~01~
Kageyama
>>Aufwachen, Dornröschen!<<
Vergiss es! Ein Presslufthammer malträtierte meinen Schädel und mein Magen rumorte wie ein schnarchender Bär. Ich würde den Teufel tun und jetzt aufstehen. Murrend grub ich also mein Gesicht nur noch tiefer in das Kissen meines Sofas und versuchte einfach, die nervige Stimme meines langjährigen Freundes auszublenden.
Das Seufzen eines anderen war zu vernehmen. >>Ich hol ein Glas Wasser und Aspirin.<< Dann tappten Schritte davon.
>>Na hoch mit dir, euer Hoheit!<< Da kippte plötzlich meine Schlafunterlage und ehe ich mich versah, machte ich Bekanntschaft mit dem uralten, aber hochwertigen Teppich meiner Ahnen. Dann würde ich eben auf dem weiter schlafen, ist mir gleich.
Schmerzerfüllt stöhnte ich zu Tsukishimas Freuden auf und rollte mich auf den Rücken. Den Unterarm über meine Augen gelegt, zeigte ich ihm den Mittelfinger. >>Was willst du hier?<<, krächzte ich mit trockenem Hals und schielte leicht zu ihm hoch.
>>Zu meinem Missfallen ist es meine Pflicht, dir als dein ältester, und vermutlich einziger, Freund aus der Patsche zu helfen<<, klärte er mich auf und schob sich die Brille auf dem Nasenrücken zurecht.
>>Hier<<, erklang es plötzlich neben mir, weshalb ich mich erschrocken umdrehte und in das freundliche Gesicht von Yamaguchi blickte. Vorsichtig reichte er mir ein Glas befüllt mit Wasser, welches ich gierig ansetzte und meine Kehle hinab laufen lies.
Dankbar blickte ich den Grünhaarigen an und schloss wohltuend die Lider. Die Zwei stammen aus dem hohen Adel und sind somit mit mir gemeinsam aufgewachsen. Ich kannte sie seit ich denken konnte und mit der Zeit sind sie mehr zu Brüdern geworden, als es meine leiblichen für mich waren. Auch wenn ich Tsukki meist auf den Tot nicht leiden konnte, da er mir immer irgendeinen fiesen Spruch rein drücken musste.
Als ich das Glas wieder absetzte, keuchte ich laut und wischte mir über den Mund. Ich war froh darüber, das er Aspirin darunter gemischt hatte, wodurch ich nur noch abwarten musste, bis diese höllischen Kopfschmerzen verschwanden.
>>Du bist seit einer Woche von deiner Wehrpflicht zurück, hast dich aber kein einziges Mal bei uns gemeldet<<, warf mir Tadashi jetzt verletzte vor, was mich zerknirscht auf die Unterlippe beißen lies.
Tsukishima hingegen warf nur mit hochgezogenen Brauen einen Blick auf den Glastisch, auf dem sich die leeren Bourbonflaschen häuften. >>Warst wohl damit beschäftigt, alleine zu feiern. Oder hattest du dir Gesellschaft bestellt?<<
Müde folgte ich seinem Blick. >>Mein Vater hat mich bisher nicht aus dem Schloss gelassen.<<
>>Deswegen sind wir hier<<, meinte Yamaguchi und lenkte so meine Aufmerksamkeit wieder aus sich.
Verwirrte legte ich den Kopf schief und legte fragend die Stirn in Falten. >>Wie meinst du das?<<
>>Akaashi hat uns angerufen<<, mischte Kei wieder mit. >>Er konnte dich nicht erreichen.<<
In meinem Kopf ratterte es.
>>Du hast heute einen öffentlichen Auftritt in einer Galerie<<, half mir der Andere energisch auf die Sprünge und sah mich eindringlich an.
Da machte es Klick und meine dunkelblauen Augen weiteten sich erschrocken. >>Fuck!<< Ich klatschte mir die rechte Hand auf Gesicht und warf den Kopf in den Nacken. >>Warum hat mich denn Keiner geweckt?<<, murrte ich.
>>Deshalb sind wir ja hier<<, erwiderte der Blonde trocken.
Grimmig nahm ich die Hand wieder herunter und funkelte ihn an.
>>Wo sind denn deine Bodyguards?<<
Just in den Moment als Yamaguchi das Aussprach, ertönte Gepolter im Flur.
>>Hey, hey, hey, euer Hoheit!<<
>>Kageyama!<<
Und dann als die Tür aufging, unisono: >>Ihr kommt zu spät!<<
Nüchtern drehten wir alle drei unsere Köpfe zu meinen unfähigen Leibwächtern, die wie ich scheinbar verschlafen hatten. Die Beiden hatten gestern noch etwas mit mir Getrunken, bevor sie sich in ihr Arbeitszimmer zurückziehen und irgend so ein komisches Kartenspiel spielen wollte, zu dem ich geistig nicht mehr in der Lage gewesen war.
