaashi.<< Und damit lief er, ohne mich noch eines Wimpernschlages zu würdigen, an mir vorbei und folgte seinem Angestellte.
Was war das gerade? Euer Hoheit?
Jetzt kam mir mein ganzes Verhalten gerade auch total bescheuert vor. Einfach zu jemanden den ich kaum kenne hinlaufen und ihn darauf ansprechen, ob...
Da krallten sich zarte Finger in meine linke Schulter und rissen mich zu meinem besten Freund Kenma herum. Hinter ihm stand ein in Alarmbereitschaft stehender Kuroo und musterte mich genau von oben bis unten. Seine Schultern waren angespannt.
>>Ich sagte doch, nicht mit irgendwelchen Gästen reden<<, zischte der Blonde so aufgebracht, wie ich ihn schon Ewig nicht mehr erlebt hatte. Er war sichtlich fassungslos.
>>Ja, aber...<<
>>Und da hast du nichts besseres zu tun, als den Kronprinzen an zu quatschen?<<
Und nach diesem Satz fror mein gesamter Körper ein.
Der Kronprinz? Ich hatte den Kronprinzen geküsst?!
----
Kapitel 4!
Ich bemühe mich schnell weiter zuschreiben.
Man liest sich im nächsten Kapitel!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top