~02~

Hinata

Mein Stift flog unaufhörlich über meinen Block, während ich versuchte, dem Professor, der gerade einen seiner ewig langen Vorträge hielt, zu folgen. Ich studierte Volkswirtschaftslehre auf der Karasuno Universität und das bereits im dritten Semester. Das Studium war soweit okay, manche meiner Kurse mochte ich und andere wieder nicht, aber ich das war vermutlich normal.

Plötzlich ließ sich Jemand neben mich nieder und packte seine Sachen aus, was eigentlich total unnötig war, da das Seminar eh in zehn Minuten vorbei war. Als ich mich an die Person wendete, erkannte ich meinen besten Freund Kenma.

>>Hey, Shoyo<<, flüsterte er und lächelte müde.

Ich erwiderte es um einiges fröhlicher und legte meinen Stift ab. Meine Hand tat schon weh und ich hatte das Gefühl, dass der Vortrag von Minute zu Minute unwichtiger werden würde. Aufzupassen lohnte sich jetzt bestimmt nicht mehr. >>Wieso kommst du denn jetzt erst?<<, fragte ich deshalb leise.

Kenma gähnte und hielt sich die Hand vor dem Mund. >>Ich habe dir doch gestern erzählt, dass ich einen Catering-Job heute Vormittag habe. Einige Mitglieder des Königshaus waren anwesend, deswegen hat Keishin uns wieder mehr Druck gemacht.<< Er klang er wenig begeistert.

>>Hast du Prinz Tobio gesehen? Er ist ja jetzt wieder zurück<<, meldete sich Inuoka von meiner rechten Seite. Aufregung schwang in seiner Stimme mit. Er war ein Fan unserer Königsfamilie und hatte sie gern als das Symbol unseres Landes.

>>Ja<<, antwortete der Blonde eintönig. Kenma war es im Gegensatz ziemlich gleichgültig. Außerdem arbeitete er oft im Catering bei königlichen Veranstaltungen, da war es für ihn wohl normaler geworden, ihnen hin und wieder zu begegnen.

Ich hingegen wusste nicht so ganz, was ihn von den Royals halten sollte. Ich kannte sie schließlich nur vom Fernsehen her und dort wirkte ihr Lachen auf mich nahezu immer falsch. Ich mochte zwar die Symbolik, die sie für unser Land hatten, aber warum sollten diese Personen so ein Luxusleben führen, nur weil sie bestimmte Vorfahren hatten? Zumindest regierten sie nicht mehr alleine das Land, denn wir waren in der modernen Welt, in der es auch einige Politiker gab. Mein Dad war zum Beispiel mit einem befreundet. Chikara kam oft und war wie mein Dad ein ziemlicher Gegner der Monarchie.

>>Ich muss Keishin auch mal fragen, ob er mich im Catering einsetzt<<, murmelte ich vor mich hin und seufzte. Viel Zeit für noch einen Job hatte ich zwar nicht, aber ich bräuchte ihn.

>>Wieso, du arbeitest doch schon im Restaurant dreimal die Woche<<, meinte Kenma und legte den Kopf schief.

Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange. >>Schon, aber das Studium kostet und ich liege meinen Eltern schon lange genug auf der Tasche.<<

>>Shoyo, du bist neunzehn<<, ergriff jetzt Inuoka das Wort. >>Außerdem lieben dich Daichi und Suga doch, egal ob du ihr leiblicher Sohn bist oder nicht. Habt ihr solche Geldprobleme?<<

Ich schüttelte wage den Kopf. >>Das nicht, aber im Geld schwimmen wir auch nicht.<< Ich stand auf, da Professor Takeda das Seminar für beendet erklärte und wir gehen durften.

Gemeinsam verließen wir den Raum. >>Sehen wir uns dann naher auf der Party?<<, fragte uns der Braunhaarige, während wir durch die Gänge liefen.

>>Vielleicht, aber ich bin ziemlich müde, ich werde dann vermutlich nicht lange bleiben<<, meinte Kenma und zuppelte sich seine Tasche auf den Schulter zurecht.