>>Die Galerieeröffnung<<, keuchte Kuroo und stützte sich mit den Händen auf seinen Oberschenkeln ab. >>Wir müssen sofort los.<<
>>Wir haben verschlafen<<, entschuldigte sich auch Bokuto und tat es seinem Partner gleich. >>Hat Akaashi dich gar nicht angerufen?<<
Meine Augen schweiften zu meinem Handy, das neben mir auf dem Boden lag und aufleuchtete. Ich hatte es auf stumm gestellt, weshalb es keine Geräusche von sich gab. >>Doch<<, gestand ich und presste die Lippen zusammen. >>Fünfzehnmal.<<
Nervös drückte ich auf zurückrufen und hielt mir das Gerät ans Ohr. Keine fünf Sekunden später wurde abgehoben, doch mein Privatsekretär sagte kein Wort.
>>Morgen<<, brachte ich schluckend heraus.
>>Morgen<<, kam es eiskalt zurück. Ein Zittern erfasste mich; er war sauer. >>Ausgeschlafen?<<
Ich nickte vorsichtig, auch wenn er es nicht sehen konnte. >>Bin ich.<<
>>Gut. Dann kommst du jetzt auf direktem Wege hier her und sagst Bokuto das er gerne ins Gaspedal treten kann, während ich versuche, es deinem Vater beizubringen.<<
>>Danke! Du rettest mir den Arsch!<<
>>Wäre schön, wenn das was Neues wäre<<, schnaufte Akaashi und legte auf, bevor ich noch irgendetwas sagen konnte.
Sofort sprang ich auf und rannte Richtung Badezimmer. >>Ich gehe jetzt Duschen!<<, rief ich und drehte mich noch mal schnell um. >>Kuroo, kannst du mir schnell den Anzug raus suchen, den Yaku ich irgendwo im Zimmer bereitgelegt hat?<< Ich zeigte mit dem Finger auf ihn, und als er nickte, huschte er zu meinem anderen Bodyguard. >>Bokuto, machst du bitte schon mal den Rolls Royce startklar?<< Er nickte und verschwand.
Nun gelangte mein Blick zu meinen beiden Freunden, die unbeteiligt in der Mitte meiner Privatgemächer standen. >>Und ihr Zwei kommt auch mit<<, beschloss ich und verzog mich ins Bad.
>>Warum sollten wir?<<, nörgelte Tsukishima genervt.
>>Wir sind doch gar nicht eingeladen.<< Yamaguchi.
>>Dann seid ihr eben meine Gäste!<< Und damit war es für mich beschlossen.
-
Vor Ort in der Galerie angekommen, verabschiedete ich mich erst mal rasch von meiner Gruppe, um zu meinem Vater zu gelangen. Kuroo verschwand bei solchen Veranstaltungen sowieso häufig irgendwo und Bokuto klebte durchgehend an Akaashi. Ich hatte wirklich fantastische Leibwächter, eigentlich war ihre Aufgabe ja, mich zu bewachen, aber ich genoss diese Freiheit eher.
Akaashi hatte mich bei meiner Ankunft noch schnell über den Ablauf der Veranstaltung aufgeklärt und mir gesagt, wo ich meinen Vater finden könne. Yamaguchi und Tsukishima hatten sich vor erst mit einem Champagnerglas zu einigen der anderen Adligen gesellt.
Ich hingegen schlängelte mich durch die Menschengruppen hindurch und versuchte, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen. Es gelang mir nicht immer. Es kamen bestimmt acht Leute auf mich zu, die mir den Weg versperrte und meine Füße küssen wollten. Ich durfte mir anhören, wie sehr mich Leute, die ich wohlgemerkt nur dreimal in meinem Leben gesehen hatte, vermisste hatten während meiner Zeit in Krieg und wie froh sie waren, dass ich heil zurückgekehrt war. Nachdem ich sie aber freundlich darauf hingewiesen hatte, das Jemand mich erwartete, machte sie glücklicherweise Platz.
Ich konnte mich mit solchen Arschkriechern einfach nicht abgeben. Als Prinz war ich aber leider auf Veranstaltungen ständig von diesen Umgeben. Nur einer der vielen Aspekte weshalb ich mein Leben als Kronprinz verabscheute.
Ein anderer Aspekt erwartete mich wenige Meter in einigem Abstand zu den anderen Gästen bereits. Mein Vater unterhielt sich gerade mit irgendeinem Typ mit Bart und langen Haaren, die im Nacken zusammengebunden waren. Er trug einen schicken Anzug und wenn er so mit dem König alleine redete, tippte ich mal darauf, dass das der Inhaber der Galerie war.