>>Welche Party denn?<< Ahnungslos schaute ich meine Freunde mit großen Augen an.

>>Ach, Shoyo, an dir geht auch immer alles vorbei<<, seufzte der Blonde schmunzelnd und stupste mir mit einem Finger gegen die Stirn.

Ich kicherte und lächelte entschuldigend.

>>Zu Beginn des neuen Semesters veranstaltet die Uni doch jedes Mal eine Feier<<, gluckste Inuoka und schüttelte den Kopf.

>>Oh, Stimmt<<, murmelte ich verlegen. >>Dann werden mich Noya und Ryu sowieso mithin schleifen, also sehen wir uns da.<<

>>Na, dann sehen wir uns nachher<<, verabschiedete sich der Große winkend. >>Ich muss zur Arbeit!<< Damit joggte er davon und verschwand um die Ecke.

>>Ich hab noch ein Seminar<<, meinte Kenma und verabschiedete sich ebenfalls, indem er eine Hand hob.

-

>>Bin wieder Zuhause!<<, rief ich und schloss die Haustür hinter mir, den Schlüssel legte ich in die kleine Schüssel im Flur. Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen und hängte meine Jacke auf.

>>Wunderbar! Das Essen ist gleich fertig!<<, kam es von Papa aus der Küche.

>>Habe ich da gerade >Essen< gehört!<< Schon sprang Noya die Treppe hinunter und landete vor meinen Füßen. >>Hey, Shoyo!<<, warf er mir noch zu, bevor er an mir vorbei rannte.

>>Hey, Bro!<<, meinte auch Ryu und folgte dem Kleineren.

Ich dagegen ging die Treppe hoch, die meine Adoptivbrüder gerade runter gekommen waren, da sich oben mein Zimmer befand und ich meine Tasche dort ablegen wollte. Danach begab auch ich mich in die Küche, die bereits nach Nudelauflauf roch.

Hungrig setzte ich mich an den bereits gedeckten Tisch. >>Ist Dad noch gar nicht da?<<, fragte ich Papa, der gerade das Essen auf den Tisch stellte, über das sich meine Brüder sofort hermachten. Da wir zwei Väter hatten, nannten wir Daichi Dad und Koshi Papa, sodass die Beiden wussten, wen von ihnen wir meinten. Sie adoptierten uns, als wir noch ganz klein waren, deswegen kannten wir es auch nicht anders und wuchsen wie eine Familie auf. So hatte ich zwei Väter und zwei ältere Brüder.

Papa schlug den beiden Gierschlunden auf den Kopf. >>Schlingt nicht so!<<, schimpfte er, setzte sich aber ebenfalls und tat sich etwas auf seinen Teller.

>>Du kommst heute auch auf die Party, oder?<<, schmatze Ryu und sah mich an.

>>Mit vollem Mund spricht man nicht, Tanaka!<<, tadelte Papa erneut und sprach ihn mahnender Weise mit seinem Nachnamen an. Diese haben wir alle dennoch behalte, da unsere Eltern der Meinung waren, uns diese Freiheit lassen zu müssen.

>>Klar, komme ich! Seit wann finden denn Partys ohne mich statt?!<< Grinsend begann ich zu essen.

>>Äh, immer?<<, erwiderte Noya und zeigte mit seiner Gabel auf mich. >>Du liegst doch nach zwei Flaschenbier schon schnarchend unterm Tisch.<<

>>Überhaupt nicht! Mit mir kann man voll viel Spaß haben! Ich bin voll das Partytier!<<, verteidigte ich mich und schob schmollend die Unterlippe vor.

Tröstend tätschelte Papa meinen Arm. >>Das ist vollkommen gut so. Ich möchte meinen unschuldigen Shoyo gerne noch länger behalten.<< Sein Lächeln steckte meines an.

-

Ja, gut, vielleicht war ich doch kein Partytier. Vollkommen überfordert stand ich am Rand mit einem roten Becherbier in der Hand und wusste nicht, wo ich hin sollte. Ryu und Noya habe ich schon vor einer halben Stunde verloren, die sind mit Yamamoto und Terushima verschwunden. Kenma hat mir getextet, das er zu müde sein, um zu kommen und von Inuoka habe ich nichts gehört.

Seufzend schaute ich auf die braune Flüssigkeit. Ich mochte Bier nicht mal. Kindergeburtstage waren mir lieber; kein Alkohol, alle waren nett, alle lachten und es gab coole Spiele. Ich sollte mich wohl besser auf den Heimweg machen, bloß wo stelle ich den halbvollen Becher am besten ab?

Ähm... Schlussendlich stellte ich es neben die Wand auf dem Boden.

Jetzt musste ich nur noch den Ausgang finden. Das Gebäude war nicht gerade klein und ^durch die Feier waren so viele hier, dass ich nicht genau ausmachen konnte wo ich war.

Ich bog einfach in einen Gang ab, der leer war und schaute mich etwas um. Es war nicht beleuchtet, aber viel ruhiger als in den drei Haupträumen, nur durch einen Türschlitz drang Licht ins dunkel. Langsam ging ich auf die Tür zu. Eine Stimme war gedämpft zu hören, also griff ich nach der Türklinge uns lugte vorsichtig in den Raum.

>>Keine Ahnung<<, meinte eine tiefe Stimme. Sie gehörte zu einem Mann, der nur ein oder zwei Jahre älter als ich sein konnte. Er hatte rabenschwarzes Haar und eine große Statur. Seine Augen konnte ich leider nicht sehen, da er mit dem Rücken zu mir stand. Mit einem sehr schönen Rücken wohl gemerkt. Ich schüttelte bei dem Gedanken den Kopf. Er schien, zu telefonieren.

>>Ich weiß.<< Es klang wie eine Mischung aus entschuldigend und feixend.

Die Person am Handy sagte irgendwas, was ich nicht verstand. Ich vernahm nur Gebrabbel, welches nicht sehr begeistert klang. Vorsichtig öffnete ich die Tür noch etwas weiter und trat mit einem Fuß ein.

>>Stimmt. Dann schalte ich es wohl besser aus.<< Das tat er auch. Er tippte kurz auf dem Display herum, dann wurde es schwarz. Er steckte das Gerät weg und seufzte: >>Das wird morgen Ärger geben.<< Dann zog er eine Kleine Schachtel aus seiner ledernen Jackentasche.

Bevor ich erkennen konnte, was es war, knallte die Tür hinter mich durch einen Windzug mit einem lauten Knall zu. Ich war inzwischen eingetreten und stand nun stocksteif da.

Der Schwarzhaarige fuhr erschrocken herum und sah mich mit großen, blauen Augen an. Er versuchte, die Ursache des Geräuschs auszumachen und als er mich entdeckte, verdunkelte sich seine Mine.

Ich schluckte, während er mich fest im Blick behielt und, wie ich jetzt erkannte, aus der Zigarettenschachtel eine hervorholte. Er griff erneut in seine Jackentasche und holte ein Feuerzeug heraus.

>>Man darf hier drinnen nicht rauchen<<, kam es weniger zittrig heraus als ich dachte. Ich war noch nie einer Person begegnet, die so finster gucken konnte. Das machte mir irgendwie Angst.

Misstrauisch zog er die Brauen zusammen und begann, mich von oben bis unten zu mustern. Ich versuchte, so gefasst und ernst wie möglich zu schauen, ob es mir gelang, konnte ich nicht sagen. Aber irgendeine Wirkung schien es dennoch, auf den Fremden zu haben, denn seine Gesichtszüge wurden weicher und sein Blick entspannter.

>>Na, wenn das so ist<<, sagte er freundlich und steckte beides wieder in seine Taschen. Er legte den Kopf schief. >>Was machst du eigentlich hier so abseits von der Party?<<

Ich straffte meine Schultern. >>Das Gleiche könnte ich dich auch fragen<<, erwiderte ich etwas empört. >>Könnte ja sein, dass du hier etwas klauen willst, oder?<<

Die Mundwinkel des Schwarzhaarigen zuckten leicht. >>Ich bin mir nicht sicher, ob ich beleidigt oder amüsiert sein soll<<, meinte er und schlenderte zu dem riesigen Bücherregal in diesem kleinen Raum.