Iwaizumi, unseren Chefleibwächter und persönlichen Bodyguard meines Vaters, nickte ich zur Begrüßung einmal zu, was er erwiderte als er mich entdeckte. Er stand an einer Wand abseits, sodass er das Gespräch meines Vaters nicht mithören konnte, aber immer noch ein Auge auf ihn hatte.
Ich war ja schon schwer beeindruckt, wie sehr er sich vor Anderen immer zusammenreißen konnte, aber wenn man genau hinsah, konnte man genau erkennen, dass die Blicke, mit denen er mein Vater im Auge behielt, etwas über die Grenze des Angestellten, der er war, hinausgingen.
>>Guten Tag, Vater<<, begrüßte ich ihn und knöpfte nebenbei den letzten Knopf meines Jacketts zu. Danach drehte ich mich zu dem anderen Mann. >>Guten Tag...<<
>>Asahi Azumane<<, half er mir aus und ergriff meine Hand. >>Es freut mich außerordentlich, euch hier in meiner Galerie begrüßen zu dürfen!<<
Ups! Da hatte wohl Jemand die Etikette vergessen. Eigentlich durfte man mir nur die Hand schütteln, wen ich sie einem Anbot, aber da ich diesen ganzen Scheiß eh lächerlich fand, ignorierte ich dies einfach.
Ich bemerkte aber, wie schwitzig seine Handfläche war und wie sehr er zitterte. Innerlich seufzte ich, so etwas erkannte ich selbstverständlich nicht zum ersten Mal, besonders nervös wurden Leute, wenn sie mit meinem Vater redeten. Außerhalb der Royals kannte ich niemanden, den die Präsenz des Königs kalt ließ.
Aber da ich nicht seit gestern Prinz war, wusste ich, wie man bei solchen Situationen am Besten reagierte. Ich legte also meine zweite Hand auf seine und lächelte ihn mit dem charmantesten Lächeln an, das ich bei meinem Kater zustande brachte. >>Die Freue ist ganz meinerseits, Herr Azumane. Sie haben wirklich eine wunderschöne Galerie! Ich fühle mich geehrt, Teil der Eröffnung sein zu dürfen.<<
Der Arme tat mir echt leid. Er schien, ein zartes Pflänzchen zu sein. Ich sollte ihn von diesem Gespräch endgültig erlösen. >>Ich würde jetzt gerne mit meinem Vater unter vier Augen reden. Ich bin mir sicher, es warten noch viele andere Gäste auf sie. Wir kommen dann gleich nach<<, entließ ich ihn und erzielte somit, dass er meine Hand, an die er sich zuvor noch geklammerte hatte, los ließ.
>>Ja, verzeiht, eure Hoheit<<, haspelte er und verneigte sich zum Abschied. >>Eure Majestät.<< Und damit verschwand er zurück zu dem belebten Teil der Galerie.
Ich schaute ihm noch nach, bis er unter den Menschen nicht mehr auszumachen war, danach wendete mich mich endgültig zu meinem Vater und meine Miene wurde wieder kalt. Aus dem Augenwinkel erkannte ich Iwaizumi, wie er langsam wieder näher kam.
Mein Vater wiederum fixierte einen Punkt an der Wand hinter mir, damit er mich nicht ansehen musste. Seine Augen sprühten nur so vor Zorn, doch er musste in der Öffentlichkeit sein Gesicht wahren, dennoch zitterte das Champagnerglas als Ventil in seiner Hand.
>>Rotzbengel<<, war schließlich das Erste, was er zischte. >>Du bist eine ganze Stunde zu spät<<
Ich zuckte bloß mit den Schulter. >>Na und? Es ist doch niemandem aufgefallen.<<
>>Es ist Jedem aufgefallen!<< Nun fanden seine Augen die meine. >>Und dennoch stolzierst du hier herum als gehöre dir der Laden<<, ächzte er abfällig und ich erkannte, wie sein Unterkiefer mahlte.
>>Genaugenommen-<<
>>Ich habe dich nach der Rückkehr die erste Woche freigestellt, da ich Verständnis dafür hatte, das du Ruhe brauchtest, aber-<<
Jetzt unterbrach ich ihn. >>Tz, freigestellt? Du hast mich im Schloss eingesperrt. Tust du immer noch<<, schnaubte ich und legte in meine Worte ebenso viel Abscheu, wie er zuvor.
>>Es hat dich dennoch nicht davon abgehalten, Skandale zu verursachen<<, zischte er zurück.