>>Gar nichts davon<<, murmelte ich und beobachte sein Tun. Seine Bewegungen wirkten geschmeidig und seine Haltung sehr elegant. Von der Seite betrachtet war er sogar noch attraktiver als von hinten. Aber irgendwas passte an ihm nicht so ganz zusammen. Diese Lederjacke und die kaputte Jeans... ich wusste nicht, wie ich es benennen sollte.

>>Mit wem hast du eigentlich telefoniert?<<, startete ich den Versuch, ein Gespräch zu beginnen. Auf einmal hatte ich nicht mehr das Bedürfnis, alt so schnell von dieser Party zu verschwinden.

Er hielt in der Bewegung inne. Gerade hatte er sich eines der Mikrobiologiebücher angesehen, doch jetzt schaute er in meine Richtung. Irgendwie schien, jenes mein Herz so zu freuen, dass es leicht in meiner Brust flatterte. >>Warum willst du das wissen?<<, fragte er desinteressiert und blickt wieder auf den Buchrücken. >>Gehst du hier zur Uni?<<

Ich nickte und kratzte mich am Oberarm. >>Ja, im dritten Semester<<, antwortete ich und schritt auf ihn zu.

>>Was studierst du denn?<< Jetzt blätterte er durch einige Seiten, klappte es dann aber zu und sah mich neugierig an.

>>Volkswirtschaftslehre!<< Stolz grinste ich ihn an und stemmte die die Hände in die Hüften.

>>Magst du es?<<

>>Ja!<< Ich strahlte. >>Also natürlich gefallen mir nicht alle Themen, die wir behandeln, aber momentan ist es ziemlich interessant. Jetzt wo wir die größten mathematischen Themen abgehakt haben. Außerdem habe ich zwei Freude, mit denen ich mir die meisten Seminare teile, sodass wir uns auch währenddessen gut unterhalten können. Außerdem-<< Ich hielt inne und blinzelte mein Gegenüber einige Male an. >>Hey! Du hast mich ausgetrickst!<<, beschuldigte ich ihn und zeigte anklagend mit dem Finger auf ihn.

>>Nein. Ich bin nur deiner Frage ausgewichen<<, erwiderte er ungerührt und schob das graue Buch zurück ins Regal.

>>Das ist aber unfair!<<, schimpfte ich und schaute ihn böse an.

>>Wieso? Weil du drauf reingefallen bist und es deinen Stolz verletzt hat?<<, stichelte er, schielte kurz in meiner Richtung, blieb aber weiterhin in Richtung des Bücherregals stehen.

Ich knurrte leise und knirschte mit den Zähnen. Meine Herren, war dieser Kerl frech. Und arrogant noch dazu!

Da zeigte sich das erste Mal ein richtiges Schmunzeln auf seinen Lippen.

>>Was?<<, fragte ich gereizt.

>>Es ist niedlich, wie du versuchst, böse zu gucken.<<

>>Oh, du hältst den Ball wohl mal ganz flach Freundchen, sonst erlebst du dein blaues Wunder!<<, meckerte ich und hielt die Fäuste vor mein Gesicht, bereit ihm zu zeigen, dass ich nicht niedlich war! Ich war furchteinflößend, wenn ich wollte!

Nur leider, brachte ihn das zum Lachen. Es war rau und kratzig und ja... wie sollte ich es beschreiben, es klang sehr... ungeübt, als würde er nicht oft lachen. Schade, dabei stand ihm das so gut.

Meine kurzzeitige Wut verrauchte und ich lockerte mich wieder. Fragend legte ich den Kopf schief. >>Also, wer war das jetzt am Telefon?<<

Der Größere seufzte und zog sich ein anderes Buch aus dem Regal, blätterte darin herum und gab sich geschlagen. >>Mein Bodyguard<<, gestand er und fuhr mit den Fingerspitzen über die aufgeschlagene Seite.