Ich zuckte erneut die Schulter. >>Und wenn schon. Ich bin einundzwanzig. In dem Alter ist es völlig normal, zu feiern!<<
>>Bei jedem Anderen ja, aber du bist der Kronprinz, Tobio!<< Er entließ aufgebracht die Luft aus seinen Lungen und war bemüht, seinen Geräuschpegel bedeckt zu halten. >>Wann geht das endlich in dein Erbsenhirn?<<
>>Tze<<, mache ich und mein Blick schweifte zur Seite.
>>Eines Tages wirst du König und ich kann nur hoffen, dass kein egoistischer aus dir wird.<<
>>Redest du gerade von die selbst?
Vor Wut bildeten sich nun Falten auf seiner Stirn. >>Es geht dir ständig nur darum, deinen Willen durch zusetzten, aber woran du denken musst, ist deine Familie.<<
>>Welche Familie?<<, ätze ich und wurde zunehmend finsterer.
Mein Vater seufzte und zwickte sich frustriert in die Nasenwurzel. >>Was soll ich bloß mit dir machen, Tobio?<<
>>Erschießen?<<, schlug ich trocken vor.
Er lachte leise und schüttelte amüsiert den Kopf. >>Wäre eine Option, da hast du Recht.<<
Ich wusste, dass mein Vater im Grunde kein schlechter Mensch war. Nein, eigentlich wusste ich es nicht. Er begegnete mir nur als König, der er war. Vatersein stand an zweiter Stelle. Unsere Beziehung war eine reine König-Kronpriz-Beziehung. Das einzige Mal, dass er ein wirklicher Vater war, war als Mutter noch lebte und wir zu fünft in eine unserer Sommerresidenzen gefahren waren. Dort hat er mir das Volleyball spielen beigebracht. Wenige Wochen später starb Mutter dann aber durch einen Unfall. Das ist jetzt aber schon fast vierzehn Jahre her.
>>Ich mische mich mal unter die Leute<<, murmelte ich und trat mit einer Verbeugung weg. Mit düsterer Mine schnappte ich mir jetzt auch ein Champagnerglas von einem der Caterer. Er hatte blondes Haar, welches am Ansatz schon wieder dunkel nach wuchs und seinen gelangweilten Ausdruck fühlte ich. Ich hatte jetzt auch keine Lust, irgendwelche geistlosen Gespräche zu führen.
Ich sollte mir so schnell es ging, eine neue Beschäftigung suchen – irgendwen mit dem ich mir die Zeit vertreiben konnte.
Plötzlich packte eine schwere Hand meine Schulter. Erschrocken fuhr ich herum, doch als ich Iwaizumi erkannte, atmete ich beruhigt durch. >>Hey, Kageya- Ich meine, eure Hoheit.<<
Ich verzog das Gesicht. >>Lass diese bescheuerten Anreden, Iwaizumi<<, meinte ich und machte eine wegwerfende Handbewegung. >>Was gibt's denn? Müsstest du nicht eigentlich meinem Vater hinterher watscheln?<< Ich nippte großzügig an meinem Glas.
Der Bodyguard schaute mich bei meinen Worten böse an.
>>'Tschuldige.<<
Er seufzte. >>Nicht mal entschuldigen tust du, wie es für einen Prinzen angemessen wäre.<<
Ich verdrehte bloß die Augen. >>Also?<<
Er holte einmal tief Luft. >>Toru ist froh, dass du unbeschadet wieder da bist.<<
Ich blickte ihn stumm und irritiert an.
>>Und auch wenn er es nicht gezeigt hat, hat er sich die ganze Zeit über Sorgen gemacht, dass dir was passiert.<<
>>Er hat mich an die Front geschickt, Iwaizumi. Wenn er sich wirklich Sorgen gemacht hätte, hätte er mich auch woanders stationieren können. Die Pflicht sieht nicht vor, dass ich zwangsläufig in eine Schießerei verwickelt werde<<, fauchte ich aufgebracht.
>>Er ist trotzdem erleichtert<<, versuchte Iwa, ihn ein weiteres Mal zu verteidigen.
>>Nein.<< Und damit ging ich zurück zu meinen Leuten.
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Und damit willkommen zu meiner neuen Fanfiction!
Ich habe viel vor in dieser Geschichte, es wird also vermutlich ein längeres Projekt.
Wie ihr schon gemerkt habt, spielt es quasi in einem anderen Universum. Dementsprechend gibt es unter den Charakteren familiäre Verbindungen, die im Orginal so nicht existieren. Generell habe ich mir etwas die Freiheit genommen, einige Dinge für diese Fanfiction zu verändern.
Ich hoffe dennoch, dass es euch gefallen hat!
Man liest sich im nächsten Kapitel!
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