Ich ging jetzt endgültig auf ihn zu. >>Bodyguard? Bist du reich oder Adelig?<<, fragte ich weiter, auch wenn er so aussah, als hätte er auf Fragen keine Lust.

>>So in etwa<<, bestätigte er, schlug auch dieses Buch wieder zu und stellte es zurück an seinen Platz. Er besah sich weiter der Bücher und studierte besonders die in dem obersten Regal. Was ihn daran wohl so interessierte?

>>Und was wollte er?<<

Der Schwarzhaarige schnaubte. >>Du kannst ganz schön nervig sein.<< Sein Blick huschte kurz zu mir. >>Müssen wir weiter über mich reden?<<, sprach er weiter, als ich nicht reagierte.

Ich zog eine Schnute, schüttelte aber den Kopf. Trotzdem würde ich am liebsten mehr über ihn erfahren. >>Eine Sache aber noch, ja?<< Hoffnungsvoll blinzelte ich ihn an und faltete die Hände wie zu einem Gebet zusammen.

Er brummte genervt und pustete die Strähne beiseite, die ihm ins Auge picken wollte. >>Was denn?<<

>>Wie heißt du?<< Ich musste schließlich wissen, wie ich ihn in meinen Gedanken nennen sollte. Ich konnte ja nicht durchgehend extravagante Beschreibungen erfinden.

Es dauerte allerdings einige Sekunden, bis er mit der Sprache rausrückte. >>Nenn... Nenn mich einfach Kageyama<<, meinte er dann leise und stellte sich auf die Zehenspitzen, um an das oberste Regal heranzukommen, welches nämlich so hoch war, das selbst er Probleme hatte sein Ziel zu erreichen.

Ich lächelte, jetzt hatte ich endlich einen Namen. >>Okay! Ich bin Shoyo!<<, stellte ich mich nun vor und schaute dabei zu, wie Kageyama krampfhaft versuchte, an ein bestimmtes Buch außerhalb seiner Reichweite zu kommen.

>>Verdammt!<<, murmelte er leise und grabbelt mit den Fingern Stück für Stück die Literatur hervor.

>>Ähm, du kannst au-<<

Zu spät. Da viel er schon zurück und das Buch plumpste auf seinen Kopf, bevor es zu Boden ging. Staub wirbelte auf und Kageyama blickte verdutzt in die Luft. Ich musste Kichern und hielt mir die Hand vor den Mund.

Als er das hörte, wanderte seine grimmigen Augen zu mir. >>Lach nicht<<, grummelte er und schaute mich böse an.

>>Entschuldige<<, kicherte ich weiter, >>Aber du hättest auch einfach den Hocker dafür nehmen können.<< Ich deutete auf ein Holzklotz in der Ecke nur wenige Meter von uns entfernt.

>>Oh<<, machte er und mied mit errötenden Wangen meinen Blick.

Bei dem Anblick kribbelte mein Bauch etwas und ich musste lächeln. >>Ich hol ihn dir<<, bot ich an und lief an ihm vorbei.

Als ich neben ihm war, stockte ich kurz, warum auch immer. Ich stand jetzt direkt zwischen dem Bücherregal und Kageyama. Er war mir extrem nahe und ich hörte seinen leisen Atem, der auf meine Stirn traf, als ich zu ihm hoch schaute.

Seine blauen Augen glänzten und er kam einen Schritt näher, sodass ich gezwungener Maßen mit den Rücken gegen das Regal stieß. Mein Puls beschleunigte sich dramatisch und ein Schauer durchlief meinen Körper.

Seine Hand landete neben meinem Kopf auf den Büchern, wodurch er sich leicht vor lehnen konnte. Ich kam ihm aus einem Impuls heraus entgegen und hielt, kurz bevor sich unsere Nasen berührten, an. Mein Atem wurde vor Anspannung ganz flach.

Kageyama schloss die Augen und schien, mit sich zu ringen. Also nahm ich ihm die Entscheidung einfach ab und presste meine Lippen auf seine. Ich wusste nicht, weshalb ich es tat. Ich ließ einfach nur meinen Körper bestimmen.

Anders als erwartet, zögerte Kageyama jetzt nicht mehr, sondern ergriff die Initiative, packte meine Taille und drückte mich gegen die Bücher hinter uns. Ich keuchte auf und krallte mich mit den Hände in seine Lederjacke, zog ihn noch näher zu mir. Ich wollte seine Nähe spüren, während sein Mund meinen eroberte.

Seine Zunge fuhr über meine Lippen und ich gewährte ihm, ohne zu zögern, Einlass, den er sofort nutze, um den Kuss zu intensivieren. Spielerisch knabberte und saugte er an meiner Unterlippe, wodurch ich leise seufzte.

Sein Knie drängte sich zwischen meine Beine und drückte gezielt gegen meine Mitte. Ich stöhnte in den Kuss hinein, kam seinem Oberschenkel mit dem Unterleib entgegen und ließ meine Hand in seinen Nacken gleiten.

Schwer atmend lösten sich seine Lippen von meinen und hinterließen einen kleinen Spuckefaden, der uns noch verband. Mit einem Ruck stieß er erneut gegen meinen Schritt, weshalb ich aufstöhnte und meinen Kopf, der sogleich gegen das Regal donnerte, in den Nacken warf, was Kageyama augenblicklich nutze, um meinen Hals zu attackieren.

Zuerst biss er spielerisch zu, während ich mich rhythmisch an ihm rieb. Ich biss mir auf die Zunge, um nicht zu laut zu sein, aber ich wollte mehr.

Der Schwarzhaarige ließ glucksend von meinem Hals ab, nur um an meinem Ohrläppchen zu knabbern. >>So willig?<<, haucht er raunend und fuhr mit seiner Zunge die Muschel entlang.

>>Hah<< Ich konnte mir diesen Laut nicht verkneifen. Alles woran ich gerade denken konnte, war Kageyama und ich wollte so unbedingt, dass er weiter ging.

Plötzlich erklangen Stimmen vom Flur aus und sofort ließ Kageyama ab. Ich musste mich völlig außer Atem einen Moment lang sortieren und erfassen, was gerade geschehen war. Ich war noch in so einer Art Trance. Kageyama hingegen lauschte angespannt und als die Stimmen erneut zu hören waren, ballte er die Hände zu Fäusten.

>>Kageyama, was-<< Seine Hand landete auf meinem Mund und hinderte mich am Sprechen. Fragend schaute ich ihn an und konnte mir mich nicht zurückhalten, mit meiner Zunge neckend gegen seine Handfläche zu streichen.

Dafür schenkte er mir einen strafenden Blick, er seufzte und schaute mich bedauernd an. >>Das sind meine Bodyguards.<<

Mehrzahl? Ich verstand nicht ganz, was los war, da ließ er schon von mir ab und trat zu dem kleinen Balkon, der an das Zimmer im ersten Stock, in dem wir uns befanden, anschloss.

>>Ich verschwinde<<, meinte er und warf sich die Kapuze seiner Jacke über den Kopf, sodass sein Gesicht soweit verdeckt war, dass man nur noch seinen Mund sehen konnte. Der Mund, der gerade noch auf meinem lag, und da gefälligst wieder hin sollte. Der Kuss war viel zu kurz. Er konnte mich doch so angegeilt nicht zurück lassen? Ich streckte meine Hand nach ihm aus. Was war denn los mit mir? Ich kannte den Typ ja nicht mal. Dennoch wollte ich noch nicht, dass er ging.

>>Sehen wir uns noch mal wieder?<<, fragte ich hoffnungsvoll und löste mich endlich von dem Regal hinter mir, damit ich wieder näher zu ihm treten konnte.

Doch er wich nur zurück. >>Ich denke nicht<<, wisperte er, trat auf den Balkon, schwang sich über das Geländer und verschwand in der Dunkelheit.

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Sooo, dass war das zweite Kapitel!

Ich hoffe, es hat euch gefallen!

Man liest sich im nächsten!

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